Balduin Möllhausen
Der Piratenlieutenant - Teil 1
Balduin Möllhausen

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Vierundzwanzigstes Capitel. Der letzte Abend.

Noch einmal waren Alle im Hause des biederen Kärrners vereinigt, um den letzten Abend im traulichen Beieinandersein zu feiern. Sogar der Professor war auf ein Stündchen herbeigeeilt, den Scheidenden Lebewohl zu sagen und nach besten Kräften die trauernden Gemüther aufzurichten und auf die Zukunft zu vertrösten. –

Alvens hatte pünktlich Wort gehalten; in Johannes' Händen befand sich eine ausreichende Geldsumme, Anna's und seine eigenen Reisekosten zu bestreiten; ebenso war er mit den nöthigen Briefschaften und Empfehlungen versehen worden. Die Koffer waren gepackt; trotz der Kürze der Zeit, welche zu den Vorbereitungen blieb, hatte Frau Kathrin es doch verstanden, die ganze Reiseausrüstung höchst gediegen zusammenzustellen und zu ergänzen. Nichts war vergessen worden, sogar Johannes durfte kein einziges Stück seiner Ausstattung verpacken, welches nicht vorher durch ihre Hände gegangen und mit Kennerblick geprüft worden wäre.

Wohl erhob Johannes Einwendungen, wenn Frau Kathrin aus eigener Machtvollkommenheit noch dieses oder jenes, was ihm bei seinen bescheidenen Ansprüchen als überflüssig erschien, anschaffte und ihm gleichsam aufdrängte; allein was konnte er ausrichten gegen die mit erschreckender Energie aufgestellte Behauptung, daß dieses nur sie und den Herr Professor anginge und er weiter nichts nöthig habe, als seinen Körper zur Reise zu pflegen und zu stärken. »Denn Sie sehen nicht aus, wie Jemand, der dazu berufen ist, ein zartes, liebes Kind seinem Glücke entgegen zu führen,« fügte sie mit wohlwollendem Ernste hinzu, »sondern wie ein armer Sünder, der sich auf seinem letzten Gange befindet. Und gerade Sie hätten doch wohl am meisten Ursache, fröhlich und guter Dinge zu sein. Erstens nehmen Sie die Ueberzeugung mit, daß für Ihre Mutter aufs Beste gesorgt ist, und dann können Sie auch zuversichtlich hoffen, als ein ganz anderer Mensch heimzukehren – wie mir der Herr Professor selbst sagte, und was der sagt, das ist so wahr, als ob er es aus dem Katechismus abgelesen hätte.«

Auf solchen herzlich gemeinten Trost antwortete Johannes mit einem wehmüthigen Lächeln; nur der Vergleich seiner Person mit einem schuldlos Verurtheilten, welcher sich auf seinem letzten Gange befindet, erschien ihm zutreffend. Selbst die aufmunternden, zutraulichen Worte Anna's, diese Worte treuer Zuneigung und Zärtlichkeit, diese Versicherungen, daß sie sich in seiner Begleitung vollkommen sicher fühle, erweckten nur vorübergehend ein stürmisches Entzücken in seiner Brust. Er litt unendlich unter den Beweisen der ihm entgegen getragenen Liebe, die er nur als Bruder hinnehmen und erwiedern durfte. Er litt schwerer, als in den Zeiten, da er hungernd und frierend in seinem luftigen Verschlage zur nächtlichen Stunde das einzuholen suchte, was er durch seine Arbeit um den kärglichen Unterhalt am Tage versäumte. Und dennoch hätte er jetzt, nachdem der Entschluß einmal gefaßt war, um keinen Preis von der übernommenen Aufgabe zurücktreten mögen. Wer anders wäre wohl im Stande gewesen, diese Aufgabe so treu, so gewissenhaft zu erfüllen, wie er, der die Neigungen seiner geliebten Anna so genau kannte, der aus ihren freundlichen Augen ihre Gedanken gleichsam herauszulesen vermochte, wenn sie so innig, so vertrauensvoll zu ihm aufschaute und nicht die leiseste Regung ihres Gemüths vor ihm verborgen hielt.

Und siechte er auch unter den beständigen Seelenkämpfen in seinem täglichen Verkehr mit ihr schneller dahin, was fragte er darnach, wenn es ihm gelang, ihr den letzten, im Bereiche seiner Macht liegenden Liebesdienst zu leisten und dann heimzukehren, um endlich da in die kühle Erde gebettet zu werden, wo er seine Kindheit, die einzige glückliche Zeit seines Lebens, wie einen süßen Traum verbracht hatte.

