Paul Schreckenbach
Die von Wintzingerode
Paul Schreckenbach

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IV. Kapitel.

Herr Barthold von Wintzingerode kehrte früher von seinem Ritte nach Heiligenstadt zurück, als er geglaubt hatte. Man hatte vor dem Rathaus noch einen Satteltrunk gehalten, dann waren die beiden Sachsen mit ihren Dienern abgeritten. Bei dem Roßkamm hatte der Ritter heute kein Glück, denn der Transport schwerer Pferde, von denen er einige erstehen wollte, war noch nicht eingetroffen. So hatte er denn bei dem wohlhabenden und ansehnlichen Manne zu Mittag gegessen, hatte dabei mit dem Händler, der durch seinen Beruf im ganzen Lande herumkam und allerlei Neues hörte, manches gewichtige Wort über die Zeitläufte geredet und hatte nun beizeiten sein Roß heimwärts gewendet. Er zog mit seiner Schar die längere, aber bequemere Straße, die über Beuren führte, denn über den Berg zu reiten war des hohen Schnees wegen untunlich. In tiefen Gedanken ritt er des Wegs dahin, ein Stück hinter ihm seine Knechte, die sich halblaut unterhielten und miteinander scherzten.

Plötzlich – man war eben unter der Burg Scharfenstein um eine Waldecke gebogen – verstummte das Gespräch. Barthold fuhr aus seinem Sinnen auf und griff unwillkürlich nach dem Schwerte. Vor ihm in einiger Entfernung hielt mitten auf dem Wege ein Reitertrupp, fast ebenso stark wie der seine, in gleicher Ausrüstung mit demselben Wappen im Fähnlein.

»Blitz und Hagel,« brummte Barthold überrascht, »das ist Bertram! Was mag der wollen?«

Ein einzelner Reiter löste sich von der Schar und trabte ihm entgegen. Es war ein stattlicher, ritterlicher Mann, dessen Antlitz eine offenbare Ähnlichkeit mit dem Bartholds zeigte, nur war er viel jünger. Aber im Gegensatz zu dessen lebendigem, ungestümem Wesen waren alle seine Bewegungen gemessen, fast langsam, und aus seinem bartlosen Gesichte blickten ein paar ungewöhnlich ruhige, ernsthafte Augen in die Welt.

»Ich grüße dich, Barthold«, sagte er. »Erlaube, daß ich dir ein Stück des Weges das Geleit gebe. Ich habe ernste Ursache, mit dir zu reden.«

Barthold blickte ihn verwundert von der Seite an. Er stand mit seinem Vetter auf so wenig freundschaftlichen Fuße, daß ihn dieses Ansinnen in Erstaunen setzte. Bei einem anderen hätte er eine Hinterlist vermutet, bei Bertram konnte er das nicht glauben. Denn der hätte lieber eine Hand verloren, als jemandem einen Hinterhalt gestellt, mit dem er in Frieden lebte. Als ein solcher Mann war er auf dem ganzen Eichsfelde bekannt.

»Es sei«, entgegnete er. »Die Knechte mögen uns in einiger Entfernung folgen.«

Er rief seinen Knechten einige Worte zu und trieb dann sein Pferd an. Bertram tat das gleiche. Als sie außer Hörweite ihrer Leute waren, ließen beide ihre Tiere in langsame Gangart zurückfallen.

»Ehe ich dir sage, was ich zu sagen habe, bitte ich dich, mich auf jeden Fall ruhig anzuhören«, begann der Jüngere. »Meine Worte sind dir vielleicht unlieb, aber ich spreche in guter Meinung. Versprichst du mir, mich auf alle Fälle im Frieden ziehen zu lassen?«

»Ja, ja«, rief Barthold ungeduldig. »Du siehst ja aus, als wolltest du eine Bußpredigt halten.«

»Zum wenigsten will ich Ernstes sagen. Gestern, Barthold, sind fünfzehn Jahre vergangen, seit deine Vormundschaft über mich zu Ende ging. Wir haben seit der Zeit selten ein gutes Wort miteinander geredet, uns viel miteinander gestritten, in Prozessen, in tätlicher Fehde sogar gelegen –«

»Deine Schuld und deines Bruders!« warf Barthold grollend dazwischen.

