Gregor Samarow
Kreuz und Schwert
Gregor Samarow

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Viertes Kapitel

Die ganze Wiener Finanzwelt war in großer Aufregung. Die von dem Könige von Hannover gegründete Wiener Bank war in kurzer Zeit zu einer enormen Bedeutung und einem alle anderen Institute überragenden Einfluß emporgestiegen. Die Aktien der Bank, welche mit Achtzig ausgegeben waren, standen auf der Höhe von Zweihundertfünfundsiebenzig, der Besitz der Aktionäre und insbesondere des Hauptaktionärs, des Königs von Hannover, war also ungefähr um das Dreifache vermehrt, und die ausgedehnten und glänzenden Geschäfte, welche die Bank teils schon gemacht hatte, teils abzuschließen im Begriff stand, ließen ein immer höheres Steigen ihrer Papiere voraussetzen, wobei man einen ungünstigen Umschlag um so weniger erwarten konnte, als die Bank wirklich reell begründet war und sich nur auf Unternehmungen mit realen Werten einließ.

Die Nachfrage nach den Aktien der Bank war ungeheuer, dennoch aber waren dieselben fast nicht zu beschaffen, da sie sämtlich in festen Händen lagen, und diese Nachfrage steigerte noch von Tag zu Tage den schon so hoch hinaufgestiegenen Kurs der Bankpapiere immer mehr. Alle übrigen Kreditinstitute in Wien und die Bankhäuser sahen mit Mißgunst und Besorgnis dieses so schnelle und unwiderstehliche Emporsteigen der neuen Finanzmacht, und es bildete sich eine Kontremine, welche mit allen Mitteln dahinstrebte, die Unternehmungen der Wiener Bank zu durchkreuzen und namentlich die Stellung ihrer Aktien an der Börse zu untergraben.

Einzelne Mitglieder und Teilhaber an der Wiener 80 Bank hatten sehr bedeutende Lieferungsgeschäfte auf Bankaktien abgeschlossen, und die Mitglieder der Kontremine gaben sich die größte Mühe, entweder den Kurs herabzudrücken oder sich Aktien zu verschaffen, um in natura liefern zu können. Allein es gelang ihnen nur schwer, dieselben zu erhalten, und man mußte darauf gefaßt sein, daß am Lieferungstage der Kurs zu einer exorbitanten Höhe hinaufsteigen würde, so daß die zur Lieferung Verpflichteten sich ganz in den Händen der Mitglieder und Parteigänger der Wiener Bank befinden mußten.

Einige Tage vor der Ultimoregulierung des Monats August saß in dem reich und elegant ausgestatteten Direktionszimmer der Wiener Bank der Doktor Elster vor einem großen, mit Kontobüchern und Rechnungspapieren bedeckten Tisch.

Er hatte die Bücher geprüft, einzelne Bogen mit Rechnungsaufstellungen durchflogen und mit Bleistift einige Notizen gemacht.

Dann lehnte er sich, zufrieden lächelnd, in den mit grünem Leder ausgeschlagenen Lehnstuhl zurück und sprach, indem er mit seiner schweren goldenen Uhrkette spielte:

»Es wird gelingen, es ist ein kühnes Spiel, das wir gespielt haben. Die Kontremine hat alle ihre Kraft aufgeboten, um uns zu werfen, aber ihre Mühe ist umsonst, unsere Berechnung ist richtig, morgen werden wir den entscheidenden Schlag führen und die ganze Wiener Finanzwelt ohne Widerstand beherrschen. Sie können«, fuhr er fort, »die Aktien, die sie liefern sollen, nicht schaffen, denn diejenigen, welche wir noch nicht angekauft haben, sind ihnen unzugänglich, und sie werden gezwungen sein, uns den von uns gestellten Kurs zu zahlen.«

Er blickte wohlgefällig auf ein Papier, das verschiedene Zahlenangaben enthielt.

»Ich habe bei der letzten Spekulation«, sagte er, »sechsmalhunderttausend Gulden gewonnen. Die gegenwärtige Abrechnung wird mir mindestens dieselbe Summe, hoffentlich mehr eintragen, damit bin ich fürs erste in Sicherheit, erhaben über alle Sorgen des Lebens, und ruhig kann ich der Zukunft entgegensehen, möge sie bringen, was sie wolle.«

81 Er stand auf und ging einige Male im Zimmer auf und nieder, den Kopf stolz erhoben, während seine etwas unsicher blickenden Augen in freudiger Erregung strahlten.

