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Frau Strobel bestimmte, daß Ejgil nicht konfirmiert zu werden brauchte. Die Taufe reichte aus für die Bestätigung der Glaubensgemeinschaft. Außerdem war Theodor ja vor anderthalb Jahren konfirmiert worden, und das mußte genügen! – Sie betrachtete Ejgils schon halb erwachsene Züge mit Zärtlichkeit und mütterlicher Fürsorge. Sie hatte die Mütze bei seiner Taufe gehalten. Sie fühlte sich als die gute Fee, die neben seiner Wiege gestanden, und schon jetzt hatte sie angefangen, gewisse Pläne für seine Zukunft zu schmieden; sie war geheimen Dingen auf der Spur, die sie allein ahnte, einem Geschenk des Glücks, dem großen Los für diesen armen, elternlosen Knaben!

Theodor und sie neckten sich gegenseitig in schlagfertiger Verliebtheit. Sie war in die Küche gekommen, um sich von Kirsten eine Flasche englischen Porter geben zu lassen. Ejgil saß auf der Kochkiste. Theodor ließ sich gerade von Kirsten die neuen Stiefel putzen. Sie zog an seinem Fuß, um besser anfassen zu können, und wichste aus allen Kräften, wobei sie sein Schienbein mit der Bürstenkante zu treffen versuchte. Sie haßte und verachtete den Bruder: Was wußte er vom Kloster auf dem St. Bernhard, von Baron von Tottenberg oder Andreas in ihrer Gletscherspalte – oder von Ninon de Lenclos, die alle Ritter Frankreichs geliebt hatten, bis sie über achtzig war!

»Na, du Rotznase!« grunzte Theodor ärgerlich. »Sieh dich vor, du Schaf!«

Frau Strobel, in Überzeug mit auf der Brust offener Jacke, blickte von ihrem Porter auf und sagte mit mildem Vorwurf: »Sprich ordentlich zu deiner Schwester, Theodor, wenn sie so nett ist und dir deine Stiefel putzt!«

»Sei nur still, Mutter«, sagte Theodor gemütlich. »Einen Gentleman erkennt man an den blanken Stiefeln, und du willst ja stolz auf deinen Jungen sein, das sagst du doch selbst! Was? Daß die anderen Mädchen mich mögen –! Denn du bist doch wohl nicht eifersüchtig und willst meine Chancen verringern, wenn ich mit meiner Braut in den Zirkus gehe?«

Die Mutter schlug mit dem Handschuh nach ihm.

»Du hast dir einen schrecklichen Jargon angewöhnt, Theodor!« Sie sah ihn begeistert an. Wie gut er aussah, mit schnurgeradem Scheitel, schon einem richtigen kleinen Schnurrbart und dabei doch den roten Apfelbacken wie zu der Zeit, als er noch ihr Schoßkindchen war!

Gerührt wandte sie sich zu Ejgil um und küßte ihn auf die Stirn, ihr schien selbst, daß sie auch diesen mutterlosen Knaben innig liebte. Wie hübsch er in ihrem Hause geworden war mit vergißmeinnichtblauen Augen und namentlich dem reizenden Mund. Aber jetzt sollte dem armen Kinde auch das große Glück widerfahren, wenn sie nur bald die Papiere bekam, denen sie auf der Spur war, und das sollte schon gehen – dessen war sie sicher! – Die Sache war bei ihr in allerbesten Händen!

Erst kürzlich hatte sie Ejgil zudem durch Kammerjunker Sanders Abendstunden als Aushilfsschreiber in der Gerichtsschreiberei verschafft. Und war das etwa nicht glatt gegangen? Aber Spott und Schande war es, daß Ejgil die besten Abendstunden in dem muffigen Bureau bei den fuchsschwänzelnden, widerlichen Schreibern sitzen sollte, wenn er sich auch sein Taschengeld verdiente und sogar noch ein wenig zu der knappen Pension gab, die Sanders sich nicht schämte, für den Knaben zu bezahlen – nur weil er jeden Monat von seinem bißchen Gage Summen an Veronikachen und ihren lumpigen Maler in Italien schicken mußte! Es war hart für Ejgil, daß er sich für das saubere Pärchen abrackern mußte – denn in Wirklichkeit nährten die sich ja gewissermaßen vom Schweiß des Knaben! Aber jetzt sollte das Glück auch bald für den armen Kleinen kommen und das große Geheimnis seiner Geburt klar zutage liegen, ehe es zu spät war.

