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10.

Im Schönbergerhofe packen die Zimmerleute ihr Werkzeug zusammen und richten sich zum Fortgehen. Der Stadel ist fix und fertig hergestellt, und mehr haben sie nicht zu tun. Der Alte redet wohl schon die ganze Woche herum vom Richten des Leibtumstübels, aber dazu haben sie vom Meister aus keinen Auftrag und keine Erlaubnis, und der junge Bauer hat ihnen heimlich gesagt, sie sollten sich auf keinen Fall auf des Alten Verlangen einlassen. Sie hätten jetzt keine Zeit; im Spätherbste könnten sie am Ende kommen, wenn sie alles gerichtet und gebaut, was ihnen schon vorher aufgetragen worden.

»Na, was ist's mit meinem Stübel?« fragt der Alte den Obergesellen mit rauer, unwirscher Rede. »Hat Euch der Bauer nichts gesagt davon?«

»O ja«, bestattet der. »Aber was hilft uns dem seine Red'. Der Schönberger ist nicht unser Meister. Wir haben keine Zeit.«

»So?« schreit er hell auf vor Ärger. »Keine Zeit habt Ihr? Wie lang' wollt Ihr denn mit der Klausen zu tun haben? In einem Tag' ist alles gerichtet.«

»Es geht derweil nicht, Ähnl«, widerredet der Obergesell. »Ihr macht Euch keinen Begriff, wie eilig wir es haben, und die Arbeit will überall mit der Hand verrichtet sein; wünschen gilt heutzutag' nichts mehr ... Ich werd' Euch was sagen: Im Spätherbst wird's müßiger um uns, und wenn sich der Meister nicht annehmen will um das bissel Flickarbeit, übernehm' ich es, wenn Euch bis dorthin nicht noch anders wird. Wenn ich noch einen mit habe, sind wir in zwei, drei Tagen fertig. Und sel verlaubt mir der Meister schon, wenn die müßige Zeit anbricht. Seid Ihr einverstanden damit?«

»Zum Teuxel, meinetwegen«, willigt der Alte nach einigem Sinnen ein. Was will einer tun, wenn es nicht anders geht? So bleibt er halt noch bis zum Spätherbst im Hofe, dann aber gibt er sich allein und ... tut gerade, wie es ihm sein Verstand rät.

Die Zimmerleute gehen fort, und da er ihnen so nachschaut, huscht ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf.

»Du ... du, Gaberl, geh' her!« ruft er nach. »Na, so geh' her, wenn ich schon ruf'!« nötigt er, als sich der Bub unschlüssig umsieht und keine rechten Anstalten macht, umzukehren. »Ich muss dir noch geschwind etwas sagen.«

Und auf dies hin geht der zurück. »Was denn?« fragt er etwas gedrückt.

»Seh'! Da hast ein kleines Trinkgeld«, sagt er und zieht zwei Papiergulden aus seinem Geldbeutel. »Ein Lehrbub wird noch nicht viel Taglohn haben, und du hast recht fleißig gearbeitet, wirklich recht fleißig. Das hast dir verdient, und das kannst brauchen.«

»Ich ... nehm' nichts«, weigert sich der Bub.

»Tschapperl!« tadelt der Alte. »Nimm nur! Ich gib dir die Sach', hörst, ich, dein Ähnl, von dem, mein' ich, kann man doch eine Kleinigkeit nehmen. Ist dir wie lang' ein Behelf.«

»Ich ... brauch' nichts«, stößt der Gaberl hastig heraus und wendet sich ab. Der hätt' sollen etwas hergeben, wie sie die Kuh aus dem Stalle haben führen müssen und wie ihn die Mutter gebeten, ihnen zu helfen. Nein, er braucht nichts.

»Gaberl!« mahnt der Alte geärgert. »Ich ... Willst mich wirklich ärgern?«

»Ich brauch' nichts«, brummt der zurück und rennt den andern nach.

So, der ... braucht nichts. Auch recht. Der nämliche Dickkopf wie die Alte. Aber wer nichts braucht, demselben soll eins auch nichts geben; ein ander Mal kann man sich daran erinnern.

