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Auf die Reise

Die Tugend übe unter Schweigen,
Des Bruders Fehler hüll in Nacht;
Du sollst dein glühend Herz nicht zeigen,
Weil es die schnöde Welt verlacht.

Das Wort des Hasses sei vergessen,
Und von der Liebe Hauch verweht;
Es sei dein Wohltun unermessen,
Wie sehr verkannt, wie oft verschmäht.

Dein Vorbild sei die ew'ge Sonne,
Die ohne Wahl die Welt bescheint,
Der Burgen Zinnen wie die Tonne,
In der das Kind des Bettlers weint.

Bedecke mit des Mitleids Mantel
Den Undank, der dein Herz verkennt,
Ob, wie vom Stiche der Tarantel,
Die Wunde auch im Busen brennt.

Verliere nie der Hoffnung Schimmer,
Ob sie dich tausendmal betrog;
An Menschenwert verzage nimmer,
Wie oft auch Schein dir Wahrheit log.

So magst du kühn den Strom durchschwimmen,
Wie Woge sich an Woge staut,
Und zu der Menschheit Gipfel klimmen,
Wo man das Leben überschaut.

Dort segne noch mit Glutentzücken
Das liebevoll umschlossne Tal,
Dann mag ein Gott den Geist entrücken
Im letzten Abendsonnenstrahl.


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