Sie streichelte Kirsten die Wange. Sie hatte längst gesehen, daß sie und Ejgil sich gern hatten. Sie vergaß auch nicht, dem Hund Christian ein Pfefferminzplätzchen zu geben, das sie von den dreien nahm, die sie stets im Munde hatte, um dem Rauch der Mignonzigarren einen pikanten Geschmack zu verleihen. Damit ging sie zur Droschke hinunter, die auf sie wartete, um den Gerichtsvollzieher zur Pfändung eines Klienten wegen der Alimente für eine Dame abzuholen. Sie hatte die erbitterte Mutter und den zarten kleinen Knaben im Wagen mitgenommen, sowohl um den unehelichen Vater an die Folgen seiner Handlungsweise zu mahnen, wie als Warnung für das ganze Pensionat, mit dessen Wirtin der Vater des Kindes verlobt war.

Die Hilfsexpedition für Baron Tottenberg und Andreas Hofer ging heute programmäßig vonstatten. Der Baron befand sich immer noch in der Gletscherspalte und litt mehr Hunger und Durst als je. Auch Andreas Hofer litt Not. Kirsten schickte ihm in Christians Korb ein Stück Kranzkuchen mit den besten Grüßen. Der andere, nach der Ambulanz ausgeschickte Hund, schrieb der Mönch, sei noch nicht zurückgekehrt, aber die Wege in den Alpen wären glatt, und es könnte noch gut eine Weile dauern.

Ejgil traf Onkel Strobel in den Kissen ausgestreckt, nicht wie sonst sitzend an.

»Ich bin ein bißchen müde«, sagte Onkel Strobel. »Da bin ich heute nicht aufgestanden!« Er schien einige Bemerkungen hinzufügen zu wollen, konnte aber nicht. Er lag lange still und bedachte sich, der Blick wurde traurig. »Ich weiß gut, wie es heißt,« sagte er, »aber ich kann es nicht sagen.«

Kurz darauf war er wieder frisch und grinste vergnügt, als der Alpenhund Christian mit seinem Korb vom St.-Bernhard-Kloster kam.

Er schraubte den Pfropfen von der Feldflasche und schmatzte:

»Prost, Andreas!«

Ejgil breitete den Inhalt des Korbes auf dem Oberbett aus. Da gab es geräucherten Lachs und eine kleine Schale mit aufgewärmtem Mockturtle-Ragout nebst gebratener Lammleber (kalt).

Onkel Strobel stocherte im Esten herum: »Das ist ja Lachs, nicht wahr? Ist der auch oben in den Alpen gefangen?« Er dachte ein wenig nach. »Der Rhein entspringt auf dem St. Gotthard!« sagte er triumphierend, »und der Lachs lebt im Rhein. – Ich bin gar nicht so schlecht in Geographie, hörst du?«

Ejgil hatte eine Menge Dinge bringen müssen, die der Onkel verlangt hatte, und die waren nun am Fußende des Bettes aufgespeichert zur großen Unbequemlichkeit für Christian, der knurrte, wenn Ejgil Platz für einen Gegenstand brauchte, ob es nun ein alter Stiefel oder eine leere Tabaksdose war, um die Onkel Strobel gebeten hatte.

