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21

Hohenzollernwetter in Berlin! Strahlender Sonnenschein, kalte, klare Winterluft mit Frostkristallen und Rauhreif über Baumstämmen und Ästen – einer der seltenen herrlichen Wintertage mit klarblauem Himmel und rosig-goldenen Wolken, mit weißem Schnee auf gefrorenem Boden, glitzernden Fensterscheiben und hastendem Hin und Her von aufgeräumten, lustig der Kälte trotzenden, siegesfrohen Menschen, die ihre Freude austobten und vor Begeisterung aufjauchzten, weil sie endlich den schweren Alp los waren, der seit Beginn des nun über ein Jahr dauernden Krieges auf den Gemütern gelastet hatte.

Der Sieg war da! Und heute hielt er seinen feierlichen Einzug in Berlin.

Alles, was Leben und Atem hatte, jung und alt, drängte sich auf den »Linden« zusammen, um den Einzug des Hofes zu sehen und den Siegern von Hohenfriedberg und Soor zuzujubeln.

Pomphaft nahte der Zug in der Mitte der Straße vom Brandenburger Tor her, dessen beide Zollhäuser mit Fahnen und Girlanden von Tannengrün geschmückt waren.

Zuerst die Eskorte – Dragoner in glitzernden Kürassen auf prächtig aufgezäumten Pferden, die, wie heraldische Wappentiere aufgeputzt, stolz einherschritten und ihren heißen Atem mit Kraft in die kalte Luft bliesen, wo er gleich zu weißem Dunst wurde, der sich wollig weich seitwärts ringelte, den ganzen Zug von Rossen und Reitern mit einer einzigen, vorwärts gleitenden Wolke umschloß, aus der nur die Köpfe der Pferde, die bunt gestickten Schabracken und die darauf paradierenden Sieger emportauchten.

Hinter ihnen her die königlichen Karossen, mit Spitzenreitern und Läufern in prachtvollen Livreen – die Pferde mit bunten Troddeln und silberbeschlagenem Geschirr geschmückt –, hinter den von goldenem Schnitzwerk eingefaßten Spiegelscheiben gepuderte, diademgeschmückte Köpfe, am Wagentritt Pagen in großer Gala und auf dem Brett zwischen den hoch geschwungenen Wagenfedern goldbetreßte Lakaien in königlichen Livreen!

Dann ein Wald von mächtig wallenden Fahnen, deren schwere, buntseidene Pracht sich majestätisch im Sonnenschein entfaltete und auf ihren Tüchern und Fahnenbändern, stolz flatternd, die Wappenzeichen der Besiegten zeigten – die Ehrenzeichen der österreichischen und sächsischen Regimenter, im heldenhaften Kampf erbeutet und jetzt als Trophäen vom Sieger in seine Residenz eingebracht.

Und hinter ihnen, zu Pferde, an der Spitze einer glänzenden Schar von Generalen und Obersten, die kleine, jugendlich schlanke Gestalt des Königs in seinem blauen Uniformrock mit den roten Aufschlägen, den Stern auf der Brust, den Dreimaster auf dem hocherhobenen Kopf, die wundervollen, tiefen Augen strahlend vor Siegesglück! Immer wieder mußte er, mit dem Degen salutierend, für die begeisterten Zurufe der Menge danken, die sich in Huldigungen nicht genug tun konnte und ihren jugendlichen Helden stürmisch feierte – ihren »alten Fritzen«, wie sie ihn schon mit dem ihm von seinen Kriegern beigelegten Ehrennamen liebkosend nannten.

Die Menge drängte sich dicht um sein Pferd – allen voran die Straßenjungen, die ihre Mützen in die Luft warfen! »Hoch!« und »Hurra!« und »Vivat, Fritze!« schrien sie und sangen die Melodie mit, die er selbst gemacht hatte – die die voranziehenden Trompeter in die Luft hinausschmetterten, und die fortan, für alle Zeiten, nach der schönsten Viktorie Fritzens benannt, die Preußen zum Siege führen sollte.

Hohenfriedberg – wundervolles Aufjauchzen jugendlichen Draufgängertums – Frühlingssieg altpreußischen Heldentums – unwiderstehliches Aufbäumen unbezwinglichen Kraftbewußtseins – unverwelklicher Ruhmeskranz aufgehender Sonne, in den kurzen Stunden eines herrlichen Hochsommermorgens glorreich errungen! – – Wem schwillt nicht die Brust, wem klopfen die Pulse nicht höher – wer wird nicht wieder jung bei den Gefühlen, die der bloße Klang deines stolzen Namens in der Brust eines jeden Deutschen wachruft! – – Da knüpfte sich für immer der Sieg an Preußens Fahnen – da weihte der Herr der Schlachten Preußens Schwert zum steten unbeugsamen Kampf ums Dasein – da stählte sich die Manneskraft zum Machtbewußtsein – da keimte zuerst die Ahnung von der großen Aufgabe Preußens, zu einigen, zu reinigen, zu befreien – da hob sich zuerst das Banner im vollen Siegesglanz, das einst das ganze Deutschtum zum Siege führen sollte!

