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17. »Hände hoch!«

Arndt kehrte erst lange nach Mitternacht mit Wunderlich ins Forsthaus zurück, wo Frau Bärbchen in Ungeduld und Sorge auf die beiden wartete. Ruhe fand der Detektiv in dieser Nacht nur wenig, denn er war früh am Morgen schon wieder auf den Beinen.

Wunderlich, für den es Ehrensache war, nicht länger in den Federn zu liegen als der Herr Vetter, wollte abermals einen Schlitten im Dorf besorgen. Doch Arndt mochte davon nichts wissen.

»Lassen Sie das! Es könnte auffallen, und ich möchte mir nicht in letzter Stunde durch eine kleine Unvorsichtigkeit alles verderben. Ich werde zu Fuß gehn. So kann ich um Mittag bereits wieder hier sein. Dann machen wir noch einen Gang zur Mühle, und in der kommenden Nacht kann der Tanz beginnen.«

»Schon wieder zur Mühle?« wunderte sich der Förster.

»Ja. Ich habe mir im Bett einen Plan zurechtgelegt, den ich in der Stadt mit dem Kommissar besprechen will. Ich denke, er wird meine Vorschläge billigen. Die Rote Mühle soll für das Buschgespenst und seine Pascher zur Falle werden.«

»Hm«, machte Wunderlich. »Hoffentlich ist der Müller damit einverstanden. Er trägt dabei sein Fell zu Markt.«

»Gewiß. Aber es wird ihm auch eine anständige Belohnung der Behörde eintragen. Dafür werde ich sorgen.« »Und ich?«

»Sie möchten auch eine Belohnung haben?« lachte Arndt.

»Unsinn!« knurrte der Förster. »Mittun will ich, weiter nichts. Sie haben bisher noch kein Wort davon gesagt.«

»Das kommt noch, mein Lieber. Ich habe bereits einen Auftrag für Sie. Ich brauche nämlich eine tüchtige Ladung Ballen, Pakete, prall gestopfte Säcke und ähnliche Dinge, die aussehn wie sorgfältig verpackte Schmugglerware. In Wahrheit mögen sie nur Lumpen, altes Papier und ein paar Steine enthalten, die ein gewisses Gewicht schaffen. Verstehn Sie mich?«

»Aha!« nickte Wunderlich. »Ich weiß; Sie wollen ja angeblich für das Buschgespenst liefern.«

»So ist es. Diese Packen holen die zehn Männer hier bei Ihnen ab, von denen ich im Schuppen oben beim Bergwerk gesprochen habe.«

»Und diese zehn Männer werden verkleidete Polizisten sein. Habe ich richtig geraten?«

»Ausgezeichnet!« lobte Arndt. »Ihre Waffen können sie dabei getrost tragen. Sie üben ja angeblich ein bedenkliches Handwerk aus, indem sie scheinbar den Schmugglern die Waren herbeischaffen. Das alles bringe ich mit dem Kommissar in Ordnung. Von Ihnen brauche ich vorläufig nur die Packen. Wird es klappen?«

»Ohne Frage, Herr Vetter. Wird alles heut vormittag zurechtgemacht und fein verschnürt, damit die Empfänger den Inhalt nicht allzu rasch prüfen können.«

»Gut bedacht!« nickte Arndt. »Kommen Sie? Wollen schnell eine Tasse Kaffee trinken und einen Bissen frühstücken! Dann breche ich auf.«

So geschah es denn auch. Kurz vor zehn Uhr war Arndt bereits im Dienstzimmer des Kommissars. Der Beamte hörte gespannt den Bericht seines Besuchers über die Unterredung mit dem Buschgespenst im Strohschuppen des Bergwerks und über alles, was Arndt in der vergangnen Nacht mit Wilhelmi und Schulze und weiterhin in der Roten Mühle erlebt hatte. Der Kommissar knurrte zunächst über die verwünschte Bande in Hohenthal, die samt und sonders dem Buschgespenst dienstbar sei, und drohte, die Schuldigen ohne Ausnahme bestrafen zu wollen. Der Detektiv aber wies ihn darauf hin, unter welchem Druck die armen Menschen ständen und daß sie ja im Augenblick schon für die Behörde arbeiteten und somit Anspruch auf weitgehende Nachsicht hätten, der Müller Wilhelmi von Rechts wegen sogar Anspruch auf eine behördliche Belohnung. In diesem Punkt ließ der Detektiv nicht locker, bis ihm der Kommissar zusagte, sich an vorgesetzter Stelle für eine solche Belohnung einzusetzen.

Dann deckte Arndt dem Beamten seine Pläne auf, so wie er sie dem Förster bereits klargelegt hatte.

