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Fünfzehntes Kapitel

Martyrium magnum

Im Pfarrhause zu Stahle saß der Spiegelbergsche Reiter neben dem alten Chrysostomus, dem Bruder Festus und dem italienischen Arzt am Feuer und trocknete seine Kleider. Das Wasser war glücklicherweise nicht vollständig in die Behausung der geistlichen Herren des Dorfes eingedrungen; es spülte nur leise gegen die eine Seite der Hausmauer an; es zog sich nun bereits ein wenig zurück gegen sein gewohntes Bett. Die größeste Gefahr war vorüber.

Nur den inständigsten Bitten des Vikars hatte Simone Spada nachgegeben, indem er in dieser Nacht nicht weiterzog. Es war ganz behaglich in dem Gemache. Die Magd des Pfarrhauses hatte, so gut es sich tun ließ, für eine Bewirtung gesorgt; der blinde Vater Chrysostomus nickte in seinem Lehnsessel, Franz Lindwurm, der Reiter von Pyrmont, erzählte von den Beschwerlichkeiten seines Weges, wozu auch der Arzt mancherlei hinzufügen konnte.

Zu hellerer Glut schürte Festus die Flammen im Kamin auf. Ach, der Arme wußte nicht, welch ein Schmerz für ihn in der schwarzen Ledertasche, die hinter dem Stuhl des Spiegelbergschen Reiters hing, verborgen sei!

Zum ersten Male im Jahre 1557 gewinnen wir Muße, uns den jungen Geistlichen wieder einmal genauer anzusehen.

Was hatte der Bruder Festus den Winter über getrieben?

Die bösen Zeichen, welche noch tiefer auf seiner Stirn eingegraben standen, redeten davon.

Als die Regengüsse des Herbstes die fast versiegte Weser von neuem geschwellt hatten, als darauf die Decke des Eises sich über den Fluß gelegt hatte und die Bewohner der beiden Ufer zu Fuß und Wagen zueinander hierüber gekommen waren in Handel und Wandel, oder um ein freundschaftlich-nachbarlich Geschwätz miteinander zu halten, da hatte auch der Vikar öfters den Fluß gekreuzt und war zu dem lutherischen Ufer hinübergeschritten. Aber nicht bei Tage mit den übrigen Menschen, sondern In tiefdunkler Nacht.

Aufgetrieben hatte es ihn mit unwiderstehlicher Gewalt von seinem Lager, und einem Diebe gleich war er, wenn alle Menschen schliefen, über das Eis geschlichen, unter welchem die Wasser des Todes wühlten. Einem Diebe gleich war er an der Mauer des Pfarrgartens in die Höhe gestiegen, um in der Finsternis den Fuß auf den Boden zu setzen, auf welchem sie im Licht des Tages wandelte.

Im Schnee begraben lagen die Blumenbeete des Gartens, im Schneeschimmer leuchtete matt das Dach des lutherischen Pfarrhauses. Im Schlaf lag der Pastor Fichtner, und die Bibel war auf dem Tische neben seinem Kopfkissen aufgeschlagen. Im Schlaf lag die Monika, und unter ihrem Kopfkissen lag der eine Brief, welchen im Sommer der Fiedelmann Kaspar Wicht ihr gebracht hatte. Was wollte der Mönch Festus in dem Pfarrgarten zu Holzminden?

Ja, wenn er diese Frage hätte beantworten können!

Erst wann der erste Hahn rief, in der Stunde, wo die Gespenster verschwinden, verließ auch der Mönch das lutherische Ufer. Erst am linken Rande des Flusses erwachte der Unglückliche aus seinem unheimlichen Nachtwandeln.

Und jetzt sollte es von neuem Frühling werden! –

Der Arzt Simone Spada hatte den jungen Geistlichen den ganzen Abend hindurch aufmerksam beobachtet. Anfangs schob er das verwüstete Aussehen desselben auf die Aufreizungen und Mühen des Tages und riet ihm, sich recht bald zur Ruhe niederzulegen. Allmählich jedoch erkannte der geschickte Arzt, daß es nicht allein körperliche Erschöpfung sei, welche den Mönch niederdrücke; er erkannte, daß auch die Seele desselben krank, recht krank sein müsse, und beschloß Näheres zu erkunden vor seiner Abreise.