In Nacht und Nebel, in Demütigung und Niederlagen, in tiefster Bedrängnis fremden Knechttums – wo auch die Schicksalsschläge am schwersten fielen – tief im innersten Herzenswinkel bliebst du als unentreißbarer Besitz – als kostbares Juwel! Und wo die Töne deiner Jubelfanfaren schmetterten, da wallten wieder Siegesfahnen in den Lüften, und ihnen voran zog wieder der jugendliche Held, vorwärts zum Kampf, und der Wille zum Sieg war wieder wach, der Furor teutonischer Kraft unbezwingbar am Werke!

»Ich will meine Machtstellung behaupten oder untergehen und alles, selbst den Namen Preußen, mit ins Grab nehmen! – – Entweder ich werde keinen einzigen Mann nach Berlin zurückführen, oder wir werden Sieger sein!«

So schreibt nur, wer den festen Glauben an sein Glück und die Schwungkraft seines Genies hat, die Überlegenheit seiner Führung kennt und den unbeugsamen Mut seiner Krieger!

Der Sieg gab ihm recht.

Und als er da am schönen Novembertag an der Spitze seiner Helden in seines Reiches Hauptstadt einzog, wo er auch – »wie sich's schickte« – hatte »tedeumieren« lassen – da mochten seine Gedanken wieder zurückeilen zu dem schönen Junimorgen am Striegauer Wasser, wo der Feind, trotz dem glänzenden Patrouillenritt Zietens und der dadurch bewirkten Wiedervereinigung des Heeres des Markgrafen Karl mit der Hauptarmee, ihn im Rückzug auf Breslau wähnte – wo die feindlichen Führer ruhig auf dem Galgenberge bei Hohenfriedberg tafelten und Fritz wie ein losbrechendes Gewitter auf sie niedersauste, sie mit einer noch in der Entwicklung begriffenen Schlachtordnung angriff – erst den rechten Flügel, dann das Zentrum, dann trotz schwierigen Flußübergängen im Kampfe auch den linken Flügel warf – wo der in den Annalen des Krieges einzig dastehende Ritt der Bayreuther Dragoner unter Keßler Dutzende von Bataillonen wie eine Windsbraut vor sich herfegte, zusammenhieb und jene stolzen Siegeszeichen erbeutete, die ihm jetzt unter den Klängen des Hohenfriedberger Marsches voranflatterten bis ans Zeughaus, wo die Ruhmeszeichen von Fehrbellin auf sie warteten!

Dort wurde Halt geboten, zur Parade angetreten und dann die Trophäen am König vorbei, und von ihm, dem Hose und der Suite gefolgt, in den Ehrenhof eingebracht.

Vor den Fahnen nahmen die Generale und Obersten Aufstellung, allen voran der alte Fürst von Anhalt-Dessau und der bravouröse Reiterführer und Günstling des Königs, Winterfeldt.

In kurzen, kernigen Worten dankte ihnen Friedrich, wies auf die Bedeutung des Tages hin, an dem die Trophäen erbeutet wurden, und auf den glorreichen Frieden, der mutmaßlich bald daraus resultieren würde! Und bestimmte, in welchen Kirchen die Siegeszeichen aufgehängt werden sollten.

Dann empfing er die Gratulationen der fremden Gesandten, auch Englands, das sich jetzt als Friedensvermittler hervortat, nachdem es sich nach Kräften bemüht hatte, vorher den Brand zu schüren, um auch so im trüben fischen zu können.

Den Gesandten Schwedens, Rudenskjöld, dem er besonders zugetan war, zog er dann in ein Gespräch, das sich zum Erstaunen der Anwesenden sehr in die Länge zog und, ohne Rücksicht auf Zeit und Ort und den wartenden Hof, immer eifriger und aufgeregter wurde.

Schließlich faßte ihn der König am Knopf seiner Weste und sagte so laut, daß alle es hören konnten:

»Die Kugel, die mich treffen soll, ist noch nicht gegossen! Er hat sich düpieren lassen! Und Sein Freund Wulffenstjerna auch!«

Er ließ ihn los, machte ein paar Schritte gegen das Gefolge, kehrte dann um und sagte noch halblaut zu Rudensköld:

»Ich will Ihm etwas sagen – aber es bleibt unter uns: der Kerl, vor dem Er mich warnt, tanzt heute im Ballett mit! Will Er in meinem Gefolge sein, so kann Er sich die Pirouetten meines Quasimörders aus nächster Nähe mit ansehen! Für die politischen Nachrichten, die Er mir gab, danke ich Ihm – wenn auch sie nicht sehr erfreulicher Natur waren!«

Darauf wandte er sich zu den Generalen.

