Georg Freiherr von Ompteda
Maria da Caza
Georg Freiherr von Ompteda

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VIII.

Am nächsten Mittag, als Maria da Caza gerade im Tattersaal ritt, war Gräfin Selbotten bei ihr gewesen und hatte eine Karte hinterlassen, worauf gekritzelt stand: »Wenn möglich, komme doch einen Augenblick heute noch zu mir. Ich bin zu Hause.«

Vor Tisch suchte Maria ihre kleine Freundin auf, Sie fand sie in der Kinderstube, wie sie für ihr Töchterchen eine Kinderwagendecke nähte.

Sie ließ ihre Arbeit liegen, und die beiden jungen Frauen gingen in den Salon hinüber, wo Stassingk Maria vorgestellt worden. Die kleine Gräfin besaß nur dieses Zimmer. Die ganze Wohnung war räumlich beschränkt. Selbottens hatten sie trotz teurer Lage in der Viktoriastraße dennoch billig bekommen, weil sie in den noch zwei Jahre laufenden Kontrakt eines Beamten aus dem Ministerium des Innern eingetreten, der nach auswärts versetzt worden. Das junge Paar verfügte über keine großen Mittel, die ihnen jedoch später einmal von beiden Seiten zufallen mußten.

Maria da Caza wunderte sich, daß sie keinen Kuß erhielt wie gewöhnlich, und fragte mit einigem Staunen:

– Was ist denn nur eigentlich geschehen?

Gräfin Selbotten lachte:

– Hab' keine Angst, Maria, gleich wirst Du's wissen. Ich wollte bloß mal mit Dir reden!

– O weh, habt Ihr irgend eine Schwierigkeit? Du weißt ...

Sie kam auf den Gedanken, Selbottens möchten etwa über ihre Verhältnisse gebraucht haben, weil die kleine Gräfin vor einiger Zeit einmal gemeint »sie müßten vernünftig sein«. Aber sie ward unterbrochen:

– Nein, nein, ich muß Dir was sagen. Du bist immer so gut gegen mich gewesen und bist es noch, und Du hast Dich, wie ich ganz dumm hier nach Berlin kam, gleich so an mich angeschlossen oder vielmehr mich zu Dir gezogen, daß ich Dir auch dankbar sein muß. Da muß ich Dir etwas sehr Unangenehmes sagen. Aber wir sind doch gute Freundinnen, Maria! Bist Du nicht mehr meine beste Freundin?

Die beiden jungen Frauen küßten sich auf die Wange. Gräfin Selbotten fuhr fort, nachdem sie sich von Maria da Caza das Versprechen hatte geben lassen, nicht böse zu werden, nichts übel zu nehmen, sie ganz ruhig bis zu Ende anzuhören:

– Ich weiß genau, wenn wir auch darüber nur in Andeutungen gesprochen haben, daß Du mit Deinem Manne nicht glücklich bist. Ihr steht Euch, glaube ich, fremd gegenüber. Weißt Du, Maria, mein Mann ist ja sehr gut mit ihm, aber er sagt auch nur immer »ein Renngenie«. Er sagt, das würde er wahrscheinlich auch sein, wenn er kein Vermögen hätte, dann würde er sich nämlich durch sein Talent eins machen. Siehst Du, ich muß ihn doch auch verteidigen. Er ist so liebenswürdig immer, sehr nett, aber man wird nicht warm mit ihm. Das meint mein Mann auch. Die Herren so, die sagen; immer von ihm »ein tadelloser, korrekter Gentleman«. Das muß ich erklären, weil ich ihn nicht sehr mag, Maria. Ich weiß nie, was ich mit ihm reden soll, und andern geht es auch so. Aber wir werden wohl schuld sein. Nun kommt's aber. Trotz alledem darfst Du nicht so sein, wie Du jetzt bist.

Maria da Caza unterbrach sie erregt:

– Wie bin ich denn jetzt?

– So wie Du nicht sein darfst!

– Was denn!

– Du hast mir versprochen, mich nicht zu unterbrechen. Maria, liebe Maria, bitte, bitte, sei mir nicht böse, wenn ich Dir's sage. Warum ich Dir's sage? Die andern sagen Dir's eben nicht! Da muß ich Dir's schon sagen, denn ich bin doch Deine Freundin und Du bist immer so gut gegen mich gewesen, und einer muß es doch tun. Alle reden sie immer drüber ...

