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5. Kapitel.

Die Hazienda befand sich in der Gewalt Cortejos; aber alles, was nicht niet- und nagelfest war, erklärten die Mexikaner für ihr Eigentum. Erst als jeder das seinige beiseite geschafft hatte, dachte man daran, die toten Franzosen zu entfernen. Sie wurden am Bach eingescharrt.

Am nächsten Tag trafen Nachzügler ein, die von dem Agenten Cortejos diesem nachgeschickt worden waren. Er hatte festen Fuß gefaßt, und es galt nun, sich im Norden zu behaupten. Darum machte er sich mit hundert Reitern auf den Weg nach dem Rio Grande, um sein gegen Lord Lindsay gerichtetes Vorhaben auszuführen. Josefa blieb zurück, um möglichst seine Stelle zu vertreten, soweit ihr dies möglich war.

Einige Tage später trabte ein Reiter durch die Ebene, die am rechten Ufer des Quanobal liegt. Man hatte von diesem Fluß aus gar nicht mehr weit bis zur Hacienda del Erina.

Der Mann sah verstaubt und angegriffen aus, und auch sein Pferd schien ermüdet, als ob es einen weiten Weg und eine große Anstrengung hinter sich habe. Und dies war auch wirklich der Fall, denn dieser Reiter war kein anderer, als jener Vaquero, der im Fort Guadeloupe gewesen war, um Señorita Resedilla zu Pedro Arbellez einzuladen.

Er hatte sich am Morgen nach dem Kampftag auf den Weg gemacht, um seinem Herrn, noch ehe die anderen auf der Hazienda eintrafen, die Nachricht zu bringen, daß aller Gram zu Ende sei, indem die so lange Zeit Beweinten noch am Leben und sogar auf dem Heimweg seien.

Er war glücklich, diese Nachricht bringen zu können, und spornte sein Pferd trotz dessen Müdigkeit zur Eile an. Aber der Nachmittag verging, erst am Abend kam er in die Nähe der Hazienda.

Jetzt gab er seinem Pferd die Sporen und galoppierte geradewegs bis vor das Tor, das er verschlossen fand. Er klopfte laut an.

»Wer ist draußen?« fragte eine fremde Stimme.

Der Vaquero nannte seinen Namen.

»Kenne ich nicht«, brummte es drinnen. – »So bist du wohl erst kurze Zeit hier?« fragte der Vaquero von außen. – »Ja.« – »Nun, so mache nur auf. Ich bin Vaquero des Señor Arbellez und komme von Fort Guadeloupe, wo wir die Franzosen geschlagen haben.« – »Fort Guadeloupe? Die Franzosen geschlagen? Ja, da bist du einer der Unsrigen. Komm herein!«

Das Tor wurde geöffnet und hinter dem Vaquero wieder verschlossen. Er blickte sich nicht groß um, es war ja dunkel, daher bemerkte er nichts von den Veränderungen, die seit seiner Abwesenheit hier vorgegangen waren.

Er sprang vom Pferd, ließ es, wie er es gewöhnt war, frei laufen und begab sich zunächst nach dem Raum im Erdgeschoß, wo sich die Vaqueros aufzuhalten pflegten. Er wollte diesen zeigen, daß er zurückgekehrt sei, und sich dann hinauf zu Arbellez begeben, um diesem Bericht zu erstatten.

Schon öffnete er die Tür, da blieb er erstaunt stehen, als er den Raum mit fremden, bewaffneten Männern erfüllt sah. Auch er wurde sofort bemerkt.

»Holla, wer ist das?« rief einer. »Wohl wieder ein neuer?«

Damit wurde er angefaßt und hereingezogen. Ganz verblüfft sah er sich im Kreis um und wurde deswegen ausgelacht.

»Das Pulver hat er nicht erfunden«, meinte der vorige Sprecher. »Kerl, um für Cortejo zu kämpfen, bedarf es anderer Männer, als du bist.« – »Cortejo?« fragte er ganz erstaunt – »Ja. Oder kommst du um einer anderen Ursache willen?« – »Natürlich.« – »So! Zu wem willst du denn?« – »Zu meinem Herrn natürlich.« – »Ganz recht. Aber wer ist denn dein Herr?«

Das Gespräch schien sich in ein Verhör verwandeln zu wollen. Die anderen hörten zu.

»Señor Pedro Arbellez«, antwortete der Gefragte. – »Pedro Arbellez? Das war der vorige Besitzer der Hazienda, ja.« – »Der vorige?« fragte der Vaquero ganz betroffen. »Gibt es denn jetzt einen anderen?« – »Natürlich. Weißt du das noch nicht?« – »Kein Wort weiß ich. Wer ist es denn?« – »Cortejo.« – »Cortejo? Cortejo aus Mexiko?« fragte der Vaquero erschrocken. – »Ja, Señor Pablo Cortejo aus Mexiko.« – »Donnerwetter.« – »Kerl, ich glaube, du erschrickst. Paßt dir dieser Señor nicht?« – »Ah, ich möchte nur wissen, auf welche Weise er hier so plötzlich Herr geworden ist.« – »Auf welche Weise? Nun, sehr einfach: Er ist mit uns nach del Erina geritten und hat die Hazienda diesem Arbellez weggenommen.« – »Santa Madonna! Und wo befindet sich jetzt Señor Arbellez?« – »Der? Hm, wer weiß es? Niemand weiß es. Er ist weg und verschwunden.« – »Mein Gott, so muß ich wieder fort.«

Der Vaquero wollte sich schleunigst entfernen, aber zehn Fäuste hielten ihn fest.

»Halt, Bursche. Mit dir ist etwas nicht richtig. So entkommst du uns nicht. Man wird dich erst ein wenig ins Verhör nehmen müssen.« – »Ins Verhör? Weshalb? Ich bin ein ehrlicher Kerl.« – »Das sagt ein jeder. Sage einmal, für wen kämpfst du?« – »Wunderliche Frage. Für wen soll ich kämpfen?« – »Für Bazaine, Max, Juarez oder Cortejo?« – »Für keinen. Ich bin ein Vaquero meines Señors Arbellez und habe nur ihm allein zu gehorchen. Was gehen mich die anderen Sachen an?« – »Hört Ihr's, Kameraden? Der Mann ist für Arbellez. Man muß ihn hinauf zur Señorita führen. Haltet ihn fest. Ich werde ihn anmelden.«

Der brave Vaquero gab sich zwar Mühe, von den Leuten loszukommen, aber es gelang ihm nicht. Durch Widerstand konnte er seine Lage nur verschlimmern. Er ergab sich daher darein und war nun nur neugierig, wer die Señorita sein werde, zu der er geführt werden sollte.

Josefa saß in dem Gemach, das sie für sich ausgewählt hatte, in einer Hängematte und rauchte eine Zigarette. Sie trug heute wieder Frauenkleidung, von der sie einen ganzen Packsattel mitgebracht hatte. Da trat der Mexikaner ein, der soeben unten das Wort geführt hatte.

