Leopold von Ranke
Savonarola – Geschichte des Don Carlos – Die großen Mächte
Leopold von Ranke

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Fluchtentwürfe des Prinzen. Seine Gefangensetzung.

Man wird, denke ich, dem Andenken Philipps II. nicht unrecht tun, wenn man annimmt, daß alle seine scheinbaren Vorbereitungen darauf berechnet waren, dem Herzog von Alba Zeit zu verschaffen, von Italien her nach den Niederlanden vorzurücken, ohne daß man es fürchtete. Die Vorbereitungen waren im Sinne der Versöhnung; die Sendung Albas aber auf Anwendung der Gewalt berechnet. Von diesem inneren Widerstreit der Absichten und ihrem Wechsel wurde nun kein Mensch so lebhaft betroffen, wie der Prinz Don Carlos.

Wenn es der Ehrgeiz des Prinzen gewesen war, an der Beruhigung der Niederlande teilzunehmen und zugleich mit dem Kaiser in Verbindung zu treten, um eine selbständige Stellung zu gewinnen, so war jetzt ein anderer, in dem er seinen vornehmsten Gegner sah, zu Macht und Autorität gelangt. Montigny, der im Sinne der Vermittlung arbeitete, an dem auch der Prinz festhielt, war verhaftet und in ein Staatsgefängnis abgeführt worden. Wenn man die allgemeinen Weltverhältnisse und die Fragen für die Zukunft, die darin vorlagen, ins Auge faßt, so ist unleugbar, daß Philipp II. auf der einen, sein Sohn Don Carlos auf der anderen Seite stand. Auf der einen nämlich war die volle Restauration des Katholizismus und eine damit verbundene streng monarchische Tendenz in Aussicht genommen; auf der anderen Seite standen die hergebrachten, mit einer gewissen Selbständigkeit der Provinzen vereinbaren politischen Verhältnisse, eine Ermäßigung der religiösen Disziplin, eine Milderung der Hierarchie. Für das erste hatte Philipp jetzt entschieden Partei genommen. Auf der anderen Seite bewegten sich die zugleich von persönlichem Ehrgeiz getragenen Entwürfe seines Sohnes, die nun in diesem Augenblick auf das stärkste zurückgewiesen wurden. Dem Prinzen kam zu Ohren, daß ihn der König, sein Vater, zur Vermählung und zur Regierung für untüchtig halte. Oft litt er an Geldmangel und sein Vater nahm keine Rücksicht auf sein Bedürfnis.

Seitdem begann dieses heftige Gemüt, das sich von Anfang des Lebens an mit Gärungsstoff erfüllt hatte, stärker als jemals in Unordnung und chaotische Verwirrung zu geraten. Der königliche Beichtvater sagt, sein Betragen hatte Beschränkung, seine Beschränkung Verzweiflung zur Folge. Die ersten Edelleute des Hofes, die Räte seines Vaters, seine eigenen Diener ließ er seinen Unmut fühlen. Als sei er selber gefährdet oder als suche er jemand zu töten, sah man ihn in der Nacht mit geladenem Gewehr einhergehen. Aus diesem wilden Sturm erhoben sich ihm, man weiß nicht, ob mehr Wünsche oder Absichten und Beschlüsse, als seine einzige Rettung. Ebendieselben Entwürfe, welche seine Katastrophe herbeigeführt haben. Welche waren sie aber? Wir wollen Punkt für Punkt prüfend berichten, was wir davon wissen.

Vor allem ist gewiß und durch ein Schreiben des Doktor Suarez an den Prinzen erwiesen, daß er auf dem Wege nicht allein des Ungehorsams, sondern der Feindseligkeit gewisse Ansprüche, ohne Zweifel solche, welche er als Prinzipe von Spanien zu haben glaubte, wider seinen Vater zur Geltung zu bringen, entschlossen war. Oft fragte ihn Suarez, worauf er baue und welche Mittel er habe, um mit seinen Ansprüchen durchzudringen.

Der Prinz rechnete auf die Hilfe der Granden, die ihm zu gehorchen und zu dienen geschworen hatten. Da er eine rechtmäßige Sache und guten Grund zu offener Feindschaft zu haben glaubte, trug er kein Bedenken, an mehrere zu schreiben, er wünsche sich ihrer in einer wichtigen Unternehmung zu bedienen und bitte sie, sich dafür bereit zu halten. Wohl ahnend, wo er hinaus wollte, antworteten sie ihm, sie seien ihm allezeit zu Dienste, vorausgesetzt, daß er nichts wider Gott noch auch wider seinen Vater vorhabe; in ihrem Herzen waren sie keineswegs wider ihn; sie hegten die Hoffnung, daß er einmal eine andere Art von Regierung einführen werde. Nur wenige, namentlich der Almirante, gaben dem Könige davon Nachricht, und übel empfand derselbe das Stillschweigen der anderen.