»Die Gunst des Schicksals«, rief er, »hebt mich höher, als ich es mir jemals hätte träumen lassen. Aus der abhängigen, untergeordneten Stellung des Subalternendienstes, in welcher ich bisher mein Leben verbrachte, bin ich zunächst hinaufgestiegen in den höheren Dienst, der mich allen denen gleichstellt, die früher auf mich herabzublicken sich für berechtigt hielten. Und dieses glückliche Unternehmen der Wiener Bank wird mich nun auch auf eine Höhe des materiellen Besitzes heben, auf welcher wenige mir gleichkommen, und in welcher ich in dem künftigen Teil meines Lebens reichen Ersatz finden werde für die Entbehrungen und Demütigungen, die ich bisher ertragen. Ich stehe in Unterhandlungen«, fuhr er fort, »wegen des Erwerbs einer großen Herrschaft; sobald die gegenwärtige Spekulation glücklich durchgeführt ist, werde ich das Geschäft zum Abschluß bringen – und dann werde ich zu den ersten Grundbesitzern des Landes gehören. Und«, sprach er dann, indem er abermals nachdenklich auf das Papier blickte, »ich werde nicht nur mich bereichert haben, sondern – was mich über die gewagte Natur meiner Spekulationen beruhigt, ich werde auch das Vermögen meines Königs in einem alle Erwartungen übersteigenden Maßstab vermehrt haben und unausgesetzt weiter zu vermehren Gelegenheit finden. Ich werde auch der österreichischen Regierung große und ernste Dienste geleistet haben und noch größere zu leisten in der Lage sein, und wenn dann die politische Katastrophe sich zuspitzt, so werden in meinen Händen wichtige Fäden der Schicksale Europas zusammenlaufen – der Orden der eisernen Krone kann mir nicht entgehen – der Ritterstand – später der Freiherrntitel, – und wenn das Glück dem Könige günstig ist und er seinen Thron wieder erobert, so wird der unbedeutende Legationskanzlist nach Hannover zurückkehren als ein großer Herr mit vornehmem Namen und einem Besitz, der nach Millionen zählt, und sie werden sich vor ihm beugen alle, die ihn früher kaum der Beachtung wert hielten – ich werde ein Haus, eine 82 Familie gegründet haben, deren Namen sich unter den Ersten fortpflanzen wird in künftigen Zeiten.«

Er stützte die Hand auf den Tisch und blickte starr vor sich hin, als stiegen in seinem Innern die Bilder der künftigen Zeit empor, während seine Züge in einem von Glück strahlenden Lächeln sich verklärten.

Die Tür öffnete sich, und der Oberstküchenmeister, Graf Wratislaw, ein Mann von einigen fünfzig Jahren, mit leicht ergrauendem Haar, scharfem und vornehmem, etwas bleichem Gesicht trat in das Zimmer.

Doktor Elster fuhr aus seiner Träumerei empor. Er begrüßte diesen Träger eines der ältesten und vornehmsten Namen der österreichischen Aristokratie zwar ehrerbietig, aber doch mit einer gewissen vertraulichen Sicherheit.

»Nun, wie gehen die Geschäfte?« fragte der Graf Wratislaw, indem er dem Doktor die Hand reichte, der sich in so kurzer Zeit durch die großen Erfolge der Wiener Bank den Ruf eines außerordentlichen Finanzgenies erworben hatte.

»Vortrefflich, Herr Graf, vortrefflich,« erwiderte dieser, »wenn das Geschäft, das wir eingeleitet haben, seine Früchte trägt – und das wird morgen der Fall sein, – so wird unsere Bank die Herrin der Wiener Börse und wir, Herr Graf, werden Millionäre sein.«

»Das wird mich ganz besonders freuen,« sagte Graf Wratislaw mit einem leichten Seufzer, »ich wünsche sehr, meine Angelegenheiten, die ich lange Zeit ein wenig vernachlässigt habe, zu ordnen. Was die Spekulation selbst betrifft, so wissen Sie, daß ich davon nicht viel verstehe. Ich habe das volle Vertrauen, daß die Sachen, die unter Ihrer Leitung gemacht werden, richtig sind und daß sie guten Erfolg haben werden – ich habe mich persönlich tief engagiert,« sagte er mit einem leichten Anflug von Unruhe in der Stimme »und von dem Erfolg unserer Spekulation hängt auch meine finanzielle Situation ab; um so mehr freue ich mich, daß Sie Ihrer Sache so sicher sind. Übrigens hat ja auch der Baron Beke und der Reichskanzler das vollste Vertrauen zu unserem Institut.«

Graf Wratislaw setzte sich in einen der umherstehenden großen grünen Lehnstühle und begann in den auf dem Tisch 83 liegenden Zeitungsblättern zu lesen, während Doktor Elster einige angekommene Briefe erbrach, die auf seinen Platz gelegt worden waren.

Nach einigen Augenblicken öffnete sich abermals die Tür und es trat Herr Ullmann, der frühere Sekretär des Grafen Langrand-Dumonceau, einer der eifrigsten Mitbegründer der Wiener Bank, ein.

Herr Ullmann war eine kleine, magere Gestalt mit einem länglichen Gesicht von grauer Farbe, mit großer, unschön geschnittener Nase und stark hervortretendem Mund, dessen gleichgültiger, etwas blasierter Ausdruck im Widerspruch stand mit dem scharfen, listigen Blick der kleinen lebhaften, intelligenten Augen.