»Verzeihung, Señorita«, sagte er, »ich habe eine Meldung zu machen. Es ist einer gekommen, der für Arbellez kämpfen will.« – »Für Arbellez kämpfen? Das klingt wunderbar. Wer ist der Mann?« – »Ein Vaquero dieses Arbellez.« – »Schickt ihn mir herauf.« – »Señorita, man muß vorsichtig sein. Er hat sich zur Wehr gesetzt.« – »So wird er entwaffnet, und zwei bringen ihn mit herein.« – »Ich werde ihn selbst mitbringen.«

Der Mexikaner ging und kehrte mit einem zweiten zurück. Sie führten den Vaquero, dem sie die Hände gefesselt hatten.

Dieser warf einen forschenden Blick auf das Mädchen. Er kannte es nicht persönlich, und da man ihm seinen Namen nicht genannt hatte, so befand er sich im unklaren darüber, bei wem er eigentlich sei.

»Señorita, ich ersuche Euch, mir zu helfen«, bat er. »Es handelt sich hier um ein Mißverständnis.« – »Wer seid Ihr?« fragte sie. – »Ich bin Vaquero im Dienst des Señors Pedro Arbellez.« – »Das hat man mir bereits gesagt« – »Mein Herr schickte mich mit einer Botschaft fort, und nun ich zurückkehre, finde ich ihn nicht mehr vor, wohl aber fremde Leute, die ich nicht kenne.«

Bei diesen Worten fiel Josefa ein, was Marie Hermoyes ihr von einem Vaquero gesagt hatte, der nach Fort Guadeloupe geschickt worden sei, und sie fragte:

»Ihr wart in Fort Guadeloupe?« – »Ja«, antwortete er.

Da wandte Josefa sich an die beiden Mexikaner und sagte:

»Tretet hinaus und wartet vor der Tür; dieser Vaquero scheint ein braver Mann zu sein, ich werde allein mit ihm sprechen.«

Die Männer gingen hinaus, und Josefa beschloß, sich durch List in Kenntnis dessen zu setzen, was dieser Mann seinem Herrn hatte mitteilen wollen.

»Ich will meine Frage wiederholen«, sagte sie. »Ihr wart in Fort Guadeloupe?« – »Ja«, antwortete er. – »Es ist indessen eine kleine Veränderung eingetreten. Ist Euch ein gewisser Cortejo bekannt?« – »Ja«, erwiderte er. – »Woher kennt Ihr ihn?« – »Ich habe sehr viel von ihm gehört und ihn auch hier gesehen. Er war einmal da.« – »Was ist das für ein Mann?«

Der Vaquero war aufrichtig und unvorsichtig genug, diese Frage zu beantworten:

»Ein braver, ehrlicher Mann mag nichts von ihm wissen«, entgegnete er.

Josefas große, runde Eulenaugen zogen sich zusammen. Er bemerkte gar nicht, welch ein Blick ihn aus denselben traf. Aber ihre Selbstbeherrschung und Verstellungskunst war so groß, daß sie mit der freundlichsten Stimme sagen konnte:

»Da gebe ich Euch ganz recht. Dieser Cortejo ist ein Mensch, dem nichts heilig ist. Wißt Ihr vielleicht irgend etwas Besonderes über ihn?« – »Genug, Señorita.« – »Was denn zum Beispiel?« – »Es läßt sich nicht von solchen Dingen sprechen«, antwortete er, dieses Mal vorsichtiger. – »Ja, ich bin Euch fremd, und Ihr könnt mir solche Sachen natürlich nicht sogleich anvertrauen. Aber, wenn Ihr wüßtet ... Ich hasse diesen Cortejo. Er hat mich und meine Familie unglücklich gemacht und ich folge ihm bloß, um ihn zu verderben.«

Josefa machte ein so ehrlich erzürntes Gesicht, daß der Vaquero ihr glaubte.

»Ihn verderben?« fragte er. »Das wird Euch wohl schwerlich gelingen. Er ist eine so schlaue Kanaille, daß er fast unmöglich zu täuschen ist. Aber sagt, wo ist Señor Arbellez?« – »Der ist geflohen.« – »Geflohen? Ah! Vor wem?« – »Eben vor Cortejo.« – »Aber warum?« – »So wißt Ihr diese Sache gar nicht?« – »Ich weiß von nichts. Ich bin nach Hause gekommen, und man hat mich sofort festgenommen und mir die Hände gebunden. Ich kann das ganz und gar nicht begreifen.« – »Nun, so will ich es Euch erklären. Aber ich muß leiser sprechen, damit die beiden, die draußen vor der Tür stehen, mich nicht hören.«

Mit dieser Bemerkung beabsichtigte Josefa, den Vaquero sicher zu machen.

»Señor Arbellez ist ein Anhänger des Präsidenten Juarez. Das wißt Ihr wohl?« – »Ja.« – »Cortejo aber will selbst Präsident werden. Auch das wißt Ihr wahrscheinlich?« – »Ich hörte davon sprechen, aber ich kann es beinahe nicht glauben.« – »Ihr könnt es glauben. Er hat eine ziemliche Zahl Anhänger um sich versammelt und ist nach dem Norden des Landes gegangen, um sich denselben zu unterwerfen. Mit der Hacienda del Erina hat er begonnen.« – »So hat er die Hazienda überfallen?« fragte der Vaquero finster. – »Ja.« – »Und Señor Arbellez hat fliehen müssen?« – »Ja; es gelang ihm, glücklicherweise zu entkommen.« – »Wohin?« – »Er hat es mir mitgeteilt, mir aber verboten, es jemandem zu sagen.« – »Auch mir sollt Ihr es nicht sagen?« – »Er hat von keiner Ausnahme gesprochen.« – »Wie kommt es, daß er gegen Euch so aufrichtig gewesen ist, Señorita?« – »Das ist sehr einfach. Er und mein Vater waren gute Bekannte. Mein Vater verlor durch Cortejos Schuld das Leben. Ich aber tat, als wüßte ich dies nicht, und schloß mich dem letzteren an, um mich an ihm zu rächen. Ich habe bei seiner Truppe einige brave Männer, die heimlich zu mir halten und nur den Augenblick erwarten, gegen Cortejo aufzutreten. Als wir nach der Hazienda kamen, erkannte ich Señor Arbellez und ließ ihn mit Hilfe dieser Männer entkommen. Vorher aber bat er mich, ihm alles Nötige wissen zu lassen.« – »So steht Ihr im Verkehr mit ihm?« – »Ja, aber heimlich natürlich.« – »So habt Vertrauen zu mir und sagt mir den Ort, wo er sich befindet. Ich habe ihm verschiedene, wichtige Mitteilungen zu machen.« – »Ich weiß nicht, ob Euch dies möglich sein würde, selbst wenn Ihr seinen Aufenthalt wüßtet.« – »Warum nicht?« – »Ihr seid ja hier Gefangener. Man wird Euch nicht gleich freilassen.« – »Alle Teufel, das ist unangenehm. Könntet Ihr mir nicht zur Freiheit verhelfen?« – »Ich werde es versuchen, kann aber für das Gelingen nicht garantieren. Am besten wird es sein, Ihr teilt mir mit, was Ihr Señor Arbellez zu sagen habt. Durch mich erfährt er es am schnellsten und am sichersten. Ich stand eben heute im Begriff, einen Boten an ihn abzusenden.« – »Ah, könnte ich das nicht sein, Señorita?« – »Wo denkt Ihr hin. Cortejo ist für einige Zeit abwesend. Man wird Euch festhalten, bis er zurückkehrt und über Euer Schicksal entscheidet. Ob es mir bis dahin gelingt, Euch zu befreien, weiß ich nicht. Ihr aber müßt am besten wissen, ob das, was Ihr Eurem Herrn zu sagen habt, einen so langen Aufschub erleidet. Überlegt es Euch.«

Der Vaquero begann nachdenklich zu werden, er wiegte den Kopf und sagte:

»Hm. Darf ich Euch denn auch wirklich trauen, Señorita?« – »Macht das ganz, wie es Euch beliebt«, antwortete sie mit gekränktem Stolz. – »Darf ich Euren Namen erfahren?« – »Mein Vater war Oberst Ramirez.«

Der Oberst, ein bekannter Anhänger von Juarez, war vor einiger Zeit wahrend einer Reise ermordet worden. Dieser Umstand kam Josefa so gelegen, daß sie sich seiner bediente, um den braven Vaquero zu betrügen.