»Messieurs!« sagte er laut. »Wir feiern hier Viktorien und gebärden uns, als wäre das Spiel schon gewonnen und weiter nichts zu tun, als die Friedenstraktate auszutauschen! Das ist ein Irrtum! Den Hauptschlag müssen wir noch führen, schnell und mit Wucht, sollen sich unsere Viktorien nicht in Niederlagen verwandeln! – Wir bitten Euer Liebden«, fuhr er fort, sich an den Fürsten von Anhalt-Dessau wendend, »uns sofort ins Schloß zu folgen, um mit uns und unserem Staatsminister die zu ergreifenden Maßnahmen zu beraten! Messieurs –!«

Und er lüftete den Hut und begab sich, von der nächsten Umgebung gefolgt, nach dem Schloß.

Die Generale und Würdenträger sahen sich an! – Die Mitteilungen, die der König vom schwedischen Gesandten empfangen hatte, waren also ernstester Natur! – Und äußerst dringlich – da er ganz gegen alle Gewohnheit eine Beratung zusammenberief! Er, der seine Pläne sonst stets selbst in größter Verschlossenheit auszuarbeiten und sie niemand anzuvertrauen pflegte, ehe die Ausführung heranreifte!

Im Schlosse ließ Friedrich noch vor der Tafel die beiden Herren und auch den Generaladjutanten Winterfeldt in sein Arbeitszimmer bitten.

Zuerst trat der »Alte Dessauer« ein. Beim ersten Blick auf die alte, knorrige Kerngestalt sah Friedrich, was ihm bevorstand, und bereute fast, ihn gerufen zu haben.

Der eigenwilligste Mensch in der ganzen preußischen Armee – ein Querkopf und Rechthaber, auf langjährige Diensterfahrung pochend, auf alten, wohlerworbenen Kriegsruhm und unvergängliche Verdienste um die preußische Armee gestützt, neidisch auf die alles überstrahlende Glorie des Jüngeren und gekränkt durch – wie er fand – unverdiente Zurücksetzung!

Beim Vater des Königs von allmächtigem Einfluß, von Friedrich aber sofort beim Regierungsantritt auf den rein militärischen Dienst beschränkt und auch da kaltgestellt – das waren Erfahrungen, die seines Erachtens in keinem Verhältnis zu seinen langen und treuen Diensten standen und die den Groll immer noch wachhielten! Der Erste Schlesische Krieg wurde unternommen, ohne ihn um Rat zu fragen oder seine Erfahrung in Anspruch zu nehmen! Der zweite ebenso! Und erst, als es schief ging, wurde er berufen, um alles wieder einzurenken! Und jetzt wollte man gar seinen so lange verschmähten Rat haben! – Auf den Augenblick hatte er gewartet!

Er nahm stillschweigend den ihm gebotenen Sessel ein und wartete ohne ein Zeichen der Neugier ab, welche Mitteilungen der König ihm machen würde.

»Wir hätten Euer Liebden gern vergönnt, nach dem langen Feldzug Dero otium in Dessau zu pflegen! Noch vor Weihnachten werden wir aber Euer Durchlaucht Dienste wiederum in Anspruch nehmen müssen! Wir haben heute überraschend schlimme Kunde bekommen!«

Der alte Fürst räusperte sich, sagte aber nichts.

»Der schwedische Botschafter überbrachte uns heute Nachrichten – –«

Da hakte der Alte Dessauer ein.

»Nachrichten, Majestät, sind für gewöhnlich wie Spatzen! Sie flattern hin, und sie flattern her und machen ein groß Geschrei! Gelingt es aber, eine zu packen, so ist meistens nicht viel daran! Mir schien die Jagd nach solchem Wild immer wenig lohnend!«

Der König richtete sich auf und blickte den Redner scharf an.

»Wenn wir aber trotzdem Euer Liebden dahin informieren, daß Sachsen und Österreich im Begriff sind, uns meuchlings zu überfallen und ihre Armeen über Nacht auf Berlin marschieren lassen werden – –«

»So war das nicht ein Spatz, sondern eine fette Ente! Meines Wissens sind wir doch in Friedensverhandlungen mit den genannten Staaten und haben durch den Vertrag von Hannover seitens England die Zusicherung bekommen, es wollte seinen ganzen Einfluß auf die Verbündeten geltend machen, um einen baldigen Friedensschluß herbeizuführen!«

»Englands Einfluß ist gleich Null, seitdem der Prätendent, Karl Eduard, in Schottland einfiel und den König zwang, seine hannoverschen Truppen in England zu verwenden! Das wissen Euer Liebden ebensogut wie wir! Wir haben heute ganz bestimmte Kunde erhalten von dem Plan Brühls, die Armee des Prinzen von Lothringen durch Sachsen gehen zu lassen, um, mit der sächsischen Armee vereint, auf Berlin zu marschieren! Man ist so sicher, uns zu zerschmettern, daß man schon die Beute geteilt hat. Sachsen soll Magdeburg, Halberstadt und Halle mit Umgegend erhalten – Österreich Schlesien –«

»Ich wette meinen Fürstenhut gegen die Sturmhaube eines Kürassiers, daß das ein Ammenmärchen ist!«

Friedrich sah ihn scharf an.