Maria da Caza fühlte, wie sie langsam errötete, aber sie saß gegen das Licht und es begann schon zu dunkeln. Jetzt wußte sie, wohin das zielte. Sie entschloß sich, zuvorzukommen und selbst davon zu beginnen:

– Du meinst Stassingk?

– Ja, Maria!

– Wer spricht davon?

– Alle!

– Wer ist alle?

– Wo man hinhört. Du glaubst nicht, welches Klatschnest dieses Berlin ist, viel schlimmer als unsere kleine Garnison. Und Du bist so bekannt. Jeder weiß, wer Du bist. Die sonderbarsten Leute wissen von Dir, haben von Dir gehört und sprechen von Dir. Maria da Caza hier und Maria da Caza dort. Neulich unser Droschkenkutscher, als Du in der Bellevuestraße gefahren kamst, fing davon an und zeigte auf Dich mit der Peitsche und sagte, wer Du wärst, weil er glaubte, wir seien Fremde ...

Maria preßte die Lippen auf einander, dann fragte sie nochmals:

– Bitte, sage mir bloß: wer ist alle! Wer hat davon gesprochen?

Die kleine Gräfin geriet in Verlegenheit: die nächsten Bekannten mochte sie nicht nennen, und von den übrigen, die einmal in den letzten Tagen, seitdem sie selbst es gewahr geworden, über Stassingk und ihre Freundin geredet, fiel ihr in der Schnelligkeit niemand ein. Endlich kam sie auf einen:

– Sogar auf der Kriegsakademie haben es mehrere Herren meinem Mann erzählt, Maria. Siehst Du, Du mußt doch verstehen, daß uns das unangenehm ist für Dich. Oder soll es uns gleichgültig sein? Soll ich mich nicht darüber ärgern und Dich nicht warnen, wenn die Leute von meiner besten Freundin ganz einfach sagen, als verstünde sich das in Berlin ganz von selbst: Maria da Caza? Die? Die hat ein Verhältnis mit Stassingk!

Maria rückte heftig ihren Stuhl und rief verächtlich:

– Verhältnis?

– Das sagen sie ...

– Sie wagen so etwas zu sagen? Das ist doch wirklich unerhört. Von mir sagen sie das. Wie so von irgend einer, die hergelaufen? Und das muß man sich gefallen lassen? Wie kommen die Menschen dazu? Habe ich die Veranlassung etwa gegeben? Sage mir mal selbst offen, bin ich daran schuld?

Mit flammenden Augen blickte sie die kleine Freundin an, die nicht mehr lachte, sondern ganz ernst geworden war und sich nicht getraute, zu antworten. Maria da Caza war so heftig geworden, daß sie fürchtete, sie möchte außer sich geraten, wenn sie erklärte, nach ihrer Meinung trüge sie allerdings die Schuld an den Gerüchten, die umliefen. Sie wagte nur zu sagen:

– Du mußt nicht gleich so erregt sein, Maria! Wenn ich es Dir nicht sagte, so würdest Du es nie erfahren, und es ist, glaube ich, ganz gut, man weiß, was die Leute reden, daß man sich danach richten kann. Es schadet nichts, wenn man auch den Schein vermeidet, Maria. Bitte, so sei mir doch nicht böse, Maria! Bitte, sei doch gut. Wie Du mich ansiehst! Nein, so sei doch gut! Bitte, bitte!

Sie stand auf, kniete sich neben den Stuhl der Freundin, ergriff ihre Hand, streichelte sie und redete ihr zu in sanften Worten. Maria da Caza hatte gereizt antworten wollen, nun aber erstarben ihr alle heftigen Entgegnungen auf der Zunge. Sie wußte, wenn sie ruhig zu denken versuchte, daß es die kleine Gräfin gut meinte. Sie war und blieb doch ihre einzige, wahre Freundin, denn wenn sie sich auch mit allen den Frauen gut stand - zu echter Herzlichkeit und Wärme war es nie gekommen. Maria da Caza war ihnen zu schön. Dieses Ueberstrahltwerden mochten auch bescheidene Frauen nicht auf die Dauer. In der Öffentlichkeit, oder wenn Herren dabei waren, liebten sie es nicht, stets zur Null herabzusinken.

