Alain René Lesage
Der hinkende Teufel
Alain René Lesage

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Viertes Kapitel.

Liebesgeschichte des Grafen von Belflor und der Leonore von Cespedes.

Der Graf von Belflor, einer der größten Herrn vom Hofe, war sterblich in die junge Leonore von Cespedes verliebt. Er hatte nicht die Absicht, sie zu heirathen; die Tochter eines einfachen Edelmanns schien ihm keine hinreichend glänzende Partie zu sein; aber er wollte sie zu seiner Geliebten machen.

In diesem Verlangen folgte er ihr überall hin und verlor keine Gelegenheit, um ihr seine Liebe durch seine Blicke auszudrücken; aber er konnte weder mit ihr reden noch ihr schreiben, weil sie fortwährend von einer strengen und wachsamen Duegna, genannt Dame Marcella, beaufsichtigt war. Er war darüber in Verzweiflung, und weil dies Hinderniß sein Verlangen desto glühender machte, dachte er unaufhörlich an die Mittel, den Argus, der seine Io bewachte, zu hintergehen.

Ihrerseits hatte Leonore, der die Aufmerksamkeit des Grafen für sie nicht entgangen war, nicht anders können als seine Neigung erwiedern und allmählich bemächtigte sich ihres Herzens eine Leidenschaft, die immer feuriger wurde. Und doch schürte ich diese nicht durch meine gewöhnlichen Mittel der Versuchung, weil der Zauberer, der mich damals gefangen hielt, mir alle meine Streiche verboten hatte; der natürliche Lauf der Dinge genügte eben. Die Natur ist nicht weniger erfolgreich als ich; der ganze Unterschied zwischen uns besteht darin, daß sie die Herzen allmählich verdirbt, statt daß ich dieselben mit einem Male verführe.

So standen die Dinge, als eines Morgens Leonore und ihre ewige Gouvernante beim Gang in die Messe einer alten Frau begegneten, welche einen der größten Rosenkränze, den die Heuchelei je fabricirt hat, in der Hand trug. Sie trat mit sanfter und lächelnder Miene zu den Damen und sagte, sich an die Duegna wendend: Möge der Himmel Euch erhalten; sein heiliger Frieden sei mit Euch; erlaubet mir, Euch zu fragen, ob Ihr nicht die Dame Marcella seid, die keusche Wittwe des verstorbenen Herrn Martino Rosetta? Die Gouvernante bejahte. Dann treffe ich Euch sehr glücklicher Weise, fuhr das Weib fort, um Euch mitzutheilen, daß ich in meiner Wohnung einen alten Verwandten, der danach verlangt, Euch zu sprechen, beherberge. Er ist vor wenig Tagen aus Flandern angekommen; er hat sehr, sehr gut euren Gatten gekannt und er hat Euch Dinge von der allergrößten Wichtigkeit mitzutheilen. Er würde zu Euch gegangen sein, sie Euch zu sagen, wenn er nicht krank geworden wäre; der arme Mensch liegt in den letzten Zügen. Ich wohne wenige Schritte von hier; habt nur die Güte, wenn es Euch gefällig ist, mir zu folgen.

Die Gouvernante, die gescheut und vorsichtig war, und irgend einen falschen Schritt zu thun fürchtete, wußte nicht, wozu sie sich entschließen sollte; aber die Alte errieth den Grund ihres Zögerns und sagte ihr: Meine theure Dame Marcella, Ihr könnt mir in voller Ruhe vertrauen, ich nenne mich die Chichona und der Licenziat Marcos de Figuerna und der Baccalaureus Mira de Mosqua werden für mich einstehn, wie für ihre Großmutter. Wenn ich Euch einlade, mir nach meinem Hause zu folgen, so geschieht dies nur zu eurem Besten. Mein Verwandter will Euch eine gewisse Summe erstatten, die euer Gatte ihm einst vorgestreckt hat. – Bei diesem Worte »erstatten« hatte Dame Marcella ihren Entschluß gefaßt. Gehen wir, meine Tochter, sprach sie zu Leonore, gehen wir, den Verwandten dieser guten Dame zu sehen. Es ist ein Werk der Barmherzigkeit, Kranke zu besuchen.