»Wir glaubten unseren Feldmarschall – unseren lieben Vetter, des Fürsten von Anhalt-Dessau Durchlaucht, vor uns zu haben, zu ernster Beratung mit uns befohlen, und gekommen, um von uns ein Kommando zu empfangen! Euer Liebden aber scheinen zu glauben in die Zeiten des Tabakskollegiums zurückversetzt zu sein!«

Der Verweis wirkte. Der alte Herr wurde glutrot und zupfte heftig an seinem Schnurrbart.

In dem Augenblick trat Podewils ein, entnahm seiner Mappe einige Briefe und reichte sie dem König.

Der König entfaltete sie und gab sie dem Fürsten von Anhalt.

»Da haben Euer Liebden die Beweise! Aus den Briefen geht hervor, daß General Grünne bereits nach zwei Tagen mit seinem Korps zu Gera eintrifft, um bei Leipzig zu den Sachsen zu stoßen. Auch, daß die Sachsen bereits in der Lausitz Magazine errichten für die Armee des Prinzen von Lothringen. Alles, während man mit uns verhandelt, damit wir möglichst lange untätig bleiben!«

Der Fürst von Anhalt legte die Briefe wieder hin.

»Ich halte trotz dieser Briefe auch jetzt noch das Ganze nur für einen Schreckschuß, um die Verhandlungen günstig zu beeinflussen und von Eurer Majestät bessere Bedingungen zu erlangen! Man soll nicht leichtgläubig alles für bare Münze nehmen. Brühl fühlt sich beleidigt durch die scharfe Abfuhr, die ihm in dem Manifest Eurer Majestät zuteil wurde! Aber es wäre doch widernatürlich, wenn er – ein geborener Sachse – bloß aus Rachsucht und Übermut vier Armeen in Sachsen einziehen ließe und so das Land dem Untergang preisgäbe!«

»Podewils!« rief der König.

»Ich gestatte mir ganz gehorsamst, der Ansicht des Fürsten von Anhalt Durchlaucht beizupflichten!« beeilte sich Podewils einzuwerfen. »Graf Brühl ist nicht der Mann, ein so keckes Unternehmen ins Werk zu setzen!«

»Podewils denkt, alle anderen Minister müssen ebenso ängstlich sein wie er!« rief Friedrich ärgerlich. »Wir aber entnehmen dieser schönen Beratung die Lehre, uns nie wieder mit einer derartigen, gänzlich überflüssigen Aktion zu behelligen! Wir wollten Eure Ansichten hören über die Maßnahmen, die jetzt so schnell wie möglich ergriffen werden sollen, um dem Unheil zuvorzukommen! Und müssen uns von langen und unnützen Erörterungen aufhalten lassen, ob die Tatsachen, die wir bereits als solche anerkannt haben, auch wirklich wahr sind! Das war unser Wunsch nicht! Wir schließen solche Beratung auf der Stelle und verordnen und befehlen: Er, Podewils, soll sofort Depeschen an die auswärtigen Höfe abfertigen, worinnen die Anschläge Sachsens und unser Entschluß, denen zuvorzukommen, mitgeteilt werden. Des Fürsten von Anhalt-Dessau Durchlaucht befehlen wir, das Kommando über unser bei Halle zusammengezogenes Heer zu übernehmen! Noch heute reisen Eure Durchlaucht ab, um für dessen Unterhalt Sorge zu tragen und sofort gegen Leipzig und Torgau zu operieren. Winterfeldt kehrt unverzüglich zur schlesischen Armee zurück, die sich an der Grenze der Lausitz zusammenzieht und bereit hält! – Wir selbst nehmen dort den Oberbefehl! Hat Er noch etwas da?« wandte er sich an Podewils, der noch in seiner Mappe kramte.

»Eine Mitteilung des russischen Gesandten: die Kaiserin, seine erhabene Souveränin, ließe die Hoffnung aussprechen, Eure Majestät wollten davon Abstand nehmen, Sachsen anzugreifen – weil ihre Allianz mit dem König von Polen sie verpflichte, für diesen Fall Hilfstruppen zu senden!«

»Das soll sie ruhig tun!« rief Friedrich. »Ihrer Majestät ist zu erwidern, wir wollten gern mit allen Nachbarn in Frieden leben! Wenn wir aber angegriffen werden, wie jetzt, soll uns keine Macht auf Erden – auch nicht die ihrer russischen Majestät – hindern, uns zu verteidigen und unsere Feinde zusammenzuhauen! Messieurs, Ihr habt Eure Ordres!«

Er lüftete seinen Hut. Der Fürst von Anhalt und der General von Winterfeldt salutierten militärisch und gingen. Podewils sammelte seine Papiere und folgte ihnen.