Auch wissen wir, daß der Prinz sich um die Teilnahme und Hilfe Don Johanns eifrig bewarb. Ganz anders freilich hatte dieser bisher sich entwickelt. Neben der Schwäche und unleidlichen Heftigkeit des Prinzen fiel Wesen und Art Don Johanns um so stärker in die Augen; er war wohlgebildet, männlich, aller seiner Kräfte Herr, liebenswürdig und noch frei von jenen dunklen Antrieben, welche seine späteren Jahre umwölkt haben. Jeder junge Mensch wird sich bei kühnen Unternehmungen gern mit seinen Altersgenossen verbinden wollen. Auch Don Carlos wünschte ein Du, gleichsam ein zweites Ich für sich zu gewinnen. Don Johann, auf dessen Beispiel die ganze adlige Jugend Spaniens sah, dem sie einst zu folgen sich bereitet hatte, als er wider des Königs Willen zu einem Maurenkrieg aufbrach, wäre für die Absicht des Prinzen eben der rechte Mann gewesen, wenn er sich mit ihm hätte verbinden wollen. Wie man berichtet, hat ihm Don Carlos vorgestellt, was er denn von diesem Könige jemals erwarten könne? Müsse er nicht immer arm, gering und abhängig zu bleiben fürchten? Wie behandle jener ihn, sein Blut, seinen Sohn; ganz anders solle es werden, falls er, der Prinz, die Gewalt habe; mit Königreichen werde er freigebig sein.

Endlich finden wir den Prinzen in den letzten Monaten des Jahres 1567, seitdem es entschieden war, daß sein Vater Spanien nicht verlasse, emsig beschäftigt, Geld zusammenzubringen; um das, wie er sagt, ins Werk zu setzen, was er sich vorgenommen, hatte er berechnet, daß er 600 000 Dukaten brauche. Indessen auf der Messe zu Medina, demselben Geldmarkte, dessen sich auch sein Vater bediente, brachte er nur wenig auf. Er verzweifelte darum nicht. Die Grimaldi, ein genuesisches Haus, wußte er dahin zu bringen, ihm 40 000 Dukaten zu zahlen. Größere Hoffnung setzte er auf Garci Alvarez Osorio, seinen Kämmerer, den er im Anfang des Dezember nach Sevilla gehen ließ. Er rechnete, daß Graf Gelves denselben mit allen seinem Einfluß unterstützen würde, und hoffte auf die Wirkung einiger Billets, die er nur mit seiner Unterschrift versehen hatte und nach einer gewissen Formel eingerichtet haben wollte, deren Anwendung er aber seinem Kämmerer selbst überließ. Es ist immer merkwürdig, wie diese Schreiben eingerichtet waren. »Garci Alvarez Osorio,« heißt es darin, »mein Kämmerer, der Euch dies einhändigt, wird Euch bitten, mir zu einem unabweislichen und sehr dringenden Bedürfnis eine Summe Geldes zu leihen. Ich bitte Euch sehr und lege Euch auf, dies zu tun; Ihr werdet damit nicht allein Eure Vasallenpflicht erfüllen, sondern mir auch den größten Gefallen erweisen. Was die Erstattung anlangt, bestätige ich alles, was derselbe Osorio tun wird.« Eigenhändig wiederholte er: »Damit werdet Ihr mir den größten Gefallen erweisen. Ich der Prinz.« Mit zwölf solchen Billets versah Don Carlos seinen Kämmerer; er versäumte nicht, ihm Geheimnis und Anstand bei ihrer Anwendung zur Pflicht zu machen. Auch wußte sich ihrer Osorio so wohl zu bedienen, daß er im Januar 1568 mit 150 000 Dukaten zurückkam. Das übrige sollte dem Prinzen nachgesendet werden, sobald er den Hof verlassen habe. Denn darauf kam zuletzt alles an; man war so weit, daß man zu einer Ausführung der Entwürfe schreiten mußte.

Bis hierher, wie man sieht, sind wir genau unterrichtet. Was war nun aber das eigentliche Vorhaben des Prinzen und im einzelnen sein Plan? Wollte er etwa in Spanien mit den Granden im Bund, wie vor hundert Jahren der Prinz von Viana, seinem Vater entgegentreten? Oder beabsichtigte er nach Deutschland zu gehen, wie einige fragten, um sich an den Kaiser anzuschließen, zu dessen Eidam er bestimmt war? Oder, dachte er, wie andere behaupten, nach Portugal zu flüchten, wo die Mutter seiner Mutter, Katharina, die immer eine zärtliche Sorgfalt für ihn gezeigt hatte, noch lebte, und der junge König Sebastian eine der seinigen sehr ähnliche Natur zu entwickeln anfing? Der genuesische Gesandte Sauli behauptet, der Plan des Prinzen sei gewesen, nach Genua zu flüchten und sich mit mißvergnügten Italienern zu verbinden. Der französische fügt hinzu, er habe von dort aus dem König Bedingungen machen wollen, die nicht annehmbar gewesen seien. Wir können hierüber nicht mit der genauen Umständlichkeit sprechen, welche wünschenswert wäre, da wir darüber kein eigentliches Dokument in Händen haben.