Jetzt erhob sich Franz Lindwurm, der Bote des Grafen zu Pyrmont, und sagte:

»Wahrlich, man fühlet seine Knochen, wenn man den ganzen Tag auf dem Gaul gehangen hat oder das müde Vieh hat schleppen müssen am Zaum durch den Teufelsbrei. Gebt mir Urlaub, geistlicher Herr; ich will mir eine Streu zurechtmachen im Stall neben meinem Tier. Und dann tut mir noch einen Gefallen. Schauet, hier hab ich ein' Geschrift von einem Stallgesellen, welcher besser verstehet mit der Feder umzugehen, als ich, und welcher es geschrieben hat für ein Jungfräulein drüben zu Holzminden. Ich kann nicht warten allhier, bis sich das übergewaltige Wasser und das Eis verlaufen hat, und – Ihr brauchet mich nicht so anzusehen, Herr Vikarius, es ist nichts Böses dabei! Mein Kamerade ist ein ehrlicher Gesell und will die Dirn heimführen, sobald er kann. Wollt Ihr das Brieflein bestellen oder bestellen lassen, Herr Vikarius?«

»An wen ist's?« fragte Festus.

Der Spiegelbergsche Reiter hatte das Schreiben Eckenbrechers hervorgeholt aus seiner Tasche und übergab es dem Mönch. Dieser warf einen Blick darauf, griff schnell nach der Stirn und stieß einen Ruf hervor, welcher den blinden Chrysostomus erweckte.

»Was hast du, mein lieber Sohn? ist ein neues Unglück über unser armes Dorf hereingebrochen? Steigen die Fluten immer noch?«

»Nein, nein, mein Vater!« murmelte Festus, der mühsam nach Fassung rang.

»Aber zum Teufel, Herr Vikare, was ist Euch?« fragte Franz Lindwurm. »Ist Euch übel? Ihr seid schier noch bleicher geworden, als Ihr vorhin waret!«

»Nichts, nichts! Es ist die Ermüdung! Es wird sogleich vorübergehen, guter Freund – ich dank Euch. Ich hab mich den Tag über allzusehr angestrengt – das wird es sein – ängstet Euch nicht um mich!«

Der Arzt Simone unterstützte den Schwankenden und führte ihn zu einem Sitz.

»Ich will den Brief bestellen!« flüsterte Festus und versuchte es, den besorgten Reiter anzulächeln. »Danke Euch, Herr Doktore, es ist schon vorüber. Wie doch die Ermattung so plötzlich über einen kommen kann!«

»Gehet zu Bett, geistlicher Herr; Ihr sehet wirklich sehr schlecht aus – ein tüchtiger Schlaf wird Euch schon wieder auf die Beine bringen«, erwiderte Franz Lindwurm und fügte hinzu: »Erwachet morgen auch nicht zu früh. Ich will jetzt schon Abschied von Euch nehmen, daß ich Euch nicht zu stören brauche in der Frühe.«

Festus drückte schwach die ihm dargereichte Hand. Noch einmal versuchte er's, sich zu einem Lächeln zu zwingen.

»Und von wem ist die Liebesbotschaft, zu deren Überbringer Ihr mich machen wollt?«

»Klaus Eckenbrecher heißet der Gesell. ist ein Reiter Herrn Philipps von Spiegelberg gleich wie ich. Ihr kennet den Knaben gewiß. Er wird's Euch zu großem Dank anrechnen, und ich sag Euch nochmals, daß gewiß nichts Schlechtes und Heimtückisches mit unterläuft.«