»Die Pakete, die angeblich meine Lieferung enthalten, kommen vor den verschlossenen Keller der Mühle«, sagte er. »Oben, in den Wohnräumen des Müllers, bringe ich dann Ihre zehn Polizisten unter, die ich für meine Lastträger ausgebe. Nun führe ich aus dem Haingrund die zehn Männer herbei, die jene wirkliche Sendung bringen, von der das Buschgespenst mir gegenüber sprach. Auch das Buschgespenst selbst mit seinen zehn Schmugglern, die das Paschergut übernehmen sollen, locke ich in die Mühle.«

Hier unterbrach der Beamte den Detektiv.

»Halt, diese Sache hat einen Haken! Wird das Buschgespenst wirklich so ohne weiteres Ihrem Wink folgen?«

»Gewiß, denn ich werde ihm weismachen, der Haingrund sei zur Zeit nicht sicher; es streiften da Grenzer umher. Dafür, daß das auch wirklich geschieht, ohne daß jedoch ein Zusammenstoß mit den Paschern erfolgt, müssen Sie sorgen, Herr Kommissar.«

»Gut. Das will ich tun. Die Grenzer werden ihre Spuren im Schnee sehn lassen. Das wird genügen. Nun aber kommt etwas anderes. Das Buschgespenst hält Sie für einen fremden Kaufmann. Sie dürfen also nichts davon wissen, daß der Müller Wilhelmi im Solde der Schmuggler steht. Wie kommen Sie dann auf die Mühle? Sie werden mit Ihrem Vorschlag, die ganze Gesellschaft solle in der Mühle unterschlüpfen, das Buschgespenst mißtrauisch machen.«

»Würde ich allerdings, Herr Kommissar, wenn ich diesen Punkt nicht bereits bedacht und meinen Plan danach zugeschnitten hätte. Ich werde nämlich dem Buschgespenst ein Märchen erzählen, warum und wieso ich mit dem Müller in Verbindung gekommen sei. Sie können mir das getrost überlassen, ohne daß ich Ihnen diese Geschichte hier erst ausführlich vortrage.«

»Dann bin ich zufrieden. Was also weiter? Die zehn Schutzleute, die Sie in die Mühle schmuggeln, genügen doch nicht, um zwanzig bewaffnete Pascher festzunehmen.«

»Das ist klar. Wir brauchen etwa noch fünfzehn weitere Polizisten und Grenzbeamte, die Sie heimlich zur Mühle führen sollen, Herr Kommissar, sobald alle Schmuggler drinnen sind. Vorher müssen Sie sich mit diesen Leuten in der Nähe verstecken, um dann im rechten Augenblick die Falle zu schließen.«

»Recht so. Wird gemacht.« Der Kommissar rieb sich vergnügt die Hände. »Meinen Dank, Herr Kollege! Sie haben prächtig vorgearbeitet. Hoffentlich gelingt alles nach Wunsch. Sie sagten, etwa zwei Uhr nachts würden sich die Schmuggler im Haingrund versammeln. Wenn ich mit meiner Hilfstruppe um Mitternacht in der Nähe der Mühle bin, würde das also ausreichen.«

Die beiden Männer schüttelten einander die Hände. Der Plan war geschmiedet, die Falle vorbereitet. Jetzt kam es einzig darauf an, das Buschgespenst und seine Leute hineinzulocken und dingfest zu machen.

Es wurde nur noch verabredet, daß sich der Kommissar mit seinem Aufgebot in dem Waldstück verbergen sollte, das sich am Berghang hinter der Mühle hinaufzog. Kurz nach Mitternacht sollte hier Wunderlich zu den Beamten stoßen und als Führer bei ihnen bleiben.

Diese Unterredung hatte etwa eine Stunde gedauert. Arndt machte sich nunmehr sogleich auf den Rückweg zum Forsthaus. Hier zeigte ihm Wunderlich schmunzelnd die Ballen, Säcke und Pakete, die er angefertigt hatte. Es war alles nach Wunsch ausgefallen, und so konnte der Detektiv nach einer kurzen Mittagsrast unverzüglich nach der Roten Mühle aufbrechen.

Die Mühle klapperte auch heut emsig. Wilhelmi selber öffnete, und als er Arndt erblickte, war sein Verwundern ebenso groß wie seine Freude über den unerwarteten Besuch.

»Sie, Herr? – Willkommen! Bringen Sie Gutes oder Schlimmes?«

»Gutes! – Es gibt Arbeit für Sie und Ihre Frau.«

»O weh!« lachte der Müller. »Noch mehr Arbeit? Das können wir ja gar nicht schaffen. Worum handelt es sich denn?«

»Pst! Nicht so laut!« mahnte der Detektiv. »Ich will Ihnen die Sache drinnen in der Stube klarlegen.«

»Aha! Ich verstehe. Es geht um ein Ding, das unter uns bleiben soll. Kommen Sie also erst mal herein!«

Die Müllerin war nicht weniger neugierig als ihr Mann, die Neuigkeit zu erfahren, und Arndt ließ die beiden nicht lange warten.

»Wollen Sie mir helfen, das Buschgespenst zu fangen?« begann er ohne Umschweife.