»Ich habe daran gedacht, ein Engros-Geschäft in allen Branchen zu eröffnen«, sagte Strobel. »Das ist meine neue große Idee. In allen Branchen, stehst du, vom Elefantenmännchen bis zu Kanarienvogelsamen. Stores in amerikanischem Stil! Ich brauche ein Betriebskapital von siebenhundert Millionen, und fünf davon kann ich bei Vanderbilt kriegen.«

Plötzlich schien er seinen Plan vergessen zu haben. Er sah böse auf sein Lager: »Nimm den Mist weg, Christian hat keinen Platz, das ist Unrecht gegen das Tier!«

»Gib die Sechsundsechzig-Karten«, sagte er darauf. »Wir spielen um fünfundzwanzig Öre, mehr hab' ich nicht. Vanderbilt hat den Weizen gefixt und mir eine halbe Million Dollar abgezapft, jetzt hab' ich nur noch eine halbe übrig. Und das ist auch Tantes Schuld, mein Junge. Sie könnte besser auf die Moneten achten. Spiel aus, zum Donnerwetter!« Er hieb wütend das Herz-Aß auf den Rohrstuhl. »Und nun melde ich: Mariage in Pik!«

Er war jetzt ganz klar im Kopfe, betrog mit großer Fertigkeit, bekannte nicht Farbe, wenn er konnte, und grinste, wenn er auf frischer Tat ertappt wurde.

»Der verteufelte Doktor!« sagte er. »Er war heute hier und schlug mich mit dem Kontorlineal übers Knie, um zu sehen, ob ich zappelte!

Das sind die Patellarreflexe«, sagte Onkel Strobel sachverständig. »Aber der Doktor kriegt nur nicht zu wissen, daß ich gut herumspazieren kann, wenn ich Lust dazu habe: So blöd bin ich nicht, daß ich ihm das erzählte! Oder meiner Frau. Haha! Das ist mein und dein Geheimnis, Theodor!« sagte er scharf zu Ejgil. »Behüte es gut, Theodor!« Seine Augen wurden starr, die Pupillen schienen ungleich groß zu sein. »Oder du bist ein sicherer Todeskandidat!

Ich hab' ein neues Thermometer bekommen, um mein Fieber zu messen!« sagte er stolz. »Es ist aus Elfenbein mit Diamantspitze und zeigt tausendunddreißig Grad. Ich habe das höchste Fieber von der Welt!« –

Als Ejgil am nächsten Tage kam, war der Onkel vortrefflicher Laune, sein Blick leuchtete vor Pfiffigkeit, und er lag da, als genösse er die Situation mit innigem Vergnügen.

»Ich bin aufgewesen!« sagte er, »und habe eine Runde durchs Eßzimmer gemacht!« – (Es war auch ganz richtig unter Ejgils Aufzeichnungen auf dem Fensterbrett herumgerudert.)

»Ich führe sie doch an!« sagte Onkel Strobel.

Er lag da und sah Ejgil mit normalen hellblauen und freundlichen Augen an.

»Was willst du eigentlich werden, wenn du groß bist, Ejgil?«

Es gab dem Knaben einen Ruck. Die Frage war ihm äußerst unangenehm.

»Nichts«, antwortete er ausweichend.

Der Onkel schlug klatschend mit der Hand auf das Deckbett, daß Christian auffuhr und knurrte.

»Bravo!« sagte Onkel Strobel. »Das hab' ich gern! Das ist eine gute Ansicht für einen Jungen. Und um das zu entdecken, hab' ich selbst über fünfzig Jahre gebraucht!«

Er stützte sich auf den Ellbogen:

»Die Frau ist es, die will, daß wir etwas sind. Denk daran! Sie verleitet uns dazu! Das ist der Fluch Adams!« Er legte sich zurück, und seine Miene wurde allweise und majestätisch:

»Das sind die Mädchen«, sagte er. »Die locken die jungen Männer aufs Glatteis. Mach' dein Examen, sagen sie, sonst wird nichts draus! – Und wenn es auch nur das juristische Examen für Nichtstudierte ist und nicht das feine mit römischem Recht: Erst Examen, und dann deine Bestallung als Rechtsanwalt! Und dann erst Hochzeit! Und keine dummen Streiche vor der Hochzeit, Freundchen! – So war es schon zu Adams Zeit: Pflück' mir erst den Apfel, dann kriegst du selbst einen Bissen ab. – Und dann hinaus und Kartoffeln buddeln den Rest des Tages!

