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An einen Freund zu Hausen bei Uebersendung der alemannischen Gedichte.

1803

Hoch von der langen schwarzen Möhr herab Möhr und Platzberg sind Berge bei Hebel's Heimatsort
Hausen
Vom Platzberg her, auf wohlbekanntem Pfad
Erschein ich dir, o Freund, den Blumenkranz
Dir bringend, den ich jüngst in Wald und Flur
Und von der Wiese duftigem Gestad
Und um die stillen Dörfer her gepflückt.
Zwar nur Gamänderlein und Ehrenpreis,
Nur Erdbeerblüten, Dolden, Wohlgemut,
Und zwischendurch ein dunkles Rosmarin,
Geringe Gabe. Doch so gut sie kann,
Hat lächelnd und mit ungezwungner Hand
Des Feldes Muse sie in diesen Kranz
Gewunden, und der reine Freundessinn,
Der dir ihn bietet, sei allein sein Wert,
Und hing er nun hier unterm Spiegel schön,
So schwankt er schöner doch im Lindenast,
In freier Weitung, leichter Weste Spiel.
Dort schwank er denn! Und sammelt um sich her
Die Linde unterm Sonntagshimmel blau
Das frohe Völklein aus dem nahen Dorf.
Das gute Völklein. das dich liebt und ehrt,
Und unter ihnen mancher mir von Blut
Verwandt, und mancher aus der goldnen Zeit
Der frohen Kindheit mir noch wert und lieb,
So teilst du gern des kleinen Spaßes Freuden
Mit ihnen. »Seht zu diesem leichten Strauße,«
So sagst du, »sind die besten Blümlein doch
Von uns'rer Flur, und unser Eigentum
Mit Recht.«

Ja seker, op'n Alzebühl,
Ja seker, op'n Maibarg hebbt se blöht.
Un heff ick nich in'n frischen Morgendau
De Wischen dörsöcht, öwer Gröben hüppt?
Un heff ick nich vun mennig hogen Barg
Mit natte Ogen 'rünner sehn in't Dörp
Un heff mi Fred un gude Stunden wünscht?
Dat's seker wahr! un lövst mi't ni, so frag
Den Feldvagt. Faken hett he mi verjagt
In't hoge Gras un in de dichten Büsch.
Beseegt min lüttjen Blomkranz denn nu ock
An'n Lindentwig, un't freut mi, wenn Ju'n mögt.
Un nehmt denn so förleev; dat is ni veel.


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