Er grüßte Graf Wratislaw, der ihm leicht und etwas hochmütig zunickte, reichte dann dem Doktor Elster die Hand und ließ sich nachlässig in einen Lehnstuhl vor dem Tisch sinken.

»Sie waren auf der Börse?« fragte der Doktor Elster, immer mit der Durchsicht der von ihm geöffneten Briefe beschäftigt. – »Wie stehen die Kurse?«

Herr Ullmann warf einen schnellen Blick zu ihm hinüber und sagte dann mit einer gleichgültigen, etwas müden Stimme:

»Es ist noch alles ziemlich beim alten, nur unsere Aktien sind etwas heruntergegangen.«

Doktor Elster ließ die Hand mit den Briefen, welche er las, herabfallen, richtete einen unsicheren Blick erstaunt und befremdet, als höre er etwas Unmögliches, auf Herrn Ullmann und fragte:

»Unsere Aktien fallen? Wie ist das möglich?«

»Es scheint,« erwiderte Herr Ullmann, »daß die Kontremine sich in Besitz einer gewissen Anzahl von Aktien zu setzen gewußt hat, und daß dieselben ausgeboten werden, um den Kurs herabzudrücken – ein Manöver, das gar nicht unklug ausgedacht ist und dem wir entgegenwirken müssen.«

Doktor Elster hörte immer aufmerksamer zu, seine Blicke wurden starr und finster, unruhig zupfte er seinen langen, dünnen Schnurrbart.

84 »Aber was sollen wir dagegen tun?« fragte er, »unsere ganze Spekulation, wodurch wir der Bank die Herrschaft über die Wiener Börse schaffen wollten, ist gefährdet, wenn die Kontremine sich jetzt im Besitz von Aktien befindet und sie zu niedrigen Kursen ausgibt.«

»Man muß eben alle Aktien kaufen«, sagte Herr Ullmann leichthin, während Graf Wratislaw fortwährend die Zeitung las, ohne dem finanziellen Gespräch der beiden Herren weitere Aufmerksamkeit zu schenken.

»Die Aktien kaufen?« sagte Doktor Elster, indem er die Stimme dämpfte. »Mein Gott, wir haben ja keine Mittel mehr, ich begreife überhaupt nicht, wie die Kontremine in Besitz von Aktien gekommen ist, wir wußten doch, daß sie alle in festen Händen und in Depot waren!«

»Wie? – das ist gleichgültig,« erwiderte Herr Ullmann, »genug, daß sie dieselben besitzen, und daß es absolut notwendig ist, nun alle noch ausstehenden Aktien zu kaufen, denn wenn sie in den nächsten Tagen durch fortwährendes Ausbieten derselben den Kurs tief herabdrücken, so werden wir nicht imstande sein, am Lieferungstermine abnehmen zu können, und unsere so gut angelegte Spekulation wird, statt uns zu Herren der Wiener Finanzwelt zu machen, der Bank große Verlegenheiten bereiten und verschiedenen Personen, namentlich auch Ihnen,« setzte er mit scharfer Betonung hinzu, »alles bisher aus den günstigen Spekulationen Erworbene, ja vielleicht noch erheblich mehr kosten.«

Eine aschfahle Blässe bedeckte das Gesicht des Doktor Elster. Immer unruhiger und heftiger zupfte er die dünnen Haare seines Schnurrbarts und mit leiser, aber angstvoll bewegter Stimme sprach er:

»Aber mein Gott, was ist zu tun?« – das ist ja ein ganz entsetzlicher, höchst unerwarteter Schlag! Wenn die Kontremine fortfährt, Aktien in großer Zahl auf den Markt zu werfen, so bricht unser ganzes Gebäude zusammen. Die baren Mittel der Bank sind erschöpft, es sind so viele von unseren eigenen Aktien angekauft, daß wir kaum noch disponible Fonds besitzen. Wir würden, wenn die Spekulation gelungen wäre, unser Kapital fast vervierfacht haben; gelingt sie nicht, so weiß ich kaum, wie wir uns aus der 85 Verlegenheit ziehen sollen, und dazu habe ich die zwanzigtausend, im Depot der Bank befindlichen Aktien des Königs verpfändet, ebenso die Wertpapiere des Grafen Wedel. Bricht die Spekulation zusammen, so entstehen die namenlosesten Verlegenheiten, und ich weiß in der Tat kaum einen Ausweg mehr.«

»Zusammenbrechen,« sagte Herr Ullmann, indem er leicht mit einer Feder auf dem vor ihm liegenden Bogen kritzelte, »sie darf nicht zusammenbrechen – das ist sehr klar.«

»Aber wie? Mein Gott,« rief Doktor Elster, indem er scheu nach dem Grafen Wratislaw hinüberblickte, »wie kann die Sache gehalten werden?«