»Wir wollen den alten Streit nicht wieder anrühren«, fuhr Bertram ruhig fort. »Wir sind jetzt vertragen, das Alte soll begraben sein. Es war mir nie eine Freude, daß die Wintzingerode untereinander so feind waren. Waren wir einig, wie anders konnten wir dastehen! – Laß mich zu Ende reden«, rief er, als Barthold ihn unterbrechen wollte. »Als wir vor drei Jahren uns die Hände reichten und Urfehde schwuren, bei Gott, da war in mir aller Groll ausgelöscht. Und Hans, das weißt du ja, ist langsamen Geistes, er folgt mir in allem. Wir hatten Streit gehabt mit dir um Mein und Dein. Damals aber dachte ich so bei mir: Wenn mein Vater lebte, müßte ich ja auch warten auf mein Erbe. Und den Jahren nach könntest du gar wohl mein Vater sein. So wollt ich warten, bis mir das Lehn nach deinem Hintritt zufiel als deinem nächsten Schwertmagen, oder, wenn mir nicht, so doch meinen Kindern.«

»Da dachtest du töricht, denn ich habe einen Erben meines Blutes«, sagte Barthold rauh.

»Um darüber mit dir zu reden, eben deshalb suchte ich dich auf«, entgegnete Bertram. »Ich kann es kaum glauben, was mir Graf Volkmar selbst erzählt hat: du willst Klaus, den Sohn von Sophie Gelling, ins Lehn bringen?«

»Er ist ein Wintzingerode, so gut wie du und ich«, rief Barthold.

»Daran zweifelt niemand«, sagte Bertram. »Er ist ja dein Abbild. Aber ein Recht zur Lehnsfolge hat er nimmermehr.«

»Sophie Gelling war mein Weib vor Gott und vor den Menschen«, erwiderte Barthold kalt. »Sie ist in der Kapelle zu Immingerode mir angetraut durch Herrn Caspar Schmidt. Hans Westernhagen war unter den Zeugen. Der wird und muß es jedermann beschwören.«

»Dcs weiß ich«, antwortete Bertram. »Fern sei es von mir, deine Ehe anzuzweifeln. Aber sie war deine Leibeigene, die Meier von Immingerode sind immer unsere Knechte gewesen. Drum hat sie auch deine Mutter niemals für ihre rechte Tochter gehalten, deine Ehe war ihr ein Herzeleid und uns –« er brach ab, als er bemerkte, daß Bartholds Gesicht sich mit dunkler Röte bedeckte.

»Euch? Nun, sprich's nur aus, Euch war's eine Schmach!« brach er tiefgereizt los.

»Ich war damals ein Knabe«, entgegnete Bertram gelassen, »sie ist ja seit sechsundzwanzig Jahren tot. Laß sie in Frieden ruhn. Ich wollte sagen: Uns kann sie wohl als Schwägerin gelten, aber ihr Kind kann nimmer unser Lehnsverwandter sein.«

»Und warum sehen meine Töchter in Klaus ihren rechten Halbbruder? Warum sieht sich meine Hausfrau selber als mein zweites Weib an und erkennt in ihm meinen rechten Sohn?« fragte Barthold ingrimmig.

»Frau Käthe würde wohl auch anders denken, wenn sie Söhne hätte. Ihre Töchter kommen so wie so nicht ins Lehn«, versetzte Bertram. »Im übrigen, – ihre Ansicht in allen Ehren, hier aber handelt es sich um andere Dinge. Du bist ein Lehnsmann des Grafen von Hohnstein, und deine Ehe ist nur gültig, wenn der Lehnsherr den Konsens gegeben hat. Den hat dir Graf Ernst seinerzeit verweigert, und Graf Volkmar Wolf denkt nicht anders als sein Vater.«