Die Müllersleute erschraken.

»Wir? – Ihnen? – Was können wir denn dabei tun?« fragte der Mann.

»Ich will die Pascher in Ihre Mühle locken und hier festnehmen lassen.«

»Herrgott! Das ist eine gefährliche Geschichte!« jammerte die Frau. »Das Buschgespenst wird sich an uns rächen.«

»Ausgeschlossen! Es wird ja für immer unschädlich gemacht.«

Der Müller hatte sich inzwischen von der ersten Überraschung erholt.

»Dürfen wir erfahren, welchen Plan Sie haben?« fragte er.

»Ja, Ihnen beiden diesen Plan zu unterbreiten und Sie für seine Durchführung zu gewinnen, bin ich ja eigens gekommen.«

Arndt setzte den Müllersleuten also kurz auseinander, wie er sich die Sache dachte. Dabei schilderte er alles so einfach und selbstverständlich wie möglich und zerstreute hier und da ein Bedenken des Ehepaars Wilhelmi. Er erwähnte auch die sorgfältigen Vorbereitungen, die bereits getroffen waren, und vergaß vor allem nicht den Hinweis auf die Belohnung, die demjenigen, der sein Haus als Falle für die Pascher hergab, nach der Rücksprache mit dem Kommissar sicher sei.

»Und wie hoch wird die Belohnung sein?« fragte der Müller vorsichtig, und da er Arndt lächeln sah, fügte er hinzu: »Sie müssen bedenken, daß man mir die Anzahlung, die das Buschgespenst für die Überlassung des Kellers geleistet hat, wieder abnehmen wird. Da entsteht doch ein Verlust für mich.«

»Das ist schon richtig«, erklärte der Detektiv. »Aber zunächst haben Sie ja einmal Ansprüche an Seidelmann für das Ausmahlen des Getreides. Und dann werden wir auch dafür sorgen, daß Ihre Mühle wieder anderweit Aufträge bekömmt. Jedenfalls sollen Sie bestimmt keinen Schaden haben. Die Belohnung bleibt Ihnen ungeschmälert. Sie beträgt sicher einige hundert Mark. Ich will nicht zu viel versprechen.«

»So, so, einige hundert Mark! Pauline, was meinst du dazu?«

Die Müllerin seufzte.

»Ach, das ist eine dumme Geschichte! Ich bin stets dafür gewesen, du solltest dich mit dem Buschgespenst überhaupt nicht einlassen, und ich würde aufatmen, wenn du von diesem Teufel loskämst. Dem Herrgott danken würde ich, wenn die ganze Gesellschaft, die allen Bewohnern dieser Gegend das Leben zur Hölle macht, endlich hinter Schloß und Riegel säße. Aber, aber – ob es auch gelingt? Und wenn das Buschgespenst entwischt, was dann? Das wäre unser Untergang.«

Darauf ergriff Arndt noch einmal das Wort, und es gelang ihm, die Wilhelmis schließlich doch auf seine Seite zu ziehn. Dann verabredete er mit ihnen alles Nötige genau und verabschiedete sich mit einem festen Händedruck.

»Von Mitternacht an halten Sie sich bereit!« sagte er zum Schluß. »Gedanken brauchen Sie sich keine mehr zu machen. Ich selber bin mit meinen zehn Polizisten zuerst zur Stelle. Das verbürgt Ihnen von vornherein den erforderlichen Schutz. Glückauf also zur entscheidenden Jagd auf das Buschgespenst.«

*

Mitternacht war bereits vorüber. Der Haingrund lag scheinbar still und verlassen. Doch zeigten sich hier und da im Schnee frische Fußspuren. Als Arndt eine Stunde vor der verabredeten Zeit mit seinen schwer bepackten Polizisten den Grund erreichte, gewahrte er eine Reihe von Gestalten mit Warenbündeln auf den Rücken. Sie verschwanden soeben hinter Büschen in einer Seitenschlucht, offenbar, um dort im sichern Versteck zu warten. Zweifellos waren das die Träger der böhmischen Paschersendung, die das Buschgespenst hier in Empfang nehmen wollte.

Diese Entdeckung kam dem Detektiv sehr gelegen.

Arndt hatte ursprünglich die Absicht gehabt, mit seinen Polizisten den Haingrund sogleich wieder zu verlassen und nach der Mühle zu eilen. Er hatte den Umweg vom Forsthaus über den Ort des Stelldicheins nur genommen, um ganz sicher zu gehn und mit seinen Männern die nötigen Spuren zu hinterlassen, aus die er sich dann gegebenenfalls den Paschern gegenüber berufen konnte. Etwa so: »Seht, wir waren hier! Aber die Gegend ist nicht sicher. Darum sind meine Leute einstweilen in der Mühle untergeschlüpft. Folgt mir schleunigst dorthin!«

Nun belohnte sich diese scheinbar allzu große Vorsicht. Der tatsächliche Geschäftsfreund des Buschgespenstes war mit seiner Lieferung schon verfrüht zur Stelle. So entschloß sich Arndt denn, diese unerwartete Wendung der Dinge zu nützen und die zehn Träger, möglichst samt ihrem Gebieter, sogleich in die Mühle zu locken und dort festzuhalten. Das heißt, das Festhalten sollten seine Polizisten besorgen, die er natürlich mitnehmen und in der Mühle zurücklassen würde, während er selber unverzüglich wieder aufbrechen mußte, um die Hauptpersonen, nämlich das Buschgespenst und seine zehn Schmuggler, in die Falle zu bringen.