»Oberst Ramirez?« fragte er. »Das war ein braver Mann.« – »Überhaupt«, bemerkte sie, »kann ich Euch beweisen, daß Señor Arbellez mir sein Vertrauen schenkt. Er hat mir alles von Euch erzählt.« – »Ah, wirklich!« – »Ja. Oder wüßte ich sonst, daß Ihr in Fort Guadeloupe bei Pirnero gewesen seid?« – »Das ist wahr.« – »Ich kann Euch sagen, daß Ihr dort zu tun hattet.« – »Nun, was?« – »Señor Arbellez hat sein Testament gemacht und die Tochter Pirneros als Universalerbin eingesetzt. Das solltet Ihr dort melden und zugleich die Señorita ersuchen, Eurem Herrn auf der Hazienda ihre Visite zu machen.« – »Wahrhaftig, Ihr wißt es. Das kann nur mein Herr Euch gesagt haben.« – »Natürlich. Er bat mich, ihn sofort wissen zu lassen, was Ihr ausgerichtet und erfahren habt.« – »So bleibt mir nichts anderes übrig, als es Euch mitzuteilen.« – »Macht das, wie Ihr wollt. Ich bettle nicht um Euer Vertrauen.« – »Gut Ihr sollt alles wissen, Señorita. Nehmt es mir nicht übel, daß ich bedenklich war. Man muß in der jetzigen Zeit sehr vorsichtig sein.« – »Ich entschuldige Euch. Wird die Señorita kommen?« – »Möglich ist es, daß sie zum Besuch kommt, jedoch als Erbin nicht.« – »Ah, so hat sie die Erbschaft abgelehnt?« – »Das eigentlich nicht. Sie konnte sie nicht annehmen, weil die eigentliche Erbin gekommen ist.« – »Die eigentliche Erbin? Wie meint Ihr das?« fragte Josefa. – »Nun, die Tochter meines Herrn. Sie ist doch die eigentliche Erbin.« – »Ihr meint Señorita Emma Arbellez?« – »Ja.« – »Aber ich denke, daß sie nicht mehr lebt, daß sie verschwunden ist!« – »Ja, das meinten wir, aber denkt Euch, sie hat sich wiedergefunden.« – »Unmöglich!« rief das alte Mädchen. – »Wir hätten es allerdings für unmöglich gehalten, aber Gott lebt noch, er tut noch immer Wunder über Wunder.« – »Ihr werdet Euch jedenfalls irren. Wiedergefunden nach so vielen Jahren!« – »Ich irre mich nicht; ich werde doch die Tochter meines Herrn kennen.« – »So habt Ihr sie gesehen und mit ihr gesprochen?« – »Ja.« – »Und sie ist es wirklich? Es ist keine Täuschung möglich? Ihr habt sie erkannt?« – »Ich habe sie wiedererkannt, augenblicklich, als ich sie sah. Sie hat sich gar nicht verändert.«

Der gute Mann beachtete gar nicht, welche Gefühle sich auf dem Gesicht Josefas ausdrückten. Erst Unglauben, dann Zweifel, Bangen, Überzeugung, Schreck und Grimm zuckten nach und nach über ihre Züge. Aber sie hatte dieselben doch so sehr in ihrer Gewalt, daß es ihr gelang, sich leidlich zu beherrschen. Dies letztere war nötig. Das Wiedererscheinen von Emma Arbellez brachte die größte Gefahr mit sich; Josefa mußte alles erfahren, um gegen alles gerüstet zu sein, und das konnte sie nur, wenn sie vermied, bei dem Vaquero Verdacht zu erregen. Darum schlug sie wie in höchster Überraschung die Hände zusammen und rief im freudigsten Ton, der ihr möglich war:

»Mein Gott, welch ein Glück! Welch eine Freude! Wo befindet sich denn die gute Emma?« – »Ich habe mich im Fort Guadeloupe von ihr getrennt.« – »So habt Ihr sie dortgelassen?« – »Ja. Sie kam plötzlich mit allen an, die mit ihr verschwunden waren.«

Der Atem schien dem Mädchen zu stocken. Sie riß die runden Augen auf und fragte:

»Mit allen?« – »Ja, Señorita.« – »Wen meint Ihr da?« – »Zunächst Señor Sternau...«

Bei diesem Namen wurde Josefa totenbleich. Henrico Landola hatte ja gemeldet, daß die ganze Gesellschaft untergegangen sei. Hatte er sich geirrt? War er getäuscht worden, oder hatte er absichtlich gelogen? Mit diesem Sternau erwuchs den Brüdern Cortejo der grimmigste Feind von neuem. Sie fragte, vor Erregung stockend:

»Señor Sternau? Ich denke, der ist längst tot?« – »Nein, er lebt Ich erkannte auch ihn sogleich wieder.« – »Ihr habt ihn gesehen und gesprochen?« – »Ja.« – »Und wer war noch mit dabei?« – »Jener Señor Mariano, der mit Señorita Emma und Sternau verschwand.«

Hätte Josefas Schreck sich steigern können, so wäre es jetzt sicher geschehen. Also der echte Graf Rodriganda lebte noch? Vielleicht war jetzt, da sie alles bereits gewonnen geglaubt hatte, nun im Gegenteil alles verloren!

»Und wer noch?« erkundigte sie sich weiter. – »Büffelstirn ...« – »Ah, der Häuptling der Mixtekas?« – »Ja. Und Bärenherz ...« – »Der Häuptling der Apachen?« – »Ja. Ferner die beiden Helmers, von denen der eine Donnerpfeil genannt wurde.« – »Es ist unglaublich!« sagte Josefa fast ächzend, was aber der brave Vaquero für den Ausdruck freudigsten Erstaunens nahm. »Was Ihr mir da sagt, klingt ja fast wie ein Märchen, wie ein Wunder!« – »Ihr scheint die Personen alle sehr genau zu kennen«, sagte er. – »Ja. Señor Arbellez hat mir alles erzählt.« – »Vor seiner Flucht?« – »Ja. Er hatte noch so viel Zeit, mich mit allem bekannt zu machen. Mir ist es lieb, daß er dies getan hat, denn dadurch wird es nur möglich, ihm und den Wiedergefundenen meine Dienste anzubieten. Ich werde mein Möglichstes tun, um ihnen von Nutzen zu sein. Aber sagt, wo haben diese Leute denn so lange Zeit gesteckt?« – »Auf einer wüsten Insel im Meer.« – »Unglaublich! Wie sind sie denn dorthin gekommen?« – »Ein gewisser Kapitän Landola hat sie gefangengenommen und dort ausgesetzt.«

Jetzt hatte Josefa Mühe, ihren Grimm zu verbergen. Also nicht tot waren sie, sondern von Landola ausgesetzt worden! Dieser hatte also mit falschen Karten gespielt. Zu welchem Zweck aber? Jedenfalls, um seinen Vorteil zu suchen, um eine Waffe gegen die Brüder Cortejo zu haben, falls er sie aussaugen wollte. Etwas anderes war ja gar nicht denkbar. Auch er mußte also schleunigst unschädlich gemacht werden!