Aber ich hab' sie angeführt«, sagte Onkel Strobel und streckte sich in dem Laken aus.

»Siehst du, mein Junge,« predigte er, »das ist eine vom Weibe erfundene Lüge, daß der Mann erschaffen sei, um zu arbeiten. Er ist erschaffen, um sich auszuruhen, das ist die Wahrheit. Er ist vom lieben Gott gemacht, um auf dem Rücken im Grase zu liegen!

Aber: Hüh! sagt seine Frau – hüh, alle meine Pferde – wenn sie mehrere hat. Und das hat sie oft!« Er wandte das Gesicht Ejgil zu und kniff die Augen zusammen. »Ein Intendant bei der Infanterie. Ein scheeläugiges, krummbeiniges Gerippe; er war zu häßlich, um richtiggehender Offizier zu werden!

Hör' auf mich, Ejgil. Rühr' dich nie zu etwas in der Welt! Laß dich nicht vom Weibe dazu kriegen. Leg' dich auf den Rücken und leck' Morgentau. Gott wird dir Manna in den Mund regnen lassen! Nimm mich als Vorbild: Schicken mir nicht die guten Mönche von St. Bernhard Mockturtle-Ragout, Lachs und Portwein?

Der liebe Gott treibt wahrlich sein Spiel mit uns Menschen; aber wenn wir ihn durchschauen, so freut er sich nur. Jetzt bin ich hinter den Schwindel gekommen. Und nicht eine Hand rühre ich mehr!«

Er nickte mit Selbstgefühl. »Ich kann gut gehen,« sagte er, »soviel ich will. Ich könnte gut von hier nach Roskilde spazieren – und wieder nach Hause. Aber ich will nicht. Du hast mich selbst neulich gesehen!«

Er legte den Finger auf den Mund:

»Aber nicht ein Wort zu Tante oder sonst jemand!«

Er lag eine Minute still und lächelte selig wie ein Kind, das im Einschlafen ist.

»Die Emanzipation der Frau,« sagte er langsam und mit Nachdruck, »das ist die Emanzipation des Mannes! Die Frau will so gern mit –«

Er schlug mit der Hand auf den Rohrstuhl:

»Laß sie!« –

»Nun bin ich über zwanzig Jahre«, sagte er, »ein dreckiger Rechtsanwalt gewesen!

Weißt du, wie man mich nennt? Niels Massenmörder!« Er sah triumphierend auf Ejgil. »Das ist der Beruf, auf den meine Frau es abgesehen hat! Klienten morden, vielleicht wie König Pharao die kleinen Kinder in Bethlehem!

So ist es überall«, philosophierte er. »Seit der Sintflut sind die Männer nun in all dem Dreck gewatet, der zurückblieb, als das Wasser in die Kloake zurücklief, aus der es gekommen war. Ein schöner Pfuhl! – Sieh die Weltgeschichte: Kaiser Nero, Iwan der Schreckliche! Ein Misthaufen, sage ich, ein Morast! – Und nicht am wenigsten in der Anwaltswelt! Und was glaubst du, was die Ärzte mit ihren kranken Patienten machen? Sie schinden bei lebendigem Leibe! – Und die Kleinhändler nicht zu vergessen – ein Schweinesuhl! Und darin wollen die Weiber nun mit uns anderen plätschern!

Bitte! Wohl bekomm's!

Das nennen sie gleiches Recht für die Geschlechter!« Er faltete die Hände über dem Deckbett. »Jetzt ist meine Frau Niels Massenmörder!« sagte er getröstet.

»Jetzt ist deine Tante an der Reihe, mein Junge! Und das macht ihr so viel Spaß, daß sie den ganzen Tag lang Salto mortale schlägt. Ho, hoho!« gluckste es im Bauch des Patienten. »Und sie ahnt nicht einmal, daß es Mist ist, in dem sie mit beiden Händen wühlt – und mit den Beinen dazu.