Jetzt ließ er seine Leute erst einmal in guter Deckung zurück und pirschte sich vorsichtig an die erwähnte Seitenschlucht heran. Daß er dabei sein Leben wagte, war ihm klar. Die Lastträger, die sich da versteckt hielten, waren vermutlich gut bewaffnet. Wenn nun einer ihn, den Unbekannten, entdeckte und vorzeitig auf ihn schoß, ohne ihn erst anzurufen und nach der Losung zu fragen, so konnte es leicht um Arndt geschehn sein. Doch danach durfte der Mann nicht fragen, der sich ein so hohes Ziel gesteckt hatte. Er schritt langsam auf die Schlucht zu, beständig ausspähend, ob nicht da oder dort ein Wächter zu finden sei.

Und richtig, da war einer. Zum Glück riß der Mann nur die Büchse hoch, drückte aber nicht ab, sondern rief den Kommenden an.

»Halt! Wer da?«

»Gut Freund!« gab Arndt zurück.

»Die Losung?«

»Prag!«

»Kann passieren! Erst aber noch einen Bescheid! Was suchen Sie hier?«

»Den Mann, der gleich mir an diesem Ort und zu dieser Stunde mit dem Buschgespenst wegen einer Warensendung zusammentreffen will.«

Hinter dem Posten, der den Zugang zur Seitenschlucht bewachte, tauchte die Gestalt eines andern auf, der ebenso wie der Posten eine schwarze Maske vor dem Gesicht trug.

»Dieser Mann bin ich«, meldete er sich. »Unser Freund hat mir von Ihnen gesprochen. Ich bin in alles eingeweiht. Wo haben Sie Ihre Leute mit den Paketen?«

»Dort hinter dem Waldsaum!« antwortete Arndt, rückte an seiner Brille aus Fensterglas und strich sich den falschen Bart, den er für diesen Gang angelegt hatte. Er war überhaupt ganz so gekleidet wie damals, als er im Strohschuppen oben am Bergwerk mit dem Buschgespenst verhandelte.

»Dann ist es gut, daß wir schon hier sind und Sie warnen können«, entgegnete der andre. »Bringen Sie Ihre Leute schleunigst in dieses Versteck! Allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz scheint es heut hier nicht geheuer zu sein. Wir sind zwar unbehelligt durch den ganzen Haingrund gekommen, haben aber dann Männerspuren im Schnee gefunden, die wohl nur von Grenzbeamten herrühren können, ganz frische Spuren, und einer meiner Träger will sogar einen Uniformierten bemerkt haben, der glücklicherweise nicht auf uns aufmerksam wurde.«

»Dieselbe Beobachtung habe ich auch gemacht«, erklärte Arndt, »und ich warne Sie, hier in der Schlucht zu bleiben. Die Grenzer ziehn sich hier zusammen, wie mir scheint. Wir sind keine Stunde mehr sicher an diesem Ort.«

»Verdammt! Was sollen wir tun? Eine Stunde kann es noch dauern, bis das Buschgespenst kommt.«

»Freilich, es wird vor zwei Uhr nicht erscheinen.«

»Dann bleibt uns nichts übrig, als schleunigst wieder umzukehren.«

»Nicht doch! Sie haben mit Ihren Leuten bis hierher alle Gefahr glücklich überstanden. Das werden Sie doch nicht wieder preisgeben. Ich habe mich für alle Fälle gesichert. Folgen Sie mir! Ich weiß ein Versteck, wo uns kein Grenzer findet.«

»Wo wäre das?«

»In der Roten Mühle. Ich habe mich mit dem Müller, den ich von früher her kenne, für alle Fälle in Verbindung gesetzt. Sie müssen wissen, daß ich den Mann aus bestimmten Gründen in der Hand habe. Er muß mir gefällig sein, übrigens ist er auch ohne weiteres bereit; er gestand mir, er sei sowieso ein Freund und Mitarbeiter unsres Buschgespenstes. Kurz und gut, die Mühle steht uns als Unterschlupf zur Verfügung. Lassen Sie Ihre Leute die Lasten wieder aufnehmen, es ist keine Zeit zu verlieren! Ich führe Sie zunächst zu meinen Trägern und dann in die Mühle in Sicherheit.«

»Der Müller ist uns allerdings sicher, das weiß ich; aber was wird mit dem Buschgespenst?« zögerte der andre noch. »Es wartet dann hier vergeblich auf uns.«

»Es wird nicht warten. Ich hole unsern Geschäftsfreund mit seinen Paschern dann auch noch. Müssen nur erst die Waren unter Dach und Fach bringen. Das ist jetzt die Hauptsache. Wie die Dinge dann weiterlaufen, das müssen wir abwarten und mit dem Buschgespenst besprechen.«

Durch dieses bestimmte Vorgehn ließ sich der andre täuschen. Vielleicht trug dazu auch der Umstand bei, daß ihm keine Zeit blieb, lange zu überlegen. Er erteilte seinen Leuten einen kurzen Befehl. Dann folgten sie alle dem Detektiv hinüber nach dem Wald.