Sie gelangten bald in die Wohnung der Chichona, die sie in einen niedern Saal treten ließ, in welchem sie einen Mann im Bette fanden, der einen weißen Bart hatte und, wenn er nicht sterbenskrank war, doch sehr darnach aussah. Hier, Vetter, sagte die Alte ihm die Gouvernante vorstellend, hier ist die kluge Dame Marcella, mit welcher Ihr zu reden wünscht, die Wittwe des verstorbenen Herrn Rosetta, eures Freundes. Bei diesen Worten erhob der Greis seinen Kopf ein wenig, grüßte die Gouvernante, machte ihr ein Zeichen heranzutreten, und sprach, als sie neben seinem Bette war, mit schwacher Stimme zu ihr: Meine theure Senhora Marcella, ich danke dem Himmel, daß er mich bis zu diesem Augenblicke leben ließ; es war das einzige, was ich noch von ihm erflehte; ich fürchtete zu sterben, bevor mir die Genugthuung würde, Euch zu sehen und in eure eigenen Hände hundert Dukaten zurückgeben zu können, welche euer seliger Gatte, mein innigster Freund, mir borgte, um mich aus einer Ehrensache, die ich einst in Brügge hatte, loszuwickeln. Hat er Euch niemals von dieser Angelegenheit gesagt?

Ach nein, antwortete die Dame Marcella, er hat mir keine Silbe davon gesagt; bei Gott sei seine Seele. Er war so großmüthig, daß er die Dienste, die er seinen Freunden leistete, vergaß, und im Gegensatz zu jenen Prahlhänsen, die sich guter Handlungen, welche sie nie begangen haben, rühmen, hat er mir nie gesagt, daß er irgend einen Menschen verpflichtet habe. – Sicherlich, er war eine edle Seele, antwortete der Greis, ich habe mehr Grund als irgend Jemand, davon überzeugt zu sein; und um es Euch darzuthun, muß ich Euch die üble Lage erzählen, der ich glücklich durch seinen Beistand entgangen bin; aber da ich Dinge von der äußersten Wichtigkeit für das Angedenken an den Verstorbenen mitzutheilen habe, so würde es mir lieb sein, wenn ich sie nur seiner verschwiegenen Wittwe anvertrauen könnte.

Nun wohl, sagte darauf die Chichona, Ihr könnt ihr diese Erzählung unter vier Augen machen – während dieser Zeit werden wir in mein Cabinet treten, diese junge Dame und ich. Und bei diesen Worten ließ sie die Duegna bei dem Kranken zurück und zog Leonore in ein anderes Zimmer, wo sie ihr ohne weitere Umschweife sagte: Schöne Leonore, die Augenblicke sind zu kostbar, um sie unnütz zu verschwenden. Ihr kennt von Ansehn den Grafen von Belflor; seit langer Zeit liebt er Euch und stirbt vor Begierde, es Euch zu sagen; aber die Strenge und Wachsamkeit eurer Gouvernante haben ihm dies Glück bis jetzt nicht verstattet. In seiner Verzweiflung hat er seine Zuflucht zu meiner Anschlägigkeit genommen und ich habe ihre ganze Kraft für ihn aufgeboten. Der Greis den Ihr eben sahet, ist ein junger Kammerdiener des Grafen, und Alles was ich gesagt, ist nichts als eine List, welche wir ersonnen haben, um eure Gouvernement zu täuschen und Euch hierher zu locken.

Als sie diese Worte geendet, trat der junge Graf, der sich hinter einem Vorhang verborgen gehalten, hervor und warf sich zu Leonorens Füßen: Senhora, rief er aus, verzeihet diese Kriegslist einem Liebenden, der das Leben nicht mehr ertrug ohne zu Euch reden zu dürfen. Wenn diese gefällige Frau nicht Mittel gefunden hätte, mir ein solches Glück zu verschaffen, so würde ich mich der Verzweiflung hingegeben haben. Diese Worte, gesprochen in flehentlichster Weise, von einem Manne, der ihr nicht mißfiel, verwirrten Leonore. Sie blieb eine Weile unschlüssig, welche Antwort sie darauf geben sollte, aber zuletzt ihre Fassung wiedererlangend, blickte sie stolz den Grafen an und sagte zu ihm: Ihr glaubt vielleicht eine große Verpflichtung gegen diese hülfbeflissene Dame zu haben, die Euch so gut gedient hat; aber laßt Euch das gesagt sein, der Dienst, den sie Euch leistete, wird Euch wenig nützen!

