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17. Kapitel.

Sternau hatte, als er den Schlüssel der Tür umdrehte, den auf ihn wartenden Schließer sofort bemerkt. Dieser trat aus der gegenüberliegenden Tür auf ihn zu und drückte ihm sein Laternchen in die Hand.

»Schnell, Señor!« flüsterte er. »Mein Bruder nimmt die Schlüssel in Empfang.«

Sternau trat nun drüben ein und eilte durch die bereits angegebenen Räume, indem er alle Türen hinter sich verschloß. Der Hausmeister stand auf seinem Posten.

»Gott sei Dank!« sagte er. »Ich hatte schon die größte Sorge.« – »Sie war überflüssig. Ich gehe fort. Hier sind die Schlüssel.«

Sternau ging und verließ ungesehen die Stadt. Er fand sein Pferd noch da, wo er es angebunden hatte. Noch überlegte Sternau, ob er hier warten solle oder nicht, da hörte er Schritte, die sich leise näherten. Er drückte sich an einen Baum. Der Mann, der kam, ließ ein leises Räuspern hören, woran Sternau ihn erkannte.

»Andreas!« sagte er. – »Ah, Sie sind bereits da?« antwortete der Angerufene. »Verzeihung, daß ich mich entfernt habe! Ich konnte es vor Sorge um Sie nicht länger bei der Señorita aushalten. Es trieb mich aus der Stadt hinaus.« – »Das war unnötig, mein Lieber!« – »Hol's der Teufel! Sie waren in die Höhle des Löwen gegangen. Welche Garantie hatte ich, daß er Sie nicht zerriß?« – »Oh, ich bin von einem Stoff, der sich nicht so leicht zerreißen läßt.« – »Das weiß ich, aber viele Hunde sind des Hasen Tod! Man konnte Sie festhalten und mit den anderen erschießen wollen.« – »Dies beabsichtigte man allerdings.« – »Sehen Sie! Ich eilte also fort, um zu erkunden, ob die Unsrigen nicht nahe seien.« – »Das ist kaum denkbar.« – »Oh, diese Apachen reiten famos, und Juarez hat es ihnen gleichgetan.« – »Wie? So ist er mit ihnen bereits hier?« – »Ja. Sie haben ihre Pferde halbtot geritten.« – »Wer ist es alles?« – »Juarez, die beiden Apachenhäuptlinge, ihre sämtlichen Gefährten und gegen hundert der bestberittenen Krieger. Die weniger gut berittenen sind noch zurück.« – »Hundert Krieger? Ah, das genügt! Kommen Sie schnell!«

Die beiden Männer banden ihre Pferde los und verließen das Wäldchen. Bereits nach kurzer Zeit erreichten sie die Apachen. Man konnte sich bei der Dunkelheit nur an der Stimme erkennen. Juarez trat auf Sternau zu und sagte:

»Ah, Señor, das war der fürchterlichste Ritt, den ich in meinem Leben gemacht habe. Ich bin wie gerädert.« – »So muß man Ihnen Ruhe gönnen. Ich denke, Sie können uns die Arrangements, die jetzt nötig sind, wohl überlassen.« – »Nein, nein, Señor! Ich will bei allem, was geschieht, dabeisein.« – »Auch wenn Ihre Freiheit, Ihr Leben in Gefahr kommen sollte?«– »Auch dann. Ich bin es meinen Mexikanern schuldig, den fremden Eindringlingen zu zeigen, daß wir bereit sind, der Freiheit unseres Vaterlandes alles zum Opfer zu bringen. Señor André sagte mir bereits, daß Sie beim Kommandanten waren.« – »Ja. Ich habe mit ihm in Gegenwart aller seiner Offiziere gesprochen.« – »Mit welchem Erfolg?« – »Mit demjenigen, der vorauszusehen war. Das gegen die Republikaner erlassene Dekret ist Tatsache. Man wird Sie und Ihre Anhänger als Banditen behandeln. Man erkennt Sie nicht als eine Person an, mit der man sich in Unterhandlungen einlassen kann. Auch mich wollte man festnehmen und noch heute nacht erschießen.« – »Haben Sie gesagt, daß ich Repressalien anwenden werde?« – »Ja, aber man lachte darüber.« – »So wußte man noch nicht, was in Fort Guadeloupe geschehen ist?« – »Man hatte keine Ahnung davon. Ich teilte es ihnen natürlich mit, konnte aber den vollen Eindruck nicht erwarten, da ich bedacht sein mußte, meine Person schleunigst in Sicherheit zu bringen.« – »Und wie steht es mit den Gefangenen, die erschossen werden sollten?« – »Sie haben keinen Pardon zu erwarten. Man ist entschlossen, die Exekution auszuführen. Ich sollte ja mit ihnen erschossen werden.« – »So ist nichts zu tun, als den Augenblick zu erwarten und diesen Mord dann zu vereiteln. Wir umzingeln im geeigneten Moment die Exekutionsmannschaft und hauen oder schießen sie nieder. Es tut mir allerdings leid um diese Leute, die ja unschuldig sind, aber es geht wohl nicht anders.« – »Wenn Sie Unschuldige schonen wollen, so weiß ich vielleicht einen sichereren und kürzeren Weg, die Exekution zu vereiteln.« – »Das würde mir außerordentlich lieb sein, Señor. Darf ich Ihren Plan erfahren?« – »Gewiß. Wir nehmen einfach sämtliche Offiziere der Besatzung gefangen und zwingen sie dadurch, Chihuahua zu übergeben.« – »Caramba! Wenn das möglich wäre!« – »Oh, es ist gar nicht schwer, Señor! Die Offiziere sind jetzt beim Kommandanten versammelt. Wir schleichen uns ein und bemächtigen uns ihrer. Ich höre, daß hier hundert Krieger zugegen sind. Bereits die Hälfte genügt, um das ganze Quartier gefangenzunehmen.« – »Würde das Einschleichen gelingen?« – »Vollständig. Der Schließer des Stadthauses steht mit mir im Bunde. Er ist es, dem ich zu verdanken habe, daß ich vorhin entkommen bin.« – »Ah, wie kamen Sie zu diesem Mann?« – »Der Hausmeister der Señorita Emilia ist sein Bruder.« – »So läßt es sich begreifen. Kann man die Señorita Emilia ohne Gefahr sprechen?« – »Ja. Ich mache mich verbindlich, Sie zu ihr und auch sicher wieder zurückzubringen, wenn Sie sich ihr anvertrauen wollen.« – »Wirklich? So gehen wir. Es liegt mir daran, mit ihr zu sprechen, ehe ich einen bestimmten Entschluß fasse.«

Die beiden Männer verließen die Truppe und schritten der Stadt entgegen. Sie gelangten nach dem Haus der Señorita, ohne in irgendeiner Weise belästigt zu werden. Es war ihnen nicht einmal jemand begegnet.

»Das sieht nicht aus wie eine feindlich besetzte Stadt«, sagte Juarez. »Ich beginne zu glauben, daß es nicht schwer sein wird, die Herren Franzosen auszuheben.«

Im Flur, wo es dunkel war, stand der Hausmeister.

»Wer kommt? fragte er. – »Ich bin es wieder, Sternau. Wie ist es im Stadthaus gegangen?« – »Sehr gut, Señor. Mein Bruder hat dem Kommandanten gesagt, daß Sie ein Pferd bereitstehen hatten und südwärts davongeritten sind. Man hat Ihnen Verfolger nachgesandt.« – »Das war ein kluger Einfall, der die Spur von uns abgelenkt hat. Ist Señorita Emilia noch zu sprechen?« – »Sie wird für Sie jede Minute zu sprechen sein, Señor. Soll ich Ihnen die Laterne anbrennen?« – »Nein; ich kenne ja den Weg.«

Er stieg mit Juarez die Treppe empor. Oben traten sie an der Zofe vorüber sogleich in das Zimmer der Señorita. Als diese den Präsidenten erblickte, stieß sie einen Ruf der Freude aus, streckte ihm die Hand entgegen und sagte:

»Ich heiße Sie willkommen in der Hauptstadt des Presidio, und ich bin stolz darauf, die erste zu sein, die dies tun kann. Möge Ihr Einzug die Früchte bringen, die Land und Volk von Ihnen erwarten.« – »Ich danke Ihnen, Señorita«, antwortete Juarez mit dem an ihm gewöhnlichen milden Ernst. »Dazu, daß ich endlich kommen kann, haben auch Sie redlich beigetragen. Eigentlich sollte ich Ihnen Ruhe gönnen, aber ich bin zur Undankbarkeit gezwungen, indem ich Sie in immer neue Kämpfe sende.« – »Sie bringen mir neue Aufgaben?« fragte sie erfreut. – »Ja. Ich habe die Absicht, Sie nach Mexiko zum Kaiser zu senden.«

Ihre Wangen röteten sich vor Entzücken.