Soviel aber wissen wir wohl, daß die Absichten des Prinzen auf einen offenen Bruch mit seinem Vater, auf erklärte Feindschaft, ja auf Krieg und Waffen gingen. Don Martin Navero Azpilcueta, den Philipp in dieser Sache zu Rate zog, und dessen Gutachten wir übrig haben, geht in demselben auf die Gefahr ein, welche ein Krieg zwischen Vater und Sohn – er vermeidet das Wort nicht – und eine Spaltung der Staaten zwischen beiden mit sich führen würde. Erinnern wir uns alsdann, daß schon bei der ersten Rückkunft des Königs die öffentliche Meinung, die sich durch ein allgemeines Gerücht kundgab, dem Prinzen die Verwaltung der Niederlande zudachte, – so natürlich schien diese Sache und so zwingend die Gewohnheit der Provinzen, nur in der Nähe oder Gegenwart ihres natürlichen Fürsten zu gehorchen, daß der Prinz von Anfang der Irrungen mit Willen oder wider Willen seines Vaters dahin zu gehen gedachte; daß seinem Trieb, sich zu befreien und seinem Vater zu widerstehen, nirgends so viel förderliche Bewegungen entgegenkommen konnten als dort, so ist wohl nichts wahrscheinlicher, als daß er nach den Niederlanden zu gehen gedachte. Ob er seinen Weg über Portugal, wo ihm die günstige Stimmung seiner nahen Verwandten eine unbeirrte Seefahrt verschaffen konnte, oder über Genua nehmen solle, darüber scheint er lange Zeit geschwankt zu haben.

Es konnte ihm scheinen, als ob dies Unternehmen ein sehr gerechtfertigtes sei. Es war ein Interesse des Volkes und des spanischen Reiches vorhanden, welches Philipp, mehr aus Verblendung als aus bösem Willen, aber welches er doch verletzt hatte. Man erzählt, es seien Briefe bei Don Carlos gefunden worden, in denen er sich über die verderbliche Regierungsweise seines Vaters gegen andere Fürsten beklagt habe. Jene Maßregeln, die Alba in den Niederlanden ergriff, sind sie nicht in der Tat die vornehmste Quelle aller Übel gewesen, welche diese Monarchie danach betroffen haben? Und die Monarchie war das Erbe des Prinzen; es war die Fahne eines anscheinenden Rechtes, um die sich die Empörung sammeln konnte.

Aber was er auch immer beginnen mochte, – selbst in dem Fall, daß er weder entschiedene Verständnisse noch Entwürfe, auf einen einzelnen Punkt gerichtet, gehabt hätte, – schon die Entfernung vom Hofe, eine Erklärung der Feindschaft konnte der Monarchie sehr gefährlich werden. Alle diese Länder waren mit Unzufriedenen erfüllt. Wir wollen nicht von den Niederlanden reden, welche nach langer Gärung eben in die Notwendigkeit einer offenen Empörung gebracht wurden. Aber auch die kastilianischen Großen trugen die Herrschaft, welche ihnen die rechtsgelehrten Doktoren auflegten, ungern und mit Murren. Eine große Zahl geheimer Protestanten, eine größere von maurisch und jüdisch Gesinnten erwartete, um hervorzubrechen, nur den günstigen Augenblick. Und doch war Kastilien noch das gehorsamste von Philipps Reichen. Mit den Aragonesen war der König auf dem letzten Reichstag in offenes Zerwürfnis geraten. Vor wenig Jahren hatte man Mailand in Empörung gesehen, um sich der Inquisition zu widersetzen. Die neapolitanischen Großen hielt man für die unzuverlässigsten aller Menschen. Wie dann, wenn der Thronerbe sich wider den regierenden König erhob? Der ganze Adel und die Bürger dieser Reiche wurden moralisch durch Vasalleneid an den König gebunden; aber auch dem Prinzen war der Vasalleneid bereits in mehreren Reichen geleistet worden; die Empörung unter seiner Anführung hatte auch für die Untergeordneten den Anschein, gerechtfertigt zu sein.