»Es ist Aufregung und der bevorstehende Abschied,« entschuldigte er sich oft, wenn Anna oder der Kärrner ihn nach der Ursache seines bleichen Aussehens fragten oder in seinen schwermüthigen Betrachtungen überraschten. Und wenn er dies sagte, dann glühten seine Wangen plötzlich, daß es Anna förmlich entzückte und selbst der biedere Kärrner, das linke Auge grimmig schließend, den rechten Mundwinkel tief gesenkt, mit den Blicken eines Sachverständigen das aufflammende Roth als ein gutes Zeichen begrüßte und ihm wünschte, daß er noch siebenzig Jahre lang successive solch' gesunde Farbe behalten möge. – –

»In Bremen werdet Ihr Euch also auf dem amerikanischen Schnellsegler, dem Wassernix, einschiffen,« erklärte der Professor an jenem letzten Abend mindestens zum vierten Male; »ich hätte Euch wohl zu einem Dampfschiff gerathen, allein einestheils kann auf einem solchen leicht Feuer ausbrechen, der Kessel platzen, die Maschine brechen und wer weiß, was sonst noch geschehen, was auf einem Segelschiffe nicht zu befürchten steht, und dann wieder hat es auch sein Gutes, wenn ich Euch vorher brieflich anmelde und man die entsprechenden Vorbereitungen zu Eurem Empfange trifft. Uebrigens bleibt es bei unserer Verabredung,« schaltete er, zu Johannes gewendet, ernst ein, »auch auf der Heimreise bedienen Sie sich eines Segelschiffes, damit meine Kiste nicht allen gräßlichen Gefahren eines Dampfers ausgesetzt wird. Der Wassernix, wie ich durch den Agenten erfuhr, ist ein Emigrantenschiff; ich habe mich nach Allem genau erkundigt. In Bremen nimmt es, außer einigen tausend Paar Schuhen, nur Euch als Kajütenpassagiere an Bord; dann geht es nach Southampton, um seine Ladung an Zwischendeckpassagieren zu vervollständigen. Gleich nach Ihrer Ankunft in New-York schreiben Sie mir selbstverständlich, – und dann immer regelmäßig von acht zu acht Tagen. Dies wäre ungefähr Alles, was ich Ihnen anzuempfehlen hätte,« fuhr der Professor fort, indem er sich zum Aufbruch anschickte, »morgen um diese Zeit sind Sie bereits weit fort von hier, und ich will Euch daher, meine lieben Kinder, eine recht glückliche Reise wünschen. Daß wir uns noch einmal wohlbehalten wiedersehen, bezweifle ich nicht; denn sind Sie erst drüben, liebe Anna, wird es Ihnen hoffentlich bald gelingen, Ihren Adoptivvater dazu zu bewegen, seinen Bruder in Europa zu besuchen.

»Und so lebt denn wohl,« schloß der alte Herr, und trotz aller Mühe, die er sich gab, recht gleichgültig zu erscheinen, hatte seine Stimme einen unbeschreiblich weichen Klang erhalten, »lebt recht wohl, recht wohl!« wiederholte er, den beiden jungen Leuten die Hände darreichend, »ich verlasse mich darauf, daß Ihr meiner gelegentlich und in Freundschaft gedenkt.«

Anna sprach nicht; tief ergriffen führte sie, bevor der Professor ihre Absicht errieth, dessen Hand an ihre Lippen.

Wie von einem jähen Schrecken befallen, fuhr dieser zurück.

»Mir, mir dem alten buckligen Professor küssen Sie die Hand?« rief er aus, und indem er mit den Schultern krampfhaft zuckte, schien sein Höcker den straffen Rock durchbohren zu wollen. Mehr zu sprechen vermochte er nicht; denn wie von unwiderstehlicher Zaubergewalt getrieben und gedrängt, zog es ihn zu dem lieblichen Mädchen hin, und wiederum bevor er wußte, wie ihm geschah, hatte Anna, bis in ihr treues Herz hinein durch den innigen, väterlichen Ton seiner Stimme gerührt, ihre Arme um seinen Hals geschlungen, und wie von Mutterarmen gehalten, schluchzte sie laut an seiner Brust.


Was an dem Professor häßlich, was an der jungen Waise anmuthig und blendend, wo blieb es in diesem Augenblick? Kindliche Liebe, unbewußt entkeimt dem ihr in den seltsamsten, oft beinah abstoßenden Formen entgegengetragenen Wohlwollen, und väterliche Zärtlichkeit, zur Blüthe gelangt in dem Bewußtsein, aufrichtig geliebt zu werden, hatten die beiden Herzen zusammengeführt, daß sie zugleich befriedigt und schmerzlich an einander schlugen. Wäre des Professors Höcker aber in diesem Augenblick so groß gewesen, wie des betrübt dareinschauenden Kärrners schwarzer Lackhut, so würde ihm das nicht mehr Kummer verursacht haben, als sei eine Fliege über seinen gekrümmten Rücken hingewandelt.