Die einzige, die sich gern darein fügte, war die kleine Gräfin. Auf das Aeußere gab sie nichts, und innerlich entschädigte sie und hob sie unbewußt doch über Maria da Caza hinaus, was sie als das Höchste der Frau erachtete, das Maria versagt blieb: die Mutterschaft!

Gräfin Selbotten redete ihrer Freundin noch lange zu, bis jene endlich fragte:

– Ich soll den Schein vermeiden, sagst Du?

– Ja, Maria! Eben den Schein, denn wer Dich nicht kennt, urteilt nach dem Schein!

– Also ich wahre den Schein nicht?

– Nein.

– Wieso?

– Ueberall und überall. Wenn ihr im Theater seid, ist er da, wenn Du in Gesellschaft bist, ist er da. Wo Du erscheinst, ist er. Und er kommt immer zu Euch. Er ist allein mit Dir, wenn die anderen Herren drüben bei Deinem Manne sind. Man weiß das, wie, weiß ich auch nicht, aber man weiß es. Einer der Herren muß wohl schwatzen. Aber das ist gar nicht die Hauptsache. Die Hauptsache, Maria, ist, daß man weiß, wo Graf Stassingk nicht ist.

Bis dahin hatte ihr Maria da Caza ruhig zugehört, nun blickte sie die Freundin groß an:

– Wie kommst Du darauf?

– Weil ... weil ... nun mußt Du wieder nicht böse werden, nicht wahr? Weil Graf Atassingk doch etwas für einen Courmacher gilt ... Nicht böse werden ... Vielleicht ist er es gar nicht, aber er gilt so ein bißchen dafür. Weißt Du noch, diesen Herbst, wie er von Konstantinopel wiederkam? Die Witze, die man da über seine Abberufung machte? Mein Mann hat es mir doch gleich erzählt, und die sind doch dicke Freunde, Schul- und Regimentskameraden, die beiden. Der kennt ihn ganz genau!

Maria da Caza atmete tief auf. Der Angriff auf Stassingk tat ihr weh, und sie suchte ihn mit aller Beredsamkeit zu verteidigen. Die kleine Gräfin hörte sie ruhig an, sie fragte nicht, von wem Maria ihre Auffassung habe, sondern sie rückte ihr noch näher, immer neben ihr halb kniend, halb kauernd und begann wieder zu sprechen:

– Das mag alles so sein, und es trifft ihn wohl gar keine Schuld, aber er ist nun einmal früher überall gewesen. Mein Mann erzählte mir einmal, er hätte oft vier oder fünf Einladungen für einen Abend gehabt und sie immer mit Hilfe von Eildroschken, wie er sagte, alle abgemacht. Ein Tennis oder lebende Bilder oder ein Bazar ... wäre ohne ihn nicht denkbar gewesen. Jetzt ist er nirgends mehr...

Bitterkeit stieg auf in Marias Seele. Man reklamierte ihn, man wollte ihn haben als Unterhalter und Gesellschafter, man gönnte ihr nicht, daß sie ihn besäße, das war es, und sie sprach verächtlich:

– Also es ist Neid?

– Er hat allen gehört! Immer allen Damen etwas Nettes gesagt. Nun, mögen sie ihn vielleicht einer bestimmten nicht gönnen, Maria! Ja, das ist es vielleicht. Denn ich habe in den letzten Tagen ein paarmal nach ihm fragen hören, und dann wurde immer geantwortet: Der kommt nicht mehr, der ist beschäftigt. Dann lachte man, blickte sich an und verstand sich! Jeder wußte ganz genau, auch wenn er es nicht sagte: Stassingk ist wieder einmal bei Maria da Caza, oder nicht »wieder einmal«, sondern wie immer.

– Hast Du das gehört?

– Ja! Und mein Mann hat mir's auch gesagt.

– Er hat etwas gegen ihn! – sagte Maria da Caza unüberlegt, nur weil sie für alles eine Erklärung suchte, weil es tobte und kochte in ihr. Aber Gräfin Selbotten schmiegte nur zärtlich ihre Wange an die der Freundin, streichelte ihr das dichte, schwarze Haar und sprach herzlich:

– Nein, da tust Du ihm unrecht. Kurt ist nicht so. Er steht sich ja ausgezeichnet mit Stassingk! Aber wir sind eben nicht blind und jemand muß doch für Dich die Augen offen halten, denn Du ... Maria ... meine ... liebe ... Maria... Du bist ja viel zu schön dazu ... ja, lache nur ... Du bist so schön ... alles ist schön an Dir ... und das verzeihen die anderen bösen Menschen nicht.