Man glaube nicht, daß wir die Gefahr vergrößern. Eben diese Befürchtungen und noch andere enthält das Gutachten Azpilcuetas, eines bedächtigen, und wie uns Erythräus schildert, bis zur kindlichen Reinheit gutmütigen Mannes. Indem er als Beispiel Ludwig XI. anführt, welcher, noch Dauphin, auch Anteil an der Regierung und außerordentliche Gnadenerweisungen forderte, und als er sie nicht erlangte, Frankreich verließ, woraus viele Unordnungen entsprangen, machte er den König Philipp aufmerksam, welche Folgen eine Flucht des Prinzen für seine Monarchie haben könne; den Andersgläubigen werde er Mut machen, sich zu erheben; er werde seinen Anhängern vieles zum Abbruch der Religion, der königlichen Autorität, der guten Staatsverwaltung bewilligen, was er nicht gestatten würde, wenn er selbst regierte. Es sei von ihm um so mehr zu fürchten, da er nicht sowohl Klugheit und Mut, als eine heftige Begierde, sein eigener Herr zu sein, an den Tag lege. Wenn dann das Reich mehr und mehr in Verwirrung und Schwäche gerate, so werde man die Nebenbuhler und Feinde dieser Krone zum Angriff schreiten sehen, was sie bis jetzt nur verschoben, um diese Gelegenheit, die beste, die sich denken lasse, abzuwarten. Darum sei der König in seinem Gewissen verpflichtet, der Entfernung des Prinzen vorzubeugen. Mit ihr verhüte er Gefahr, Verluste, Kosten, Erhebung der Ketzer, Ungehorsam des Volkes, Beleidigung Gottes.

König Philipp war zu dieser Zeit im Eskorial. Er feierte daselbst Weihnachten, er zeigte sich äußerst devot, er ließ bauen und versah die Geschäfte seiner Regierung. Was ihn aber in jenen Tagen eigentlich beschäftigte, war doch unfehlbar die Sache seines Sohnes. Er sah, was dieser vorhatte; er wußte um seine Maßregeln, er zog die Gutachten seiner Gelehrten ein, jedoch er selber verhielt sich ruhig und tat keinen Schritt. In einem Briefe, den er später an Katharina von Portugal über diese Dinge geschrieben, versicherte er, allerdings sei er längst durch das Leben des Prinzen und durch viele und gute Gründe in die Notwendigkeit gesetzt gewesen, an der Person desselben zu einem Gegenmittel zu schreiten; jedoch väterliche Liebe und die Rechtfertigung, welche eine solche Maßregel erfordere, habe ihn davon abgehalten. Alle anderen Mittel, Gegenmittel und Wege habe er zuerst versucht. Endlich aber, fügt er hinzu, sei es allzu weit gegangen.

Gewiß, es ging allzu weit. Zwar, was wir wünschen sollten, daß irgendein Zeuge diese Vorgänge von Stunde zu Stunde aufgezeichnet hätte, was Karl in der entscheidenden Lage sagte und begann, finden wir nicht geschehen. Jedoch vernehmen wir aus unzweifelhaften Aussagen sichere Umstände, die uns einen Blick in das Dunkel seiner Seele eröffnen.

Don Carlos wäre gefährlicher gewesen, hätte er sich zu beherrschen vermocht. Wehe diesem Vater, wenn er einen besonnenen Sohn hatte. Aber in dem Augenblicke, wo mit Entschiedenheit zur Ausführung so lange gehegter Entwürfe zu schreiten war, zeigte er nur die heftigste innere Bewegung. Tag und Nacht hatte er keinen Augenblick Ruhe.

Was war es aber, was seine Seele aufregte? Nicht allein die Absicht eines Angriffs, einer kühnen Tat. Er hatte sich von einem Pariser Mechaniker, Louis de Foix, eine Vorrichtung machen lassen, durch welche er, im Bette liegend, seine Türe schließen und allein eröffnen konnte. Er schlief nicht ohne das Schwert unter seinem Pfühle, ohne die mit besonderer Kunst eingerichteten Pistolen zur Seite. Aber noch mehr tat er. Er hatte irgendwo gelesen, daß einst ein gefangener Bischof durch den Einband eines verhüllten Breviers seine Wächter getötet habe, um zu entkommen. Jenem Foix trug er auf, ihm in Form eines Breviers ein Werkzeug zu verfertigen, mit welchem er einen Menschen auf einen Schlag töten könne. Foix verfertigte ihm ein solches, ein Buch von Eisenblättern, mit Leisten von Stahl und Gold bedeckt, über 12 Pfund schwer. Wir sehen, daß die Phantasie des Prinzen noch mehr mit eigener Gefahr, als mit der Ausführung großer Entwürfe beschäftigt ist. Er will sich auf alle Fälle sichern; er will es unmöglich machen, ihn in seinem Zimmer zu überraschen. Erbricht man's, so will er sich mit Schuß und Hieb wehren; wird er dennoch übermannt, so soll das anscheinende Brevier ihm noch die Befreiung möglich machen. Er würde nicht auf diese Dinge geraten sein, hätte er nicht geahnt, daß man seine Entfernung verhindern, daß man ihn zur Strafe ziehen werde.

Indem sich ihm aber alle Möglichkeiten der Gefahr darstellen, wessen Gestalt mußte ihm immer feindselig vor Augen stehen? Wer konnte sich an seine schon durch die Huldigung geheiligte Person wagen? Mußte nicht sein Vater selber dabei sein? Immer dunkler wird es in diesem nach einer unabhängigen und großartigen Stellung verlangenden, aber auf sich selbst zurückgewiesenen und mit den äußersten eigenen Gefahren beschäftigten Gemüte.