Friedrich rief den Kammerdiener, fragte, ob der Intendant der Oper draußen warte, und befahl, ihn hereinzuführen.

»Wir haben«, rief er, als der Baron Sweerts eintrat, »heute eine Surprise für die Barberina bereit – Er muß uns damit helfen! – Sie ist als Galathée langweilig! Wir haben daher einen neuen Partner für sie kommen lassen, der den Lany als Pygmalion remplacieren soll – den berühmten italienischen Tänzer Fossano! Er ist heute aus Dresden angekommen und befindet sich im Hause des schwedischen Gesandten Rudenskjöld, bereit, uns zu Diensten zu sein. Nebenbei hat er den Auftrag, uns zu ermorden«, setzte er geheimnisvoll flüsternd hinzu. »Erschrecke Er nicht und verrate er dies große Geheimnis niemand – am allerwenigsten der Polizei, damit uns wirklich kein Unheil passiert! – Stelle Er nur – Scherzes halber – rechts und links von der Bühne je einen sergeant d'armes hin! Die sollen auf ihn achtgeben! Aber keinen Ton davon verraten, daß er tanzen wird, lieber Sweerts! – Lany darf, bei Strafe meiner Ungnade, nichts sagen! – Der neue Tänzer wird ohne Aufhebens ins Theater geführt und in seiner Rolle instruiert! – Barberina vor allem darf nichts ahnen! Höre Er – bei seinem Kopf – ehe sie als Statue dasteht, darf sie von dem Tausch nichts wissen! Der Coup darf nicht mißlingen! Wir freuen uns schon auf ihr Erwachen! Gehe Er, lieber Sweerts, besorge Er mir das prompt, und Er kann auf meine Gewogenheit rechnen!«

Der Intendant ging, und der König befahl, das Diner servieren zu lassen.

»Ich zwinge die Canaille noch!« sagte er halblaut auf dem Wege nach dem Speisesaal. »Ich reiße ihr durch den Coup die Maske vom Gesicht! – Ihre Seele will ich nackt und unverhüllt vor mir sehen! Ich will wissen, wer sie ist! Dann vielleicht revidieren wir noch unsere Ansichten über die Damens!«

Er lachte laut auf bei dem Gedanken daran, daß Brühl, ahnungslos, gerade seinen eigenen Spion als Spion gegen ihn engagiert und hergesandt hatte! Und gar noch – als Werkzeug seiner persönlichen Rache!

»Zu plump!« sagte er halblaut und ging in der Erinnerung noch die Erzählung Rudenskjölds durch. Bei der Spielpartie im Hause Brühls, unter der Nachwirkung eines lukullischen Diners, hatte Brühl mit seinem überlegenen diplomatischen Geschick glänzen wollen und seinem Freunde, dem schwedischen Gesandten, gegenüber einige Äußerungen von dem geplanten Überfall auf Preußen fallen lassen – auch von den vielen – glücklichen oder unglücklichen – Zufällen, die die Geschicke der Völker über Nacht verändern könnten – wie zum Beispiel neulich das am Anfang des Jahres erfolgte Hinscheiden des Kaisers! – – »Auch andere Potentaten sind sterblich!« hatte er hinzugefügt, rasch aber das Gespräch unterbrochen. Wulffenstjerna hatte sofort den Eindruck gehabt, daß etwas gegen die Person des Königs von Preußen geplant sei, und ließ die Bemerkung fallen, das plötzliche Verschwinden solch eines hervorragenden Fürsten, wie Friedrichs, wäre noch geeigneter, das Gesicht Europas gründlich zu verändern! Brühl hatte das Spiel unterbrochen, ihn lange angesehen und dann bedeutungsvoll gesagt: »Auch Schweden hätte seinen Vorteil davon, da es schon so viele Provinzen an Brandenburg verloren hat!« und Trumpf-As ausgespielt. Am folgenden Tage wäre dann Fossano bei Wulffenstjerna aufgetaucht, als sei er geschickt, und hätte ihm mitgeteilt, er wäre zum Gastspiel in der Berliner Oper befohlen! Der Graf Brühl hätte ihm den Urlaub von der Dresdener Oper verschafft und ihm auch besondere Aufträge gegeben! Der schwedische Botschafter möge ihm nur auch in Berlin seine Protektion leihen und für seine Sicherheit sorgen! – Wulffenstjerna hatte getan, als verstünde er Halbausgesprochenes, und ihm Empfehlungen an den schwedischen Gesandten in Berlin mitgegeben und diesem noch im geheimen von seinem Verdacht geschrieben, mit der Bitte, den König zu warnen! – So weit Rudenskjölds Erzählung heute im Zeughause.

Friedrich blieb stehen.