Der gute, freundliche Professor, der sich so unendlich viel Mühe gab, die ganze Welt zu hassen, wie zerfloß sein Herz vor Wehmuth, als die heiligen Thränen der Unschuld aus den schönen dunkelblauen Augen seine Hand benetzten! Seitdem seine längst in Staub zerfallene Mutter Thränen des Kummers und der zärtlichen Liebe über ihn weinte, hatte sich Niemand mehr dem sich abschließenden, scheuen Krüppel in solcher Weise genähert. Und heute?

»Segne Dich Gott, meine Tochter, Du treues, redliches Herz,« sprach er mit zitternder Stimme, indem er die Hand auf das theure Haupt legte, »segne er Dich tausendfach dafür, daß Du mir alten vereinsamten Manne das Herz erwärmtest.«

Dann reichte er Johannes die Hand; er war zu tief ergriffen, um seinen Gefühlen Worte zu verleihen. Aber in die Augen schaute er ihm, und was die beiden Männer empfanden, ihre Vergangenheit mit allen den bitteren Täuschungen, die Gegenwart mit ihrem süßen Hauch, die Zukunft mit ihrem für sie Beide nur zu durchsichtigen Schleier, Alles floß in einen einzigen, bis in die innerste Seele hineinreichenden Blick zusammen.

Schnellen Schrittes und seinen Höcker so stolz tragend, als sei er ein Anerkennungszeichen für die wichtigsten, der Menschheit geleisteten Dienste gewesen, begab der Professor sich hinaus. Anna ergriff die Lampe, um ihm zu leuchten, als er noch einmal den Kopf zur Thür hereinsteckte.

»Adieu, lieber Braun! Adieu, adieu, Frau Kathrin!« rief er mit wunderbar veränderter Stimme aus, und bevor Anna die hinter ihm zufallende Thüre erreichte, war er auf die Straße hinausgeschlüpft.

Der gute Professor!

»Wer hätte das für möglich gehalten!« seufzte er erleichtert auf, als er sich draußen von der kühlen Nachtluft umweht fühlte, und ganz ungezwungen fuhr er mit dem Taschentuch über seine eigenwilligen Augen hin; »vielleicht hat's noch Keiner bemerkt,« fügte er zweifelnd hinzu, und seine Eile mäßigend wanderte er mit auf dem Rücken zusammengelegten Händen und das Haupt sinnend geneigt dem heimathlichen Obdach zu.

»Vielleicht hat's noch Keiner bemerkt,« sprach der Professor. Wenn er nur einen Blick in das Zimmer hätte werfen können, nachdem er dasselbe verlassen und Anna die Lampe wieder auf den Tisch gestellt hatte. Gehört hätte er freilich nicht viel, aber gesehen dafür um so mehr, und gelesen hätte er in den wehmüthig erregten Physiognomien, daß man nicht wie ein Apoll gewachsen zu sein braucht, um recht viele und recht innige Liebe unter den Menschen zu finden. Selbst Frau Kathrin, die sich sonst so sehr zu beherrschen wußte und auf deren Urtheil er große Stücke hielt, handhabte ihre unermüdlichen Stricknadeln in einer Weise, als wäre jede einzelne Masche eine besondere Versicherung ihrer Freundschaft und Hochachtung gewesen, welche sie sorgfältig in Unterjackenform aufstapelte, damit sie nicht nutzlos verschleudert würden, sondern sich in kalten Tagen warm an ihres guten Christians Hünenbrust anschmiegten und jeden Schlag seines treuen Herzens so recht aus nächster Nähe hörten. Der alte Christian hingegen zündete seine Stalllaterne an, um den Holsteinern den letzten Abendbesuch abzustatten und ihnen vielleicht auch dieses oder jenes anzuvertrauen, was im Zimmer auszusprechen ihm nicht recht gelingen wollte, und was, wenn er sich wirklich ein Herz faßte, das Gefühl in ihm erzeugte, als habe er Frau Kathrins Wollknäuel verschluckt, und dieses sei ihm in der Kehle stecken geblieben, wo es nicht vor- oder rückwärts konnte.

Anna bemerkte nicht sobald, daß der Kärrner die Laterne anzündete, als sie ein warmes Tuch um ihre Schultern schlang und sich bereit erklärte, ihn zu begleiten »der Feuersgefahr wegen,« wie sie meinte, im Grunde aber, um Abschied zu nehmen von allem, was sie im Laufe der Zeit auf dem kleinen Gehöft des Kärrners lieb gewonnen hatte.