»Öffentlich?« fragte sie. – »Öffentlich werden Sie auftreten; Ihr Auftrag aber, und infolgedessen auch Ihre Wirksamkeit, wird ein geheimer sein. Doch ehe wir hiervon sprechen, müssen wir an den gegenwärtigen Augenblick denken. Was für ein Mann ist der Kommandant von Chihuahua?« – »Ein Dutzendmensch, Señor«, antwortete sie. »Ein wenig tapfer und ein wenig feig; ein wenig ehrgeizig und ein wenig leichtsinnig. Er ist kein Licht und weder ein selbständiger Charakter, noch ein gewissenhafter Untergebener.« – Also nicht zu fürchten?« – »Nein.« – »Gibt es unter seinen Offizieren Leute, die den Geist besitzen, in einer außerordentlichen Lage sich auch außerordentlich zu benehmen?« – »Nein. Selbst Oberst Laramel, der erst angekommen ist, muß mehr ein Wüterich als ein militärisches Talent genannt werden. Er ist ein Großsprecher.«

Juarez runzelte die Stirn.

»Ich habe von ihm gehört«, sagte er. »Ich werde den Mann genau betrachten. Sie müssen nämlich wissen, daß Señor Sternau mir den Vorschlag gemacht hat, gar nicht die Stunde der Hinrichtung abzuwarten, sondern die französischen Offiziere gleich jetzt im Stadthaus zu überfallen.«

Emilias Augen leuchteten hell auf.

»Recht so«, entgegnete sie. »Mit den Offizieren fällt ja die ganze Besatzung, die ganze Stadt in Ihre Hand. Sie werden mit diesem Streich Herr der Provinz.« – »Das ist richtig, falls es gelingt.« – »Es wird gelingen«, sagte Sternau. »Es ist nur nötig, den Hausmeister zu seinem Bruder zu senden, damit dieser uns das hintere Tor öffnet.«

Er erzählte dem Präsidenten, wie er aus dem Stadthaus entkommen war. Dieser neigte nachdenklich den Kopf und meinte:

»Wie viele Franzosen sich in der Stadt befinden, weiß ich bereits durch den kleinen Jäger. Es sind ihrer nicht viele. Meine hundert Apachen genügen, die Offiziere zu fangen und die Besatzung im Zaun zu halten, bis die übrigen herangekommen sind.« – »Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen, Señor?« fragte Sternau. – »Sprechen Sie!« – »Wir verwenden fünfzig Mann, um die Hauptausgänge der Stadt zu besetzen, Anführer für diese Posten haben wir ja. Ich nenne den kleinen Jäger, Mariano, Büffelstirn, die beiden Apachenhäuptlinge. Nachdem diese Maßregel getroffen worden ist, schleichen wir mit den übrigen vierzig in das Stadthaus ein und nehmen die Offiziere gefangen. Wir werden sie in der Weise überraschen, daß sie keinen Widerstand zu leisten vermögen. Die Drohung, daß sie auf der Stelle getötet werden sollen, falls sie sich nicht in unsere Forderungen fügen, wird alle ihre Truppen in unsere Hände bringen.« – »Das ist sehr richtig; das ist der rechte Weg, um Blutvergießen zu vermeiden«, erwiderte Juarez.