Sie bekommt meine spezielle Vollmacht für die täglichen Prozesse. Dann bin ich fertig. Baron Tottenberg zieht sich vornehm in seine Gletscherspalte zurück – und dann rennt sie los.

Es ist das Jahrhundert des Weibes jetzt!« sagte Onkel Strobel. »Endlich! – Gott sei Dank! Von Anno neunzehnhundert an, leider reichlich spät für mich!

Und wenn daher, lieber Ejgil, einmal ein Mädel, mit Puder auf der Nase und onduliertem Haar, zu dir sagt: Ich will dich das ganze Leben lieben – wenn du von acht bis sechs im Bureau sitzen, eine Mappe voll Rechnungen mit heimbringen und aufgewärmtes Essen haben willst, und dann, wenn du um halb eins fertig bist und ich noch wach bin, dann will ich sehen, was ich für dich tun kann. Ja, das alles sagen sie zwar nicht, aber jetzt weißt du's! Und dann sollst du nur antworten: Tu es selbst! Die Welt steht dir offen, mein Kind. Geh' selbst ins Bureau! Dann will ich sehen, was ich für dich um halb eins nach Mitternacht noch tun kann!

Um das zu lernen, habe ich dreiundfünfzig Jahre gebraucht. Erst jetzt verstehe ich die Kunst. Das nennen die Frauenzimmer faul wie ein Esel sein. Aber mir scheint doch, ich war ein größerer Esel, als ich zwanzig schlimme Jahre lang die Lasten für meine Familie schleppte. Jetzt ist Frau Strobel an der Reihe! Sie erzählt mir täglich, was sie im Laufe des Tages getan hat. So was von Unfug hab' ich in meinem Leben noch nicht gesehen! Aber je blödsinniger, desto mehr Geld kriegt sie aus den Klienten heraus! So ist nun einmal Jus im praktischen Leben! Darum sage ich dir, mein Junge: Die Weiber müssen 'ran!

Und wenn sie dich einen Esel nennen, so trag' den Namen mit Stolz. Der Mann ist zum Müßiggang geschaffen. Faulheit ist seine tiefste Natur. Hör' auf den Rat deines Onkels, Ejgil, und du wirst sehen –«, er senkte die Stimme vertraulich: »Die Weiber werden dich nur desto mehr lieben!« –

Oben in der Küche traf Ejgil eine Stunde später Tante Strobel, die von der Pfändung heimgekommen war. Sie hielt die zu einem Viertel geleerte Portweinflasche gegen das Licht. Kirsten lehnte sich gegen die Aufwasch und sah ernst aus. Ejgil hatte Christians Einholekorb über dem Arm und bekam einen roten Kopf.

»Na, wie geht es Baron Tottenberg?« fragte Tante Strobel. Aber der Ton war mild und freundlich.

»Es ist nett von dir, daß du bei ihm sitzest, mein Junge«, fügte sie hinzu. »Es ist ein solcher Jammer um den armen Onkel!« Ejgil sah eine Träne unter ihren langen, bepuderten Wimpern hervorquellen. »Der Doktor macht uns nicht viel Hoffnung,« sagte Tante Strobel, »selbst wenn Onkel in seinen lichten Augenblicken ein bißchen aus dem Bett kriechen kann. Eines Tages erreicht die Lähmung seine edlen Organe – und dann –!

Wir müssen bis zum letzten gut zu ihm sein«, sagte sie und goß den Rest des Portweins in die Feldflasche. Sie reichte sie Kirsten: »Für Christians Korb morgen!« – Sie zögerte einen Augenblick: »Und wenn ihr Baron Tottenberg schreibt, so grüßt ihn von seinem Sophiechen aus den alten Tagen in Frau Holmes Pensionat – als wir noch jung waren und unsere Freude aneinander hatten. Vergeßt es nicht, Kinder!«

 

* * *


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