»Und auf dieser Insel haben die Personen so lange gelebt?« fragte sie weiter. – »So viele Jahre. Denkt Euch nur, Señorita.« – »Wie traurig. Welch ein Unglück! Aber wie sind sie gerettet worden?« – »Das klingt auch fast unglaublich. Ein Graf hat sie gerettet.« – »Ein Graf? Welcher?« – »Oh, Ihr kennt ihn, wenn Señor Arbellez Euch alles erzählt hat« – »Ihr macht mich immer neugieriger.« – »Wißt Ihr, wem vor Señor Arbellez die Hazienda gehört hat?« – »Ich denke, dem Grafen Rodriganda.« – »Ja.« – »Er ist gestorben.« – »Nein, Señorita. Er ist nicht gestorben; er lebt noch; ich habe auch ihn gesehen.«

Josefa trat einen Schritt zurück.

»Ihr lügt!« rief sie. – »O nein«, antwortete der Vaquero triumphierend, »ich sage die Wahrheit. Man hat dem Grafen eine Medizin gegeben, die Starrkrampf hervorbringt. Er wurde begraben, ist aber auch aus dem Grab genommen worden. Dann hat man ihn als Sklaven verkauft. Es ist ihm geglückt, nach Jahren sich zu befreien. Er hat dabei meine Señorita Emma getroffen. Diese führte ihn darauf zu der wüsten Insel, und so wurden die Gefangenen alle befreit.« – »Was taten sie dann?«

Josefa hauchte diese Frage nur noch. Es war ihr vor Schreck fast unmöglich, laut zu sprechen.

»Sie gingen nach Mexiko, und zwar zunächst nach Fort Guadeloupe.« – »Warum dorthin?« – »Ich weiß es nicht, wohl, um den Präsidenten Juarez zu treffen.« – »Und haben sie ihn getroffen?« – »Ja«, antwortete der Gefragte. – »Er war dort? Er war in Fort Guadeloupe?« – »Ja; ich selbst habe ihn gesehen.« – »Ich hörte doch, er sei in El Paso del Norte.« – »Nein. Er ist nicht mehr dort. Er kam nach Fort Guadeloupe, um die Franzosen zu vernichten, die das Fort erobern wollten.« – »Ah, das ist mir neu. Ist es wirklich zu einem Kampf gekommen?« – »Zu einem fürchterlichen sogar. Es sind dreihundert Franzosen und noch mehr mit ihnen verbündete Komantschen vollständig aufgerieben worden, nachdem bereits vorher im Teufelspaß eine ganze Kompanie vernichtet worden ist.« – »Welch ein Glück! So gebietet also Juarez wieder über eine bedeutende Macht?« – »Er hat weiße Jäger bei sich, ist mit den Apachen verbündet und wird auch aus den Vereinigten Staaten zahlreiche Freiwillige erhalten.« – »Aber dazu gehört ja Geld, viel Geld!« sagte Josefa schlau. »Und das hat er nicht.« – »Geld? Oh, das hat er, und er bekommt auch noch viel mehr. Er hat kürzlich von dem Präsidenten der Union Millionen geschickt erhalten, und eben jetzt bringt ihm ein Engländer wieder Geld, Kanonen und Waffen.«

Josefa horchte auf. Sollte der Vaquero etwa Lord Lindsay meinen? Sie fragte:

»Von einem Engländer? Wie wollte der mit solchen Vorräten nach Fort Guadeloupe kommen? Das Land ist ja von den Franzosen dicht besetzt.« – »Das wird keine Schwierigkeiten machen. Der Engländer befindet sich in El Refugio an der Mündung des Rio Grande und hat einen Boten an Juarez geschickt. Dieser ist Geierschnabel, ein berühmter Jäger und Pfadfinder. Er hat Juarez in Guadeloupe getroffen. Ich habe auch mit ihm gesprochen. Dort ist verabredet worden, wie und wo das Geld und die Waffen in die Hände des Präsidenten kommen werden.« – »Aber Ihr wißt dies nicht; Euch hat man nichts davon gesagt?« meinte sie lauernd. – »Warum nicht?« fragte er mit Selbstbewußtsein. »Ich habe ja dabeigestanden, als Señor Mariano dem Boten des Engländers sagte, daß er mit nach El Refugio fahren werde.« – »Señor Mariano? Warum wollte er mit?« – »Hm, weil die Tochter des Engländers seine Verlobte ist.«

Jetzt wußte Josefa genau, woran sie war.

»Hat denn dieser Engländer eine Dame bei sich?« fragte sie.– »Ja. Geierschnabel erzählte es.« – »Nannte er auch ihren Namen?« – »Ja. Sie heißt Amy Lindsay, und ihr Vater ist Lord Henry Lindsay, Graf von Nothingwell.« – »Ah, diese beiden! Ich habe von ihnen gehört und weiß, daß sie Freunde von Juarez sind. Señor Mariano will zu ihnen? Gewiß, um behilflich zu sein, das Geld und die Waffen dem Präsidenten zu bringen.« – »Er wollte, aber es ist anders geworden. Geierschnabel hat ihn nicht mitgenommen.« – »Warum nicht?« – »Sein Boot war für zwei Männer zu klein. Darum wird Señor Mariano sich Juarez anschließen und bei ihm bleiben, bis der Lord kommt.« – »Und die anderen? Ich meine Señor Sternau und die übrigen.« – »Sie bleiben auch bei Juarez. Sie machen seinen Kriegszug mit!«

Der Vaquero sprach nur in kurzen Bemerkungen, denn diese Leute sind nicht gewöhnt, lange Reden zu halten, darum mußte Josefa ihm jede Antwort abkaufen.