Als die Männer mit den schwarzen Masken hier auf die verkleideten Polizisten stießen, die sie für Spießgesellen halten mußten, waren sie merklich beruhigt. Sie glaubten, sich nun durch den Augenschein davon überzeugt zu haben, daß sie es tatsächlich mit ihresgleichen zu tun hatten.

Arndt ging quer durch den Forst grad auf die Mühle zu. Schon nach kurzer Zeit erreichte er das alte Gebäude und führte die Männer in den Hof. Hier war kein Mensch zu erblicken; Arndt brannte seine Blendlaterne an und führte sämtliche Träger nach dem Raum vor der verschlossenen Kellertür.

Er machte ihnen das Zeichen der Vorsicht.

»Hier hinein!«

Er selber trat zuerst ein; sie folgten ihm auch jetzt, und jeder legte seinen Packen lautlos ab.

»Die Mühle klappert«, flüsterte ihm der Geschäftsfreund des Buschgespenstes zu. »Der Müller ist also noch wach?«

»Ja. Sie müssen Nachtschicht machen, weil sie eilige Aufträge haben.«

»Ob man unter diesen Umständen hier wohl etwas Warmes in den Magen gießen könnte? Drei Stunden bin ich jetzt schon unterwegs. Bei dieser grimmigen Kälte ist das keine Kleinigkeit!«

»Ich habe auch schon daran gedacht, denn auch mich friert es. Werde einmal nachsehn, was sich tun läßt, und einen Kaffee für uns alle bestellen.«

Ein Murmeln der Zufriedenheit lief durch die Reihen der Männer. Sie ließen sich geduldig vor der Kellertür auf ihren Ballen nieder. Arndt aber entfernte sich, um angeblich den Kaffee zu besorgen.

Er hatte nun erreicht, was er erreichen wollte, und hatte bereits jetzt zum entscheidenden Schlag gegen diesen ersten Schmugglertrupp ausholen können. Daß er den Vorraum zum Keller erst noch einmal verließ, hatte seinen Grund darin, daß die Überrumpelung ohne Blutvergießen vor sich gehn sollte. Arndt mußte also seinen Polizisten Zeit lassen, das auszuführen, was er vorher mit ihnen verabredet hatte.

Seine angeblichen Träger hatten ihre Gewehre in einem Winkel zusammengestellt. Daraus taten die von der andern Schar dasselbe in einer andern Ecke. Nun war ausgemacht, daß sich die Polizisten in zwei Gruppen teilen sollten. Die eine blieb bei den eignen Gewehren, bereit, die Waffen wieder aufzunehmen und den Zugang zum Kellervorraum zu besetzen. Die zweite Gruppe mußte sich im entscheidenden Augenblick zwischen die Schmuggler und ihre Büchsen schieben, die Revolver ziehn und die Gegner abwehren, wenn sie etwa ihrerseits gleichfalls die Waffen an sich nehmen wollten, um sich zu verteidigen!.

Im Hof wartete, wie vereinbart, der Müller. Er erkannte den verkleideten Detektiv an einem vorher verabredeten Zeichen.

»Hat die Sache geklappt?« fragte er leise und hastig.

»Vorläufig haben wir die erste Schar sicher. Geben Sie mir für alle Fälle den Kammerschlüssel, der auch die Kellertür öffnet!«

»Hier ist er!«

»Gut. Ich brauche Sie jetzt nicht mehr. Halten Sie sich immerhin im Hintergrund! Sollten ein paar Schüsse fallen, so darf Sie das nicht stören. Schlimm wird es auf keinen Fall. Wir haben die Oberhand.«

Der Müller zog sich eilig zurück. Arndt begab sich wieder in den Raum, wo die Schmuggler warteten.

»Hallo!« rief er. »Herhören, Leute!« Das war das verabredete Stichwort für seine Polizisten. Blendlaternen flammten auf, die den Männern auf der Brust hingen. »Jetzt kommt das Warme, das ich euch versprochen habe!« fuhr Arndt fort. »Wer sich rührt, kriegt unser Blei zwischen die Rippen! – Hände hoch!«

Die Polizisten ergriffen teils ihre Gewehre, teils zogen sie die Revolver.