»Wir selbst haben den Mann beauftragt, in Dresden so zu tun, als ob er uns wegen der Barberina tödlich hasse! Er wird seine Rolle gut gespielt haben, wenn er das Vertrauen Brühls dermaßen gewonnen hat! Wulffenstjerna hat sich auch von der Komödie düpieren lassen, obwohl er ihn selbst bei Brühl eingeführt hat! Brühl wird nicht so dumm sein, derartige Anschläge gegen uns zu versuchen!«

Er sann einen Augenblick nach.

»Als unser Spion hätte er selbst uns sofort Mitteilung von der Sache machen müssen! Er hat aber nichts gesagt! Entweder – und das wird wohl die Wahrheit sein – existiert kein Anschlag! Oder – er hat's übernommen, uns den Streich zu spielen, und schweigt deshalb! Aber warum? Geld bekommt er auch von uns! Sollte der Kerl uns die Ehre antun – auf uns jaloux zu sein?! – Nun – um so temperamentvoller wird er tanzen!«

Er trat in den Speisesaal, wo die befohlenen Gäste warteten, und aß und trank mit gutem Appetit, scherzte und war guter Laune wie immer, wenn sein Entschluß gefaßt war und er Großes vorhatte.

Am Abend saß er allein in seiner Loge in der Oper.

Er hätte viel darum gegeben, heute Jordan da zu haben, mit dem er so oft das Thema »Weib«, insbesondere das Problem Barberina, diskutiert hatte. Aber Jordan war während des vergangenen Feldzuges plötzlich gestorben, Freund Keyserlingk war ihm einige Monate später in den Tod gefolgt! – Der jähe Verlust seiner beiden intimsten Jugendfreunde hatte Friedrich verschlossen gemacht. Unter all den anderen war niemand, der ihm so nahegekommen wäre, um tief in sein Innerstes hineinblicken zu dürfen! Keiner, der, wie die zwei, ihm helfen durfte, den Lebensrätseln, von der Geburt der ersten Idee an, nachzugehen und sie gestalten zu helfen! Das mußte er fortan allein tun! Und dazu war er geschaffen! Heute aber regte sich nochmals die Sehnsucht danach, ein anderes menschliches Wesen zu finden, eine Seele, der seinen gleich an Tiefe, Empfänglichkeit und fruchtbarer Triebkraft – regte sich zum letzten Male mit voller Gewalt! Die Welt würde er aus den Angeln heben können, wenn er das fände!

Der Vorhang hob sich.

Auf dem Postament in der Werkstatt Pygmalions erhob sich sein Meisterwerk, seine Galathée, im vollen Glanz jugendlicher Schönheit – in einer Anmut der Linien und einer Weichheit der Formengebung, wie sie in der Kunst nur ganz selten und im Leben kaum jemals – außer dieses eine Mal – gesehen wurde!

Bläulichgrünes Licht gab dem Körper die Färbung des Steins.

Pygmalion stand in seliger Verzückung vor seinem vollendeten Werk. Mit aller Inbrunst der Liebe hatte er daran geschaffen, seinen ganzen Drang, seine Sehnsucht nach Erhörung mitschaffen lassen, in dem holden Wahn, daß es ihm gelingen würde, der erschaffenen Gestalt noch den belebenden Funken einzuhauchen! Er zündet Räucherwerk an, opfert der Göttin Venus Rosen, fleht sie an, ihm Erhörung zu schenken und ein Wunder geschehen zu lassen.

Und das Wunder vollzieht sich. Auf rosigen Wolken schwebt die Göttin der Liebe herab. Auf ein Zeichen ihrer Hand erhebt Amor die Fackel, schwingt sie über die Statue – der ganze Raum strahlt in goldig warmem Licht, das die steinerne Gestalt mit der Glut des Lebens überflutet – sie erhebt die Arme, öffnet die Augen, erblickt ihren Schöpfer – zieht, mechanisch, die herabgeglittene Hülle um den entblößten Leib, gleitet vom Postament und steht vor ihm, die Arme halb geöffnet, die Blicke erstaunt, fragend – das Lächeln voll der süßesten Verheißung, bereit, in seine Arme zu sinken, um für das empfangene Leben zu danken – –

So weit entwickelte sich das Drama folgerichtig wie immer! Da geschah das Unerwartete – das was Friedrich herbeiführen wollte – und versetzte den ganzen Zuschauerraum in die größte Aufregung!

Die Barberina hatte, wie immer, ihre Rolle mit dem äußersten Raffinement der Bewegung – aber ohne jede innere Teilnahme ausgeführt. Sie haßte diese Aufgabe! Sie hätte sie mit der ganzen Glut ihrer Seele lösen können! Aber ihr ganzes Empfinden lehnte sich dagegen auf, auf Befehl eines Mannes, und sei's eines Königs, Empfindungen darzustellen, die sie gern und freiwillig gegeben hätte, wenn er ihr mit Gleichem entgegengekommen wäre – statt sie, wie stets, durch eine fortgesetzte Kette von Demütigungen auf ein niedrigeres, ihm untergeordnetes Niveau hinabzudrücken!

