Leopold von Ranke
Savonarola – Geschichte des Don Carlos – Die großen Mächte
Leopold von Ranke

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Oppositionelles Verhalten des Prinzen zu seinem Vater.

Von diesem großen Konflikt der Interessen und der Meinungen wurde nun der Prinzipe Don Carlos unmittelbar berührt.

Wir fassen zunächst den Zustand ins Auge, in welchem er sich überhaupt befand.

Er hatte bisher noch immer an seinem früheren Lehrer Onorato Juan einen intimen Freund und Ratgeber gehabt. Onorato war indessen zum Bischof von Osma ernannt worden. Der Briefwechsel, den der Prinz mit ihm unterhielt, zeugt von Herzlichkeit und Vertraulichkeit. »Mein Meister,« schreibt er demselben am 23. Januar 1565, »Gott weiß es, wie sehr mich die Ankunft der Tochter des Marques von Cortes erfreut hat. Denn auch Ihr werdet nun sogleich kommen. Tut es nur sogleich, und wenn Ihr kommt, so laßt es mich sogleich wissen.« Man hat diese Briefe schlecht geschrieben gefunden; und wahr ist, daß sich darin Verstöße wider die Regeln des Stils finden, nach denen man sie eben maß. Indes sie zeigen am besten seinen dringenden Wunsch, den früheren Lehrer wiederzusehen. »Mein bester Freund,« redet er ihn an, »den ich im Leben habe; ich werde tun, was Ihr mich lehrt.«

Da war es ihm nun sehr leid, daß die Gesetze der Kirche, jüngst durch das Trienter Konzilium erneut und eingeschärft, seinen Freund zur Residenz in dem ihm übertragenen Bistum verpflichteten und ihm den Aufenthalt am Hofe untersagten. Er nahm keinen Anstand, den Papst um eine Vergünstigung in dieser Sache anzugehen: dem Bischof, der ihm von Jugend auf die treuen Dienste eines Lehrers erwiesen, möge der Papst die Erlaubnis gewähren, von Zeit zu Zeit am Hofe bei ihm zu leben. Des väterlichen Rates, des gewohnten Gespräches desselben entbehrt er nicht ohne Schmerzen. Den 15. Mai 1566 erlaubte Papst Pius V. dem Bischof alle Jahre eine sechsmonatliche Entfernung von seiner Diözese; dadurch, daß er immer einige Monate bei dem Prinzen zubringe und ihm mit Treue und Sorgfalt und väterlicher Liebe zur Seite stehe, werde er dem kirchlichen Gemeinwesen nicht geringen Nutzen verschaffen.

Indem dies Breve erging, ließ die zunehmende Krankheit Onorato Juans wenig Hoffnung, daß es zur Ausführung kommen würde. Schon im Januar war derselbe so schwach, daß er vor allem Bedacht nehmen mußte, seine Gesundheit herzustellen. Er versichert dem Prinzen, wenn es Gott gefalle, ihm diese wiederzugeben, werde er kommen, um sein ganzes Leben im Dienst desselben zuzubringen und darin zu sterben: das sei sein Wunsch.

Indessen versäumte er nicht, da er es mündlich nicht vermochte, ihm seine Ermahnungen schriftlich zu erteilen. Sie sind merkwürdig, weil man daraus den Zustand des Prinzen in dieser Zeit und, was man vornehmlich an ihm aussetzte, authentisch abnimmt.

Wenn der Bischof den Prinzen zuerst ermahnt, den Befehlen Gottes nicht allein innerlich, sondern auch äußerlich Folge zu leisten, der Messe mit Aufmerksamkeit beizuwohnen, der Kirche und ihren Dienern und den Mönchsorden, einem wie dem anderen, Ehrfurcht zu beweisen, vornehmlich aber, die Sache des heiligen Offiziums für die seinige zu halten, auch um deswillen, was dasselbe zur Ruhe und guten Regierung dieser Reiche beitrage, so darf man daraus schließen, daß es Carlos an diesem äußerlichen Dienst habe fehlen lassen.