Der Kärrner lachte zu ihrem Beginnen in sich hinein, während er das linke Auge mit einer Gewalt zukniff, daß ihm in beiden Augen das helle Wasser zusammenlief. Frau Kathrin lächelte ebenfalls ihren großen wollenen Maschen zu, indem sie einen Gedanken über den Schmerz des Scheidens mitten zwischen die Freundschaftsversicherungen hineinstrickte; und Johannes lächelte, aber es war ein verklärtes Lächeln, als ob es aus einer anderen Welt herübergekommen wäre. Sogar der treue Hechsel, der auf das Geräusch des Zuklappens des Laternenthürchens hinter dem Ofen hervorkroch und seine gedrungenen Glieder behaglich ausreckte, schien zu lächeln und mit seinem abhanden gekommenen Schweif zu wedeln und seine abhanden gekommenen Ohren schmeichelnd an das breite Haupt zu legen, während er die braunen Hängelippen freundlich grinsend von dem furchtbaren Gebiß zurückzog, die eisenfarbige Doppelnase, wie die Magnete witternd, schnuppernd emporhob und dabei mit dem weißen Auge sowohl, als auch mit dem schwarzen alle in dem Zimmer Anwesenden zugleich seines hohen Wohlwollens zu versichern suchte.

Frau Kathrin nöthigte durch einen Wink Johannes dicht neben sich hin, um ihm während Anna's Abwesenheit noch mancherlei Rathschläge zu ertheilen, welche sie für unerläßlich hielt, damit das Kind während der Reise nicht zu sehr leide und immer seinen frohen, frischen Muth behalte.

Anna aber war um diese Zeit wirklich wieder ein Kind geworden, welches seinen höchsten Genuß darin findet, sich seinen Wohlthätern durch alle nur erdenklichen Aufmerksamkeiten dankbar zu beweisen. Denn wie ein Kind leuchtete sie dem alten Braun vorauf, dem alten Braun, der sich vor Wonne und Schmerz kaum zu lassen wußte und seinen feuerfarbigen Borstenkragen in einer Weise mißhandelte, welche für das Fortbestehen des schönen Schmuckes wirklich die ernstesten Befürchtungen erweckte. Wie ein Kind trippelte sie voraus, anmuthig und gewandt die Regenpfützen überschreitend und umgehend, in der rechten Hand die seitwärts gehaltene Laterne, mit der linken die Kleider sorgsam wahrend vor einer Berührung mit dem schlüpfrigen Erdboden.

Als sie aber erst in den warmen Pferdestall eingetreten waren, wo ihnen die drei Holsteiner grüßend entgegenwieherten und Hechsel sich höchst unceremoniell auf seine Streu begab, da wendete Anna sich nach ihrem Begleiter um, und seine schwielige Hand zutraulich ergreifend, hob sie an:

»Lieber, guter Vater Braun, ich sagte wohl von Feuersgefahr, allein so böse war es nicht gemeint; ich wünschte nur, von den Pferden Abschied zu nehmen und ihnen zum letzten Male das Heu zu reichen. Nachher muß ich auch den Wagen noch einmal sehen, in welchem ich die erste Nacht unter Deinem Schutz so sanft schlief; Du weißt ja wohl noch, lieber, guter, Vater Braun?«

»Weiß Alles successive, Schätzchen,« knurrte der Kärrner, und dann brach er in einen so heftigen Husten aus, daß die drei Holsteiner schier darüber erschraken, und die Sperlinge, die sich oben in das Deckstroh des Stalles verkrochen hatten, leise zu zirpen begannen, als wären sie durch das erschütternde Geräusch in ihren schönsten Träumen gestört worden.

Anna hing alsbald die Laterne an einen Pflock, worauf Braun das Strohseil eines Bundes Heu löste und seinem Lieblinge beide ausgebreiteten Arme sorgfältig mit dem duftenden Futter vollpackte.

»Dem da rechts zuerst, Schätzchen,« ordnete er an, und dann folgte er der Voraufschreitenden nach, damit die ungeduldigen Thiere die zarte Gestalt nicht drängten oder gar unwissentlich auf die lieben, kleinen Füße traten. Und zweimal begaben sie sich zurück, und zweimal noch trug Anna das Heu nach den Raufen, und jedesmal zog sie mittelst der Halfterketten einen Pferdekopf an ihr holdes Gesichtchen, so daß die sammetweichen Nüstern ein Weilchen so recht warm an ihrer Wange ruhten, bis sie endlich mit einem herzlichen Lebewohl die Kette wieder fahren ließ.

So zärtlich verfuhr Anna mit den Pferden; die Pferde dagegen, obwohl ihnen die liebliche Gestalt nicht fremd war, duldeten nur mit einem gewissen Widerstreben ihre Liebkosungen und waren froh, sich wieder dem Heu zuwenden zu dürfen, so daß der Kärrner kaum seinen Aerger zu bändigen vermochte und murmelnd auf die unvernünftigen Bestien schalt, weil sie nicht begriffen, daß Anna gekommen sei, um Abschied von ihnen zu nehmen, und morgen, bei Tagesanbruch, die Herrlichkeit mit dem Schätzchen sein Ende erreicht habe.

