Leopold von Ranke
Savonarola – Geschichte des Don Carlos – Die großen Mächte
Leopold von Ranke

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Nachwort.

Leopold von Ranke, der größte deutsche Geschichtschreiber, ist in Wiehe an der Unstrut am 21. Dezember 1795 zur Welt gekommen. Als Gymnasiallehrer verfaßte er seine ersten, alle Vorgänger weit überragenden Werke, getragen von jener religiösen Anschauung des Wesens der Geschichte, an der Ranke sein ganzes Leben unerschütterlich festgehalten hat. Er will, wie er sagt, die Mär der Weltgeschichte auffinden, jenen Gang der Begebenheiten und Entwicklungen unseres Geschlechtes, der als ihr eigentlicher Inhalt, als ihre Mitte und ihr Wesen anzusehen ist; alle die Taten und Leiden dieses wilden, heftigen, gewaltsamen, guten, edlen, dieses befleckten und reinen Geschöpfes, das wir selber sind, in ihrem Entstehen und in ihrer Gestalt begreifen und festhalten. Frei von jedem Vorurteil, von jeder Vorliebe, begeistert für das geschichtliche Menschendasein, dehnt er seine Forschungen auf alle Epochen aus, und die Krönung seines Lebenswerkes ist die Weltgeschichte, die er freilich nicht mehr vollenden sollte.

Durch die ganze Vergangenheit und Gegenwart sieht Ranke das göttliche Wirken. Es spiegelt sich ab im Geschehen, dessen Nerv in der handelnden Kraft des Einzelmenschen liegt. So sind es nicht die sozialen und materiellen Verhältnisse, denen seine Aufmerksamkeit gilt, sondern die Führer, die Helden. Er hütet sich vor jeder Erdichtung; er will nur zeigen, wie es eigentlich gewesen; auch jedes Richteramt über die Vergangenheit, auch den Anspruch, die Gegenwart zum Nutzen der Zukunft zu belehren, weist er von sich. Ein allmählich erst ausgebildetes Stilvermögen gesellte sich zu allen diesen leuchtenden Eigenschaften, um Rankes einzige Größe zu vollenden.

Sein erstes Werk wirkte wie ein Meteor und verschaffte ihm den Ruf als Professor an die Berliner Universität, wo er sein ganzes ferneres Leben wirkte, unterbrochen nur von großen Studienreisen. Während der ersten dieser Reisen erschien die Schrift über »Don Carlos« im Jahre 1829 (später ausgearbeitet zu der hier abgedruckten vollständigeren »Geschichte des Don Carlos«), trotz allem, was inzwischen an Urkunden über das Schicksal des unglücklichen Infanten hervorgetreten ist, noch heute unveraltet. Nach der Heimkehr, in der Zeit der Meisterschaft, entstanden »Die großen Mächte«, eine Abhandlung von welthistorischem Wurf, und als eine Nebenfrucht des Hauptwerkes »Die römischen Päpste« die Schilderung Savonarolas und seiner Zeit. Sie berührt sich durch ihren religionsgeschichtlichen Kern mit der zweiten großen Schöpfung Rankes, der »Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation«. Es folgte noch die französische und die englische Geschichte, vornehmlich im 16. und 17. Jahrhundert, eine Fülle von einzelnen Abhandlungen, Studien, Biographien, Vorträgen. Alle Ehren, die auf ein gelehrtes Haupt gehäuft werden können, sind Ranke zuteil geworden, zumal in den letzten Jahrzehnten, ehe der Hochbetagte am 23. Mai 1886 in Berlin die Augen schloß. Kein ebenbürtiger Nachfolger hat seine Arbeit fortgesetzt und auch insofern gehört sie der Vergangenheit an, als ihre Grundanschauung vom geschichtlichen Leben heute nicht mehr gilt. Aber der Verfasser der »Römischen Päpste« wird als großer Forscher und Schriftsteller unsterblich bleiben.


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