Es ist gewiß, daß er in seinem Vater seinen vornehmsten Feind sah. Bei einem religiösen Anlaß kam es durch seinen eigenen Mund an den Tag. Für das Fest der Erscheinung Christi hatte die königlich spanische Familie ein besonderes Jubiläum. König Philipp II. erschien an diesem Tage mit dem Orden des Goldenen Vlieses; er pflegte zur Nachahmung der Magier einige goldene Gefäße darzubringen und jenen Ablaß zu empfangen. In jenem Jahre war die Feier bis auf St. Antonius, den 17. Januar verschoben worden. Don Carlos durfte sich derselben nicht entziehen; der Anstoß aber war, daß er zuvor beichten mußte.

War es wohl möglich, daß er die Absolution empfangen hätte, ohne seine Absichten zu bekennen? Eine lügnerische Beichte war von ihm nicht zu erwarten; nicht zu erwarten auch, daß ihn irgendein Beichtvater ohne genaue Anfrage entlastet hätte. Mit seinem gewöhnlichen Beichtvater Fray Diego de Chaves war er schon zerfallen; als es sich nicht mehr verschieben ließ, verfügte er sich in ein Hieronymitenkloster, die Absolution zu suchen. Aber so wild waren die Absichten, die er von freien Stücken verriet, daß die Mönche ihm dieselbe verweigerten. Es half ihm nichts, daß er auf ihren Antrag einige andere Mönche und 12 Theologen des Dominikanerkonvents zu Atocha berufen ließ, um über diese Sache ihren Rat zu geben. Denn wie er bekannte, er wäre feindselig gegen einen Menschen gesinnt, selbst bis zum Tode desselben, versagten ihm auch diese die Absolution. Es blieb ihm nur zweierlei übrig. Das eine war, auf irgendeine Art den Schein retten; und in der Tat, um weder das Religiöse in der Zeremonie zu beleidigen, noch auch den Anstoß zu geben, als habe er die Pflicht derselben nicht erfüllt, forderte er die Darreichung einer ungeweihten Hostie. Aber er fand niemand, der sich dazu hätte verstehen wollen. Dann blieb ihm nur der andere Weg übrig, durch eine nähere Angabe die Mönche zur Erteilung der Absolution zu überreden. Hierauf führte ihn der Prior von Atocha selbst. In jener gewaltsamen Spannung nahm ihn dieser beiseite und stellte ihm vor, wenn er diejenigen namhaft mache, an die er wolle, so gebe es vielleicht Gründe, ihn doch zu absolvieren, in der Genugtuung, die er daher zu ziehen gedenke. Heißt das nicht, der Prinz könne so gute Gründe, jemand bis auf den Tod zu verfolgen, wie so triftigen Anlaß zur Feindschaft haben, daß man ihn doch absolvieren könne? Don Carlos, dem hierauf all das Unrecht, das er von seinem Vater erfahren, alle die Zurücksetzung und Beleidigung, die er erduldet hatte, vor die Seele treten mochte, so daß er zu jedweder Rache wider denselben berechtigt zu sein glaubte, hielt sich nicht länger; nahe bei uns steht das Entsetzliche; und wovor der Ruhige schaudert, danach streckt die Leidenschaft ohne Scheu die Hand aus; er bekannte und sagte, sein Vater sei's, an den er wolle, dessen Leben begehre er zu haben. Leise redend versetzte der forschende Prior, ob seine Hoheit das allein oder mit mehreren ins Werk zu setzen beabsichtige. Wir wissen nicht, was der Prinz geantwortet, noch was sie weiter geredet; tief in der Nacht verließ Don Carlos das Kloster; stürmischer, als er gekommen, des Jubiläums unteilhaftig. Was er gesagt hatte, war gräßlich genug, um seine Seele in sich zu zerrütten; von einer eigentlichen Machination gegen das Leben seines Vaters, der Vorbereitung eines Attentats, war es jedoch noch immer weit entfernt.