Indem sie so sprach, machte sie einige Schritte, um in den Saal zurückzukehren. Der Graf hielt sie auf. O bleibt, angebetete Leonore, nur einen Augenblick würdigt mich eures Gehörs. Meine Leidenschaft ist so rein, daß sie Euch nicht erschrecken darf. Ihr habt Ursache, ich sehe es ja ein, über die Intrige empört zu sein, deren ich mich bediente, um mit Euch sprechen zu können; aber habe ich nicht bis heute fruchtlos versucht, Euch zu nahen? Sechs Monate sind es, seit ich Euch zu den Kirchen, auf dem Spaziergange, in die Theater folge. Umsonst suche ich überall die Gelegenheit, um Euch zu sagen, wie sehr Ihr mich bezaubert habt. Eure grausame, unerbittliche Gouvernante hat immer mein Verlangen zu hintergehen gewußt. Ach, statt mir ein Verbrechen aus einer List zu machen, die ich gezwungen war anzuwenden, solltet Ihr mich beklagen, schöne Leonore, daß ich alle Qualen eines so langen Harrens erdulden mußte; und die tödliche Pein, welche dies mir verursachte – die meßt nach der Größe eurer Reize ab.

Belflor unterließ nicht, in diese Worte jenen Ton der Überredung zu legen, den die jungen Herrn so erfolgreich anzuwenden wissen; er ließ sogar einige Tränen rinnen. Leonore wurde davon gerührt; wider ihren eigenen Willen begannen sich in ihrem Herzen Regungen der Zärtlichkeit und des Mitleids zu erheben; aber sie war weit entfernt, ihrer Schwäche nachzugeben, und je mehr sie sich gerührt fühlte, desto mehr Eifer zeigte sie, sich zurückzuziehen. Graf, rief sie aus, alle eure Reden sind vergeblich; ich will Euch nicht anhören; haltet mich nicht länger auf, lasset mich fort aus einem Hause, in dem ich mich fürchte, oder ich werde durch meine Hülferufe die ganze Nachbarschaft hierher ziehen und eure Verwegenheit vor aller Welt offenbar machen. Sie sagte das mit so festem Tone, daß die Chichona, welche dringende Gründe hatte auf die Polizei Rücksichten zu nehmen, den Grafen anflehte, die Dinge nicht weiter zu treiben. Er hörte auf, Leonorens Verlangen zu widerstehn. Sie machte sich aus seinen Händen los; und was bis dahin noch keinem jungen Mädchen geschehen war, sie verließ das Cabinet, wie sie es betreten hatte.

Sie kam eilig zu ihrer Gouvernante zurück. Kommt, meine Gute, sagte sie ihr, brecht diese verlogene Unterredung ab, man betrügt uns, verlassen wir dies abscheuliche Haus. Was giebt es, meine Tochter? antwortete Donna Marcella überrascht – welchen Grund habt Ihr, Euch so ungestüm davon machen zu wollen? Ich werde es Euch sagen, antwortete Leonore. Fliehen wir; jeder Augenblick, den ich hier verweile, macht mir eine neue Qual! – Welche Begierde die Duegna nun auch hatte, die Ursache eines so raschen Forteilens zu erfahren, sie konnte augenblicklich keine Aufklärung bekommen; sie mußte thun, worauf Leonore bestand. Sie gingen alle Beide in Hast davon, die Chichona, den Grafen und seinen Kammerdiener sammt und sonders so betroffen zurücklassend wie Komödianten, die eben mit ihrem Stücke vom Publikum ausgepfiffen sind.