Die kleine Gräfin küßte ihr zärtlich den Hals, während Maria nachdenklich sprach:

– Ich wollte, ich wäre häßlich ... ganz häßlich ...

– Aber Deine Schönheit gewinnt Dir doch viele Herzen! Ich weiß nicht, ob ich Dich so lieb gewonnen hätte, wenn Du nicht so schön wärest, Maria! ...

– Nur Neider hat man, wenn man hübsch ist, Neider, Neider ... ach... Das ist einem nur im Wege ... Häßlich möchte ich sein ...

Wie sie das sagte, überrang sie plötzlich das Gefühl, wie sie doch eigentlich niemand auf der Welt hatte. Deutlicher denn je, da sie doch früher mit dem Glanz des Reichtums und des äußeren Lebens zufrieden gewesen, ward ihr klar, wie ihr Herz nie teilgenommen an irgend etwas, als nur an ihm. Eine furchtbare Angst überfiel sie, daß ihr das Einzige geraubt werden sollte, das jetzt, wo ihr die Augen aufgegangen, noch ihr Dasein erhellte: seine Liebe und die Erlaubnis, ihn zu lieben, mit allen Fibern und Nerem, mit aller Gewalt ihrer Seele. Ihre Brust hob sich, sie atmete heftig und eine Minute verrann, während der keine der Freundinnen sprach.

Die kleine Gräfin sah den Kampf in Marias Brust. An eine Leidenschaft hatte sie nicht geglaubt, nur für ein Spiel hatte sie es bisher gehalten, das vielleicht einmal ernst werden könnte, doch nicht notwendigerweise. Im stillen hatte sie sich manchmal gefragt, wie es nur möglich sei, daß die Freundin so kalt und unberührt an der Seite ihres Mannes dahinleben könnte, denn sie selbst brauchte Zuneigung, Liebe und Sonnenschein, wie ihr Mann es ihr bot, sonst wäre auch ihr helles Lachen erstorben. Als sie einmal mit Kurt Selbotten darüber gesprochen, hatte der ihr gesagt: Maria da Caza bedarf dessen vielleicht nicht, mein lieber Schatz! Die Menschen sind halt verschieden angelegt!

Nun fühlte sie Marias Erregung, und sie fragte mit einem Mal, indem sie ängstlich ihre Hand hielt:

– Liebst Du ihn denn? . Groß richtete Maria da Caza die Augen auf sie, leuchtend mit einem Ausdruck, wie sie ihn nie gesehen, und gestand:

– Ja! Ja! Ich liebe ihn! Ich liebe ihn bis ... bis zum Wahnsinn! Wie ich Dir's ausdrücken soll, weiß ich nicht. Ich kann Dir nur sagen, daß ich unglücklich bin, wenn ich an ihn denke. Sagt von ihm nur alles, was ihr wollt, das ist mir ganz gleich! Ich liebe ihn eben, und damit ist alles aus. Ich liebe, liebe, liebe, liebe ihn. Ich kann nicht anders, ich muß ihn lieben und ich will ihn lieben. Und alles, warum und wozu ist mir ganz gleich: ich liebe ihn!

Sie hatte immer erregter, leidenschaftlicher gesprochen. Fliegende Röte bedeckte ihre Wangen, ihre Lippen zuckten, die Finger schlossen sich um der kleinen Gräfin Hand, und plötzlich brach sie in krampfhaftes Schluchzen aus. Ihre Brust hob sich zuckend, sie lehnte den Kopf gegen die Schulter der Freundin und weinte.

Es war ganz still im Zimmer, man hörte nur ab und zu einmal unten auf dem Asphalt der Straße einen Wagen vorüberrollen. Da klang plötzlich vom Kinderzimmer drüben durch die Türen hindurch helles Kinderlachen, so herzlich, so fröhlich, daß unwillkürlich ein Lächeln über die Züge der jungen Mutter flog.