»Was Ihr sagt!« meinte sie. »Juarez will einen Kriegszug unternehmen?« – »Ja. Er hat ihn bereits begonnen, indem er Fort Guadeloupe befreite.« – »Und wohin wird er nun gehen?« – »Erst nach Chihuahua und dann nach Coahuila. In Chihuahua wird er bereits jetzt sein. Kommt er dann nach Coahuila, so wird er dort den Lord und die Lady treffen.« – »In der Stadt selbst?« – »Nein, in der Nähe, eine Tagereise von der Stadt.« – »Kennt Ihr den Ort der Zusammenkunft?« – »Ja, ich hörte davon sprechen. Man wird sich da treffen, wo östlich von Coahuila der Sabinafluß sich mit dem südlichen Arm vereinigt.« – »Und da werden alle dabeisein – Sternau, Mariano, Büffelstirn und die anderen?« – »Alle, außer dem Grafen Rodriganda, der in Fort Guadeloupe zurückbleibt, weil er krank ist.« – »Ah! Krank! Ist's gefährlich?« fragte Josefa schnell. – »Ich glaube nicht. Er hat von einem Franzosen einen Hieb auf den Kopf erhalten. Er war betäubt, aber Señor Sternau gab alle Hoffnung, daß er bald wieder hergestellt sein werde. Er ist unter guter Pflege im Fort zurückgeblieben.« – »So wird er also den anderen nachreisen?« – »Jedenfalls.« – »Aber nicht allein! Diese Gegend dort soll eine ziemlich gefährliche sein.« – »Allein allerdings nicht. Juarez hat ihm eine Bedeckung von Apachen zurückgelassen, die ihn dann begleiten werden. Es wird ihm also nichts geschehen können.« – »Habt Ihr nicht vielleicht gehört, wie der alte Graf auf Cortejo zu sprechen ist?« – »Nein. Er lag ja ohne Bewußtsein in seinem Zimmer. Ich habe nur gehört, was die anderen sprachen, und auch das war nur wenig, da es ganz zufällig geschah.« – »Nun, was habt Ihr denn da gehört? Ich interessiere mich für Señor Arbellez und dessen Freunde so sehr, daß ich gern so viel wie möglich wissen möchte.« – »Es ist nichts von Bedeutung, was ich Euch da sagen könnte, Señorita. Ich war ja meist in der Küche, und befand ich mich ja im Gastzimmer, so waren da eine solche Menge von Jägern und Indianern beisammen, daß man kaum sein eigenes Wort verstehen konnte. Die eigentlichen Herren und Señores nebst den Señoritas hatten ihre Zimmer, wo ich keinen Zutritt hatte. Wichtiges habe ich also ganz und gar nicht gehört. Nur als ich Anstalt machte, aufzubrechen, kamen sie alle zu mir, um mir ihre Botschaften an Señor Arbellez aufzutragen.« – »Nun, wie lauteten diese Botschaften?« – »Señorita Emma und Señor Helmers ließen ihm sagen, daß sie sich herzlich sehnten, ihn wiederzusehen. Sie würden sogleich mit mir geritten sein, um nach der Hazienda zu kommen, da aber die Gegend von Franzosen besetzt und außerdem sehr unsicher sei, so seien sie gezwungen, sich dem Präsidenten anzuschließen. Doch sollte ich tausend und aber tausend Grüße überbringen. Sie alle seien wohlauf.« – »Was vertraute Euch Señor Sternau an?«

Es war klar, daß Josefa Sternau für die bedeutendste und gefährlichste Person der ganzen Gesellschaft hielt. Deshalb stellte sie diese Frage.

»Er gebot mir«, antwortete der Vaquero, »meinem Herrn zu sagen, daß er sich nicht sorgen solle. Chihuahua und Coahuila würden sicher in die Hände des Präsidenten fallen, und bald. Dann wäre es von der letzteren Stadt ja gar nicht weit bis zur Hazienda, und das Wiedersehen würde nicht auf sich warten lassen.« – »Und Señor Mariano?« – »Von dem soll ich sagen, daß in der Angelegenheit des Grafen jetzt alles gut stehe. Die Verbrecher würden bald entlarvt und bestraft werden.« – »Versteht Ihr, was er damit meinte?« fragte Josefa, indem sie ihre Eulenaugen mit einem stechenden Blick auf den Vaquero richtete. – »Hm!« meinte er nachdenklich. »Man könnte da manches sagen oder wenigstens vermuten.« – »Ah, ich habe auch so einiges gehört« – »Von dem falschen Grafen, nicht wahr, Señorita?«

Josefas Augen schlossen sich, um nicht bemerken zu lassen, welch ein lauernder Raubtierblick ihnen sonst entschlüpft wäre. Als sie sie wieder öffnete, hatten sie nur den Ausdruck einer freundlichen, mitfühlenden Neugier.

»Allerdings von dem falschen Grafen«, antwortete sie. »Aber was wißt Ihr davon?« – »Viel oder wenig, je nachdem man es nimmt. Ihr habt doch wohl gehört, daß die Señores Sternau, Mariano und Helmers bereits einmal in del Erina waren?« – »Freilich, Señor Arbellez hat es mir erzählt«, log Josefa. – »Nun, damals haben diese Herren mehrere ganz absonderliche Abenteuer erlebt. Cortejo trachtete ihnen nämlich nach dem Leben, und daß sie später verschwanden, daran ist er ganz allein schuld gewesen; das weiß man jetzt genau.« – »Was sollte er dabei denn wohl für Gründe gehabt haben?« – »Oh, die kenne ich vielleicht. Habt Ihr von Graf Alfonzo gehört?« – »Ja. Er ist doch wohl der junge Graf von Rodriganda?« – »Er wurde als solcher ausgegeben, aber er ist es nicht« – »Was Ihr da sagt!« rief Josefa unter gut gespieltem Erstaunen. – »Es ist aber die Wahrheit«, meinte der Vaquero. »Dieser Alfonzo muß untergeschoben sein. Señor Mariano ist der richtige Graf de Rodriganda.« – »Ah, ich entsinne mich. Es ist mir, als ob Señor Arbellez etwas Ähnliches gesagt hätte. Es schien mir das aber doch zu phantastisch zu sein.« – »Oh, Señor Mariano soll dem Grafen höchst ähnlich sein, hörte ich damals.« – »Das beweist gar nichts. Menschen sind sich oft ähnlich.« – »Das ist sehr wahr, Señorita. Aber es muß doch noch andere, sehr triftige Gründe gegeben haben, von denen unsereiner allerdings nicht viel zu hören bekommt.« – »Nicht viel, aber doch wohl etwas?« fragte Josefa lauernd. – »Hm! Ich habe einmal den Haziendero mit Señora Marie Hermoyes über diese Angelegenheit sprechen hören. Sie wußten allerdings nicht, daß ich in der Nähe war.« – »Was habt Ihr da erfahren?« – »Señora Marie hat den jungen Grafen nach Mexiko gebracht« – »Nun, so muß sie doch wissen, ob es der rechte ist oder nicht.« – »Sie hat das erstere geglaubt, ist aber später anders überzeugt worden. Ich hörte nur, daß die Tochter dieses Cortejo mit im Komplott gewesen sei. Diese Josefa muß ein Ausbund von Schlechtigkeit sein.«

Josefa hatte Mühe, sich zu beherrschen, doch zwang sie sich zu der ruhigen Frage:

»Ihr kennt sie also nicht und habt sie auch nie gesehen?« – »Nein. Es handelt sich um ein Testament, das verschwunden ist. Das wird ihnen aber nichts nützen, da der alte Graf ja nun wieder erschienen ist.« – »Das ist richtig. Wenn der Testator noch lebt, hat das Testament natürlich keine Gültigkeit. Aber er mag sich nur in acht nehmen, daß er am Leben bleibt.«

Aus diesen Worten klang ein nicht mehr ganz verborgener und kaum noch zurückgehaltener Grimm heraus, so daß der Vaquero Josefa betroffen anblickte und fragte:

»Wie meint Ihr das, Señorita?« – »Nun, wenn der Graf noch lebt, und wenn alle noch leben, die verschwunden waren und auch tot zu sein schienen, so leben doch auch ihre Feinde noch.« – »Oh, die sind ja nicht zu fürchten!« – »Ah, waren sie etwa früher nicht zu fürchten?« – »Ja, das war etwas anderes. Man kannte sie nicht, man wußte nicht, was sie taten und beabsichtigten; jetzt aber sind sie ja alle völlig entlarvt, und da wird man sich wohl vorsehen, ihnen abermals in die Hände zu fallen.«

Josefas hageres Gesicht nahm einen offenbar höhnischen Ausdruck an.