Ein einziger, vielstimmiger Schrei des Schreckens erscholl. Die Pascher waren starr vor Entsetzen; sie sahen die drohenden Läufe auf sich gerichtet, daß sie wie gelähmt standen.

Arndt erklärte ihnen mit wenigen Worten, sie seien in eine Falle gegangen und nicht von Spießgesellen, sondern von Polizisten umgeben.

»Fesseln her!« rief er sodann seinen Leuten zu. »Binden Sie die Männer! Wer sich wehrt, wird erschossen.«

Die Drohung wirkte. Die Pascher ließen sich fast widerstandslos fesseln.

Nur einer wollte sich zur Wehr setzen; das war der Geschäftsfreund des Buschgespenstes.

»Verrat!« schrie er auf, zog einen Revolver aus der Tasche, feuerte mitten unter die Polizisten hinein, die ihm den Weg versperrten, und sprang mit zwei gewaltigen Sätzen zum Ausgang hin.

Hier aber wurde er gepackt, niedergerissen, entwaffnet und gebunden. Er bäumte sich in seinen Fesseln, doch vergeblich.

»Nehmen Sie den Gefangnen die Masken ab!« gebot Arndt seinen Leuten.

Der Befehl wurde ausgeführt, und es kam dabei manches Gesicht zum Vorschein, das auch den sächsischen Beamten nicht unbekannt war.

Arndt kümmerte sich nicht weiter darum; er ließ die Gefesselten hinausschaffen in einen leeren Vorratsraum, wo sie gut bewacht wurden, gab noch einige Weisungen und schritt dann wieder dem Haingrund zu.

Als er das Tal erreichte, zeigte seine Uhr zehn Minuten vor zwei. Er stellte sich hinter einen Baum und wartete. Sein Blick schweifte über den Haingrund hinweg zum jenseitigen Saum des schweigenden Winterwaldes. Die feierliche Stille ringsum wurde nur ab und zu von einem Windstoß unterbrochen, der im dürren Laub alter Eichenkronen raschelte. Manch andrer in Arndts Lage hätte wohl ein leichtes Gruseln gespürt; der Detektiv aber verharrte ruhig und kaltblütig.

Endlich hörte er das Knacken brechender Zweige und dann das Knirschen des Schnees. Ein Mann kam, die Maske vorm Gesicht: das Buschgespenst!

Arndt rief ihn mit gedämpfter Stimme an.

»Halt! – Das Kennwort?«

»Prag!«

Der Detektiv trat vor und reichte dem Ankömmling die Hand.

»Da bin ich pünktlich zur Stelle! Haben Sie Ihre Leute zur Hand?«

»Sie sind hinter mir. Wo stecken Ihre Träger mit den Waren? Und wo ist – der andre?«

»Seien Sie froh, daß ich schon vor einer Stunde hier war!« erklärte Arndt. »Ohne mich wäre die Sache vielleicht schief gegangen.«

»Inwiefern?«

»Ich habe hier vor dem Haingrund Umschau gehalten. Grenzer streifen durch die Gegend.«

»Teufel!« klang es erschrocken. »Dann ist unser ganzes Unternehmen in Gefahr!«

»Ich habe schon vorgesorgt«, erklärte Arndt. »Meine Leute sind bereits in Sicherheit und mit ihnen die andern samt den beiden Lieferungen. Die Männer von drüben waren vorzeitig zur Stelle. Um nicht von den Grenzern überrascht zu werden, habe ich mich mit Ihrem Geschäftsfreund besprochen, und wir haben gemeinsam unsre Träger in ein Versteck gebracht.«

»Wo sind die Leute?«

»In der Roten Mühle.«

Das Buschgespenst streifte den Sprecher mit einem mißtrauischen Blick.

»Wie kommen Sie auf die Mühle?«

Mit dieser Frage hatte Arndt gerechnet. Sie brachte ihn nicht aus der Fassung. Ursprünglich hatte er ja daraufhin dem Buschgespenst ein Märchen erzählen wollen. Nun aber war das nicht mehr nötig. Die Lage hatte sich anders gestaltet, als der Detektiv voraussehn konnte. Er durfte sich jetzt kürzer fassen.

»Ich?« fragte er. »Der Vorschlag, in der Mühle Unterschlupf zu suchen, stammt von Ihrem Geschäftsfreund.«

»Ach so!« Das Buschgespenst war sichtlich beruhigt. »Das mag stimmen. Er weiß in der Tat Bescheid. Ich hatte ihn davon benachrichtigt, daß ich mit dem Müller Wilhelmi wegen seines Kellers ein Abkommen getroffen habe.«

»Sie meinen das in den Felsen hineingearbeitete Gewölbe?« fiel Arndt eifrig ein. »Dahinein haben unsre Leute einstweilen ihre Packen geschafft.«

Schon wieder horchte das Buschgespenst argwöhnisch auf.