»Dann wird sich zeigen, ob ich den Grafen nicht zu anderen Gedanken bekehren kann!« rief Barthold trotzig und schlug an sein Schwert. »Das Wölfchen weiß aus Erfahrung, daß er sich nur die Zähne ausbricht am Bodenstein, selbst wenn er in der Nacht geschlichen kommt. Du warst ja selber dabei, mein Herr Vetter, in der Palmsonntagsnacht vor fünf Jahren, als der saubere Graf ohne Absage mein Schloß überfiel. Haha! Ich lache jetzt noch, wenn ich daran denke, wie der Herr mit seinen Vasallen Fersengeld gab. Und damals war ich ungerüstet, jetzt bin ich wohl vorbereitet. Seit diesem tückischen Verrate kenne ich keine Pflicht mehr gegen den Hohnsteiner Grafen, ich sage ihm jede Lehnsfolge und allen Gehorsam auf.«

»Dann wird er dich dazu zwingen«, sagte Bertram nachdrücklich.

»Das werde ich abwarten«, antwortete Barthold stolz.

Eine Weile ritten sie schweigend nebeneinander her, dann begann Bertram von neuem: »Der Graf ist in Wahrheit ein kleiner Herr, und du hast ihm gezeigt, daß er dich nicht beugen kann. Denkst du nun, deshalb begibt er sich seiner Herrschaft und läßt dich schalten nach deinem Gefallen? Das glaube nicht. Graf Volkmar ist ein stolzer Mann, der jede Kränkung tief im Herzen fühlt. Es frißt an seinen Eingeweiden, daß ein Lehnsmann ihn so gedemütigt hat, und er wird alles tun und jeden Preis zahlen, um dich zu Boden zu werfen.«

»Da wird er wenig Glück haben«, sagte Barthold gleichmütig. »Wer soll ihm helfen? Will er den Sachsenkurfürsten gegen mich in Harnisch bringen? Der käme schon, denn August ist jedem Feind, der Johann Friedrichs Freund war. Aber Graf Volkmar weiß so gut wie ich, daß er dann Zeit seines Lebens betteln gehen müßte. Er könnte nur gleich die ganze Grafschaft für die Kriegskosten zum Pfände geben, denn August tut keinen Schuß umsonst. Mit dem Hessen ist's nicht anders, auch kommt der vor lauter Bedenken zu keinem Entschluß. Stolberg und Schwarzburg sind froh, wenn sie in Ruhe leben, Braunschweig ist mein Freund, wo kann also das Gräfchen Beistand finden?«

»Einen hast du vergessen«, erwiderte Bertram ernst. »Den Kurfürsten von Mainz.«

Barthold lachte. »Der Mainzer ist ein Pfaffe!«

»Aber ein sehr mächtiger und gefährlicher.«

»Der Graf ist streng lutherisch. Wie er auch sonst ist, das ist er. Wie könnte er einen katholischen Pfaffen um Hilfe anbetteln?«

»Du hältst das für unmöglich? So wisse, daß der Graf schon mit dem Erzbischof unterhandelt.«

Barthold zuckte spöttisch die Achseln. »Weibergewäsch! Von wem hast du die Schauermär?«

»Vom Grafen selbst.«

Barthold fuhr im Sattel empor und warf ihm einen funkelnden Blick zu. »Das lügst du!« rief er drohend.

»Du weißt, ich lüge nie«, entgegnete Bertram stolz. »Der Graf hat mit mir zu Lohra geredet. Er bekannte offen, deine Macht sei ihm über den Kopf gewachsen, er müsse sich nach Beistand gegen dich umtun. Den fände er bei keinem andern als bei dem Mainzer Herrn.«

»Und den Preis, den der Graf zahlen will?« fragte Barthold mit heiserer Stimme.

»Er will den Bodenstein von Mainz zu Lehn nehmen«, erwiderte Bertram gepreßt.