Die Gedanken, die der Prinz wirklich hegte, erhellen vor allem aus den an die Granden und Comunidades gerichteten Schreiben, die man später in seinem Zimmer fand. Er erinnert sie an den Eid, den sie ihm geschworen, und verspricht ihnen Erleichterung von einigen Auflagen, mit denen man sie beschwert habe. Unmöglich sei es ihm, länger in den Staaten seines Vaters auszuhalten. Er fordert die Granden auf, ihm ihren Rat zu geben, wohin er sich außerhalb derselben begeben solle. Der päpstliche Nuntius versichert, mündlich habe er auch den Aragonesen seine Sympathie wegen der Zurücksetzungen, denen sie sich unterwerfen müßten, ausgedrückt; genug, ein Verständnis mit den Reichsständen wollte er aufrichten, indem er sich seinem Vater zu entziehen oder, wie der kaiserliche Gesandte sagt, davon zu reiten die Absicht faßte. Wohin aber, dürfte man fragen? Wir erwähnten der Versicherung wohlunterrichteter fremder Gesandten, daß der Prinz nach Genua zu gelangen und von da aus seinem Vater Bedingungen für seine Rückkehr vorzuschreiben gedacht habe. Dafür aber, Genua zu erreichen, boten ihm die Galeeren, die soeben zu Cartagena ausgerüstet wurden, Gelegenheit. Hätte er, wie er meinte, Don Johann von Österreich, der bereits zum Befehlshaber der Flotte bestimmt war, wirklich für sich gehabt, – er hat ihn damals als seinen geliebtesten und besten Freund bezeichnet –, so würde sein Unternehmen viel Aussicht gehabt haben; denn Don Johann verstand die Dinge der Welt bei weitem besser als der Prinz. Als der König von dem Eskorial, in Begleitung Don Johanns zurückkehrte, wartete der Prinz nicht sowohl auf seinen Vater als auf dessen Begleiter außerhalb der Stadt und bewirkte, daß ihn Don Johann am Tage darauf in seiner Wohnung besuchte, wo sie zwei Stunden lang bei geschlossenen Türen miteinander gesprochen haben. Nach den einfachsten und glaubwürdigsten Berichten hierüber, die von Gewaltsamkeiten, welche Don Carlos gedroht oder ausgeübt haben soll, nichts wissen, darf man annehmen, daß der Prinz seine Absicht ausgesprochen, nach den Galeeren zu gehen und von Don Johann die feierliche Verpflichtung, daselbst zu ihm zu kommen, sobald er ihn rufe, gefordert hat. Für die weiteren Anordnungen wurde noch eine neue Zusammenkunft auf den folgenden Tag (1 Uhr) festgesetzt. So weit aber ging die Freundschaft Don Johanns für Don Carlos nicht, denn alles, was der Prinz vornahm, war doch unsicher, weitaussehend und höchst gefährlich; Don Johann war nicht dem Prinzen, sondern dem König verpflichtet. Diesem, seinem Bruder, gab er Nachricht von dem, was Don Carlos vorhatte, und hierauf wurden die entscheidenden Beschlüsse gefaßt. Den Tag zuvor (17. Januar 1568) hatte Don Carlos noch mit aller herkömmlichen Beflissenheit den König begrüßt. Aber als am 18. Don Johann ausblieb und sich entschuldigen ließ, schöpfte er Verdacht; er fürchtete, daß ihn der König rufen lassen und zur Rede stellen werde. Um dem zu entgehen, stellte er sich krank. Er wurde in der Tat gerufen, aber mit Unwohlsein entschuldigt. Noch hätte kein Mensch an dem König die Beunruhigung wahrnehmen können, die mit einem außerordentlichen Vorhaben verbunden zu sein pflegt; aber in Philipp II. nimmt man eine seltene Verbindung von äußerer Sanftmut und innerer Strenge wahr. Die letzte wurde immer nur mit der mannigfaltigsten Rücksicht ins Werk gesetzt. Don Carlos hat immer gemeint, gegen ihn, dem Kastilien geschworen habe, könne niemand etwas vornehmen, als der König selbst. Indem Philipp sich dazu entschloß, wollte er doch die angesehensten Mitglieder seines Staatsrates bei sich haben. Denn nicht eine persönliche Beleidigung wollte er zu rächen scheinen, er wollte immer die Sache des Staates führen. Sein erster Minister, Ruy Gomez, der Herzog von Feria, Don Antonio, Luis Quijada begleiten ihn, als er um 11 Uhr des Abends die Treppe hinunterstieg, die von seiner Wohnung zu der des Prinzen führte. Man trug eine Fackel vor ihm her. Insgeheim hatte man Sorge getragen, daß die Gemächer des Prinzen, den Vorkehrungen zum Trotz, die derselbe getroffen, geöffnet werden konnten. Als der Prinz, der zu Bett gegangen, bei dem entstehenden Geräusch erwachte und die Gardine wegzog, erblickte er den Vater und seine Begleiter. »Was«, sagte er, »will Ew. Majestät und sein Rat mich töten? Tötet mich, oder ich werde mich selbst umbringen.« »Nein,« sagte der König, »das will ich nicht, beruhigt Euch.« Der Prinz machte den Versuch, sich ins Feuer zu stürzen, das im Kamin loderte, man verhinderte ihn daran. Er beugte die Knie vor seinem Vater und flehte ihn an, ihn umzubringen. Indem nahm er wahr, daß man Anstalt traf, die Fenster seines Zimmers zu vernageln. »Nicht ein Verrückter,« rief er aus, »aber ein Verzweifelter, das bin ich.« Philipp sagte, alles, was geschehe, geschehe nur zum Besten des Prinzen: »in diesem Zimmer werdet Ihr bleiben, bis ich etwas anderes befehle.«

So ließ der Vater ihn gefangen zurück; seine Waffen und seine Papiere nahm er mit sich. Der ganze Palast war in Bewegung. Die Königin Isabella, die Prinzessin Johanna sah man in Tränen.

