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An einen Freund

Sei mir gegrüßt aus tiefbewegter Seele,
O Freund, den mir der Himmel zugesandt,
Du Mann voll Schöpfungskraft und sonder Hehle,
Den ohne Prüfung längst ich schon erkannt.

Dich lieben alle, und von allen Zungen
Erschallt dein Lob, entfernt von Hinterhalt.
Du hast mein ganzes Herz mir abgerungen
Und fesselst mich mit freundlicher Gewalt.

Denn still ist dein Gemüt, die reinste Milde,
Geläutert an der Musensonne Glut,
Umstrahlt dich, und mit breitem starkem Schilde
Bekämpft Vernunft der Leidenschaften Wut.

Es schaut dein Blick so frei ins offne Leben
Und sondert Wahrheit schnell von Schein und Trug,
Und festes Wollen, selbstbewußtes Streben,
Sie zügeln deiner Flügel Ätherflug.

Die goldne Leier ward dir eingehändigt
Von Götterhand, zu klingen Harmonie,
Auf daß gemeines Sein, durch Kunst gebändigt,
Sich reinige im Glanz der Poesie.

O, Wonne ist's, mit spröden Stoffen ringen
Und zuzusehn der Seelenkräfte Krieg;
Der Dichter weiß die Streiter zu bezwingen,
Und göttlich krönt den Seligen der Sieg.

Der Sprache Schmelz, der Bilder frische Neuheit,
Bezaubern unverhofft des Lauschers Ohr,
Natur und Liebe, Heldenruhm und Freiheit
Vereinen sich zum vollen Jubelchor.

So greife denn die hohen, tiefen Saiten,
Wie dich bewegt des Augenblickes Drang,
Es trage dich durch alle Himmelsweiten
Auf Flügeln hochbegeisterter Gesang.

In mir hat auch ein Glutenmeer gegoren,
Bis einst gewaltsam schlug die Flamme los;
Zur Sängerfahne hab auch ich geschworen,
Und sagen will auch ich, was zart und groß.

So seien Blumen wechselweis erwidert,
Erblüht auf reicher Dichtung Frühlingsplan,
Durch Treue froh, zu gleichem Ziel verbrüdert,
Verfolgen wir des Pindus steile Bahn.


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