Dazu kam ein Gegenspieler, der ihr widerwärtig war – trotz allem Glanz des Auftretens und aller Virtuosität des Könnens! Eine ganz äußerliche, eitle, von ihrer eigenen Vollkommenheit überaus eingenommene Natur – ihr auch als Mann zuwider!

Ekel und Abscheu war alles, was sie empfand, als sie auf dem Postament stand und er um sie herumhantierte, ihr seine Verliebtheit mit leeren Gesten und ausgedörrter Phantasie vormimte! Sie war froh, solange sie noch die Lider geschlossen halten konnte, denn sie wußte – sobald sie sie auftäte, um ihn anzublicken, würde in ihr nichts mitsprechen! Ebenso leer und nichtssagend wie in ihm würde es in ihrem Innern aussehen, weil er ihr nicht die Wärme entgegenbrachte, die ihre Seele zum Mitschwingen geschwungen hätte!

Ein ebenso leeres Theater wie er würde sie denn auch machen und die Bestätigung des Mißlingens den kalten Blicken aus der königlichen Loge entnehmen können.

Heute, wie immer, empfand sie es so; sie tat auf das Stichwort ihre Augen auf, ihre Blicke irrten, suchend, ihrem Schöpfer entgegen und fanden statt Lany – Fossano!

Sie mußte sich Gewalt antun, um nicht laut aufzuschreien!

Ihr ganzes Leben, vom Augenblick ihrer ersten Begegnung mit ihm an bis jetzt, zog mit Blitzesschnelle durch ihr Gehirn!

Sie sah ihn vor sich, wie er ihr mit der Kunst feinster Menschlichkeit den Ausblick in das Höchste und Erstrebenswerteste öffnete – hörte noch die einschmeichelnden Worte, die betörenden Töne seiner Stimme, deren bloßer Klang sie in einen derartigen Rausch der ersten überschwenglichen Begeisterung versetzt hatte, daß ihre Seele, keusch und unberührt, sich zum erstenmal auftat, aber nur, um statt dem erhofften Himmelslicht – der Glut der Hölle Einlaß zu geben, die ihr alles Zarte, Duftige versengen und die Keime der höchsten Entwicklung verdorren machen sollte!

Der Spender des ersten Lebens – und dessen Räuber war er, der ihrem unberührten Sinn zuerst und für immer sein Siegel aufgedrückt und sie sich hörig gemacht hatte, daß sie keinen anderen – sei's dem Herzensgeliebten, sei's dem alles überragenden Genius des großen Königs – etwas anderes bedeuten konnte – als das, wozu dieser Mensch sie gemacht hatte!

Wäre er nicht gewesen; wäre einer von jenen ihr mit derselben Macht genialen Schöpfertums genaht – wie anders hätte sich ihr Leben gestaltet – zu welchen Höhen hätte nicht ihr Genius an solcher Hand schreiten können!

Das alles stürmte auf sie ein, mit einer Gewalt, als müsse sie jäh zerspringen, und spiegelte sich in tausend schillernden Reflexen auf ihrem Antlitz wider. Entsetzen, Angst, Enttäuschung, Bitterkeit, Rachsucht und bodenloser Haß loderten ihm aus ihren Blicken entgegen, so daß er erschreckt wurde von jenem eruptiven Aufflammen der geknechteten Leidenschaft. Er wich zurück und sah sich nach einer Zuflucht um.

Einen Augenblick stand sie so entflammt, in voller Raserei, keuchend, die Hände gegen den Busen gepreßt! Dann stürzte sie mit erhobenen Händen auf ihn zu, wie um ihn in Stücke zu reißen – ein paar Schritte nur – und dann fiel sie wie vom Blitz getroffen nieder – und lag ihm leblos zu Füßen!

Starr vor Entsetzen stand er da, ohne zu begreifen, ohne eine Bewegung machen zu können, um ihr zu helfen.

Da stürzte aus der, der königlichen gegenübergelegenen Proszeniumsloge ein junger Mann auf die Bühne, nahm sie auf seine Arme und trug sie in die Kulisse hinaus!

Der Vorhang fiel rasch, die Musik hörte auf, ein aufgeregtes Stimmengewirr erhob sich im Zuschauerraum!

In seiner Loge saß Friedrich, in seinen Sessel zurückgelehnt, die Hand vor den Augen.

Er hatte alles gesehen, alles miterlebt – in den kurzen Minuten ein ganzes Menschenschicksal vor sich ablaufen sehen, und er wußte jetzt Bescheid!

Ein Weib nur wie die anderen – eine mehr, aber nicht das Weib! Sie hatte das Zeug dazu, wie wenige von all denen, die er gekannt hatte! Und weil sie es voll und ganz hatte – deshalb war sie ihm voll und ganz verlorengegangen! Denn der erste, der sich ihr genaht und sie mit dem Leben gerufen hatte, war der Unrechte gewesen – der nicht für sie Bestimmte – aber von der gleich genialen Kraft, sie voll in Besitz zu nehmen! Und deshalb konnte sie nie einem anderen das sein, was sie ihm sonst hätte werden können – auch nicht dem Rechten – sei er Bettler oder König!