Den anderen Tag gab der König seinen Räten und ihren Präsidenten von seinem Schritte Nachricht. Er versäumte nicht, den Städten und Ständen des Reiches in besonderen Schreiben den Vorfall kundzutun. Die Kuriere, welche Spanien eben verlassen wollten, hielt er noch ein paar Tage auf, um das Geschehene auch den auswärtigen Mächten anzuzeigen. Er sagt allen das nämliche, durch gerechte Gründe, den Dienst Gottes und das öffentliche Wohl des Reiches anbelangend, sei er veranlaßt worden, den Prinzen einzuschließen; so dringend seien dieselben gewesen, daß er trotz des Schmerzes, den er als Vater darüber empfinde, hierzu habe schreiten müssen. Näher will er weder selbst eingehen, noch auch anderen einzugehen gestatten. Den Corregidoren der Städte macht er zur Pflicht, jede weitere Erkundigung zu vermeiden.

Auch die Erklärung, welche Ruy Gomez, Prinz von Eboli, den Ambassadoren der fremden Mächte mündlich gab, ging nicht eigentlich weiter; er versicherte nur, daß das Gerücht, welches den Prinzen der Absicht, seinen Vater zu töten, anklage, erdichtet sei; allein übrigens habe der König die wichtigsten Gründe gehabt; vor allem verpflichtet, auf den Dienst Gottes, auf die Ruhe und Sicherheit seiner Reiche bedacht zu sein, habe er nichts anderes tun können, als was er getan.

In demselben Sinne hat nun auch der König den auswärtigen vornehmen Persönlichkeiten, auf die es ihm hauptsächlich ankam, Mitteilungen gemacht. Die Königin von Portugal, die er unendlich hoch in Ehren hält, erinnert er an die früher vorgekommenen Unannehmlichkeiten; doch solle sie wissen, daß die letzte Entscheidung nicht auf einem besonderen Vergehen beruhe, noch auf Züchtigung berechnet sei; denn für diese würde sich eine Zeit der Dauer festsetzen lassen; sie sei ganz anderen Ursprunges; er erfülle damit eine Pflicht gegen Gott. Dunkel in der Tat bleibt diese Erläuterung noch immer, und eine unumwundene forderte die für ihren Enkel besorgte Königin. Anfangs konnte auch der Botschafter, den sie ausdrücklich deshalb sendete, keine nähere Erklärung erlangen; als er aber ungestümer ward, sagte der König denn endlich gerade heraus, die Ursache sei, daß der Prinz sich unfähig gezeigt habe, ihm dereinst in seinem Reiche nachzufolgen; ihn gehe das am meisten an, ihm, dem Vater, tue es am wehesten; doch sei es außer allem Zweifel, und er ziehe den allgemeinen Vorteil billig seinem eigenen vor.