Finsteren Geschaues geht er in die Stube und redet den ganzen Tag über keine zehn Worte mehr. Sein Ärger wider das unfolgsame Kind, die Mena, frischt sich wieder auf und dehnt sich auch auf die Kinder aus. Die sind aus dem nämlichen Holz wie die Alten, aber ... aber um seine Ruh' können ihn allsamt nicht bringen allsamt nicht.

Am Tische stehen der junge Lipp und der Jakoberl und stecken die Köpfe zusammen, und des Jakoberls Drossel schreit, als ob sie am Spieße steckte.

»Was treibt Ihr denn mit dem Vieh?« fährt er die Buben an.

»Der Lipp wird der Drossel die Zunge lösen, dass sie reden lernt«, gibt der Jakoberl zur Antwort. »Aber das dumme Vieh will sich nicht halten.«

»Werdet ihr ...!« schreit er auf. »Wart', ich helf Euch! So ein Tier martern!«

»Ich werd' es doch können«, erinnert der Lipp selbstbewusst. »Wir haben ja schon Zoologie studiert.«

»Meinetwegen den ... Plunder! Ruh' wirst geben!« gebietet er aufgeregt. »Das Vieh tust in seine Steige, und dass ich nichts mehr ...«

»Tu' sie her!« fordert der Jakoberl.

»Jetzt gerad' nicht, weil er meint, dass ich nichts kann«, trotzt der Lipp.

»Wie hast gesagt?« schreit er zornig auf. »Wie hast gesagt, Bürschel? Sagst mir das noch einmal? Weg damit! ... So, du magst nicht?« Und im nächsten Augenblicke liegt der Student schon auf der Stubenbühne. »Wart' ich werd' dir so eine Antwort geben«, greint er. »Du würdest mir der Rechte.«

Da kommt die Bäuerin in die Stube. »Was ist denn los?« fragt sie mit schier überschnappender Stimme und betrachtet den Buben, der sich vom Fußboden erhebt, blutrot ist im Gesichte, und sichtlich mit einem Weinen ringt.

»Ich lass mich nicht schlagen von dem«, schreit er. »Ich nicht. Unsere Professoren dürfen uns nicht einmal mit du anreden und ... und ...« Nun bricht aber das von maßlosem Zorne stammende Weinen doch los und verschlägt jede weitere Rede.

»Was hat's denn geben?« fragt die Bäuerin nochmals.

»Das Vieh hat er schinden wollen«, erklärt ihr der Alte. »Das braucht's nicht, und trutzige Widerreden lass ich mir von so einem Laustöter noch nicht gefallen.«

Ein paar Augenblicke steht sie mit halbgeöffnetem Munde da, und das Blut in ihren Adern rast nur so dahin; aber sie hat Überlegung und Selbstbeherrschung genug, sich zu bezwingen und den Alten nicht durch die oder jene Rede aus der Verfassung zu bringen, in die man ihn die letzten Tage her wieder mühsam gegängelt. Um des lieben Geldes willen muss sich eins mancherlei Zwang auferlegen. Aber heraus muss der Zorn, und so müssen der Jakoberl und sein Vogel den Ableiter machen.

»Das Rabenvieh räumst mir auf der Stell' aus dem Hause!« fährt sie den Jakoberl an. »Auf der Stell', sag' ich«, bekräftigt sie.

»Der tut ja niemanden was«, verteidigt der Bub seinen Schützling und seinen Besitz.

»Gehst damit?«

»Lass ihn nur in der Steige!« besiegelt der Alte, als der Bub unschlüssig und zaudernd die Hand zum Türlein führen will. »Den Vogel hab' ich gefunden. Möcht' schon sehen, wer ... Wenn ich ins Leibtumstübel zieh', tust ihn zu mir.«

So? Das ist in aller Form eine Aufreizung wider ihre Botmäßigkeit, und das Leibtumstübel hat er noch allweil nicht aus dem Kopfe ... Sie tut ein paar leere Luftschnapper und hastet dann hinaus, ihrem Ärger draußen Luft zu machen.