Er – der König – hatte sie heute zum vollen Bewußtsein ihres verlorenen Paradieses geweckt! Er hatte ihren Schöpfungsakt da fortgesetzt, wo sein Vorgänger, Fossano, aufgehört hatte! Der Haß, der gegen jenen so jäh zum Ausbruch gekommen war, würde beim Erwachen lebendig bleiben und sich gegen ihn richten, der ihr die letzte Hülle von der Seele gerissen hatte!

»Sie wird sich ärgern, den verhaßten Kerl vor sich zu sehen!« hatte er gedacht, als er ins Theater fuhr. »Taugt sie etwas, dann wird sie wohl fühlen, daß der Streich von mir kommt und dem Scherz mit gutem Humor begegnen! Sonst taugt sie eben nichts – und kann mir nichts sein!«

Sie taugte eben nichts! Das wußte er jetzt! Ihre Leidenschaft hatte ihn in ihrem gewaltsamen Aufbrausen frappiert! Aber etwas anderes als Haß würde sie ihm nicht entgegenbringen können!

Er ging in den kleinen Salon hinaus. Da erwartete ihn der Intendant, Baron Sweerts, um, falls es erwünscht wäre, die nötigen Aufklärungen zu geben.

Friedrich sah ihn kalt an.

»Die Geschichte haben wir jetzt satt! Es gelingt uns nicht, aus dieser Pantomime das herauszubekommen, was wir gewollt haben! Jedesmal kommt etwas anderes heraus! Die Dame fühlt ihre Ohnmacht der Aufgabe gegenüber! Das ist ihr auf die Nieren gegangen! Sie hat sich heute gar zu sehr alteriert! Wir entbinden sie davon, weiter in der Rolle aufzutreten, und befehlen, den Pygmalion vom Spielplan abzusetzen! – Apropos – Knobelsdorff braucht einige Panneaus für unser neues Haus! Schaffe Er den ganzen Appareil in das Atelier Pesnes! Der kann uns die Geschichte malen! Die Dame soll ihm dafür posieren! Aufzutreten braucht sie dann nicht mehr als Galathée!«

Der Intendant verbeugte sich und fragte den König, ob er den fremden Tänzer zu sehen wünsche?

»Laß Er ihn kommen!«

Fossano wurde vorgelassen. Er war noch blaß von der Aufregung und außerstande zu sprechen, aber auch unfähig, sich die gebührende Selbstbeherrschung aufzuerlegen. Er begriff die Situation voll und ganz, und daß er nur das Werkzeug in der Hand eines größeren Meisters gewesen war. Sein Selbstgefühl bäumte sich auf; aus seinen Blicken loderte etwas wie Wut.

Friedrich sah es, schenkte dem aber keine Beachtung. Er wußte aber jetzt auch, woran er mit ihm – in jeder Beziehung war, und was zu geschehen hatte.

»Mein Kompliment, monsieur – Er hat seine Sache gut gemacht – fast zu gut! Die Galathées sind zerbrechliche Dinger und können's nicht vertragen, wenn das Leben zu ungestüm auf sie einstürmt! Da tut eine behutsame Hand not! Er hat aber einen schönen Eifer gezeigt! Auch in der anderen Aufgabe, die wir Ihm in Dresden gaben! Aber auch da viel zu gut! Wir befahlen Ihm, sich da als unser Feind aufzuspielen! – Sein Spiel hat andere verführt, hat aber – wie mir scheint – auch Ihn selbst zu sehr hingerissen! Da kann aus dem Spiel nur zu leicht Ernst werden! Und das wäre gefährlich – für Ihn! Wir wollen Ihn davor bewahren, wollen Ihn davor schützen – uns zu nahe zu kommen! Geh Er – warte Er draußen unsere weiteren Befehle ab!«

Fossano verbeugte sich und ging.

»Der Mann ist sofort auf acht Tage nach Spandau zu senden!« sagte Friedrich dann zum Intendanten. »Direkt von der Oper aus! Wenn wir im Felde sind, zahle Er ihm dreihundert Taler aus und schicke ihn unter sicherer Bewachung über die Grenze!«

»Zu Befehl!«

»Wer war's, der die Dame Barberina von der Bühne trug?«

»Der Sohn des Großkanzlers, der Geheime Rat Cocceji!«

»Dem Geheimen Rat ist zu bedeuten, daß er sich in die Angelegenheiten unserer Oper nicht zu melieren hat! Auf unserer Bühne haben nur unsere Komödianten zu agieren, unsere Geheimen Räte nicht! – Gute Nacht, lieber Sweerts! Er braucht uns nicht an den Wagen zu geleiten!«


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