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Angoisse

Angst

Je ne viens pas ce soir vaincre ton corps, ô bête
En qui vont les péchés d'un peuple, ni creuser
Dans tes cheveux impurs une triste tempête
Sous l'incurable ennui que verse mon baiser:

Nicht nah ich heute nacht zu siegen deinem Leib,
du Tier, das einem Volk Pfuhl seiner Sünden, wühle
nicht finstres Wetter in dein zuchtlos Haar, weil, Weib,
im Kuß ich unheilbaren Mißmut träufeln fühle.

Je demande à ton lit le lourd sommeil sans songes
Planant sous les rideaux inconnus du remords,
Et que tu peux goûter après tes noirs mensonges
Toi qui sur le néant en sais plus que les morts!

Ich will von deinem Bett nur Schlaf, traumlosen, schweren,
der ruhig hinterm reugemiednen Vorhang kreist
und dessen Lust dir schwarze Lügen nie versehren,
die du vom Nichts mehr als die Toten selber weißt.

Car le Vice, rongeant ma native noblesse
M'a comme toi marqué de sa stérilité,
Mais tandis que ton sein de pierre est habité

Denn hat auch, angebornen Adel nagend, mich
Laster gleich dir gezeichnet mit Unfruchtbarkeit,
bleibt in der Brust von Stein das Herz dir ja gefeit,

Par un cœur que la dent d'aucun crime ne blesse,
Je fuis, pâle, défait, hanté par mon linceul,
Ayant peur de mourir lorsque je couche seul.

dem keiner Schandtat Zahn Verletzung je gedroht,
indessen, bleich, zerstört, im Leichentuch schon, ich
nicht allein schlafen kann, aus lauter Furcht vorm Tod.

Las de l'amer repos où ma paresse offense
Une gloire pour qui jadis j'ai fui l'enfance
Adorable des bois de roses sous l'azur
Naturel, et plus las sept fois du pacte dur
De creuser par veillée une fosse nouvelle
Dans le terrain avare et froid de ma cervelle,
Fossoyeur sans pitié pour la stérilité,
– Que dire à cette Aurore, ô Rêves, visité
Par les roses, quand, peur de ses roses livides,
Le vaste cimetière unira les trous vides? –
Je veux délaisser l'Art vorace d'un pays
Cruel, et, souriant aux reproches vieillis
Que me font mes amis, le passé, le génie,
Et ma lampe qui sait pourtant mon agonie,
Imiter le Chinois au cœur limpide et fin
De qui l'extase pure est de peindre la fin
Sur ses tasses de neige à la lune ravie
D'une bizarre fleur qui parfume sa vie
Transparente, la fleur qu'il a sentie, enfant,
Au filigrane bleu de l'âme se greffant.
Et, la mort telle avec le seul rêve du sage,
Serein, je vais choisir un jeune paysage
Que je peindrais encor sur les tasses, distrait.
Une ligne d'azur mince et pâle serait
Un lac, parmi le ciel de porcelaine nue,
Un clair croissant perdu par une blanche nue
Trempe sa corne calme en la glace des eaux,
Non loin de trois grands cils d'émeraude, roseaux.

Der bittern Ruhe satt, wo Trägheit einen Ruhm
beleidigt, dem zulieb ich einst ein Heiligtum,
der Kindheit Rosenhain vom Blau beschirmt, geflohn,
und satter siebenmal der hart bedungnen Frohn,
daß Nacht für Nacht ich Grab um Grab im geizigen kalten
Grund meines Hirnes höhle, mitleidloses Schalten
des Totengräbers eigner Unergiebigkeit
– Was, Träume!, dieser Morgenröte, die mir weiht
die Rosen, sagen, wann, Angst ihrer todesblassen
Rosen, ein Friedhof muß die leeren Löcher fassen? –,
will ich denn der gefräßigen Kunst, grausames Land,
absagen und verjährtem Vorwurf lächelnd Stand
halten, den mir Freunde, Geist, Vergangenheit
und meine Lampe machen, die ja doch Bescheid
von meinem Todeskampfe weiß, will dem Chinesen
nachahmen, klaren feinen Herzens, der erlesen
reines Entzücken: auf den mondschneezarten Schalen
der sonderbaren Blume Scheiden abzumalen,
die, Duft durchsichtigen Lebens, er als Kind einfügen
sich fühlte seiner Seele blau verschlungnen Zügen.
Und, auch der Tod so mit dem einzigen Traum des Weisen,
heiter wähl' ich eine junge Landschaft, leisen
Hoffens, daß ich sie, zerstreut, noch auf die Tassen
malen werde: Einen See als dünnen blassen
bläulichen Strich; dem nackten Porzellan enthaucht
der Himmel; weiß verhüllt von einer Wolke taucht
ins Spiegelwasser still ein heller Mond sein Horn;
drei große Wimpern von Smaragd, Schildstauden, vorn.


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