»Sehr einfach,« sagte Herr Ullmann, »wir müssen alle an der Börse erscheinenden Aktien kaufen, dann haben wir wieder den Kurs in der Hand und können die Papiere von neuem zu dem von uns normierten Kurse verwerten.«

»Aber ich sage Ihnen,« rief Doktor Elster mit dem Ausdruck der Verzweiflung, »daß unsere Fonds erschöpft sind, daß ich über keine Mittel mehr disponieren kann!«

»So muß man die Mittel schaffen,« sagte Herr Ullmann kalt; »um alle Aktien, die etwa noch ausstehen könnten, zu kaufen, bedürfen wir eine und eine halbe Million Gulden. Ich habe, sobald ich den gegen die Bank geführten Coup entdeckte, sogleich auch daran gedacht, Hilfe zu suchen. Und ich glaube mit Bestimmtheit darauf rechnen zu können, daß eine Million durch das ungarische Finanzministerium, das sich ja lebhaft für unser Institut interessiert, zur Verfügung gestellt werden wird. Wir bedürfen also nur noch fünfmalhunderttausend Gulden, und diese Summe werden Sie ja mit Leichtigkeit von Ihrem Könige herbeischaffen können. Die Bank kann Ihnen eins ihrer Wertobjekte dafür verpfänden. Der König kann sich nach meiner Überzeugung keinen Augenblick besinnen, diese Summe herzugeben, denn durch die Vermeidung einer Katastrophe wird ja nicht nur augenblicklich sein Vermögen erheblich vermehrt, sondern auch der Bank wird für die Zukunft die Herrschaft über die Börse gesichert. – – Sie müssen aber schnell handeln, denn je schneller wir jenen Coup parieren, um so größer und sicherer wird unser Erfolg sein.«

86 Doktor Elster blickte unschlüssig vor sich nieder, während die Spitzen seiner Finger in nervösem Zittern sich auf dem grünen Teppich des Tisches bewegten.

»Es wird am besten sein,« fuhr Herr Ullmann fort, »Sie fahren gleich nach Gmunden und nehmen den Staatsrat Klindworth mit, – – wenn Sie nicht die Verantwortung übernehmen wollen, – was vielleicht das beste wäre, – aus dem Vermögen des Königs, das ja zu Ihrer Verfügung steht, die erforderliche Summe zu entnehmen. Es handelt sich ja doch eigentlich nur um wenige Tage –«

»Unmöglich,« sagte Doktor Elster, »unmöglich! Ich kann ohne die Anweisung des Grafen Platen keine Zahlungen machen – und in Gmunden – – ich weiß nicht, wie das gehen soll. Der König zieht den Kronprinzen bei allen Angelegenheiten zu – ich müßte doch, um die Notwendigkeit des Darlehens dieser halben Million zu motivieren, unsere ganze Spekulation dem Könige erklären, – – die Verpfändung seiner Aktien müßte zur Sprache kommen – der Kronprinz, dessen bin ich gewiß, wird Schwierigkeiten machen – die ganze Spekulation«, fügte er ganz leise, wie zu sich selber sprechend, hinzu, »wird dem Sinn und dem Gefühl des Königs durchaus nicht zusagen – und die Verpfändung seiner Aktien – das alles läßt sich ja gar nicht formell vor ihm rechtfertigen! Oh, welch ein schreckliches Schicksal! – Ich sehe keinen Ausweg!« rief er, wie betäubt den Kopf in die Hände stützend.

Herr Ullmann sah ihn mit einem gewissen höhnischen Mitleid an.

»Wie schwach!« murmelte er vor sich hin; – »viel zu schwach, um etwas Großes zu erreichen!«

»Gibt es Schwierigkeiten im Geschäft?« fragte Graf Wratislaw, indem er die Zeitungen, in welchen er gelesen, auf den Tisch zurückwarf und aufstehend seinen Hut ergriff.

»Kleine Schwierigkeiten,« sagte Herr Ullmann leichthin, »welche bei großen Unternehmungen jeden Tag vorkommen, und welche ein Finanzmann, wie unser Doktor Elster,« fügte er mit einem unbeschreiblichen Ton hinzu, »mit spielender Leichtigkeit überwindet.«

87 Doktor Elster hob den Kopf empor und zwang sich mit Aufbietung aller Willenskraft, einen ruhigen, heitern Ausdruck auf seinem Gesicht festzuhalten.

»Sie sehen blaß aus, lieber Doktor,« sagte Graf Wratislaw, »Sie rechnen und arbeiten zuviel – machen Sie, daß Sie an die frische Luft kommen. Mir würde auch ganz wüst zumute werden, wenn ich so viele Rechnungen und Geschäfte im Kopfe haben sollte wie Sie.«

Er reichte dem Doktor die Hand, verneigte sich leicht gegen Herrn Ullmann und verließ das Zimmer.

»Ich weiß keinen anderen Ausweg,« rief Doktor Elster, indem er die Hände rang, »als mit dem Grafen Platen zu sprechen. Ohne ihn werde ich den König niemals bewegen können, die nötige halbe Million herzugeben.«

Herr Ullmann sah ihn ganz verwundert an.