Sobald sich Leonore auf der Straße befand, begann sie in großer Aufregung ihrer Gouvernante Alles zu erzählen, was in dem Cabinet der Chichona vorgefallen war. Die Dame Marcella hörte ihr sehr gespannt zu, und als sie in ihrer Wohnung angekommen waren, sagte sie: Ich gestehe Euch, meine Tochter, daß ich außerordentlich gedemüthigt bin durch das, was Ihr mir da erzählt habt. Wie habe ich mich von diesem alten Weibe hintergehen lassen können! Ich habe anfangs Anstand genommen, ihr zu folgen. Weshalb blieb ich nicht dabei? Ich mußte ihrer sanften und unterwürfigen Miene mißtrauen; ich habe eine Dummheit begangen, die einer Person von meiner Erfahrung gar nicht zu verzeihen ist. O, weshalb habt Ihr mir nicht diese List noch in ihrem Hause entdeckt? Ich hätte ihr die Maske abgerissen, ich hätte den Grafen von Belflor mit Schmähungen überschüttet, und diesem falschen Greise, der mich beschwindelte, den Bart abgerissen. Aber ich werde sofort mit dem Gelde, das ich wie eine richtige Wiedererstattung annahm, zurückgehn; und wenn ich sie noch bei einander finde, sollen sie nichts dadurch verloren haben, daß sie einen Augenblick haben warten müssen. Nach diesen Worten griff sie zu ihrem Mantel, den sie eben abgelegt, und eilte zurück zur Chichona.

Der Graf war noch dort; er war in Verzweiflung über den schlechten Erfolg seines Anschlags. Ein Andrer an seiner Stelle hätte die Partie aufgegeben; er aber ließ sich nicht abschrecken. Bei tausend guten Eigenschaften hatte er eine wenig lobenswerthe; es war die, sich zu rückhaltlos seiner Neigung zu Liebeshändeln hinzugeben. Liebte er eine Dame, so war er zu leidenschaftlich bemüht, ihre Gunst zu erobern, und obwohl er sonst von Charakter ein Ehrenmann war, so war er doch dann im Stande, die heiligsten Rechte mit Füßen zu treten, um zur Erreichung dessen, was er erstrebte, zu gelangen. Er sagte sich, daß er seinen Willen nicht werde durchsetzen können ohne den Beistand der Dame Marcella, und er entschloß sich, nichts zu sparen, um sie für sein Interesse zu gewinnen. Er nahm an, daß diese Duegna, so strenge sie auch erschien, einem beträchtlichen Geschenke nicht würde widerstehen können und in dieser Voraussetzung betrog er sich nicht. Wenn es Gouvernanten giebt, die sich treu bewähren – so sind die Galans eben nicht reich oder nicht freigebig genug!

Im Anfang, als die Dame Marcella eintrat und die drei Personen erblickte, wider die sich ihr Zorn richtete, wurde sie von einer wahren Zungenwuth erfaßt; sie schüttete eine Million Schmähungen über den Grafen und die Chichona aus und warf das zurückerstattete Geld dem Kammerdiener an den Kopf. Der Graf ließ diesen Sturm geduldig über sich ergehen; und dann warf er sich vor der Duegna auf die Knie, um die Scene rührender zu machen, flehte sie an, die Börse, die sie fortgeworfen, zurückzunehmen und bot ihr tausend Pistolen als Zugabe, indem er sie beschwor, Erbarmen mit ihm zu haben. Mit so gewichtigen Gründen war nie in ihrem Leben noch ihr Mitleid in Anspruch genommen worden, und so blieb sie nicht unerbittlich; sie hörte mit ihrem Schimpfen sehr bald auf und verglich im Stillen die angebotene Summe mit der magern Belohnung, welche sie von Don Luis de Cespedes erwartete; sie fand, daß mehr Vortheil dabei sei, Leonore von ihrer Pflicht zu entfernen, als sie darin zu erhalten. Und deshalb nahm sie nach einigem Sträuben die Börse zurück, ließ sich das Anerbieten von tausend Pistolen gefallen, versprach des Grafen Liebe zu begünstigen und ging, um auf der Stelle für die Erfüllung ihres Versprechens zu wirken.