»Ich will den Brief sicher bestellen; verlasset Euch drauf.«

»So danke ich Euch und will dem Klaus auch davon sagen, sobald ich heimkomme von der Hochzeit zu Münden. Alles hat doch seinen Herzensschatz und gehet aufs Freien aus, Fürst und Knecht, reich und arm – 's ist ein Leiden! Ihr geistlichen Herren wisset gar nicht, wie gut ihr es habt, daß ihr euch nicht damit zu behelligen habt wie unsereiner! – Also – nochmals meine Bedankung für gute Bewirtung und Dienstwilligkeit und schlafet wohl, Herr Pfarrer, auf daß Ihr morgen frischer aus den Augen sehet als wie heute abend.«

»Gute Nacht und glückliche Reise!« sagte Festus, und der Reiter schritt pfeifend zu seinem müden Roß in den Stall hinaus, bereitete sich aus einigen Strohbündeln ein Lager und schlief die ganze Nacht wie einer, welcher seine Pflicht getan hat.

Der Vikarius legte das empfangene Schreiben auf den Tisch und führte den alten Chrysostomus in sein Kämmerlein.

Während er aus dem Zimmer entfernt war, nahm der italienische Arzt den Brief auf und las kopfschüttelnd die Überschrift: »An die Monika im Pfarrhause zu Holzminden an der Weser. Heimlich abzugeben, auf daß der Herr Vater nicht darhinterkomme.«

»Was fehlet diesem Mönche?« fragt sich Simone Spada. »Nein, nein, das war nicht bloß körperliche Ermüdung und körperliches Unwohlsein. Ich möchte wohl wissen, was diesem jungen Mönche eine solche Falte auf die Stirn gegraben hat!«

Hier strich der Arzt finster über die eigene Stirn, wo er eine ähnliche Falte fühlte.

»An diesem Briefe haftet das Geheimnis, welches ich wissen will!«

Schnell legte er das Schreiben Klaus Eckenbrechers nieder; der Bruder Festus trat wieder ein und ließ sich dem Arzte gegenüber auf seinem Schemel am Kamin nieder. Verstohlen glitten die forschenden Blicke des Arztes zu ihm hinüber.

Welch seltsames Spiel des Schicksals hatte diese beiden Männer zusammengeführt! – –

»Wie glücklich das Alter doch ist«, sprach der Vikarius; »er schläft schon, und – ohne Träume wird er schlafen.«

»Ich hoffe, auch Ihr werdet einen guten Schlaf tun auf einen solchen schweren Tag wie der heutige«, meinte der Arzt.

»Ich hoffe es auch!« sagte Festus seufzend. »Aber Ihr selbst werdet jetzt der Ruhe bedürfen, mein freundlicher Helfer in der Not! Soll ich Euch Euer Gemach zeigen? Ihr werdet freilich, wie schon gesagt, vorliebnehmen müssen; selbst in ruhigeren Tagen bietet unser armes Dach nicht viel Bequemlichkeiten, und heute habe ich noch einige der obdachlos gewordenen Familien darunter aufnehmen müssen.«

»Wenn Ihr wüßtet, welche seltsame Nachtquartiere mir auf meinem Lebensweg zuteil geworden sind, Ihr würdet gewißlich Euere Worte und Entschuldigungen sparen«, sprach lächelnd der Arzt.

»So kommet.«

Der Bruder Festus führte seinen Gast in das obere Gestock des Hauses, wo sich ein noch leeres Kämmerchen befand dicht unter dem Strohdach, eingerichtet zur Benutzung für durchziehende Amtsbrüder. Hieher hatte Paul, der Diener Simones, bereits die Mantelsäcke seines Herrn gebracht und sich selbst ein Lager auf dem Fußboden bereitet. Die andern Knechte des Italieners schliefen mit Franz Lindwurm im Stall neben den Pferden.

»Der Herr sei mit Euch!« sagte Festus, indem er seinem Gast die Hand drückte.

»Und mit Euch – in Ewigkeit, Amen!« antwortete der Arzt, worauf ihn der junge Geistliche verließ, nachdem er die Lampe auf dem rohen Tischchen von Tannenholz niedergesetzt hatte.