»Dahinein? Wie ist das möglich? Man hat mir doch den Kellerschlüssel ausgehändigt. Ich trage ihn bei mir. Wie kann da ein andrer dort Pakete verstauen?«

»Die Lasten liegen im Vorraum«, erklärte Arndt. »Das eigentliche Gewölbe konnten wir nicht öffnen. Im übrigen ...«

Arndt hielt inne und lauschte.

»Hörten Sie nicht etwas?« fragte er. »Ich fürchte, wenn wir hier noch lange miteinander verhandeln, geraten wir in Teufels Küche. Holen Sie Ihre Leute, und dann fort zur Mühle! Ich mag mich nicht fangen lassen wie ein heuriger Hase.«

»Sie haben recht«, nickte das Buschgespenst. »Meine Mannschaft kommt in grader Richtung von der Eiche her, und wir können keinen verfehlen, wenn wir dorthin durch den Wald gehn.«

Das Buschgespenst schritt voran, Arndt folgte. Bald darauf trat ihnen ein Mann entgegen, der sich durch die Losung als Vertrauter auswies. Dann kamen mehrere zugleich, und so dauerte es nicht lange, bis das Buschgespenst melden konnte, daß alle seine Leute beisammen seien.

»Verständigen Sie die Männer, daß sie mir folgen!« flüsterte Arndt dem Buschgespenst zu.

Der Anführer der Schmuggler sprach kurz zu seiner Bande. Nun wußten sie Bescheid und schritten hinter dem Detektiv drein.

Bald erreichten sie die Mühle. Sie traten in den Hof. Arndt als letzter zog die Tür hinter sich zu. Das Buschgespenst, das neben ihm stand, meinte, er solle von innen abschließen; so könne, man nicht überrascht werden.

»Warum das?« fragte Arndt, der auf diesen Vorschlag nicht eingehn durfte, um den Haupttrupp der Polizisten und Grenzer unter Führung des Kommissars und des Försters nicht auszusperren. »Der Müller hat mir erklärt, diese Tür sei ständig offen, und so würden wir nur Verdacht erregen, wenn wir sie abschließen.«

Das Buschgespenst sagte nichts darauf, schien aber plötzlich einen leichten Argwohn zu spüren. Jedenfalls steckte der Anführer der Pascher eine Hand in die Tasche und wich Arndt fortan nicht mehr von der Seite.

Arndt hatte für dergleichen Dinge die Witterung des vielerfahrenen Detektivs und beschloß, sich vorzusehn. Er ließ seine Laterne aufleuchten, öffnete die Tür und deutete in den Kellervorraum.

»Gehen wir zunächst da hinein!« sagte er gedämpft. »Hier liegen Ihre und meine Pakete.«

Die Pascher traten ein, das Buschgespenst aber blieb bei Arndt im Freien.

»Wollen Sie sich nicht überzeugen, ob die Lieferung stimmt?« fragte Arndt in der Absicht, den andern vor sich eintreten zu lassen und hinter ihm die Tür zuzuwerfen.

»Danke. Dazu habe ich einen Aufseher unter meinen Leuten. Überhaupt – wo ist – wo ist mein Geschäftsfreund? Wo sind seine und Ihre Träger?«

Er blickte sich mißtrauisch um.

In diesem Augenblick gab es eine unliebsame Überraschung, eine doppelte sogar.

Der Einzug des Buschgespenstes mit seinen Paschern war zwar verhältnismäßig still, aber doch nicht ganz geräuschlos vor sich gegangen. Die Leute glaubten, sich in der Mühle, deren Besitzer ja ihr Verbündeter war, nicht sonderlich in acht nehmen zu müssen. Deshalb waren vereinzelte Laute wohl bis in den Raum gedrungen, wo die erste Schmugglerschar gefangensaß, gefangen samt ihrem Führer.

Dieser Mann hatte trotz seiner Niederlage den Gedanken an Widerstand noch nicht aufgegeben. Er horchte in die Stille hinein. Jetzt hörte er menschliche Stimmen, vernahm Tritte im Schnee und darauf das Knarren der Tür zum Kellervorraum. Er ahnte, was geschehn war. Der verhaßte Mensch, der ihn und seine Leute in die Falle gelockt hatte, brachte jetzt vermutlich das Buschgespenst mit den sächsischen Paschern, um auch sie unschädlich zu machen.

Da schrie er mit voller Lungenkraft: »Gebt acht! Verrat!«

Gleich darauf krachte ein Schuß. Einer der wachthabenden Polizisten hatte auf den Warner geschossen.

Das Buschgespenst draußen im Hof fuhr zusammen. Sein Blick suchte das Hoftür, durch das ausgerechnet in dieser Minute die Polizisten und die Grenzbeamten unter Führung des Kommissars und des Försters Wunderlich hereindrängten.