Da sie Leonore als ein tugendhaftes Mädchen kannte, so hütete sie sich wohl, ihr Veranlassung zu dem Argwohn zu geben, daß sie mit dem Grafen im Einverständnis sei, aus Furcht, daß Leonore ihren Vater davon unterrichte; wollte sie diese verführen, so mußte sie schlau sein und so sprach sie bei ihrer Rückkehr zu ihr: Leonore, ich habe meinen Zorn kühlen können; ich habe die drei Spitzbuben wieder gefunden; sie waren alle noch niedergeschmettert von der muthigen Art, womit Ihr Euch losgerissen. Ich habe der Chichona mit der Rache eures Vaters und der Strafe der Gerechtigkeit gedroht und ich habe dem Grafen Belflor alle Schmähungen an den Kopf geworfen, die der Zorn mir nur eingab. Ich hoffe, diesem großen Herrn wird die Lust vergangen sein, je wieder ähnliche Anschläge auszuführen und in Zukunft meine Wachsamkeit gegen seine Galanterien nöthig zu machen. Ich danke dem Himmel, daß Ihr durch eure Festigkeit der Schlinge entgangen seid, die er Euch gelegt hatte. Ich weine vor Freude darüber. Ich bin entzückt, daß er durch seine List nicht das Geringste erreicht hat; denn die großen Herrn machen sich ein Spiel daraus, junge Mädchen zu verführen. Die meisten von denen sogar, die das größte Wesen von ihrer Redlichkeit machen, haben nicht den geringsten Gewissensskrupel dabei, als ob es keine Abscheulichkeit wäre, Familien zu entehren. Ich sage damit nicht, daß der Graf von dieser Zahl ist, noch daß er beabsichtige, Euch zu täuschen; man darf von seinem Nächsten nicht immer schlecht urtheilen; vielleicht hat er ehrliche Absichten. Obwohl er von einem Range ist, um auf die ersten Partien in den Kreisen des Hofes Anspruch machen zu können, so kann ihn doch eure Schönheit haben den Entschluß fassen lassen, Euch zu heirathen. Ich erinnere mich sogar, daß er mir in den Antworten, die er auf meine Vorwürfe ertheilte, so etwas ausdrücklich zu verstehen gab.

Was sagt Ihr, meine Gute? unterbrach Leonore sie. Wenn er diese Absicht hatte, so würde er um mich bei meinem Vater geworben haben, der mich einem Manne seines Ranges nicht verweigert hätte! – Was Ihr sagt, ist richtig, versetzte die Gouvernante; ich theile diese Meinung; die Handlungsweise des Grafen macht ihn verdächtig, seine Absichten können keine guten gewesen sein; ich hätte fast Lust, mich noch einmal aufzumachen, um ihm neue Beleidigungen zu sagen. – Nun, meine Gute, versetzte Leonore, es ist besser das, was vorgefallen ist, zu vergessen und sich durch Verachtung zu rächen. – Es ist wahr, sagte die Dame Marcella, ich glaube, es ist das Beste, was man thun kann. Ihr seid vernünftiger als ich. Aber um alle Möglichkeiten zu erwägen, könnten wir nicht auch des Grafen Gesinnungen falsch beurtheilen? Was wissen wir, ob er nicht aus Zartgefühl so handelt? Bevor er die Einwilligung eines Vaters einholt, will er vielleicht mit langem Liebesdienst um Euch werben, sich eure Neigung verdienen, sich eures Herzens versichern, damit eure Verbindung desto mehr Glück gewähre. Wenn das wäre, meine Tochter, sollte es dann ein so großes Verbrechen sein, ihn zu hören? Was denkt Ihr darüber? Ihr wißt, wie lieb ich Euch habe. Fühlt Ihr eine Neigung für den Grafen? Oder widerstrebt Euch der Gedanke, ihn zu heirathen?