Alsdann redete er ihm eindringlich zu, daß er seinem Vater gehorchen, ihm dienen, ihn in allem, was er fordere, zufriedenstellen möge. Das sei Gottes Gebot; von allen Geboten diesem allein habe Gott das Versprechen einer zeitlichen Belohnung hinzugefügt; es diene zur Genugtuung des Volkes, welches die Söhne gern ihren Vätern gehorsam sehe; es sei der gerade Weg, seine Sachen glücklich hinauszuführen; jeder andere sei voll Gefahr und bringe in offenbare Bedrängnis.

Am längsten verweilt der Bischof dabei, daß der Prinz seine eigenen Diener und die Diener seines Vaters mit Freundlichkeit und Güte behandeln möge. Oft hat Don Carlos selber bekannt, daß er es daran habe fehlen lassen. Der alte Lehrer ermahnt ihn, alle, welche sich an ihn wenden würden, mit Aufmerksamkeit anzuhören und ihnen wenige und deutliche Worte zu erwidern. Nicht allzuviel fragen soll er sie; es möchten Dinge vorkommen, von denen sie lieber schwiegen. Er möge sich nicht zu genau nach dem Leben und den Mängeln der Leute erkundigen. Wer viel wisse, verrate viel. Jeder wünsche sich von seinem Fürsten hochgehalten zu sehen. Die Erkundigung selbst könne nicht geheim bleiben. Zu großer Unruhe in seinem eigenen Haus und dem Königreich habe das schon Anlaß gegeben.

Indem er ihm dergestalt Ruhe, Gehorsam, Schonung anderer mit wohlerwogenen Gründen zur Pflicht macht, drückt er die Hoffnung aus, daß er die Liebe Gottes und der Menschen erwerben und sich zu jenen großen Geschäften fähig machen werde, welche die Zeit fordere, in der ihn Gott habe lassen geboren werden.

Wie gut wäre es gewesen, wenn ein so wohlgesinnter Lehrer zu diesem Erfolg selbst hätte beitragen können. Bereits im Jahre 1566 aber starb Onorato unerwartet. In seinem Testament liegt noch ein Zeugnis für den Prinzen selbst.

Er ernannte ihn zum Vollstrecker desselben: er möge hinzufügen oder hintansetzen, was er wolle, was er verordnen werde, sollte so fest sein, als finde es sich in diesem seinem Kodizill selber. Und doch hatte Onorato Juan Brüder und Vettern; zwischen Lehrer und Schüler waltete wechselseitig ein reines und heiliges Vertrauen ob.