Da war der Hechsel ein ganz anderer Kerl; der kam, kurz bevor sie den Stall verließen, auf den Ruf des Kärrners willig herbei und leckte Anna's zarte Hände, und reichte ihr die Pfote und bellte dreimal laut auf, als sein Herr ihn fragte, wie ein Hund spreche. Und dann, nach Ableistung der beiden einzigen Kunststücke, welche er, außer einer unerschütterlichen Treue kannte, kroch er wieder auf seine Streu, wo er sich in einen Klumpen zusammenrollte, ähnlich einem trauernden Römer, der, die übrige Welt gleichsam von sich ausschließend, die Toga über sein Haupt zieht.

»Lebe wohl, Hechsel, Du gutes Thier!« rief Anna ihm scheidend zu, daß der mangelnde Schweif und die mangelnden Ohren vor Vergnügen zuckten, und dann schloß sich die Thür hinter dem Kärrner und seinem Schätzchen.

»Nun zu meiner alten Lagerstätte,« bat Anna, vom Stalle aus nach einer offenen Tenne abbiegend, wo der schwere Wagen mit seinem weißen Elephantenrücken stand.

»Immer successive, Schätzchen, damit Du mir nicht stolperst,« ermahnte der Kärrner, und nach einigen Schritten befanden sie sich an Ort und Stelle.

Langsam und immer bedächtig leuchtend bewegte Anna sich um den Wagen herum. Wie einst auf der Chaussee, so entging auch hier nichts ihrer Aufmerksamkeit, und Alles betrachtete sie mit reger Theilnahme, wie sich heimlich fragend, ob sie es wohl noch einmal wiedersehen würde: die schwer beschlagenen Räder und die breitsprossigen Leitern, Hechsels schwebendes Nachtquartier und das schwarze Theertönnchen, welches jetzt schrecklich starr und ausdruckslos von seinem Tragehaken niederhing, dann wieder den klobigen Hemmschuh und die hinten angebrachte Winde. Die Ketten hatten Ruhe; regungslos hingen sie an den Leiterbäumen. Anna berührte sie im Vorbeigehen und machte sie schwingen und klirren, eine nach der andern, und als sie bei der letzten angekommen war, da schlossen sich ihre zarten Finger fester um das kalte Eisen, und sie schüttelte, daß es sich anhörte, als sei der Wagen auf ebener Bahn einher gerollt und habe seine Bewegungen mit dem munteren Klirren begleitet.

»Erräthst Du wohl, weßhalb ich das thue?« fragte sie ihren alten Freund.

»Hm,« brummte der Kärrner in seinen Borstenkragen hinein, »ich denke, Du willst den Wagen zum Sprechen bringen.«

»Ganz richtig, Vater Braun,« erwiderte Anna träumerisch, »wie Du meine Gedanken zu errathen verstehst! Ja, ich will ihn sprechen machen, und er spricht auch, denn indem die Ketten klirren, taucht so manches schöne Bild der Vergangenheit vor meiner Seele auf, und Bild reiht sich an Bild, von dem Zeitpunkte an, da Du mich zum ersten Mal erschrecktest, als ich auf der Rasenbank eingeschlafen war, bis zum jetzigen Augenblick, da ich das Klirren mit meinen eigenen Händen erzeuge. O, wie oft werde ich in Zukunft beim Rasseln eines Wagens und beim Klirren von Ketten dieselben Bilder vor meinen Geist hinzaubern! Und glaube mir nur, ich werde Dich dann in Gedanken so deutlich vor mir sehen, wie jetzt, da ich mit Dir spreche, und daß ich meine, Dein väterliches: »Schätzchen« zu vernehmen und Deine liebe, große Riesenhand auf meinem Kopfe zu fühlen.«

Mechanisch legte der Kärrner seine Hand auf das theure Haupt. Er wollte etwas sagen, allein als er die Lippen öffnete, steckte Frau Kathrins Wollknäuel abermals in seinem Halse und wollte nicht vor- oder rückwärts, so daß er schweigen mußte.

Anna dagegen nahm wieder das Wort und plauderte in ihrer natürlichen, sinnigen Weise weiter:

»Denn sieh nur, lieber Vater Braun, mit dem Klirren der Ketten wird es bei mir ähnlich sein, wie bei Dir mit dem Klavierspiel. Hast Du mir doch oft genug gesagt, daß Du, während ich spielte, mit offenen Augen träumtest. Wenn Du nun in Zukunft die Töne eines Klaviers hörst, wirst Du so lebhaft von mir träumen, daß Du meinst, mir in Deiner lieben treuen Weise zunicken zu können, wie Du wohl hundertmal gethan hast, nicht wahr, Vater Braun?«

Das Wollknäuel wich aus der Luftröhre des Kärrners, jedoch nur gerade weit genug, daß er mit genauer Noth hervorzubringen vermochte:

»Ich werde successive kein Pianum mehr sehen, geschweige denn hören können.«

»Doch, doch, Vater Braun, Du wirst es sogar sehr gern hören, um Dir dabei Dein Schätzchen zu vergegenwärtigen, wie es bei Deinem Bruder sitzt und ihm erzählt von Dir und der lieben, lieben Frau Kathrin. Ich werde ihm so lange erzählen, bis er meint, vor Sehnsucht sterben zu müssen und eines Tages auf den Gedanken kommt, mich zur Reise nach Europa aufzufordern.«

»Das fehlt mir zu meinem Frieden« – das Wollknäuel war wieder da und Anna mußte mit dieser kurzen Bemerkung zufrieden sein.

