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Eine Friedensliga

Doch ich sehe im Westen keine unübersteigbaren Hindernisse für eine Friedensliga im weitesten Sinne. Dieser Krieg hat den Weg dazu geglättet, wenn ich dieses Wort gebrauchen darf, um einen Vorgang zu schildern, der mit so wenig Höflichkeit und so vielen Granaten ausgeführt wurde. Deutschland hat nun gelernt – und diese Lektion war scheinbar notwendig, so selbstverständlich es für ein vernünftig regiertes Volk gewesen wäre – daß, wenn es ans Stoßen und Schießen geht, Deutschland sofort alle Vorzüge seiner hohen Zivilisation einbüßt, denn Frankreich und England, kultiviert oder nicht, können ebenso gut oder noch besser stoßen und schießen, während mit Bezug auf Hauen und Stechen ihre halbwilden Turko- und Ghurka-Sklaven den preußischen Gardisten in Stücke hauen trotz der zweifellosen Überlegenheit Wagnerischer Musik. Und dann Frankreich. Es glaubt nicht im Traum, allein gegen Deutschland und England kämpfen zu können. Und England könnte gegen Frankreich und Deutschland nicht kämpfen ohne ein sinnlos halsbrechendes Opfer. Wir haben somit die notwendigen Vorbedingungen für eine Friedensliga zwischen den drei Staaten. Denn wenn einer davon den Frieden stört, können es ihm die andern beiden übel entgelten, unter welchen Umständen die Störung wahrscheinlich unterbleiben wird. Wenn der gegenwärtige Krieg mit der Wiedereroberung von Elsaß-Lothringen durch die Franzosen enden sollte, würde das eine solche Liga noch dauerhafter machen. Nicht als ob Frankreich durch einfache Eroberung irgendein Recht erwerben würde, eine dieser Provinzen gegen ihren Willen zu behalten (worüber eine Volksabstimmung Sicherheit geben würde), aber die Kriegsehren zwischen Frankreich und Deutschland wären dann ausgeglichen, indem Frankreich seinen Lorbeer wiedererrungen und Deutschland gelehrt hat, es zu achten, ohne doch den Rekord von Deutschlands Sieg 1870 auszulöschen. Und sollte der Krieg weiter zum politischen Wiederaufbau des Deutschen Reiches als einer demokratischen Gemeinschaft führen und dazu, daß das englische Volk die demokratische Kontrolle englischer Außenpolitik erkämpft, so würde das die Verbindung unendlich erleichtern und stärken und mit der öffentlichen Meinung Amerikas in Harmonie bringen, was für die Sicherheit und das Ansehen der Liga von Wichtigkeit ist.


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