Maria da Caza horchte auf. Schmerzlichen Ausdruck nahm ihr Gesicht an, während sie nun wieder ganz gefaßt traurig sprach:

– Siehst Du, wenn ich das hätte. Das könnte mich ja vielleicht entschädigen ...

Sie lauschte noch einmal auf das Kinderlachen, wehmütig, ergeben:

– Ja, wenn ich das hätte. Aber so? Was hat das Leben so für einen Zweck? Mein Mann ist mir gänzlich gleichgültig. Das weißt Du! Er kümmert sich auch nur um mich, so weit es gesellig nötig ist. Früher machte es mir Freude, wenn man mich schön fand, wenn ich tanzen konnte, mehr als alle anderen. Mir machten die Toilettenfragen Not, Sorge und – Spaß. Ich dachte daran, unsere Villa auszubauen, alles schön herzurichten. Aber das ist doch nichts, was das Herz ausfüllt ...

Die kleine Gräfin blickte ihre Freundin traurig an. Sie wollte sagen, sie hätte sich doch interessieren können für die Künste, für Bilder oder Statuen, für Dichtung, für das Theater. Sie wußte, daß sie sehr gut Klavier spielte und Musik liebte. Das hätte sie eifriger treiben können, sich ganz darauf werfen. Aber wie sie das nur andeutete, machte Maria da Caza eine abwehrende Bewegung:

– Dilettantismus wird auch langweilig auf die Länge. Das genügt mir nicht. Ich bin nicht erzogen, um das alles ernst und tief genug zu fassen, das weiß ich ganz genau. Ueber ein Gewisses käme ich doch nie hinaus. Und dies Festleben mit Rennen, Bällen, Tees, Basaren, Reiten, Tennis, Ausfahren, Bummeln, Bäderbesuchen, Theatergehen ... ach ... all das Zeug, für das ich nur gelebt habe ... das hat mir nicht Zeit gelassen, auch wenn ich Talent genug hätte – und ich habe es gar nicht – eine Kunst wirklich ernst zu nehmen!

Sie hielt inne und blies verächtlich die Luft durch die Lippen:

– Zu Katzen und Hunden bin ich noch nicht gekommen, das blieb mir noch übrig, aber Katzen kann ich nicht leiden und Hunde duldet mein Mann nur im Stalle, aber nicht im Zimmer.

Maria da Caza ließ Gräfin Selbottens Hand los, sprang auf und ging ein paarmal hastig auf und nieder, bann blieb sie stehen und wandte sich zur kleinen Freundin, die noch immer neben dem Stuhle kauerte, bekümmert und traurig vor sich auf den Teppich blickend:

– Siehst Du und nun habe ich etwas, einen Menschen, für den ich leben kann! Nun ist alles anders! Denn ... ich liebe ihn ... mit aller Kraft meiner Seele ... ich müßte sterben ohne ihn ... ich liebe ihn ... ich liebe ihn ...– –ich liebe ihn!

Strahlenden Auges stand sie da, hoch aufgerichtet, die eine Hand auf die Brust gepreßt, die andere mit einer Gebärde von sich gestreckt, als wollte sie sagen: Das ist alles, nun bin ich fertig, und so ist es – unabänderlich!

Die kleine Frau näherte sich langsam ihrer Freundin, umschlang sie mit beiden Armen und fragte ängstlich:

– Was soll nun werden, Maria?

Es war, als ob Maria da Caza wie aus einem Traum erwache:

– Was werden soll?

– Ja, was wirst Du tun?

– Das weiß ich noch nicht.

Als die kleine Frau noch einmal fragte, antwortete Maria da Caza nur mit einem tiefen, freudigen Seufzer:

– Einmal will ich endlich glücklich sein!

Die junge Mutter entgegnete voller Angst:

– Das darfst Du nicht, Maria!

– Wer will mir's verbieten?

– Vor Deinem Manne darfst Du's nicht!

Da begriff sie, zog ihre Freundin eng an sich, strich ihr das Haar und sprach langsam:

– Nur glücklich sein will ich. Ich will ihn nur sehen, mit ihm sprechen, das ist alles. Mehr will ich nicht. Du brauchst keine Angst um mich zu haben! !

Dann trennten sie sich hastig, nachdem Gräfin Seibotten Maria da Cazas Hand gedrückt, als ob sie ihr ein Versprechen abnähme.


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