Nicht eben einen anderen Freund, aber einen wohlwollenden Bekannten und Beobachter hatte der Prinz an dem kaiserlichen Gesandten Dietrichstein, der ihm doppelt wert war, weil der Kaiser bereits unzweifelhaft als sein künftiger Schwiegervater betrachtet wurde. In Spanien hatte es den besten Eindruck gemacht, daß der Kaiser bei einer neuen ernstlichen Bewerbung des Königs von Frankreich um seine älteste Tochter Anna dem Prinzen von Spanien den Vorzug gab. Bei der immer erneuerten Unzuverlässigkeit, in welcher die französische Politik sich bewegte, gereichte es dem spanischen Hof zu großer Genugtuung, daß das Verständnis der beiden Linien des Hauses Österreich dadurch für alle Zukunft festgestellt werde. Der Prinz ließ darüber, daß der Kaiser seinem Vater – denn so drückte er sich bescheidentlich aus – den Vorzug vor dem König von Frankreich gegeben habe, seine Dankbarkeit versichern. Dietrichstein nahm jetzt die früheren ungünstigen Schilderungen, die er von dem Prinzen gemacht hatte, gleichsam zurück; denn er sei jetzt gesünder und kräftiger und verspreche, ein guter Ehemann zu werden. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war wenigstens nicht schlecht. Der König kam, wenn er verreiste, auf das Zimmer des Prinzen, um Abschied von ihm zu nehmen. Diesen finden wir wohl am Sommeraufenthalt in Segovia teilnehmen. Doch fehlt es auch nicht an mancherlei Anlässen zum Zerwürfnis. Was man dem Prinzen am meisten zur Last legte, war seine Unmäßigkeit im Essen, nicht gerade im Trinken – denn er trank nur Wasser; aber dies konnte er nicht kalt genug bekommen und hielt dann auch kein Maß darin. Eigentlich zufrieden waren doch aber der Vater und der Sohn nie mit einander. Der Vater zögerte, über die beschlossene Heirat eine definitive Bestimmung zu treffen; der Prinz wurde darüber um so mißvergnügter, da er den Grund davon nur darin erblickte, daß der König in diesem Falle genötigt sein würde, ihm größere Selbständigkeit zu gewähren und ihn nicht mehr zu behandeln wie ein Kind. Er sprach sich dann über denselben nicht mit der Rücksicht aus, die alle anderen beobachteten. Zwischen dem König Philipp II. und dem Kaiser Maximilian II. schwebten mannigfache Unterhandlungen von sehr bedeutendem Inhalt. Man war verschiedener Meinung über die Behandlung des Herzogs von Toskana, eine Sache, in der der Prinz mehr Partei für den Kaiser nahm; über die dem deutschen Reiche aus den Niederlanden zu zahlende Kontribution, welche hintangehalten wurde; über die Hilfe gegen die Türken, zu deren Leistung man sich in Spanien verpflichtet erklärte, ohne doch wirklich etwas zu tun; endlich auch über die religiösen Angelegenheiten; der Kaiser forderte die Gestattung der Priesterehe für das Reich und für seine Erblande; der König wirkte an dem römischen Hof dagegen; denn das würde, – so wurde er von seinem Theologen belehrt –, nur weiteren Abfall veranlassen. Dietrichstein schlug eine Zusammenkunft zwischen dem Kaiser und dem König vor, wozu die Reise Philipps nach den Niederlanden Gelegenheit geben werde. Auch Granvella hatte dem König geraten, erst nach Italien zu gehen, etwa nach Genua, und von da her die Niederlande zu besuchen. Dietrichstein urteilte, daß die Zusammenkunft alsdann in Innsbruck stattfinden könne. Er hielt die Sache im August 1566 für beschlossen. Die Absicht war, daß der Prinz seinen Vater begleiten solle. In dieser Reise konzentrierten sich alle damaligen Entwürfe und der Prinz ergriff sie mit seiner gewohnten Heftigkeit.