Von der Fährte ab redet aber der Student kein Wort mehr mit dem Ähnl, und der tut auch, als wäre der ein bissel übergeschnappte und hochgeistige Bub für ihn gar nicht vorhanden.

Als die Zeit kommt, wo sich die Schwalben sammeln zur Abreise und wo die Studenten den Studierstädten zufahren, packt man auch im Schönbergerhofe des Lippen Koffer, und als es zur Abfahrt gerät und der Alte verschiedene Winke und Anspielungen beharrlich überhört, geht ihn der Bauer geradewegs an um eine Beihilfe für den Buben.

»Na, Vater, gebt Ihr diesmal dem Lippen kein Reisegeld mit?« fragt er.

»N ... nein«, macht es der, sagt aber sonst kein Wort.

»Z'wegen was denn nachher nicht?«

»Weil ich halt nicht mag ... So einer kriegt keinen roten Heller mehr von mir«, poltert er dann heraus. »Solang ich leb', nimmer. Und wer weiß, ob nachher viel bleibt für ihn.«

Die Bäuerin wirft dem alten Lipp einen raschen Blick zu, sagt aber derweil nicht so und nicht so. Erst als er mit dem leeren Gefährte heimkommt, zieht sie ihn beiseite und redet erregt auf ihn ein.

»Hast dich an der Red' auskennt?« fragt sie langsam und mit seltsam zitternder Stimme.

»Ja schon«, nickt er. »Leiden kann er den Buben nimmer, und deswegen gibt er ihm nichts mehr ... Ist frei eine zuwidere Sach. Alleweil kostet er mehr, und wenn wir das ganz aushalten sollten ...«

»Sonst hast dir nichts herausklauben können?«

»Sonst nichts.«

»Du bist halt der Lipp und bleibst es«, spöttelt sie. »Wer weiß, ob viel bleibt für ihn? Kennst dich denn noch nicht aus? So eine Red' kann eins nehmen, wie es mag. Am End' hat er doch noch allerhand im Sinn.«

»Ah!« beruhigt er. »An sel denk' ich nimmer.«

»Na, wart' nur! Aber nachher soll mich ... einer verstehen. Die besten Zeiten sind gewesen.« ...

Des anderen Tages um halben Vormittag herum beginnt das Glöcklein im Dachtürmchen des Zacherlhofes zu wimmern, und jeder, der es hört, schlägt ein Kreuz und sagt still vor sich hin: »Der Herr gib ihm die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihm!« Um halben Vormittag kann man nur ausläuten, sei es dem oder jenem. Wer etwan an das Ziel seines Pilgerpfades gelangt und zur Ruhe eingegangen? Ein Kind, das des Weges noch gar nicht einmal gewahr geworden und sich nur vorläufig auf blühendem Blumenbeete herumgetummelt, ein Halbschüssiges, das unter lauter Rosengeheck zu wandeln vermeint, eines, das noch überall an hundert Ketten zu hängen gewähnt, das ein trostloses Ehegemahl und ein paar armselige, hilflose Waisen zurückgelassen oder eins, das schon sehnsüchtig nach dem Marksteine des harten, steinigen Pfades gelugt und die Rast ersehnt? Wer weiß? Wie ein Raubvogel unter die Vogelschar stößt und den erstbesten, der ihm unterkommt, ertappt und mit sich fort nimmt, so kommt der Tod in eine Gemeine und rafft weg, wen er gerade erfängt, oft einen, an den niemand dächte.

Aber gen Mittag verbreitet sich die Kunde schon über die zerstreut umherliegenden Gehöfte: den alten Kalmann hat's für diesmal troffen.