»Graf Platen?« fragte er, »Sie glauben, daß Graf Platen jemals dem Könige dazu raten wird – Graf Platen, der niemals mit der Wiener Bank einverstanden gewesen ist, und der vielleicht gern die Gelegenheit benutzen wird, dem Könige zu beweisen, daß er sich in große Verlegenheiten gestürzt habe durch ein Unternehmen, das der unmittelbaren Leitung des Grafen entzogen ist, – erlauben Sie mir, das ist töricht. Wenn Sie Ihres Einflusses auf den König nicht so sicher waren, um jetzt unmittelbar und persönlich handeln zu können, dann hätten Sie sich, verzeihen Sie mir, in diese Spekulation nicht einlassen sollen.«

»Oh, hätte ich es nie getan!« rief Doktor Elster in schmerzvollem Ton, die Hände über die Brust pressend.

Er blieb längere Zeit in schweigendem Nachdenken versunken stehen, während der Blick des Herrn Ullmann kalt und erwartungsvoll auf ihm ruhte.

»Mir bleibt nichts anderes übrig, als mit Platen zu sprechen. Wäre Wedel hier, er ist der einzige, der die Sache an den König bringen könnte. Aber er ist in Franzensbad bei seiner kranken Frau – – Ich habe getan, was ich nie hätte tun sollen,« rief er dann, »so will ich jetzt wenigstens den gerade vorgezeichneten Weg gehen. Gelingt es mir, Graf Platen von der Notwendigkeit des Schrittes zu überzeugen, so läßt sich vielleicht noch alles retten!«

88 Und ganz mit seinen Gedanken beschäftigt, ergriff er seinen Hut und eilte hinaus. –

»Das ist wieder ein gut angelegtes Gebäude, welches durch die Schwäche und Dummheit der Menschen zusammenbricht«, sagte Herr Ullmann, indem er ihm nachsah. »Ich glaube, die Wiener Bank ist zu Ende – und man wird wohltun, sich von der Sache loszumachen.«

Und langsam folgte er dem Doktor Elster, welcher die Treppe hinabgestürmt war, sich in einen Fiaker geworfen hatte und nach Hietzing hinausfuhr. – – –

Am Nachmittage desselben Tages fuhr der Minister des Königs von Hannover, Graf von Platen-Hallermund, an der Staatskanzlei vor und wurde von dem im Vorzimmer diensttuenden Bureaudiener unmittelbar nach seiner Meldung in das Kabinett des Reichskanzlers von Österreich-Ungarn geführt.

Graf Beust erhob sich von seinem Schreibtisch, vor welchem er mit der Lektüre eines großen Aktenkonvoluts beschäftigt gewesen war und begrüßte den Grafen Platen mit der Leichtigkeit eines Welt- und Lebemannes, der einen guten Bekannten empfängt.

Graf Platen, dessen schlanke, geschmeidige Gestalt in einen eleganten, aus dem Atelier von Ebenstein hervorgegangenen schwarzen Überrock gehüllt war, zeigte in seinen Gesichtszügen eine gewisse unruhige Erregung. Er drückte leicht hüstelnd sein Taschentuch an die Lippen und setzte sich dem ihn erwartungsvoll anblickenden Reichskanzler gegenüber.

»Ich komme zu Ihnen, mein lieber Graf,« sagte er dann, »um über eine Angelegenheit mit Ihnen zu sprechen, zu der Sie und die österreichische Regierung in einer gewissen Beziehung stehen und in der ich nicht gern etwas tun möchte, ohne mit Ihnen konferiert zu haben.«

Graf Beust drückte durch eine schweigende, verbindliche Neigung des Kopfes aus, daß er zu hören bereit sei.

»Soeben ist der Doktor Elster bei mir gewesen«, sagte Graf Platen, »und hat mir Nachrichten über die Wiener Bank gebracht, die mich in hohem Grade befremdet und betrübt haben – wenn ich auch«, fügte er hinzu, »stets 89 darauf gefaßt gewesen bin, daß dies Unternehmen des Königs einmal zu keinem guten Ende führen würde.«

Ein kaum bemerkbares, unwillkürliches Lächeln flog über die Lippen des Grafen Beust.

Fragend richteten sich die Blicke seiner klaren, hellen Augen auf Graf Platen.