Im Dezember 1566 fand eine Versammlung der Cortes in Madrid statt, in welcher der König seine Reise nach den Niederlanden als eine Sache ankündigte, der er nicht ausweichen könne, und für die er die Geldbeihilfe der Cortes in Anspruch nehme. Diese waren nicht dagegen, aber sie warfen die Frage auf, wie die Regierung in Abwesenheit des Königs versehen werden solle; sie waren der Meinung, sie müsse dann dem Prinzen übertragen werden und dieser in Spanien zurückbleiben. Der Prinz geriet hierüber in lebhafte Aufregung; er begab sich selbst in die Versammlung der Cortes und erklärte einen jeden, der diesen Antrag machen werde, für seinen Feind; er legte Wert darauf, daß er sich von seinem Vater nicht werde trennen lassen, und brachte zugleich seine Vermählung, welche diesem überlassen werden müsse, in Anregung. Er ließ dabei eine Nichtbeachtung aller konstitutionellen Regeln blicken, welche Aufsehen und Schrecken erregte. Man erstaunt, daß der Prinz soviel Wert darauf legt, nicht etwa von seinem Vater getrennt zu werden. Der kaiserliche Gesandte berichtet darüber dem Kaiser, die Hoffnung des Prinzen sei, wenn er in die Niederlande komme, die zwei Dinge, die ihm am meisten am Herzen liegen, zu erreichen: die Heirat mit der Tochter Ew. Majestät und größere Freiheit, als er bisher gehabt; nichts schmerze ihn mehr, als daß sein Vater die Heirat verzögere und ihm bei seinen Jahren nicht mehr Gewalt und Freiheit lasse; die Verzögerung der Vermählung rühre eben daher, daß der Vater glaube, er werde ihm, wenn er vermählt sei, mehr Gewalt geben müssen, oder der Prinz werde sie sich selbst nehmen; er rechne dabei darauf, den Kaiser auf seiner Seite zu haben. Es entsteht nun die Frage, in welchem Verhältnis der Prinz zu der niederländischen Bewegung überhaupt gestanden hat. Alte und wohlunterrichtete Historiker haben behauptet, er sei mit Egmont in Verbindung gewesen, und was wäre an sich wahrscheinlicher, als daß der hochangesehene kriegsberühmte Graf bei seiner Anwesenheit in Spanien die Bekanntschaft des Prinzen gemacht habe oder vielmehr der Prinz die seine? Dagegen ist eingewendet worden, daß sich in den archivalischen Papieren keine Spur einer Verbindung des Prinzen mit den niederländischen Großen gefunden habe. Irre ich nicht, so ist eine solche doch vorhanden. Bei den Maßregeln, die für den Fall des Ablebens von Berghes zur vorläufigen Besitznahme seiner Güter und zugleich die Verhinderung einer Flucht Montignys, – es sind die beiden Gesandten, welche dem König die Notwendigkeit einer nachgiebigen Haltung in den Niederlanden vorstellen wollten, – getroffen wurden, bemerkt der König in seinem Schreiben an Ruy Gomez, der zugleich mit Spinosa und Carir zur Ausführung der Maßregeln angewiesen wurde, es verstehe sich, daß der Prinz Don Carlos von alledem nichts erfahren dürfe. Warum aber sollte der Prinz nichts davon erfahren? Ein anderer Grund läßt sich gar nicht denken, als daß er mit der Behandlung, welche den beiden Gesandten zuteil wurde, die man gleichsam als Feinde behandelte, nicht einverstanden war. Wenn nun die Erzählung eines an sich glaubwürdigen Geschichtschreibers, auf dessen Zeugnis wir in vielen Punkten angewiesen sind, Cabrera, mit einer Andeutung in einem königlichen Schreiben zusammentrifft, so darf man sie, denke ich, nicht in Abrede stellen. Noch schwankte die Entscheidung zwischen der Anwendung der äußersten Mittel, die man bereits beschlossen hatte, und eines gemäßigten Verhaltens, das noch in Aussicht gestellt wurde. Historisch kann kein Zweifel sein, daß der Prinz für das zweite war; er hoffte und wünschte noch eine Aussöhnung mit den niederländischen Herren, seinen Ordensgenossen, welche ihre Hoffnung auf ihn gesetzt hatten. Dieser Gesinnung war nun auch der Kaiser. Er hat den König ausdrücklich vor den Gefahren, in welche er sich durch Anwendung der Gewalt in den Niederlanden stürzen werde, gewarnt und ihm seine Dazwischenkunft angeboten; so daß man wohl ohne Bedenken annehmen darf, daß sich der Kaiser, die niederländischen Herren und der Prinz in einer gewissen, inneren Übereinstimmung befanden. Man begreift die Aufregung, in welche der Prinz geriet, als nun der Herzog von Alba, von dem man nicht zweifeln konnte, daß er zur Anwendung der Gewalt schreiten werde, nachdem er seine Abschiedsaudienz bei dem König gehabt, auch ihm einen Abschiedsbesuch machte; er soll seinen Dolch gegen Alba gezückt haben. Aber auch damals war doch immer die Reise des Königs, an der der Prinz teilzunehmen gedachte, vorbehalten.

Am 19. März 1567 wurde die Abreise des Königs durch allerlei Erlasse so gut wie angekündigt. Der Plan Philipps sollte sein, den Prinzen erst nach den verschiedenen Hauptstädten der aragonischen Krone zu führen, wo die Stände ihm schwören sollten; dann ihn nach Italien mitzunehmen, in Mailand eine Zusammenkunft mit dem Papst, in Innsbruck eine mit dem Kaiser zu halten und sich dann nach den Niederlanden zu begeben.