Beim Anblick der Uniformierten schoß ein wütender Haßblick aus den Augen des Buschgespenstes auf Arndt. Der überrumpelte Verbrecher wußte jetzt, woran er war. Er riß seinen Revolver aus der Tasche und drückte auf den Detektiv ab. Doch Arndt war auf der Hut gewesen; er schnellte zur Seite, so daß die Kugel an ihm vorüberflog, dann schlug er dem Buschgespenst mit der linken Faust die Waffe aus der Hand. Zugleich stieß er mit dem Fuß die Tür des Kellervorraums zu, drehte mit der Rechten den Schlüssel um, der von Anbeginn im Schloß gesteckt hatte, und zog ihn ab.

Im gleichen Augenblick aber sprang das Buschgespenst auch schon davon, hinüber in den Garten der Mühle. Der Kommissar stürzte ihm nach, und Arndt eilte hinter beiden her, die brennende Laterne vor der Brust.

Die Gartenmauer war nicht hoch und hatte zudem an einer Stelle eine breite Bresche. Das Buschgespenst schien hier genau Bescheid zu wissen; es lief grad auf die Mauerlücke zu und sprang hindurch. Der Kommissar war kaum vier Schritte hinter ihm, sprang nach, blieb aber draußen augenblicklich stehn.

»Himmeldonnerwetter!« fluchte er.

Arndt war bereits neben ihm.

»Was gibts?«

»Der Kerl ist verschwunden!«

»Wohin?«

»Das weiß der Kuckuck!«

»Er kann sich doch nicht unsichtbar machen«, murrte Arndt.

»Und weit weg kann er auch nicht sein. Ich war ihm unmittelbar auf den Fersen.«

Arndt dachte kurz nach. Er stand nämlich an derselben Stelle, wo das Buschgespenst schon einmal vor seinen Augen verschwunden war. Trotz eifrigen Suchens hatte er bisher nicht entdecken können, wie das zugegangen sein mochte.

»Sollte er –« hier unterbrach sich der Detektiv. »Halt! – Hören Sie das Geräusch? – Wissen Sie, was das ist?«

»Es klingt fast wie ein fernes Erdbeben.«

»Nein. Dieses Rollen stammt von einem Wagen, der auf Schienen geht – ah, sehn Sie an der Mauer das Loch im Erdboden? Ich kenne den Platz. Das Loch muß bis zur Stunde sehr gut verdeckt gewesen sein.«

»Wahrhaftig! Dahinein ist der Flüchtling offenbar verschwunden!«

In diesem Augenblick eilten einige Grenzer und Polizisten durch den Garten herbei, ein Wachtmeister an der Spitze, und nebst ihm der Müller Wilhelmi.

»Was für ein Loch ist das?« fragte ihn Arndt.

»Der halb verschüttete Zugang zu einem alten Stollen.«

»Ist das Loch tief?«

»Weiß es nicht genau; es getraut sich doch niemand hinein wegen der Stickluft, und weil der Gang da unten leicht einstürzen kann. Übrigens war es in letzter Zeit gar nicht mehr zu sehn. Wer warum fragen Sie danach?«

»Das Buschgespenst ist vermutlich in dieses Loch gesprungen und vorläufig entwischt.«

»O weh! Nun kommt es doch noch so, wie meine Pauline gefürchtet hat! O Gott, o Gott!«

Arndt kümmerte sich nicht um das fruchtlose Gejammer des Müllers. Er wandte sich an den Wachtmeister.

»Hier ist der Schlüssel zu dem Kellervorraum, worin der zweite Paschertrupp steckt. Lassen Sie die Bande schleunigst festnehmen, sonst könnte sie auf den Gedanken kommen, den Inhalt der Pakete, der zur Hälfte wertvoll ist, zu vernichten!«

Arndt trat dicht an das Loch heran.

»Wohin wollen Sie denn?« fragte der Beamte.

»In den Stollen.«

»Das ist zuviel gewagt.«

»Nein, nein!« rief auch der Müller. »Sie kommen dabei um!«

»Pflicht ist Pflicht, meine Herren! Außerdem wird es so schlimm nicht sein. Was das Buschgespenst fertigbringt, das glaube ich auch zu können. Der Bursche muß den alten Stollen kennen. Also ihm nach, bevor er verschwindet!«

»Heiliges Fuchsloch! Der Mensch hat wahrhaftig den Drehwurm!«

Es war der alte Förster, der diesen Ruf ausstieß. Er war soeben erst herbeigekommen und hatte grad noch gesehn, wie Arndt wirklich in das Loch hinabsprang. Beim Laternenschimmer konnte man wahrnehmen, daß es über zwei Meter tief war.

»Und was tun wir?« wandte sich der Wachtmeister an den Kommissar.

»Was der Detektiv anriet. Sie verhaften mit unsern Leuten die Schmuggler und lassen keinen entkommen! Ich aber folge dem Kollegen. Mir scheint fast, ich habe das Buschgespenst im Übereifer verscheucht; so will ich auch versuchen, den Schurken wieder zwischen die Finger zu kriegen.«

Damit sprang der Beamte gleichfalls in das Loch hinab.


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