»Es scheint,« fuhr dieser fort, »daß sich die Bank in Spekulationen eingelassen hat, welche sowohl ihrer innern Natur nach höchst bedenklich, als in ihrer praktischen Ausführung nicht genügend gesichert sind, und daß dadurch eine große Krisis fast unvermeidlich wird. Die österreichische Regierung hat sich lebhaft für dies Unternehmen interessiert, hat ihm ihren Schutz und ihre Unterstützung zugesagt und es fragt sich, was man nun tun kann, um die gegenwärtige Krisis nach allen Richtungen hin möglichst wenig nachteilig zu machen. Ich verstehe nicht, wie die Verwaltungsräte des Königs, und insbesondere der Graf Wedel, zu solchen Spekulationen ihre Zustimmung haben geben können.«

»Graf Wedel«, sagte der Reichskanzler leichthin, »scheint mir am wenigsten eine Verantwortung für die Wiener Bank haben zu können, da er ja mit der eigentlichen Finanzverwaltung derselben nur ganz äußerlich in Beziehung stand und außerdem jetzt, soviel ich weiß, von hier abwesend ist – was übrigens die Wiener Bank sowie meine und der Kaiserlichen Regierung Beziehungen zu derselben betrifft, so ist es in der Tat ein Verhängnis zu nennen, daß ich gerade fortwährend mit dem Institut in Verbindung gebracht werde. Ich interessiere mich gewiß für dasselbe, weil ich sehr wünsche, daß dem unklaren Treiben der Wiener Börsenwelt gegenüber ein reelles, gut begründetes Bankinstitut bestehe, welches den festen Boden und die sichere Garantie für große Geschäfte uns bietet. Im übrigen aber stehe ich, wie ich schon Ihrem Könige bei der Begründung der Sache gesagt habe, zu der Bank nur in demselben Verhältnis, in welchem sich zur Zeit des Wiener Kongresses der Fürst Schwarzenberg zu dem Maler befand, der durchaus sein Porträt malen wollte und dem Fürsten sagte, die übrigen Minister wünschten sein Bild, während er nach 90 allen anderen Seiten die hierauf erfolgte Zustimmung Schwarzenbergs als dessen Wunsch geltend machte.«

»Es muß aber«, fiel Graf Platen ein, »doch jedenfalls im Interesse Ihrer Regierung liegen, den König und alle diejenigen, welche mit der Bank Geschäfte geschlossen, möglichst vor den nachteiligen Folgen der drohenden Katastrophe zu schützen.«

»Ist denn diese Katastrophe unvermeidlich,« fragte der Reichskanzler, »und worauf bezieht sie sich?«

»Die Bank hat ihre eigenen Aktien gekauft,« sagte Graf Platen, »um den Kurs in der Hand zu haben und die Kontremine zu sprengen. Nun aber sind die Mittel erschöpft, es befinden sich noch eine Anzahl Aktien außerhalb des Besitzes der Bank, und wenn diese in die Hände der Kontremine kommen, so ist die ganze Spekulation nicht nur gescheitert, sondern es wird das auch die Bank in die äußerste Verlegenheit setzen, da sie statt barer Gelder ihre eigenen Aktien in der Kasse hat, welche sie zu hohen Kursen kaufte, und welche nun bis auf das äußerste werden entwertet werden.«

»Woher aber weiß die Kontremine,« fragte Graf Beust ein wenig erstaunt, »daß die Mittel der Bank nicht mehr ausreichen, denn auf dieser Kenntnis und darauf, daß sie zugleich über die noch außerhalb der Bank befindlichen Aktien und über ihre Zugänglichkeit unterrichtet ist, beruht doch der ganze gegen sie geführte Schlag.«

»Das weiß ich nicht und begreife ich nicht,« sagte Graf Platen ein wenig zögernd – »indessen die Lage ist so, wie ich sie Ihnen geschildert habe – Elster hat mir ganz verzweiflungsvoll das Bekenntnis über die eingeleitete Spekulation abgelegt, und es handelt sich für mich nur darum, wie der König, für dessen Vermögen ich ihm und dem ganzen Welfenhause verantwortlich bin, vor Verlusten geschützt werden kann.«

Nach einem leisen Klopfen öffnete sich die Tür, der diensttuende Bureaudiener trat ein und überreichte dem Reichskanzler einen kleinen, leicht zusammengefalteten Zettel, worauf er sich schweigend wieder entfernte.

Graf Beust faltete das Papier auseinander, warf einen schnellen Blick über die wenigen, mit Bleistift 91 geschriebenen Zeilen, die es enthielt, und blickte dann einen Augenblick sinnend vor sich nieder, während er das Papier zu einem langen Streifen zusammenlegte und es spielend um seine Finger wickelte.

»Mir scheint,« sagte er, »daß es doch vor allen Dingen zunächst darauf ankommt, zu konstatieren, ob denn die Katastrophe wirklich unvermeidlich sei und ob sich kein Weg finden läßt, die Spekulation, welche besser gar nicht hätte unternommen werden sollen, welche aber denn doch nun einmal unternommen worden ist, nunmehr auch glücklich durchzuführen.«

»Und wie sollte das geschehen?« fragte Graf Platen.

»Nun,« sagte Graf Beust, »man müßte eben die Mittel daran wenden, welche notwendig sind, um den gefaßten Plan bis zu Ende auszuführen. Dadurch wird die Bank Herrin der Situation bleiben, denn nicht nur der König, sondern auch alle Teilhaber und alle diejenigen, welche mit der Bank Geschäfte geschlossen haben, werden vor Verlusten gesichert bleiben –«

»Aber die Mittel der Bank sind erschöpft«, fiel Graf Platen ein.