»Und das sagst du mir auf dein ritterliches Wort?«

»Bei meiner Ehre!«

Barthold saß einen Augenblick wie erstarrt. »Unmöglich wär's nicht!« stieß er dann zwischen den Zähnen hervor, und sein Antlitz färbte sich dunkelrot. Dann aber schoß ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf: Das war eine Falle, in der man ihn fangen wollte. Der Graf und sein Vetter, die hatten es zusammen ausgeklügelt, wie man ihn zum Nachgeben zwingen könne. Vielleicht auch war Bertram nur des Grafen unwissendes Werkzeug. Auf keinen Fall aber war die Drohung ernst zu nehmen. Wie war es denn auch nur denkbar, daß ein reichsunmittelbarer Graf sich zum Vasallen erniedrigte, um seinen Lehnsmann zum Gehorsam zu zwingen? Nun noch dazu sollte der evangelische Landesherr ein Gericht seines kleinen Gebietes unter die Oberherrschaft eines römischen Pfaffen stellen, eines Mannes, der von viel weniger edelm Blute war, als er selbst. Ja, wenn Erzbischof Daniel ein Hohenzollern wäre, wie sein Vorvorgänger Albrecht! Aber er war vom Geschlechte der Brendel vom Homburg, die allezeit nur kleine Lehnsträger gewesen waren. Für die Römischen wurde solch ein Mann zum Fürsten, wenn man ihm heiliges Öl auf den Scheitel goß, und wenn der Papst ihm gegen schweres Geld ein Stück geweihter Schafwolle schickte. Aber für einen Diener der reinen Lehre war das alles nur Teufelstrug. Wie konnte ein Hohnsteiner aus freien Stücken der Lehnsmann eines kleinen Pfaffen werden? Undenkbar! Der schlaue Graf wollte ihn nur durch diese Drohung schrecken. Für so dumm hielt er ihn also? Nun, er sollte sich gründlich verrechnet haben.

Bertram bemerkte mit Verwunderung, daß seines Vetters Mienen sich immer mehr entwölkten, und als Barthold nun gar in ein donnerndes Gelächter ausbrach, glaubte er einen Augenblick, der Bodensteiner sei plötzlich verrückt geworden.

»Mein guter Bertram!« schrie Barthold, noch immer sich vor Lachen schüttelnd. »Was seid Ihr für kluge Leute, du und der Graf! Mit Speck fängt man Mäuse, denkt Ihr! Mich fangt Ihr noch lange nicht!«

Bertram war so erstaunt und verblüfft, daß er ihm eine Weile, ohne ein Wort zu sagen, mit offenem Munde ins Gesicht starrte. Darauf war er nicht vorbereitet. Herrgott, war's möglich, sein Vetter glaubte ihm nicht und dachte, er wollte ihn durch eine plumpe List zum Nachgeben zwingen! Wie sollte er ihn nun vom Gegenteil überzeugen? Was sollte er tun, um diesem Hartkopf einleuchtend zu machen, daß nicht alle Menschen so starre Nacken hatten, wie er selbst, und daß es ganz wohl denkbar sei, einen Hohnsteiner als Mainzer Vasallen zu sehen? Barthold würde das nie glauben.

Ein bitterer Ärger stieg in Bertrams Seele empor. Er war in der redlichsten Absicht gekommen, hatte seinen Vetter warnen wollen vor dem Unwetter, das drohend über seinem Haupte schwebte. Das tat er, weil trotz aller Feindseligkeiten und Fehden zwischen ihm und Barthold die Zuneigung noch nicht verschwunden war, die er in seiner Kindheit gegen ihn im Herzen getragen hatte. Der Bodensteiner war sein Vormund gewesen, sein erster Lehrer im Waffenhandwerk, sein bewundertes Vorbild in allen ritterlichen Künsten – so etwas vergißt sich nicht so leicht. Nun war nach seiner festen Überzeugung Barthold drauf und dran, in sein helles Verderben zu rennen. Vor kurzem hatte er an seinen Lehnsherrn, den Grafen Volkmar Wolf, das tolle Ansinnen gestellt, seinen Sohn Klaus für lehnsberechtigt zu erklären. In dem Falle wolle er ihn wieder als seinen Lehnsherrn anerkennen und seine Klage wegen Landfriedensbruchs, die er gegen den Hohnsteiner beim Kaiserlichen Kammergerichte anhängig gemacht hatte, zurückziehen. Der tiefgereizte Graf hatte ihn keiner Antwort gewürdigt, hatte vielmehr sogleich Hans und Bertram von Wintzingerode zu sich entboten und ihnen eröffnet, was Barthold im Schilde führe, und daß er gegen ihn den Beistand des Mainzers anrufen müsse.