Sternau fuhr fort:

»Während wir bis zum Morgen das Stadthaus besetzt halten und dann mit Anbruch des Tages leichter sehen können, was zu tun ist, werden sich unsere Nachzügler einfinden und die Einschließung der Stadt vervollständigen.« – »Oh, Sie brauchen sich ja nicht ganz allein auf sich selbst zu verlassen«, fiel die Señorita ein. »Unter den vierzehntausend Einwohnern der Stadt gibt es tausende von treuen Männern, die auf die Kunde, daß der Präsident zurückgekehrt ist, sofort zu den Waffen greifen werden. Ich kenne sie alle. Ich werde, obgleich es Nacht ist, sofort ein Zirkular erlassen, um sie zu benachrichtigen, wenigstens die hervorragendsten von ihnen.« – »Auch dieser Plan ist gut«, stimmte Juarez bei; »nur wünsche ich, daß Sie dabei aus dem Spiel gelassen werden, Señorita. Ich habe meine bestimmte Absicht dabei. Schlagen Sie mir lieber einen Mann vor, an den ich mich in dieser Beziehung wenden und auf den ich mich verlassen kann.« – »Dann nenne ich Ihnen einen sehr einfachen Mann, der aber bereit ist, für Sie zu sterben. Er kennt alle nationalgesinnten Einwohner.« – »Wer ist es?« – »Der Wirt der Venta, die meinem Haus gegenüberliegt.« – »Ah, derselbe, von dem mir der kleine Jäger erzählt hat?« – »Ja, derselbe.« – »Wird er jetzt noch wach sein?« – »Vielleicht. Aber auch im anderen Fall ist er leicht zu wecken.« – »Gut, so werde ich jetzt beginnen, meine Maßregeln zu treffen. Señor Sternau, ich und Mexiko gehen Sie zwar weniger an, aber Sie haben mir bisher eine so rege Teilnahme gewidmet, daß ich auch jetzt hoffe, auf Ihre Hilfe rechnen zu dürfen.« – »Gewiß«, antwortete Sternau, »ich stelle mich Ihnen zur Verfügung. Bestimmen Sie, was ich für Sie tun soll.« – »So bitte ich Sie, jetzt zu den Unsrigen zu gehen und die Vorkehrungen zu treffen, von denen Sie gesprochen haben. Versuchen Sie, die fünfzig Mann hierherzubringen, ohne daß es bemerkt wird; dann begeben wir uns nach dem Stadthaus. Im Fortgehen haben Sie die Güte, mir den Hausmeister heraufzuschicken.«

Sternau ging, und kurze Zeit darauf trat der Hausmeister ein. Dieser hatte, da es im Flur dunkel war, Juarez nicht gesehen. Als jetzt sein Auge auf ihn fiel, machte er eine Bewegung der freudigsten Überraschung.

»Gott, der Präsident!« rief er. »Oh, Señor, ist das die Möglichkeit?«

In seinem Gesicht spiegelte sich das ungeheucheltste Entzücken ab. Dies mußte Juarez erkennen. Er reichte dem Alten die Hand und sagte:

»Ja, ich bin es. Sie kennen mich also persönlich?« – »Ja, ich habe Sie gesehen, als Sie von hier nach Paso del Norte gingen. Aber, Señor, wissen Sie, was Sie wagen, so allein nach Chihuahua zu kommen?« – »Das Wagnis ist nicht groß. Ich hoffe im Gegenteil, die Stadt noch heute in meine Hand zu bekommen, und dabei rechne ich auf Ihre Hilfe.« – »Oh, was ich tun kann, das soll mit der größten Bereitwilligkeit geschehen.« – »Gut. Sind Sie Ihres Bruders sicher, der Schließer des Stadthauses ist?« – »Vollständig, Señor. Er ist ein ebenso guter Republikaner wie ich.« – »So gehen Sie jetzt, um ihm zu sagen, daß er mir, gerade so wie vorher Señor Sternau, die Hintertür öffnen soll.« – »Sie wollen zu den Offizieren?« – »Ja.« – »Welch eine Kühnheit! Man wird Sie gefangennehmen, Señor.« – »Man hat Señor Sternau auch nicht gefangengenommen, obgleich er allein war, ich aber werde fünfzig Indianer mitbringen und, ganz im Gegenteil, die Herren Offiziere gefangennehmen.« – »Fünfzig Indianer? Oh, das genügt; das ist etwas anderes. Dieser Streich wird gelingen, und dann gehört Chihuahua uns. Ich eile, meinen Bruder zu benachrichtigen, Señor. Er wird Ihnen alle Türen öffnen.« – »Schön. Vorher aber gehen Sie nach der Venta und sagen dem Wirt, aber so, daß es niemand hört, daß er jetzt gleich herüberkommen soll.«

Der Hausmeister ging, und bald trat der Wirt ein, mit allen Zeichen einer freudigen Aufregung im Gesicht. Er war ganz glücklich, Juarez zu sehen und den Auftrag zu erhalten, die Namen der hervorragendsten Republikaner aufzuschreiben.