»Und mir scheint die ganze Frage ein Rechenexempel«, erwiderte Graf Beust. »Wieviel bedarf die Bank, um die begonnene Spekulation planmäßig zu Ende zu führen?«

»Eine und eine halbe Million Gulden,« erwiderte Graf Platen, – »nach den Angaben, die mir Elster gemacht hat.«

»Es sind so viele Personen und so viele Institute an der Existenz der Wiener Bank interessiert,« sagte Graf Beust, immer den zusammengefalteten Streifen um seine Finger hin und her wickelnd, »daß auch die Regierung gewiß gern die Hand bieten wird, um die entstandene Verlegenheit zu beseitigen. Wenn das österreichische Finanzministerium zu einer helfenden Intervention nicht in der Lage ist, so glaube ich doch annehmen zu dürfen, daß der ungarische Finanzminister geneigt und imstande sein würde, der Bank mit einer Million Gulden, für welche sich ja die besten und sichersten Garantien finden lassen, zu Hilfe zu kommen.«

»Dann würde immer noch eine halbe Million fehlen«, sagte Graf Platen.

92 Graf Beust blickte ihn ganz erstaunt an.

»Nun, diese halbe Million, mein lieber Graf,« sagte er, »würde doch in den Kassen Ihres Königs nicht schwer zu finden sein, und es scheint mir vor allem im unmittelbaren Interesse des Königs zu liegen, die Katastrophe zu vermeiden, weil ja von der Erhaltung und dem Gedeihen der Wiener Bank seine Vermögenslage in so hohem Grade abhängig ist.«

»Der König«, rief Graf Platen erregt, »sollte noch mehr Geld in dieses Bankinstitut stecken, das sich in so unklare und bedenkliche Spekulationen eingelassen hat, und das ein mer à boire werden könnte? Auf diese Weise würde das Welfenhaus in kurzer Zeit dahin kommen können, keine Existenzmittel mehr zu haben, dazu kann ich nicht mitwirken.«

Ruhig erwiderte Graf Beust:

»Wenn aber durch diese halbe Million, welche der König den bereits in der Bank angelegten bedeutenden Summen hinzufügt, nicht nur diese gerettet und gesichert, sondern auch das so glänzend begonnene Unternehmen zur sukzessiven Vermehrung des königlichen Vermögens einer immer günstigeren Zukunft entgegengeführt wird, dann scheint es mir doch beinahe Pflicht zu sein, dieses Opfer zu bringen. Gerade dieses Opfer scheint mir der sicherste Weg zu sein, um den König nicht nur vor Verlusten zu schützen, sondern die ganze Katastrophe zu vermeiden.«

»Die ganze Bank ist ein Unglück für den König,« rief Graf Platen lebhaft, »er ist dadurch in die Hände von Personen geraten, welche ihn mißbrauchen und auf die Irrwege einer abenteuerlichen Politik führen. Das Wohl des Königs und die Zukunft seines Hauses erfordern, daß diesem Gewebe von Intrigen ein Ende gemacht wird, welche dahin arbeiten, den König von seinen treuen Dienern zu entfremden und mit lauter Ratgebern ohne Verantwortlichkeit und ohne Solidarität mit dem Schicksal des Welfenhauses zu umgeben.«

»Das ist eine Seite der Sache,« sagte Graf Beust kalt, »welche mir fremd ist und welche ich zu beurteilen nicht in der Lage bin. Für mich formuliert sich die Frage 93 einfach folgendermaßen: Ein Bankinstitut, in welchem ein großer Teil des Vermögens Ihres allergnädigsten Herrn engagiert ist, und welches dazu dienen soll, ihn und sein Haus in Zukunft völlig unabhängig in finanzieller Beziehung der preußischen Sequestration gegenüber zu machen, befindet sich in einer Krisis, deren unglücklicher Ausgang schwere Verluste für den König und für diejenigen nach sich ziehen kann,« fügte er mit scharfer Betonung hinzu, »welche im Vertrauen auf den König sich bei seinem Institut beteiligt haben und mit demselben in Geschäftsverbindung getreten sind. Diese Krisis kann zu einem günstigen, alle Nachteile ausschließenden Ende geführt werden, wenn der König noch eine halbe Million daransetzt. Wenn nun, wie ich glaube, die weit weniger unmittelbar an der Sache beteiligte ungarische Finanzverwaltung eine Million zur Beschwörung dieser Krisis bereitstellen will, so scheint es mir nicht zweifelhaft zu sein, was der König zu tun hat. Übrigens ist die Verantwortung für das, was geschieht oder nicht geschieht, nicht die meine, ich interessiere mich für das Institut und interessiere mich noch lebhafter für Seine Majestät den König, der das Opfer des Kampfes geworden ist, in welchem er auf unserer Seite stand – Sie haben mich um meinen Rat gebeten, ich habe Ihnen denselben, soweit ich die Sachlage übersehen kann, erteilt, kann aber weiter nicht in Sie dringen. Sie müssen darüber entscheiden, was Sie tun und was Sie dem König raten wollen.«

Graf Platen bewegte sich unruhig und unschlüssig auf seinem Stuhle hin und her.

