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Der Kaiser

Preußen hat seit vielen Jahren von diesem Pfad gesprochen, als dem einzigen, den sein Geschick ihm weist. Sein Herrscher mit den Glacéhandschuhen, die er eine gewappnete Faust nennt, und den gut geschnittenen Kleidern, die er eine schimmernde Rüstung nennt, hat sich viel an diesen Reden geleistet, obwohl er in Wirklichkeit ein friedlicher mäßiger Mann ist, wie viele Leute, deren Einbildungskraft von Kriegsromantik erfüllt ist. Er hatte eine vererbte Liebhaberei, Soldaten zu spielen, und er war und ist ein unbefangener Vorstadtsnob, wie er natürlicherweise als Sohn der Engländerin sein mußte, und spricht über die Hohenzollern genau wie meines Vaters Volk in Dublin über die Shaws zu sprechen pflegte. Sein Bühnenschritt, bekannt durch den Kinematographen, ist das Entzücken romantischer Knaben und bekundet seine eigene knabenhafte Vorliebe für den Paradeschritt. Es ist entsetzlich zu denken, welche Macht Europa aus eigenem Snobismus in die Hände dieses Peter Pan gelegt hat. Aber so furchtbar die Folgen dieses verbrecherischen Leichtsinns gewesen sind, ich kann doch, von romantischem Wahn selbst keineswegs frei, gegen diesen Peter nicht unfreundlich fühlen, der immerhin über 26 Jahre den Frieden gehalten hat. Schließlich haben seine Reden und seine Soldatenspiele als Vorbereitung zu einem Welteroberungsspiel seine Nachbarn so erschreckt, daß sie sich gegen ihn verbündet haben, und dieses Bündnis hat ihn in einer Falle gefangen, wie sie seine Strategen für die Nachbarn stellen wollten. Wir gefallen uns darin, so zu tun, als hätte er nicht versucht, sich herauszuziehen und habe uns den Krieg aufgezwungen. Doch das ist nicht wahr. Als er die Gefahr erkannte, versuchte er es ehrlich genug, doch als er sah, daß es zwecklos war, schickte er sich in seine Lage und stürzte sich auf seine Feinde mit einem verblendeten Mut, der der Hohenzollern-Tradition nicht unwürdig war. Von den trügerischen Idealen seiner Klasse verblendet, war es das Beste was er tun konnte, denn es gibt immer noch einen Ausweg für einen tapferen und entschlossenen Krieger, selbst wenn er nicht eine Mauer, sondern die Russen im Rücken hat.

Darum müssen wir ihn besiegen und nicht ihn schmähen und moralische Posen einnehmen. Sein Sieg über die englische und französische Demokratie wäre der Sieg des Militarismus über die Zivilisation. Er würde buchstäblich den Menschen die Tore der Gnade verschließen. Überlassen wir es unseren Narren in Amt und Würde und Gouvernanten, dem Kaiser Strafreden zu halten und Turkos und Ghurkas auf ihn loszulassen; ein gefährlicher Präzedenzfall. Lassen wir Thomas Atkins, Patrick Murphy, Sandy Mc Alister und Pitou Dupont gegen ihn kämpfen unter den Führern die sie bekommen können, bis die Ehre wieder hergestellt ist. Einfach deshalb, weil, wenn St. Georg nicht den Drachen erschlägt, die Welt, wie einer meiner Freunde jüngst von Europa sagte, »no place for a gentleman« sein wird.


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