Es war nach seiner Entfernung noch keine lange Zeit vergangen, so kehrte Sternau zurück, um zu melden, daß die Apachen bereit seien.

»So wollen wir aufbrechen. Sie werden unser Führer sein«, sagte Juarez.

Emilia bat, sich der größten Vorsicht zu befleißigen, und schon schritt Juarez der Tür zu, als er sich rasch wieder umdrehte und zu ihr sagte:

»Da kommt mir ein Gedanke, Señorita. Hätten Sie den Mut, uns zu begleiten?« – »Gewiß«, antwortete sie schnell. »Wenn ich mitgehen kann, werde ich nicht diese Sorge auszustehen haben, als wenn ich zurückbleiben muß.« – »Ihr Mitgehen hat einen anderen Zweck. Sie werden nach Mexiko zum Kaiser gesandt werden, und da gilt es, Sie als Anhängerin desselben zu legitimieren. Ihre Instruktionen erhalten Sie morgen. Jetzt gehen Sie mit uns und treten vor uns bei den Offizieren ein. Sie sagen denselben, daß Sie von einem Ihrer Spione gehört haben, daß ich nach Chihuahua marschiere und jeden Augenblick hier sein kann, ferner, daß ich sofort durch die Stadt nach dem Rathaus eilen würde, um mich in den Besitz desselben zu setzen. Sie raten, sogleich Maßregeln zur Vorsicht zu ergreifen. Was Sie sonst noch sagen werden, überlasse ich Ihrem Scharfsinn. Es versteht sich von selbst, daß ich im geeigneten Augenblick erscheinen werde. Mit Ihrer Toilette Zeit zu versäumen, haben Sie nicht nötig. Es muß scheinen, als ob Sie sich nach Empfang dieser Nachricht gleich auf den Weg gemacht hätten.« – »So genügt es, eine Mantille umzunehmen; dann bin ich bereit.«

Als einige Augenblicke später die drei das Haus verließen, war es ihnen unmöglich, einen der Indianer zu erkennen.

»Wo sind sie?« fragte Juarez. – »Sie liegen an der Häuserreihe entlang am Boden«, antwortete Sternau. »Gehen wir nur fort, sie werden uns folgen, ohne daß wir uns darum zu kümmern brauchen.«

Sie gingen mit möglichst gedämpften Schritten vorwärts durch mehrere Gassen, bis sie die hintere Seite des Stadthauses erreichten. Dort stand der Hausmeister wartend an der Tür.

»Ist alles in Ordnung?« fragte Juarez. – »Alles, Señor«, antwortete der Alte. – »Wo befindet sich Ihr Bruder?« – »Er steht mit der Blendlaterne auf der Treppe, um Sie zu führen, während ich den letzten mache, um die Tür zu schließen.« – »Die Offiziere sind noch beisammen?« – »Ja. Aber Sie kommen allein! Wo sind die Indianer?« – »Allerdings, wo sind sie?« wandte Juarez sich an Sternau.

Er hatte bis jetzt noch keinen der Apachen erblickt; kaum aber hatte er diese Frage, und noch dazu mit sehr gedämpfter Stimme, ausgesprochen, so richtete sich neben ihm eine dunkle Gestalt empor und antwortete leise:

»Hier sind wir!«

Im Nu standen alle fünfzig Rothäute neben diesem einen.

»Dann aber ja so leise wie möglich.«

Dieses Gebot war eigentlich den Indianern gegenüber nicht nötig.

Hätte jemand eine Minute später das obere Stockwerk des Stadthauses sehr genau beobachtet, so hätte er einen blassen Lichtschein gedankenschnell durch dieses oder jenes Fenster blitzen sehen. Dieser Schein kam von der Blendlaterne des Schließers, der die ganze Kolonne führte.


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