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Mittagsglühen

Die Sonne ruht
Mit hellster Glut
Auf Fluren, Wäldern und Hainen,
Kein Wölkchen mag sie beweinen.

Der Schattenquell
Netzt frisch und hell
Wohl manche dürstende Pflanze,
Doch Tausende schmachten im Glanze.

O Sonnenglut!
Du kochst das Blut
Der Kirsche wohl und der Rebe,
Du glühst, daß die Ähre sich hebe.

Dem einen Rot,
Dem andern Tod
Bringt wahllos die blendende Scheibe,
Daß Frucht nach dem Blühen verbleibe.

Des Lebens Bild
Strahlt ernst und mild
Aus der Sonne befruchtendem Walten,
Beleuchtend der Sterblichen Schalten.

Des Strebens Frucht
Vergebens sucht
Der Mensch vor den Wettern zu schützen,
Vor des Mittags versengenden Blitzen.

Des Lenzes Sold
Ist Blümlein hold,
Nicht Habsucht und brechende Speicher!
Wer ist als der Frühling wohl reicher?

Der Freunde Gruß,
Der Weisheit Kuß,
Des Daseins köstliche Güter
Sind sich selber Schirmer und Hüter.

Drum Sonne, glüh'
Nur spät und früh
Auf des Lebens sonnige Matten!
Sieh', die Glücklichsten wandeln im Schatten!


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