So, den! Na, da hat der Herrgott wieder einmal das Beste getan. Wenn der Mensch so lange Zeit hätte dahinsiechen und dahinkranken müssen? Was hätte er ausgestanden, und was hätten die Leut' für ein Kreuz gehabt mit ihm, die ihm Wart und Pflege hätte angedeihen lassen wollen um Gottes willen?«

So ist's gewesen, wie wenn der Luftzug ein Licht auslöscht. Beim Rosenbauer hat er noch in der Früh geschrieben, was eben gerade für die Gemeine zu schreiben gewesen, und auf einmal hat er ein paar hastige Schnapper getan und ist gleich darauf über den Stuhl hinuntergesunken auf die Stubenbühne. Der beste Tod für ihn.

Gegen Abend zieht der alte Schönberger seine Stiefel an und richtet sich zum Fortgehen.

»Wollt Ihr leicht aufs Aufbleiben (Totenwacht) gehen?« fragt der Lipp neugierig.

»Ja. Eins oder das andere soll gehen, und ich bin soweit allweil recht gut gewesen mit ihm, bis ...« Weiter sagt er nichts mehr. Was geht es jemand anderen an, dass er den Alten nicht mehr so gut leiden gemocht, als er sich so viel beim Geldweber ... beim Notweber drüben aufgehalten?

»Wir schicken eins von den Ehehalten«, schlägt der Lipp vor. »Ich ... hab' den Sakra nicht recht vertragen können. Er hat mir einmal bös' zugeredet.«

»So sagt man ja zu einem Toten!« tadelt der Alte ärgerlich. »Eine Mode reißt jetzt ein im Schönbergerhofe, eine ... wirklich recht schöne. Ich geh', und der Jakoberl kann mitgehen«, stößt er nachher trotzig heraus, und dabei bleibt es.

Nach der Nachtsuppe stapfen sie all zwei über das Gehänge hinunter, auf das sich mählig die lauschige Frühherbstnacht herniederzusenken beginnt. Leise zirpen die Grillen auf Wies' und Rain, von den jenseitigen Gehängen hallt vereinzeltes Schellengebimmel, und ein stimmloser Bub singt sich ein Liedel, derweil er, statt die wohlverdiente Ruhe aufsuchen zu dürfen, noch die Ochsen hüten muss, die tagsüber im Zuge gestanden. Ist Menschenschinderei, dasselbe; so ein Bub braucht auch Schlaf und Ruhe.

Als sie in den Rosenhof kommen, sitzen erst ein paar Nachbarn um den Tisch herum und unterhalten sich halblaut miteinander.

»Der Herrgott hat ihn gern gehabt«, meint der Ster-Bockel. »Ohne Wehtum und Krankenlager hat er ihn zu sich genommen, und es ist am besten für ihn.«

»Wir werden ihn aber ahnden (vermissen)«, sagt des Lercheckers Inmann darauf. »Wie es bis jetzt gewesen ist, haben sich unsere Kinder nicht so arg klagen können. Über den Winter hat er Schul' gehalten mit ihnen, und manchmal im Sommer auch, und gelernt hat ein jedes, so viel es braucht. Von jetzt ab werden sie müssen nach Steinbrunn gehen.«

»Sel geht nicht allemal«, widerredet der Zäuner. »Von manchem Haus ist über eine Stund' Weges, und sel ermacht ein Kind nicht bei gutem Wetter, geschweige denn erst bei schlechtem. Wird sich halt ein anderer darum annehmen müssen.«

»Wer denn?«

»Oder sie müssen uns ein Schulhaus herstellen in die Gemeine ...«

»Der Schreiber ist uns auch verstorben an ihm«, erinnert der Schober.

»Für sel ist schon vorgesorgt«, tröstet der Rosenbauer. »Einen Schreiber haben wir so weit schon wieder; des ... des Christophen Bub ist studiert und hat eine schöne Schrift, der ist wie bestellt dazu.«

»Da kommt die Sach' schon in die richtigen Händ'«, spöttelt der Isidori, der im Eck oben lehnt und den ernsten Reden nur widerwillig zuhorcht. »Da kann sich jeder die Zeitung ersparen, denn ...«

Da fährt der alte Schönberger mit einem Male auf und schlägt mit der Faust auf den Tisch. »Du ... du ... Siebengescheiter!« stößt er stockend und erregt aus. »Hörst, dich geht die Sach' einmal gar nichts an. Dich hat niemand gerufen, und wenn dir was nicht recht ist, nachher ziehst wieder hinüber in deine Heimatsgemeine.«

Jeder schaut verwundert, wie sich der alte, sonst so ruhig Mann mit einem Male ereifert und erbittert, und dem Isidori kommt's vor, als wäre er unter den Wassersturz einer Radstube gekommen. Daran hätt' er nie denkt, dass sich der um diese Leut' annnähme, wo sie doch fuchsteufelswild sind miteinander.