Schweigend schritten sie über den Hof. Vor der Hausthür redete Anna den Kärrner noch einmal an.

»Soll ich Dir heute Abend noch etwas vorspielen?« fragte sie mit unbeschreiblich kindlicher Zärtlichkeit.

»Ich wollte gerade nicht d'rum bitten, Kind, aber wenn Du nicht zu müde wirst – ich meine von wegen der Erinnerung – so successive« – und wiederum schnitt das böswillige Knäuel ab, was sich an ihm vorbei aus dem biederen Herzen über die Lippen drängen wollte.

»Gern, wie gern thue ich das,« versetzte Anna, »und um so lieber, wenn Du mir irgend eine Melodie bezeichnest, welche Dir vorzugsweise gefallen hat; Du kennst sie ja alle schon ziemlich bei Namen.«

»Nun, Schätzchen,« gestattete das zurückweichende Wollknäuel dem Kärrner auszusprechen, »vielleicht besinnst Du Dich auf das Lied, welches Du an dem Tage spieltest, als das Pianum eben aufgestellt worden war.«

»Lang' ist's her?«

»Richtig, Schätzchen, lang' ist's her; aber ich meine nicht blos das Lied, sondern Alles, was so drum und dran hängt.«

»Alles, Alles, Vater Braun, nicht eine Note soll von den Variationen vergessen werden.«

Sie traten in die Stube ein und fanden Frau Kathrin und Johannes noch immer in ernstes Gespräch vertieft.

Anna suchte Frau Kathrins Blicke und wies fragend auf das Klavier.

Diese nickte zustimmend, während aus ihren Augen eine tiefe Rührung hervorleuchtete, worauf Anna sogleich das Instrument öffnete und vor demselben Platz nahm. Doch nicht eher schlug sie die erste Note an, als bis der Kärrner sich seine Pfeife angezündet und auf dem großen, lederbezogenen Lehnstuhl Platz genommen hatte.

»Sing mir noch einmal den holden Gesang,
Lang' ist es her, lang' ist es her,«

strömte es einfach und lieblich durch das Zimmer.

Johannes Blicke waren denen Anna's begegnet; sie lächelte ihm vertraulich zu. Er aber schloß die Augen, wie um sich ungestört dem Genusse der ergreifenden Musik hinzugeben; ein tiefes Weh durchzuckte die arme blutende Brust.

»Der einst so lieblich zum Herzen mir drang,
Lang', ach gar lang' ist es her,«

reihten die vollen Töne sich schwermüthig an einander.

Außer der Musik herrschte tiefe Stille in dem Zimmer; es schien fast, als hätten die drei Zuhörer nicht zu athmen gewagt. Brauns Pfeife erlosch bald, selbst Frau Kathrins Stricknadeln arbeiteten langsamer, bis sie endlich ganz stille standen und die hageren Hände unthätig in den Schoß sanken.

Frau Kathrin hatte sich zurückgelehnt; ihre Augen ruhten starr auf den rastenden Stricknadeln. O, wenn sie dieselben nur gerührt hätte, dann würde sie, statt der Betheuerungen ihrer Hochachtung, immer ein und dieselben Worte in die wollene Jacke hineingestrickt haben, Worte, die ihrem Herzen am nächsten lagen und ihr die hellen Thränen in die großen blauen Augen trieben, Worte die ihr von der bald rauschenden, bald einschlummernden Musik fort und fort zugetragen wurden.

»Lang' ist es her, lang' ist es her.«

Die Mitternachtstunde war nicht mehr fern, als Frau Kathrin endlich auf die vorgerückte Zeit aufmerksam machte, und Anna ihre Musik mit einem sanften Accord abschloß.

In ernster Stimmung trennte man sich von einander. Johannes ging, um am folgenden Morgen in aller Frühe seine Stellung als Anna's Reisebegleiter anzutreten. Der Kärrner suchte traurig sein Lager; Frau Kathrin dagegen konnte nicht umhin, Anna wieder in ihr Schlafzimmer zu führen, ihr beim Entkleiden behülflich zu sein und sich dann noch auf ein Weilchen zu ihr zu setzen.