»Sie würden also«, fragte er, »es wirklich für richtig halten, daß der König, um eine unrichtige, nach meiner Ansicht nicht zu rechtfertigende Spekulation, die ohne sein Wissen unternommen ist, durchzuführen, noch ein weiteres, so erhebliches Opfer bringen sollte?«

»Ganz gewiß,« erwiderte Graf Beust mit fester Stimme, »wenn dadurch die Katastrophe beschworen werden und so großer und vielseitiger Schaden verhindert werden kann. Ob dies mit Sicherheit erreicht werden könne, darüber müßten Sie natürlich durch die Finanzverwaltung der 94 Bank die vollständigste Versicherung und Aufklärung erhalten.«

»Mein Gott,« rief Graf Platen, »welch eine peinliche Lage, welch eine drückende Verantwortung; – einerseits,« sagte er mit einem selbstbefriedigten Lächeln, »ist es dem Könige ganz heilsam, wenn er einmal einsieht und empfindet, wohin ihn die Personen führen, mit denen er hinter meinem Rücken verkehrt.«

Graf Beust sah ihn mit einem verwunderten, fast mitleidigen Blick an.

»Ich kann Ihnen nur noch einmal bemerken,« sagte er, »daß diese Seite der Sache meinem Urteil sich völlig entzieht, das sind innere Angelegenheiten Ihres Hofes, die Sie nur allein zu beurteilen und zu behandeln vermögen. Für mich handelt es sich einfach um die finanzielle Frage, und in betreff dieser habe ich Ihnen meine Ansicht ausgesprochen und motiviert«, fügte er in einem Ton hinzu, in welchem der Wunsch, die Unterredung zu beenden, ziemlich deutlich durchklang.

»Ich werde«, sagte Graf Platen aufstehend, indem er abermals wiederholt sein Taschentuch an die Lippen drückte, »zum Könige nach Gmunden fahren und seiner Entscheidung die Sache anheimstellen. Es ist das Vermögen seines Hauses um das es sich handelt, der König selbst mag entscheiden, was er tun will.«

Wiederum erschien jener halb verwunderte, halb mitleidige Ausdruck in den Augen des Grafen Beust.

»Sie müssen wissen, was Ihnen zu tun obliegt, ich kann nur nochmal darauf aufmerksam machen, daß von der Erhaltung der Bank nicht nur des Königs Vermögen zu einem großen Teil, sondern auch der Besitz so vieler anderer Personen abhängt, die nur im Vertrauen auf den Namen des Königs bei der Sache beteiligt sind.«

»Ich danke Ihnen«, sagte Graf Platen mit etwas erzwungener Freundlichkeit, »für Ihren Rat. Derselbe wird bei der Entschließung des Königs gewiß schwer ins Gewicht fallen.«

»Vor allen Dingen vergessen Sie nicht,« sagte der Reichskanzler, indem er den Grafen bis zur Tür begleitete, 95 »daß diese Entschließung eine schnelle sein muß, wenn der Katastrophe vorgebeugt werden soll.«

»Gewiß,« erwiderte Graf Platen, »ich werde keinen Augenblick verlieren, um den König von der Sachlage in Kenntnis zu setzen«, und dem Grafen Beust die Hand drückend, verließ er das Kabinett.

Langsam und nachdenklich kehrte der Reichskanzler zu seinem Lehnstuhl zurück.

»Ich fürchte,« sagte er, »diese Bank wird zusammenbrechen. Platen wird nicht den Entschluß finden, dem Könige zu festen und entschiedenen Schritten zu raten, die doch so naturgemäß vorgezeichnet sind. Diese Bank war eine gute, vortreffliche Idee, sie konnte das Mittel werden, dem Welfenhause für alle Eventualitäten der Zukunft eine gesicherte und von Preußen völlig unabhängige finanzielle Existenz zu bieten, aber der Fluch der halben und zweideutigen Maßregeln, welcher bereits im Jahre 1866 dies erhabene Haus ins Unglück gestürzt hat, wird auch jetzt diesen Weg zur Rettung seiner selbständigen fürstlichen Existenz abschneiden. Wie es unberechenbare Faktoren des Glücks in dem Schicksal der Menschen gibt,« sagte er tiefaufatmend, »so gibt es auch ein dunkles und unerbittliches Verhängnis, dessen Hand sich niemand entziehen kann, wenn sie einmal auf seinem Haupte ruht. Traurig, daß ein so edler Herr, wie der König Georg, diesem Verhängnis verfallen scheint.«

 


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