»Reden darf ein jeder«, sucht er sich zu wenden, aber der Alte lässt ihm keine Zeit dazu.

»Kurz bist mir still!« schreit er ihn an. »Dich hab' ich mir schon herausgesucht aus deinen Schnacksen und Hanswursteleien. Ein Spottmaul bist, wo man eins hinbraucht, und ... und ... Ich mag dir weiter nicht mehr sagen.« Er wendet sich von ihm ab und fragt den Zäuner, ob er den Hafer schon eingeheimset. Und die Frage bringt ein Gespräch über den Ausfall der Heu- und Getreideernte, über Viehpreise und sonstige wirtschaftliche Angelegenheiten in Fluss.

Nach einer Weile kommen der Christoph und der Kronwitterne daher, und der Rosenbauer fängt gleich wieder zu unterhandeln an von wegen der Gemeindeschreiberei.

Für den Buben ist's gerad' zuwider«, rät der Schober. »Jetzt hat er die Zimmerei angefangen, und zum Aufhören ist auch nicht recht ...«

»Da ist's nicht zum Aufhören«, bestätigt der Christoph diese Meinung.

»Und von der Schreiberei allein kann keiner leben.«

»Zwei, drei Tag' in der Wochen, wenn er ausreißen kunnt'«, fordert der Rosenbauer. »Oftmals wird's da nicht viel Arbeit geben.«

»Weißt was? Er nimmt die Sach'«, verspricht der Christoph. »Den Winter über hat er eh' alle Tag' Zeit, und im Sommer kommt er auch alle Sonn- und Feiertag' heim. Vielleicht lässt ihn der Meister auch noch alle Wochen einen Tag aus; aber wenn unter dieser Zeit was vorkäm', sel müsst' ich halt schreiben. Ein bissel was bring' ich auch zusammen.«

Dem Isidori reißt es schon den Mund zu einer Witz- und Spottrede, aber er entsinnt sich beizeiten, wie ihm der Alte vorhin über die Schnauze gefahren, und er verdrückt die Rede.

»Mit dem bin ich einverstanden«, entscheidet der Rosenbauer, und gleich darauf klatschen der beiden Hände ineinander zum Zeichen, dass der Handel bindend abgeschlossen nach alter, gut deutscher Weise.

Als sie gegen Mitternacht die üblichen Gebete verrichtet und auseinander gehen, jeder seinem Herde und seiner Ruhe zu, betet der Christoph noch eigens ein Vaterunser für den alten Mann, der des Rosenbauern Augenmerk beizeiten auf den Bub gerichtet und ihnen eine nicht zu verachtende Einnahme verschafft ... Es ist allemal wieder etwas, das den Himmel hält, wenn er auch manchmal schon gerad' einfallen will. Jetzt kann am End' auch bald wieder eine Kuh in den Stall kommen. Und seine Gedanken hasten in der ihm eigenen Weise wieder dahin, schmieden Plan um Plan und bauen Luftschloss um Luftschloss, und er wähnt sich von lauter Zufriedenheit und Glück umgeben.

Ist auch manchmal gut, wenn sich einer in sotaner Weise über die Widrigkeiten der Gegenwart hinwegzutäuschen vermag für ein Zeitlein und ein paar lichte Sonnenstrahlen hineinblinken lassen kann in das Düster des notigen Tages; besser, als wenn einer die Trübe um sich her noch trüber malte und jedem Sonnenblinken sorgsam Tür und Fenster verschlösse.


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