»Ihr sprecht sehr klug«, meinte sie. »Nur schade, daß Ihr Euch gewaltig irrt!« – »Wieso, Señorita?« – »Nun, wenn diese Feinde entlarvt sind, so sind sie jetzt viel mächtiger als früher.« – »Ah, wer sollte sie fürchten?« – »Nicht? Auch Cortejo etwa nicht?« – »Nein.« – »Aber er ist jetzt ein gewaltiger Parteigänger; er wird in kurzer Zeit Präsident oder gar König von Mexiko sein, also der mächtigste Mann im ganzen Staat.« – »Oh, bildet Euch das nicht ein, Señorita! Noch ist General Bazaine da.« – »Bazaine? Den wird man fortjagen.« – »Und Maximiliano von Österreich?« – »Der Scheinregent? Der Flimmerkaiser? Der wird endlich von selbst ausreißen!« – »Aber Juarez, der Präsident?« – »Der Indianer vom Stamm der Zapoteken? Den wird man sehr einfach an einem Strick aufhängen und von den Geiern fressen lassen.«

Josefas Gesicht hatte einen finsteren, fast diabolischen Ausdruck angenommen. Der Vaquero bemerkte das wohl, und er wurde sichtlich unschlüssig, was er von ihr denken solle.

»Glaubt das nicht, Señorita!« sagte er. »Habt Ihr Juarez schon einmal gesehen?« – »Ja, oft sogar, in Mexiko, in der Hauptstadt.« – »Als er noch Oberrichter war?« – »Ja, und dann später als Präsident.« – »Nun, damals war er ein Mann, den man anerkannte. Später wurde er vertrieben; er mußte fliehen, und das ändert den Menschen. Was früher Knorpel war, das wird dadurch zum Knochen. Juarez ist jetzt ein anderer als früher. Ich glaube nicht, daß er sich hängen lassen wird; ich glaube vielmehr, daß diejenigen hängen werden, die ihm den Strick zugedacht haben, am ersten dieser Cortejo, der die Hanfschlinge tausendmal verdient hat.«

Da trat Josefa einen Schritt auf ihn zu und zischte den Vaquero an:

»Das wünscht Dir wohl von ganzem Herzen?«

Der Gefragte fuhr um einen Schritt zurück, blickte erstaunt die Sprecherin an und erwiderte:

»Ja, natürlich! Ihr doch auch?« – »Ich? Ah, ich sage Euch, weil Ihr wünscht, Cortejo am Strick zu sehen, werdet Ihr der erste sein, den man hängen wird.«

Josefas Augen sprühten, ihre Selbstbeherrschung und ihre Verstellung waren vorüber.

»Aber, Señorita«, sagte der Vaquero verwundert »ich begreife Euch nicht!« – »Oh, Ihr sollt mich und alles andere sogleich begreifen! Nicht wahr, Ihr habt gesagt, daß Ihr mit Eurem Haziendero zu Juarez haltet?« – »Ja, freilich!« – »Nun, wenn alle Anhänger dieses Juarez so dumm sind wie Ihr und Euer Herr, so wird er ohne allen Zweifel in sehr kurzer Zeit hängen. Wißt Ihr, wo Arbellez ist?« – »Nun, geflohen, denke ich«, antwortete der Vaquero, ganz betreten von der plötzlichen Veränderung, die mit diesem Mädchen vorgegangen war. – »Und das laßt Ihr Euch weismachen? Ihr seid wirklich dümmer als dumm!«

Der Vaquero zögerte, zu antworten; er war zu ehrlich, um an eine solche Verlogenheit sogleich glauben zu können, dann aber sagte er langsam und zögernd:

»Aber Ihr habt es mir ja selbst gesagt!« – »Ja, aber ich dachte nicht, daß Ihr so einfältig wäret, es zu glauben. Haltet Ihr Cortejo wirklich für so unvorsichtig, Arbellez entkommen zu lassen?« – »Es ist ja mit Eurer Hilfe geschehen!« – »Nein, mit meiner Hilfe ist im Gegenteil Arbellez gefangengenommen worden!« – »Gefangengenommen?«

Die Augen des Vaquero vergrößerten sich; seine Lippen preßten sich zusammen.

»Ja. Er steckt unten im Keller. Er ist verurteilt, langsam zu verhungern.« – »Treibt keinen so grausamen Scherz, Señorita!« – »Oh, wenn Ihr wüßtet, wer ich bin, so würdet Ihr es nicht für Scherz halten!« – »Wer seid Ihr denn? Ihr habt es mir ja gesagt!« – »Um Euch zu täuschen, um aus Euch herauszulocken, was ich erfahren wollte. Und das ist mir glänzend gelungen. Ratet, wer ich bin!«

Bei dieser Aufforderung ruhte Josefas Auge mit einem triumphierenden Blick auf dem Vaquero.

Dieser war zwar ein einfacher, ehrlicher Mann, aber doch keineswegs ein Idiot. Es ging ihm eine plötzliche Ahnung durch die Seele.

»Mein Gott, ahne ich recht?« rief er erschrocken. Ihr seid ... Ihr seid ... Himmel, wenn es wahr wäre!« – »Nun, heraus damit!« – »Ihr seid Señorita Josefa ... – »Ja!« entgegnete sie frohlockend, »ich bin die Tochter Cortejos.« – »So sei mir die heilige Madonna gnädig! Was habe ich getan!« – »Ja, sie mag Euch gnädig sein! Ich habe alles erfahren, alles, was ich nicht erfahren sollte. Und wißt Ihr, was ich nun tun werde?« – »Nun?« fragte er in höchster Bestürzung. – »Ich werde nach Fort Guadeloupe senden und den Grafen ermorden lassen ...« – »Mein Gott!« – »Ich werde nach El Refugio senden und den Engländer nebst seiner Tochter ebenso ermorden lassen ...« – »Das möge Euch nicht gelingen!« stöhnte der Alte. »Ich wäre schuld daran!« – »Ja, Ihr tragt die Schuld daran! Ich werde ferner Juarez und allen, die bei ihm sind, auflauern lassen. Sie müssen sterben, alle – alle – alle!«

Es glühte auf Josefas sonst so bleichem Gesicht eine so boshafte, höllische Freude, daß der Vaquero sich entsetzte. Beschwörend erhob er die gefesselten Arme und sagte:

»Señorita, bedenkt, daß es einen Gott im Himmel gibt!« – »Einen Gott? Ah!« lachte sie, den Kopf schüttelnd. – »Der alles belohnt oder bestraft, je nachdem es gut oder böse ist!« – »Das sind Ammenmärchen!« – »Oh, lästert nicht!« – »Ammenmärchen!« wiederholte sie. »Seht Ihr denn nicht, daß gerade Gott mich beschützt? Er hat mich Eure Anschläge wissen lassen. Aber ich brauche seine Hilfe gar nicht; ich weiß allein, was ich tue. Sie werden alle fallen. Und Ihr, wißt Ihr, was mit Euch geschieht?« – »Ich stehe in Gottes Hand«, antwortete er. – »Nein, Ihr befindet Euch zunächst in meiner Hand. Ihr werdet hängen, wirklich hängen, so wie ich es Euch versprochen habe. Ich pflege Wort zu halten.« – »Ich habe lange genug gelebt. Meine Tage waren ja bereits gezählt. Wollt Ihr um eines alten Vaquero willen Eure Schuld vergrößern, so tut es.« – »Ja, ich werde es tun!« – »Ihr seid eine Teufelin!« – »Nicht wahr? Ihr habt recht; das sollt Ihr an Euch selbst erfahren. Ihr sollt nämlich nicht sogleich gehangen werden, ich will Euch erst ein kleines Vergnügen gönnen.« – »Dieses Vergnügen wird eine Folter sein?« – »Meint Ihr? Ja, das ist möglich. Ihr sollt nämlich Arbellez verhungern sehen.« – »Meinen Haziendero? Ah, das werdet Ihr doch nicht tun, Señorita!« – »O doch! Auch diese Marie Hermoyes wird vor Euren Augen verschmachten.« – »Ihr wollt mich nur martern!« – »Hofft auf keine Schonung! Ihr habt vorhin gesagt, daß ich ein Ausbund von Schlechtigkeit sei, und ich werde Euch den Gefallen tun, Euch zu beweisen, daß ich dies auch wirklich bin. Arbellez und Marie Hermoyes sind unten im Keller eingeschlossen. Sie erhalten weder Speise, noch Trank. Ihr werdet zu ihnen gesteckt werden und Nahrung erhalten, bis sie tot sind. Dann werdet Ihr gehängt.« – »Das wäre höllisch.« – »Meinetwegen! Ihr werdet übrigens da unten sehr gute Unterhaltung haben. Arbellez wird musikalische Vorträge halten mit Stöhnen und Wimmern. Er kann kein Glied regen, denn ich habe ihn schlagen lassen, daß das Blut in der Stube umherlief und ihm der Atem ausging.«

Da färbte sich das Gesicht des Vaqueros rot und seine Muskeln spannten sich.

»Ist dies wahr?« fragte er. »Ihr habt ihn wirklich schlagen lassen?« – »Ja.« – »Bis aufs Blut?« – »Freilich!« – »Mein Gott! Wäret Ihr doch ein Mann und nicht ein Weib, dann würde ich Euch für diese freche Grausamkeit bestrafen!« – »Ihr mich?« rief sie. – »Ja«, antwortete er drohend. »Oder glaubt Ihr, daß ein Vaquero machtlos ist, weil ihm die Hände gebunden sind? Ihr seid ein Weib, ich verachte Euch. Aber das Blut meines Herrn schreit zum Himmel auf, und Gott wird es hören und rächen.« – »Packt Euch fort, Alter! Dieses Blut schreit höchstens zu dem Ast auf, an dem Ihr hängen werdet Herein!«

Dieser letzte Ruf galt den beiden Männern, die vor der Tür standen, und die jetzt eintraten. Josefa fragte sie:

»Habt ihr gehört, was gesprochen wurde?« – »Nein, Señorita«, antwortete der eine. – »Gut. Bringt diesen Menschen in den Keller hinab, wo sich die beiden anderen Gefangenen befinden. Diese müssen hungern und dürsten, er aber erhält täglich soviel, daß er gerade am Leben bleibt. Verstanden?« – »Ja.« – »Aber er erhält Speise und Trank nicht in das Loch hinein, sonst würde er den anderen davon geben. Er wird vor der Kellertür gefüttert.« – »Ich werde das genau besorgen, Señorita!« – »Gut. So schafft ihn fort! Morgen aber wird diese Marie Hermoyes herausgeholt, um fünfzig Hiebe zu erhalten.«

Josefa sagte dies nur, um den alten Vaquero zu ärgern; dieser aber nahm es für ernst. Er wandte sich zu ihr und fragte:

»Wie, Ihr wollt auch diese schlagen lassen?« – »Ja.« – »Oder droht Ihr bloß?« – »Pah, Alter! Es ist mein Ernst!«

Da schwoll die Ader an seiner Stirn.

»So seid Ihr allerdings kein Weib, das man schonen muß, sondern ein Satan, den man vertilgen muß. Fahrt zur Hölle!«

Damit erhob der Vaquero den Fuß. Die Männer sahen es und fielen über ihn her; aber dennoch gelang es ihm, dem Mädchen mit solcher Gewalt gegen den Unterleib zu treten, daß es über das Zimmer hinüber an die Wand flog.

»Kerl, was hast du gemacht!«

Mit diesen Worten wurde der Vaquero von den Kreaturen Josefas niedergerissen. Sie nahmen ihre Lassos ab und banden ihn fester als vorher.

Von der Wand her aber erscholl ein Wimmern. Rasch trat einer der beiden Männer zu Josefa, die die Augen geschlossen hielt und stöhnte.

»Fehlt Euch etwas, Señorita?«

Josefa öffnete die Lider, sah ihn an, holte schmerzlich Atem, antwortete aber nicht.

»Tut Euch etwas weh?« fragte er. – »Ja«, hauchte sie. »Die Brust.«

Bei diesen Worten hob sie leise die Hand und legte sie auf die schmerzende Stelle.

»Donnerwetter, Ihr werdet doch nichts gebrochen haben!« rief er. – »Ich weiß es nicht«, lispelte sie. – »Habt Ihr denn irgendwo Schmerzen?« – »Da«, entgegnete Josefa und legte die Hand auf die Stelle, wohin der Tritt des Vaquero sie getroffen.

»Ja, das war ein Fußtritt. Und wir haben keinen Doktor hier. Was macht man da? Señorita, versucht doch einmal, ob Ihr aufstehen könnt.«

Der Mann umfaßte die Verletzte und versuchte, sie emporzurichten.

»O Gott!« rief Josefa da, denn diese Bewegung hatte ihr große Schmerzen verursacht. – »Jetzt ruft sie zu Gott«, höhnte der Vaquero. – »Still, du Schuft!« rief sein Wächter. »Du wirst den Tritt teuer bezahlen müssen.« – »Wo tut es jetzt weh, Señorita?« fragte der andere. – »Hier«, erwiderte sie, nach der linken Brust zeigend. – »An, so habt Ihr einige Rippen gebrochen. Wollen einmal sehen, wie es mit den Armen und Beinen steht.«

Der nicht eben sanfte Samariter zerrte an den erwähnten Gliedern hin und her und sagte dann beruhigend:

»Na, die sind noch ganz, und das mit den Rippen hat nichts zu bedeuten. Man drückt und quetscht ein wenig daran herum, und sie sind zurechtgeschoben. Kommt! Ich lege Euch da auf die Hängematte.«

Josefa schüttelte den Kopf.