»Es sind böse Gewalten, die solche Furchen über solche jungen Stirnen ziehen«, murmelte Simone. »Ich will mehr davon wissen.«

Er entkleidete sich, warf sich auf das harte Lager, ohne die Lampe auszublasen, und ließ sich schneller, als er dachte, von den Wassern, die unfern dem kleinen, einzigen Fenster seines Schlafgemaches vorbei rauschten, in den Schlaf lullen.

Der Vikar Festus rang sich wachend die Hände wund auf seinem Lager und stöhnte:

»Monika, o Monika, Monika!«

So kam die Mitternachtsstunde heran.

Als der Nachtwächter zu Holzminden den darauf bezüglichen Vers absang, richtete sich Simone Spada, durch die Berührung einer Hand aus dem Schlafe aufgeschreckt, erschrocken in die Höhe:

»Wer ist da?«

»Ich!« flüsterte eine kaum hörbare Stimme. »O, erschreckt nicht; ich bin's, Festus, der Vikar, der arme Mönch Festus!«

Es war finstere Nacht, die Lampe war erloschen, unheimlich grollte und donnerte der Fluß.

Der Arzt griff nach der mageren, zitternden Hand, welche nach der seinigen suchte, und drückte sie teilnehmend.

»Was ist Euch, mein Freund? Ihr seid krank; sprecht, kann ich Euch helfen, so will ich es gerne tun.«

»Hört mich, hört mich; ich trage es nicht länger für mich allein – Feuer um mich und in mir! – o Gott, in welche Schrecken und Qualen stürzest du deine Geschöpfe! Ich muß sprechen, ich will sprechen! Ich will zu Euch sprechen, obgleich ich Euch nicht kenne! O, seid barmherzig und hört mich an, Ihr, welcher aus einer Welt kommt, von der ich keinen Begriff habe. Morgen geht Ihr ja wieder, und in bunter Pracht wechselt das Leben um Euch, und ich bleibe hier zurück in meinem Jammer –«

»Ihr liebt!« rief der Arzt Simone, und der Priester fiel neben der Lagerstatt nieder und verbarg schluchzend sein Haupt in den Kissen.

»Ihr liebt! Ihr liebt! Redet, redet! Gott hat uns in Wahrheit zusammengeführt. Sprecht, sprecht! Ich kenne die wahnsinnige Glut, die Euch verzehrt, die Flammen, in denen Ihr Euch krümmt gleich dem Salamander, die Ihr nur löscht mit dem eigenen Herzblut. Ihr sollt sprechen, Ihr müßt sprechen, Freund, Bruder!«

Er zog den jungen Geistlichen zu sich empor und hielt ihn in seinen Armen; er fühlte das Herz desselben an dem seinigen klopfen, zu neuem Leben wachten die eigenen Flammen wieder auf, die in ihm unter leichter Aschendecke geschlafen hatten.

»O, könntet Ihr ahnen«, sprach Festus, »könntet Ihr ahnen, was ich trage, seit das große Geheimnis sich mir enthüllt hat, seit es von meinen Augen gefallen ist gleich Schuppen, seit sich die Welt mir gezeigt hat, wie eine schöne Zauberlandschaft während einer Gewitternacht in einem urplötzlichen Blitzstrahl sich zeigt. Nun trage ich die tiefe Sehnsucht in mir, und in jedem Augenblick verliere ich zu tausendfacher Todesqual das, was ich nie besessen habe! Und immer ist's mir, als verliere ich das unsagbare Glück durch eigene Schuld, immer ist's mir, als brauche ich nur die Hand auszustrecken, um die Krone des Lebens zu ergreifen und sie mir auf die Stirn zu drücken. Und der böse Geist steht neben mir und zählt die Sekunden eine nach der andern, tagelang, nächtelang, und jeder Schlag meines Herzens ist Qual, grenzenlose Qual in der Zeit und Verderben und Verworfenheit in der Ewigkeit! O Gott, Gott, du weißt, wie ich gefleht habe zu dir und allen deinen Heiligen; o Gott, Gott, erlöse mich von der Pein, sende mir Ruhe, Ruhe! Wie sie durch die finsteren Wolken meiner Seele schwebt in all ihrer Lieblichkeit! Die Sonne strahlt golden durch ihre goldenen Locken, und sie lächelt und weiß nicht, welches Verbrechen an einem Menschenwesen durch ihre Schönheit verübt wird! Keine, keine Rettung im Himmel und auf Erden! O, du fremder Mann aus der Welt der Lebendigen, der sie auch angehört und ich nicht, sage: fallen solche Qualen auch auf euch? Sprich, wie wehrt ihr euch, daß euere Seelen nicht in Wahnsinn versinken?«