»Lange will ich Dich nicht stören,« sprach sie dabei mit tiefer, gedämpfter Stimme, »allein ich kann mich von Dir nicht trennen, ohne noch eine letzte Bitte an Dich gerichtet zu haben. Doch zuerst, mein liebes Kind, danke ich Dir so recht aus Herzensgrunde –« »Aber liebe Frau Kathrin,« fiel Anna der schmerzlich bewegten Frau flehend in die Rede, »Sie danken mir, die ich von Ihnen mit Wohlthaten überhäuft –«

»Still, Kind, ganz still,« nahm Frau Kathrin schnell wieder das Wort, und auf ihrem geneigten Antlitz ruhte eine ganze Welt voll erduldeter Leiden und inniger Zärtlichkeit, »ich habe Dir zu danken, und dabei bleibt's; und wie Du meinen guten, lieben Mann mit Du anredest, so magst Du auch zu mir sprechen, als ob ich Deine leibliche Mutter wäre, denn eine leibliche Mutter könnt Dich nicht aufrichtiger lieben, als ich Dich in mein Herz geschlossen habe. Ja, Kind, und so danke ich Dir nochmals für jedes Wort der Liebe, welches Du an meinen guten, alten Christian gerichtet hast, und für jede frohe, zufriedene Stunde, welche Du ihm bereitetest –«

»Ach, ich habe aber doch gar nichts gethan!« unterbrach Anna die Kärrnerfrau wieder ängstlich.

»Gerade, weil Du meinst, nichts gethan zu haben, Kind,« entgegnete Frau Kathrin mit einer Anwandlung ihrer früheren Energie, »gerade, weil Du Dich so gezeigt hast, wie der liebe Gott Dich erschuf, weil an Dir Alles die reine, lautere Liebe ist, ohne jegliche Verstellung und Kunst, gerade deshalb hast Du meinem guten Alten so manche frohe Stunde geschaffen, und glaube mir, Schätzchen, ihm, der sich zerreißen möchte, um mir alten mürrischen Frau jeden Kummer, jede Verdrießlichkeit aus dem Wege zu räumen, ist es wohl zu gönnen, daß er zuweilen den giftigen Wurm vergißt, der an seinem Herzen nagt; und das hast Du bewirkt, und dafür danke ich Dir und segne ich Dich.«

Anna hatte Frau Kathrins Hände ergriffen und preßte sie an ihre Brust. Zu unterbrechen wagte sie dieselbe nicht, weil sie aus Erfahrung wußte, daß sie sich nach solchen Herzensergüssen beruhigter fühlte. Diese zögerte daher auch nur wenige Sekunden und fuhr mit unveränderter Innigkeit fort:

»Aber auch für mich muß ich Dir danken, Du gutes, treues Kind, denn – und wenn Du zehnmal meinst, nichts gethan zu haben – so weiß ich doch, daß Du mir das alte, durch Gram verknöcherte und erstarrte Herz wieder erwärmtest, daß ich meinen Kummer und mein bitteres Seelenleid wieder ausweinen kann, wie in der ersten Zeit, als ich noch immer die heimliche Hoffnung hegte, ihn noch einmal wiederzusehen. Ja, Du bist ein wunderbar Wesen, Schätzchen, und jetzt, da Du von Deiner alten Kathrin gehst, kann ich Dir's wohl sagen, ohne Nachtheil für Dein Gemüth: Wo Du hinkommst, da stiftest Du Freude, Versöhnung und Frieden; ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich habe schon oft gedacht, ob Du nicht ein Engel wärest, und dann habe ich wieder gedacht, Du bedürftest selber so unendlich viel Liebe, daß sie deshalb auch von Dir ausströmte und die Menschen gefangen nähme. Und in Gedanken habe ich Dich mit meinem Rosenstöckchen verglichen, wenn's blüht und alle Menschen erfreut und dabei doch sterben und verdorren müßte, wenn nicht eine treue Hand für dasselbe sorgte und seinen Wurzeln und seinem kleinen Herzen immer neue Nahrung und Erquickung böte. Ja, Kind, Du mein liebes Schätzchen, so denke ich über Dich, und Du mußt Geduld haben mit einer alten Frau, die eben nicht anders sprechen kann, als ihr gerade um's Herz ist, und wenn ich sagte, daß die Hoffnung in meiner Brust allmälig schlafen gegangen sei, so hast Du sie wieder wach gerufen, daß ich glaube, mein eigenes leibliches Kind noch einmal wiederzusehen, bevor sich meine Augen auf ewig schließen. Ja, Schätzchen, das wäre das größte Glück für mich, und diese Hoffnung soll mich nicht mehr verlassen bis zum letzten Athemzuge, – sie ist zu schön – obgleich mein armes Kind vielleicht schon in Staub zerfallen ist.«

Frau Kathrin bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen, und von ihren Empfindungen überwältigt, weinte sie bitterlich, so bitterlich, wie nur eine Mutter um ihr verlorenes Kind weinen kann.

Erst als Anna sich aufrichtete, ihr die eingefallenen Wangen sanft liebkoste und die Hände von den überströmenden Augen zog, faßte sie sich wieder.