»Wohin sonst?« – »Setzt mich dort auf den Stuhl ... an den Tisch!«

Sie sprach nur mit Mühe. Das Atmen und infolgedessen auch das Reden fielen ihr schwer! Der Mann faßte sie an, hob sie empor und ließ sie auf den Stuhl nieder. Sie wimmerte dabei, er aber sagte:

»Na, es geht ja. Haltet Euch nur aufrecht Ich werde Euch eine Magd schicken. Vorher aber müssen wir diesen Kerl nach dem Loch bringen. Welche Strafe soll er für den Tritt erhalten, Señorita?«

Josefa schüttelte mit dem Kopf und winkte mit der Hand von sich ab.

»Keine?« fragte er verwundert. – »Doch«, antwortete sie leise. »Aber jetzt nicht.« – »Ah, das ist etwas anderes. Also später. Fort mit dir, Halunke, du wirst bald erfahren, was du dir da für einen Braten an den Spieß gesteckt hast«

Der Vaquero wurde von den Männern erfaßt und hinausgestoßen. Sie schleppten ihn zwei Treppen tiefer, bis vor die Tür des Loches. Erst als sie die Riegel zurückgeschoben hatten, bemerkten sie das Hängeschloß.

»Donnerwetter, das habe ich vergessen, ich muß wieder hinauf«, rief der eine.

Mit diesen Worten eilte er zurück.

»Nun, was macht die Señorita?« fragte ihn sein Kamerad, als er wiederkam. – »Sie lag mit dem Kopf auf dem Tisch und spuckte Blut.« – »Ah, so sind wirklich Rippen entzwei. Mein Oheim war Bader, weißt du das?« – »Nein. Also Bader! Da konnte er wohl gebrochene Rippen wieder ganz machen?« – »Ja, natürlich.« – »Aber was kann das uns hier nützen?« – »Siehst du denn das nicht ein?« – »Hm. Lebt denn dein Oheim noch, und ist er hier auf der Hazienda?« – »Nein, er ist tot. Er hat den Hals gebrochen, und den konnte er sich selbst nicht einrichten.« – »Nun also, was haben wir da von deinem Oheim?« – »Kannst du das nicht einsehen?« – »Nein.« – »Ich will es dir sagen. Wenn er mein Oheim war, was war ich da von ihm?« – »Ach, doch nicht etwa sein Lehrjunge?« – »Oh, gerade das bin ich gewesen!« – »Donnerwetter, so bist du ja auch Bader!« – »Nein.« – »Was denn sonst?« – »Ich war nur eine Woche in der Lehre. Da zog ich einem statt des kranken zwei gesunde Zähne aus und bekam dafür solche Prügel, daß ich auf und davon lief. Mit der Baderei war es also für immer zu Ende.« – »O weh!« – »Warte es ab. Während meiner Lehrzeit nun kam es gerade vor, daß einer zwei oder drei Rippen brach ...« – »Ah, während dieser acht Tage?« – »Ja.« – »Welch ein Glück.« – »Das nennst du Glück? Wohl für den, der die Rippen gebrochen hatte?« – »Unsinn. Was gehen mich die Rippen dieses Kerls an? Ich meine für uns.« – »Da kannst du allerdings recht haben, denn mein Oheim mußte diese Rippen einrichten.« – »Und du warst dabei?« – »Natürlich. Ich mußte mithelfen. Der Kerl brüllte zwar etwas, aber daraus darf man sich nicht viel machen. Die Rippen wurden eingerichtet.« – »Wie fingt ihr dies an?« – »Sehr einfach. Der Kerl mußte sich auf die Erde legen. Mein Oheim hielt ihm dann die Arme fest, und nun mußte ich ihm auf die Rippen treten.« – »Was? Auf die gebrochenen Rippen?« – »Unsinn! Auf die gesunde Seite. Sobald man nämlich auf dieser Seite acht- bis zehnmal auf- und niederspringt, kommt die Brust in eine solche Bewegung, daß die herausgebrochenen Rippen wieder einschnappen.« – »Das wäre allerdings höchst einfach. Der Kerl wurde also gesund?« – »Leider nicht; er war in vierzehn Tagen tot.« – »Ah! Also gelang die Heilung der Rippen nicht?« – »Unsinn, sie gelang vollständig. Als er nämlich tot war, stellte es sich heraus, daß der Kerl die Rippen gar nicht gebrochen hatte.« – »Donnerwetter! Was denn?« – »Das Bein, unweit der Hüfte. Da kam der Brand dazu, und so mußte er ins Gras beißen. Hätte er dem Oheim nicht weisgemacht, daß er die Rippen gebrochen habe, so hätten wir ihm anstatt der Rippen das Bein eingerichtet; der Brand wäre nicht gekommen, und der Mann lebte heute noch.« – »Das ist gewiß. Und solche Leute wollen Patienten sein. Hast du dir das mit den Rippen genau gemerkt?« – »Sehr genau!« – »Getraust du dir, sie auch der Señorita einzurichten?« – »Ganz gewiß. Ganz ausgezeichnet. Nur eins muß ich sicher wissen, ob es nämlich auch wirklich die Rippen sind, die sie gebrochen hat.« – »Was anderes soll sie denn gebrochen haben?« – »Vielleicht den Hals?« – »Da wäre sie tot.« – »Oder ein Bein!« – »Nein; an den Beinen habe ich sehr stark gezogen und gezerrt.« – »Oder einen Arm.« – »Sie kann sie ja alle zwei bewegen.« – »Nun, so können es also nur die Rippen sein.« – »Es fragt sich, ob sie es erlaubt, daß du auf sie trittst und springst.« – »Das ist gar nicht nötig.« – »Nicht? Warum denn nicht?« – »Eine Señorita ist viel zarter gebaut wie ein Mann; da braucht man nicht zu treten und zu springen. Es genügt, wenn man mit den Fäusten tüchtig drückt und trommelt. Dann schnappen die Rippen von selber ein.« – »Und einer muß halten.« – »Ja, natürlich; damit sie mich nicht stört.« – »Wen wirst du dazu nehmen?« – »Ich weiß noch nicht Du hättest wohl Lust?« – »Ja. Die Señorita wird jedenfalls ein gutes Geschenk geben, wenn sie wieder gesund ist. Willst du mich ihr vorschlagen?« – »Ja; aber nur unter der Bedingung, daß du sie festhältst. Sie mag schreien, weinen, bitten, räsonnieren, wie sie will; du darfst nicht darauf hören, sondern du mußt festhalten, bis du die Rippen schnappen hörst« – »Hört man dies denn?« – »Ja; sie geben einen lauten Knacks, den man nicht gut überhören kann.« – »Gut Ich werde so festhalten, daß zehn Pferde nichts machen könnten.« – »So sind wir also einig. Du gehst nun zu ihr und sagst daß ich ein Bader bin.« – »Ja. Und du sagst ihr nachher, daß ich dir helfen soll.« Während dieses grotesk-komischen Gesprächs hatten die beiden Kerle sich Mühe gegeben, das Hängeschloß zu öffnen. Jetzt endlich gelang es. Die Tür wurde aufgetan und, nachdem der Vaquero hineingestoßen worden war, wieder hinter ihm verschlossen. Dann hörte man, daß die Männer sich entfernten.


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