Nach allem, was wir wissen, kann man dies nicht für ein Vorgeben, für einen ostensiblen Grund halten; es war eine alte, gleichsam eingelebte Meinung des Königs. Der Beichtvater, Bischof von Cuenca, sprach sich gegen den venezianischen Botschafter darüber unumwunden aus. Der König, sagt der Bischof, sei durch das Betragen des Prinzen zu der Besorgnis bewogen worden, sich selbst eingestehen zu müssen, daß er keinen Erben seiner Reiche habe; alles, was der König seit drei Jahren vorgenommen, sei darauf berechnet gewesen, jene Meinung zu prüfen; sie sei durch das, was bei dem letzten Jubiläum vorgekommen, bestätigt worden; wahrscheinlich werde der König die Stände des Reiches versammeln und ihnen erklären, daß sein Sohn aus Mangel an Verstand zur Nachfolge im Reiche unfähig sei. Was der Bischof von Cuenca gesagt hatte, wird durch die Briefe des Königs an den Kaiser und an den Papst nicht allein bestätigt, sondern noch bestimmter ausgesprochen. Dem Kaiser schreibt der König, schon längst wäre es wegen der Mängel, die in der Natur des Prinzen und seinem Verstand hervorgetreten, ratsam gewesen, ihn einzuschließen; er habe das bisher vermieden; die Inkonvenienzen, welche während seines Lebens für ihn selbst aus diesem Zustande entsprungen wären, würde er vielleicht im stillen haben ertragen können; aber anders stehe es mit denen, die nach seinem Tode durch die alsdann eintretende Erbfolge des Prinzen hervorgerufen werden würden; diese seien für das öffentliche Wohl so nachteilig, daß die unbedingte Notwendigkeit erheischt habe, ihnen zuvorzukommen. Das aber habe er nicht länger verschieben können; denn später würde alles, was er angeordnet hätte, entweder nicht zur Ausführung gekommen sein oder noch größere Verwirrung veranlaßt haben. Die Maßregel, die er ergriffen, werde noch andere Entschließungen zur Folge haben, zu denen man mit reiflicher Erwägung und daher nicht ohne einige Zögerung schreiten müsse; er werde den Kaiser davon weiter benachrichtigen. Der König behauptet, wie man sieht, eine sehr stolze Haltung; jedes persönliche Motiv lehnte er nochmals ab, er kehrt nur das hervor, was aus der allgemeinen Lage der Monarchie und der Welt entspringe, – die dem Reiche bei seinem Tode durch die Natur des Prinzen bevorstehende innere Zerrüttung. Daß diese Besorgnisse sich vornehmlich auch auf die Religion bezogen, obwohl er immer ausdrücklich versichert, daß dem Prinzen keine Abweichung in derselben schuld zu geben sei, beweist der Inhalt eines Schreibens, das er um dieselbe Zeit an den Papst richtete. Er sagt darin: indem ihm Gott die Regierung dieser Reiche übertragen, habe er ihm vor allem die Pflicht auferlegt, für die Erhaltung der Rechtgläubigkeit und des Gehorsams gegen den Heiligen Stuhl Sorge zu tragen und bei seinem Tode alles in einem sicheren Zustande zu hinterlassen; aber sein Sohn, der Prinz sei so beschaffen, daß man von seiner Thronbesteigung nur schwere Inkonvenienzen und Gefahren besorgen müsse. Auch dem Papst kündigt er ein weiteres Verfahren gegen den Prinzen an, versichert aber, daß von seiner Seite alles geschehen werde, was für ein würdiges und bequemes Leben desselben und das Heil seiner Seele erforderlich sei. Wenn nun dergestalt der König mit entschlossener Überlegung zu Werke ging, wäre darum nun der Schmerz, von dem er sagt, daß er ihn fühle, erdichtet? Wir haben für die Echtheit desselben ein Zeugnis, welches keinen Zweifel übrig läßt. Der Nuntius überreichte dem König ein Schreiben des Papstes, worin dieser seine Teilnahme an dem Vorgefallenen auf eine Weise kundgab, die den König rührte. Der Nuntius bemerkte Tränen in den Augen des Königs; dieser versicherte nochmals, nur für den Dienst Gottes und zum Wohle seiner Untertanen habe er getan, was er getan habe. So war die Verflechtung dieser Dinge. Die Unordnungen, die der Prinz beging, der Jähzorn, dem er sich überließ, die Schwäche, die er zeigte, riefen in dem König eine schlechte Meinung von seinem Sohne hervor und machten ihn zweifeln, ob das ein König sei, wie ihn Spanien nach ihm bedürfe. Don Carlos ward, sobald er sie ahnte oder erfuhr, dadurch zu neuen Aufwallungen aufgereizt. Aber eben diese bestärkten den König hinwiederum in der einmal gefaßten Meinung; einige seiner Minister trugen das ihre dazu bei. Der persönliche Gegensatz zwischen den beiden Naturen wurde schärfer und zugleich bedeutender in dem Maße, in welchem die absolut monarchische und katholische Regierungsweise des Königs sich entwickelte. Augenscheinlich war, daß diese nicht vollkommen zu ihrem Ziele geführt werden konnte, wenn man voraussetzen mußte, daß der Nachfolger andere Gesinnungen hege, und daß derselbe eine abweichende Politik einschlagen werde. Und nicht etwa von einer solchen Gemütsart war der Sohn, daß er die Regierung des Vaters ungeirrt sich hätte entwickeln lassen. Ihr Gegensatz traf in eine große Krisis der Weltgeschicke. Zwischen beiden hatte sich ein Widerwille ausgebildet, der bei dem Sohne Widerstreben, bei dem Vater gewaltsame Repression hervorbrachte. Wenn der König nicht ohne Schmerzgefühl zu derselben schritt, so rührte dies vornehmlich daher, daß er einen Sohn hatte, dessen Natur und Wesen ihn zu Maßregeln dieser Art drängte. Von eigentlichem Mitleid aber, einer Sympathie mit dem Zustande des Sohnes, der nicht von diesem selbst abhing, und dem unregelmäßigen Tun und Lassen desselben, in dem doch etwas Unwillkürliches war, davon finden wir keine Spur in ihm. In Philipp II. lebte nur die Idee seines monarchisch religiösen Systems.

Die Äußerungen des Königs lassen keinen Zweifel darüber übrig, daß er die Sache den Ständen des Reiches vorzulegen und diese dahin zu bringen gedachte, daß sie die Unfähigkeit des Sohnes, den Thron zu besteigen, anerkannt hätten. Über Don Carlos war, was diese Spanier das ewige Gefängnis nannten, verhängt.


 << zurück weiter >>