Eine besondere Rücksicht bildete es immer, daß der österreichische Hof abgehalten werden mußte, die Vermählung der jüngeren Erzherzogin mit dem König von Frankreich zu bewilligen. Für Maximilian lag dazu ein besonderes Motiv in dem Türkenkrieg, der wieder ausbrach; er wollte sich in einem solchen Augenblick nicht auch die Feindschaft von Frankreich zuziehen. Allein eine neue Mission des Königs von Spanien, die im Juli eintraf, hielt ihn bei dessen Gesichtspunkten fest. Philipps Absicht war damals nicht über Italien, sondern unmittelbar zur See die Reise nach den Niederlanden zu unternehmen. Der Kaiser wünschte nichts mehr, als die ihm schon so lange versprochene Zusammenkunft; er hat wohl gesagt – denn schon war er in einem Zustand krankhafter Schwäche – er wolle sich, wenn es nötig wäre, auf den Schultern seiner Diener dahin tragen lassen. Die Vermählung des Prinzen mit der Erzherzogin Anna war dabei unaufhörlich im Auge behalten.

Wenn der Prinz aufs neue wunderliche und gehässige Ungebärdigkeiten ausübte, so schrieb man das an dem Hofe dem immer erneuerten Verdruß über die Saumseligkeit, mit welcher der Vater seine Heirat betreibe, zu. Noch im Juni und Juli dauerten die Vorbereitungen zur Reise an; Don Carlos und die beiden anwesenden österreichischen Erzherzöge Rudolph und Ernst erhielten die Weisung, sich bereit zu halten (26. Juni). Don Carlos ließ schon den König von Frankreich um einen Paß für den Durchzug seiner Pferde (50) bitten. Am 15. Juli wiederholte Philipp seine Aufforderung, die Vorbereitungen zu beeilen. Bei der Publikation der Cortesbeschlüsse (21. Juli) erklärte der König, daß er nach den Niederlanden reisen werde; er fügte hinzu, daß das Verhalten schlechter Untertanen seinen Entschluß veranlaßt habe.

Die Vorbereitungen waren so weit gediehen wie möglich, die königliche Garde hatte schon Befehl erhalten, sich nach Coruña zu begeben; dann aber traten Schwankungen ein. Sollte dieser König, der eben damals auf die erste Nachricht von einer Moriskenbewegung in den Orten von zweifelhaftem Gehorsam Veranstaltungen traf, um sich ihrer Oberhäupter zu bemächtigen; der dem König von Frankreich immer wiederholt hatte, in seinen Kriegen gegen die Hugenotten sei nur ein dieselben zugrunde richtender Anführer imstande, ihn zu retten, sollte er nicht erst warten, bis auch in den Niederlanden die Häupter überwältigt und gezüchtigt worden waren?

In der Nacht vom 21. zum 22. August traf ein Kurier vom Herzog von Alba ein, welcher meldete, daß er, ohne Hindernis zu finden, in den Niederlanden angekommen sei. Der Nuntius des Papstes verhehlte dem König nicht, daß die Welt sein Zurückbleiben nicht zu seinen Gunsten auslegen werde; der Heilige Vater werde es mit dem größten Leidwesen vernehmen (8. September). Am 19. September traf dann die Nachricht ein, daß sich der Herzog von Alba der Personen Egmonts und Horns versichert habe. Der König antwortete dem Papste durch eine Instruktion für seinen Gesandten Luis de Requesens. Er sagt darin, seine Abreise nach den Niederlanden sei auf Anfang August festgesetzt gewesen, in der Erwartung, der Herzog von Alba werde mit den Truppen, welche die Unterwerfung der Niederlande ausführen sollten, in dieser Zeit bereits angekommen sein; dann würde er sich dahin begeben haben, um Ruhe und Ordnung herzustellen. Aber der Herzog sei später angekommen, als man gemeint habe. In diesem Jahre sei daher seine Reise unmöglich. Im künftigen Frühjahr aber solle sie stattfinden. Spinosa hat gesagt, wenn die Welt nicht untergehe, und wenn der König im künftigen Frühjahr noch am Leben sei, werde er die Reise vollziehen.

In Wien war Erzherzogin Anna trostlos hierüber. Der Kaiser war zufrieden, daß die Zusammenkunft, die ihm sehr am Herzen liege, bis ins Frühjahr verschoben werde; er freute sich darauf, dann die Bekanntschaft des Prinzen zu machen. Wie aber war diesem selbst zumute? Im September brach der Haß zwischen Vater und Sohn wieder lebhaft aus. Der französische Gesandte schreibt, der Sohn hasse den Vater, der Vater nicht minder den Sohn.


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