»Es ist ganz gewiß ein thörichter Gedanke von mir,« hob sie an, »allein ich kann Dich nicht von mir scheiden sehen, ohne noch eine Bitte an Dich gerichtet zu haben. Ich weiß, es ist wohl vergebliche Mühe, allein es gereicht mir doch zur Beruhigung, es gethan zu haben, und der liebe Gott wird Dir's reich vergelten, wenn Du einer alten trauernden Mutter durch Dein Versprechen so schönen Trost gewährst. Du stehst im Begriff, in die Welt hinauszureisen; Du wirst weit, weit umherkommen und gewiß viele, viele Menschen sehen. Da wäre es doch möglich, daß Du meinem armen Sohne begegnetest – der Zufall waltet ja so wunderbar – und bitte ich Dich daher herzinniglich, daß Du ihm von seinen Eltern erzählst und von dem endlosen Gram, in welchem wir beständig leben und der uns vor der Zeit zur Grube führt. Sage ihm, daß wir nicht laut klagen oder ihm gar zürnten, aber daß wir heimlich und still trauerten um ihn und ihm allen unseren Kummer und all unser Herzeleid verziehen hätten. Sage ihm, er möge zu seinen armen Eltern zurückkehren, gleichviel, ob reich oder arm; er möge seinen Stolz vergessen und sich nicht vor dem ersten Wiedersehen scheuen, denn auch wir wären ja nur einfache Leute – und wenn er zu uns zurückkehrte, arm und elend und mit nicht mehr Glücksgütern, als einst, da er mir zum erstenmal auf meinen Armen entgegenlächelte, so wollte ich doch die Stunde tausendfach segnen, in welcher ich ihn wieder an meine Brust drückte. Ja, Schätzchen, das sage ihm, wenn Du ihn siehst, vielleicht gelingt es Dir, seinen Hochmuth ebenso zu mildern, wie Du meine sündliche Hoffart gebrochen und in mildere Gefühle verwandelt hast.

»Und nun schlafe recht, recht wohl, Du liebes, gutes Kind,« schloß Frau Kathrin mit bebender Stimme, als Anna, von Rührung hingerissen, ihre Hände an die Lippen zu führen trachtete, und zugleich beugte sie sich über sie hin, daß ihre Thränen auf die jugendfrischen, sammetweichen Wangen fielen, »es ist gewiß das letzte Mal, daß Du hier schläfst – und dennoch, man kann es nicht vorher wissen. Wenn Du wieder erwachst, wird wohl nicht viel Zeit mehr zum Sprechen sein – wollen uns dann Beide recht zusammennehmen und uns die Herzen nicht noch schwerer machen – schon allein meines guten, alten Christians wegen.«

Innig küßte Frau Kathrin ihren Liebling, dann erhob sie sich und mit aufrechter, sicherer Haltung schritt sie hinaus. – – –

Viel geschlafen hatten Beide am folgenden Morgen nicht; denn als Frau Kathrin die Kopfkissen aufschüttelte, fand sie ihr eigenes sowohl, als auch das ihres Schützlings von Thränen reich benetzt. – –

Am Nachmittage desselben Tages saß Frau Kathrin wieder auf ihrer gewohnten Stelle am Fenster. In gewohnter Weise kämpften auch wieder die langen Stricknadeln unter einander, bei jedem Hieb, bei jedem Stich eine neue Masche der wollenen Unterjacke einverleibend. An die Betheuerungen ihrer Hochachtung und Freundschaft hatte sie Betrachtungen über den Schmerz der Trennung strickend angereiht; an diese Betrachtungen wieder die Schlußworte des schönen Liedes, und was jetzt folgte, das waren nur trübe Gedanken des Alleinseins, daß das Häuschen, in welchem sie nun schon über ein Vierteljahrhundert gewirthschaftet, ihr plötzlich so unendlich groß erscheine, und die Zeit ihr langsamer denn je dahinschleiche.

Dann blickte sie auch auf die Straße hinaus, jedoch nicht mehr kalt und feindselig, sondern milde und traurig, so daß die zufällig vorübergehenden Nachbarn, wenn sie in die großen schwermüthigen Augen schauten, sich veranlaßt fühlten, recht freundlich zu grüßen, worauf sie von Frau Kathrin recht freundlich wieder gegrüßt wurden und in Folge dessen nicht übel Lust empfanden, hineinzugehen und sie über die Abreise des jungen Mädchens zu trösten, an welchem die ganze Nachbarschaft ein so großes Wohlgefallen gefunden hatte.

Der gute alte Kärrner war dagegen viel besser daran: Der ging seinen Geschäften nach, suchte Frachten, und traf seine Vorbereitungen zu einer neuen Reise. Dabei schien es aber doch, als ginge ihm die Arbeit nicht so leicht von Händen, wie gewöhnlich; namentlich hielt er sich bei den Ketten seines Wagens länger auf, als es eigentlich unumgänglich nothwendig war, gerade als ob das Klirren derselben ihm ganz neu gewesen wäre und noch eine besondere Bedeutung für ihn gehabt hätte. –


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