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Mondnacht

Zur Lüge ward die dunkle Nacht,
Es strahlt der Mond in gold'ner Pracht,
Er ist des kurzen Schlummers Hüter,
Den sich noch gönnen die Gemüter.

Die Welt durchrast der Zeiten Sturm,
Die Hütte steht, es schwankt der Turm;
Das ist ein Kämpfen, ist ein Morden,
Seitdem die Völker Mode worden!

Vergangenheit sank in die Gruft;
Atome zittern durch die Luft
Von neuen Welten, ungeboren
Und nie geahnt von blöden Toren.

Wo wäre wohl die Stirn von Erz
Und wo das marmorkalte Herz,
Das so umstürmt nicht rascher schlüge,
Nicht seinen Gott um Lösung früge!

Du Freiheit bist der Zauberspruch,
Der uns gebannt des Dunkels Fluch,
Darunter knirschend wir erlagen,
Du Morgenhauch von schönen Tagen!

Und jubelnd grüßt dich Alt und Jung
In seliger Verbrüderung;
Gefallen sind die schwarzen Schranken,
Die Herzen trennten und Gedanken.

Der Bettler hebt den Kummerblick
Empor zum neuerschaff'nen Glück;
Er schaut verjüngt die schöne Erde
Und fühlt, daß er noch glücklich werde.

Der Mächt'ge birgt der Hoheit Kleid,
Verscheucht entfliehen Groll und Neid,
Und Gleichheit heißt der edle Ringer,
Der sie erschlug im Sklavenzwinger.

Du Mond am weitgespannten Zelt,
Beleuchtend eine halbe Welt,
Schau nieder, wie die fernsten Grenzen
Des Geistes Strahlen überglänzen.

Das Äthermeer, des Opfers Rauch,
Die Menschenbrust durchweht dein Hauch.
O Freiheit, laß zu deinen Füßen
Mich deinen Sternenmantel küssen!


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