Was sollte aus diesem Handel werden? Für die Wintzingerode konnte auf keinen Fall etwas Gutes herauskommen. Blieb Barthold ohne Beistand anderer, so unterwarf ihn Mainz mit Gewalt, denn ein Kurfürst des Reiches war sicherlich mächtig genug, ein Schloß, und war es noch so fest, zu erobern. Dadurch wären freilich die Gebrüder gleich Herren auf Bodenstein gewesen, aber unter der Oberlehnsherrlichkeit von Mainz. Dann mußten sie vielleicht dulden, daß man ihre Bauern wieder katholisch machte, denn die verdächtigen Anzeichen mehrten sich, daß der Erzbischof und seine Jesuiten das Eichsfeld zum alten Glauben zurückführen wollten. Der Gedanke war Bertram furchtbar, denn er war fest davon überzeugt, daß man nur durch das reine Evangelium selig werden könne. Fand aber Barthold die Hilfe eines Fürsten, etwa eines der Braunschweiger Herzöge, so stand ein Krieg in Aussicht. Dann wurde er mit seinen Helfern ohne Zweifel in des Reiches Acht und Aberacht erklärt, und es konnte ihn leicht das Schicksal Wilhelms von Grumbach treffen, den vor sechs Jahren der Henker auf dem Marktplatze zu Gotha gevierteilt hatte. Und seine Burg und Herrschaft nahm dann der Sieger, der ihn niedergeworfen, als Pfand für die Kriegskosten in Besitz. Gott mochte wissen, ob dann jemals wieder ein Wintzingerode dort als Herr einziehen werde! – Das alles wollte er Barthold vorstellen, wollte ihn beschwören, wenn er nicht an sich selbst dächte, doch um des reinen Evangeliums willen sich seinem rechtmäßigen Lehnsherrn zu unterwerfen. Nun fand er keinen Glauben, wurde um seiner Warnung willen sogar verlacht, Barthold hielt ihn für einen Lügner oder für einen leichtgläubigen Betrogenen, und, was das Schlimmste war, er hatte kein Mittel, seinen Vetter vom Gegenteile zu überzeugen. Er konnte ihm nicht klarmachen, wie tödlich verwundet der Graf in seinem Herrenstolze war und wie er darauf brannte, den hochmütigen und frechen Vasallen zu demütigen. Barthold würde ihm nie Glauben schenken, er konnte es aus seiner Sinnesart heraus überhaupt nicht begreifen, daß der Graf einen solchen Plan gefaßt hatte.

Bertram war innerlich wütend, aber äußerlich bewahrte er seine Ruhe und sagte kalt: »Ich habe dich warnen wollen, du willst nicht hören. Vielleicht gelingt mir's noch, dir einen Beweis zu bringen für das, was ich dir sagte, um dir die Augen zu öffnen, ehe es zu spät ist. Für jetzt habe ich dir nichts mehr zu sagen, da du meinen Worten mißtraust. Gehab dich wohl!«

Er wandte sein Roß, rief seine Knechte zu sich und ritt von bannen. Barthold blickte ihm mit spöttischem Lächeln nach. Wer ihn fangen wollte, mußte es schlauer anfangen. Indessen – irgend etwas konnte ja daran wahr sein, etwa daß der Mainzer dem Hohnsteiner gegen gute Worte und schweres Geld ein paar Feldschlangen oder ein paar hundert Knechte überließ. Die fürchtete er nicht, und mehr konnte Graf Volkmar gar nicht bezahlen.

Aber wenn sein Sohn Klaus von Nordhausen zurückkam, was morgen oder übermorgen zu erwarten stand, dann wollte er ihn doch möglichst bald zu den Braunschweiger Herzögen schicken und sich Gewißheit holen, ob er in der Not auf ihren Beistand rechnen könne.


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