»Wohl kennen wir dieselbe Pein, Armer! O, Bruder Festus, schrecklich ist's, den Wahnsinn fürchten zu müssen; aber noch schrecklicher ist's, wenn man auf ihn hofft wie auf den einzigen Retter. Ich habe geliebt wie Ihr, Festus, und – niemand konnte auch mir helfen.«

»Drüben im Lande der Ketzer wohnt sie. Der wilde Strom rollet seine Fluten zwischen uns. Verloren ist ihre Seele in alle Ewigkeit, sagt die Lehre unserer Kirche.«

»Und sie weiß von deiner Liebe, Festus?«

»Nein, nein, nein!« rief der Mönch. »Hast du's nicht gehört? Einen andern liebt sie! Morgen will ich ihr den Brief, auf den sie harrt, durch die Fluten und die Eisschollen tragen.«

»Und sie ist würdig, geliebt zu werden? Sie ist nicht bloß ein schönes falsches Blendwerk?«

»Sie ist rein wie Gottes unschuldigste Engel – wer zweifelt daran?« rief der Mönch wild.

»Glücklicher, Glücklicher!« murmelte Simone Spada. »Festus, Festus, glaube mir, du trägst noch nicht den schlimmsten Schmerz! Dein Herz mag dunkel sein; aber ein heller Stern, der Glaube an die Reinheit, an die teuere Herrlichkeit des selbstgeschaffenen Idols leuchtet noch darin in unbeflecktem Glanze. Mag sie einem andern angehören, sie hat dir nicht das Wort gebrochen! Sie hat nicht an deiner Brust geruht und dich verraten in ihren Küssen! Sie hat dir nicht weinend gesagt, daß sie dich liebe – im tiefsten Innern frohlockend über die gräßliche Lüge!«

»Und solches ist Euch geschehen, und Ihr lebet?«

»Solches ist mir geschehen, und ich lebe! Wohl ist mir das Dasein farblos und leer – wohl habe ich die Tramontana, den hellen Stern, welcher uns über die Wogen des Lebens leitet, auf Ewigkeit aus dem Gesicht verloren; aber – ich lebe und ich – will leben!«

Ein tiefes Schweigen folgte diesen Worten Simones. Draußen donnerte fort und fort der Strom, und der Bruder Festus hob das Haupt von der Brust des Arztes. Endlich sagte er:

»Hörst du? – Horch! Das ist die schreckliche Stimme des Verhängnisses! Sie ist immer in meinen Ohren, bald leise flüsternd, bald donnernd wie jetzt! ... Ich will gehen, wer kann mir helfen?«

Simone Spada drückte dem Mönch schweigend die Hand, aber er hielt ihn nicht zurück. Was konnte er ihm sagen? Mit geheimem Schauder horchte er, wie die schleichenden Fußtritte des Bruders Festus sich entfernten und die Tür leise sich schloß.

»Unselig Verlorener!« murmelte er und fügte hinzu: »O Fausta, o Fausta La Tedesca!« –

Am andern Morgen ritt Franz Lindwurm, der Bote des Grafen von Pyrmont, vor Tagesanbruch weiter gen Münden zur Hochzeit des Herrn von Rosenberg und der schönen Katharina von Braunschweig. Der Arzt Simone Spada, noch einmal aufgehalten auf seinem Wege ins Vaterland, blieb fürs erste noch im Pfarrhause zu Stahle und sendete nur seine Diener weiter gen Nürnberg. Nur den Paul behielt er bei sich.


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