Bei dieser boshaften Frage schlug die allzu offenherzige Leonore erröthend die Augen nieder und gestand, daß sie durchaus keinen Widerwillen gegen ihn habe; aber da ihre Züchtigkeit sie abhielt, sich offener zu erklären, drängte die Duegna sie, ihr nichts zu verschweigen. Sie ließ sich endlich von den zärtlichen Betheuerungen der Gouvernante verlocken und sagte: Da ich Euch alles ganz offen sagen soll, so gesteh ich Euch, daß mir Belflor als meiner Liebe würdig erschien; ich habe ihn so hübsch gefunden und so viel Vortheilhaftes von ihm gehört, daß es mir nicht möglich war, bei seinen Aufmerksamkeiten ungerührt zu bleiben. Die unermüdliche Wachsamkeit, die Ihr hattet, diese zu verhindern, hat mich oft sehr verdrossen, und ich bekenne Euch, daß ich ihn im Stillen oft beklagt und durch meine Seufzer für den Schmerz entschädigt habe, den eure Wachsamkeit ihm zufügte. Um Euch nichts zu verschweigen – selbst in diesem Augenblicke, nach seinem verwegenen Unterfangen, entschuldigt ihn wider Willen mein Herz, statt ihn zu hassen, und wirft die Schuld auf eure Strenge. – Meine Tochter, antwortete die Gouvernante, da Ihr mir andeutet, daß seine Bewerbung Euch angenehm sein würde, so will ich Euch diesen Freier verschaffen. – Ich bin Euch sehr dankbar, fiel Leonore gerührt ein, für den Dienst, den Ihr mir leisten wollt. Wenn der Graf auch nicht den höchsten Hofkreisen angehörte, wenn er nichts wäre als ein einfacher Edelmann, würde ich ihn doch allen andern Männern vorziehen; aber hintergehn wir uns nicht; Belflor ist ein großer Herr, ohne Zweifel bestimmt für eine der reichsten Erbinnen des Königreichs. Erwarten wir nicht, daß er sich mit der Tochter des Don Luis begnüge, die ihm so wenig mitzubringen hat! Nein, nein, fuhr sie fort, er hat für mich nicht so gütige Absichten, er sieht in mir nicht die Person, die würdig ist, seinen Namen zu tragen; er sucht nichts, als was mich beleidigt!

Aber, sagte die Duegna, woher wißt Ihr, daß er Euch nicht genug liebt, um Euch zu heirathen? Die Liebe vollbringt täglich größere Wunder! Wenn man Euch hört, sollte man meinen, der Himmel hätte zwischen Euch und ihm eine unübersteigliche Kluft gebildet. Seid gerechter gegen Euch, Leonore, er erniedrigt sich nicht, wenn er sein Schicksal an das eure knüpft. Ihr seid von altem Adel und er braucht nicht über eine Verbindung mit Euch zu erröthen. Weil Ihr eine Neigung für ihn habt, fuhr sie fort, will ich mit ihm reden; ich will seine Absichten ergründen; wenn sie so sind wie sie sein sollten, will ich ihm einige Hoffnung durchblicken lassen. – O, thut das ja nicht, rief Leonore aus; ich gebe meine Einwilligung nicht, daß Ihr ihn aufsucht; er würde argwöhnen, ich hätte an diesem Schritte einen Antheil, und er würde dann aufhören, mich zu achten. – O, ich bin geschickter als Ihr denkt, versetzte die Dame Marcella. Ich werde damit beginnen, ihm vorzuwerfen, daß er die Absicht gehabt habe, Euch zu verführen. Er wird dann nicht ermangeln, seine Rechtfertigung zu versuchen; ich werde ihn anhören, ich werde ihn sich aussprechen lassen; lasset mich nur machen, meine Tochter, ich werde eure Ehre eben so gut zu wahren wissen, wie die meinige.

Die Duegna verließ das Haus beim Einbruch der Nacht. Sie fand Belflor in der Nähe von Leonorens Wohnung. Sie berichtete ihm die Unterredung, welche sie mit seiner Geliebten gehabt hatte, und unterließ nicht, hervorzuheben, mit welcher Geschicklichkeit sie das Geständniß, daß er geliebt sei, ihr entlockt habe. Nichts konnte dem Grafen angenehmer sein, als diese Entdeckung; auch dankte er der Dame Marcella in den lebhaftesten Ausdrücken, das heißt, er versprach ihr schon am folgenden Tage die tausend Pistolen einzuhändigen, und sah den Erfolg seines Unterfangens schon als völlig verbürgt an, da er wohl wußte, daß ein Mädchen, dessen Gunst man nur erst gewonnen, schon halb verführt ist. Man trennte sich also überaus zufrieden mit einander und die Duegna kehrte nach Hause zurück.

Leonore, welche ängstlich ihrer Gouvernante harrte, fragte, was sie ihr zu verkünden habe. Die beste Nachricht, die Ihr vernehmen könntet, antwortete ihr die Gouvernante; ich habe den Grafen gesehn. Ich sagte es Euch ja, meine Tochter, seine Absichten sind keine schlechten; er hat kein andres Ziel, als sich mit Euch zu verheirathen; er hat es mir geschworen bei allem, was dem Menschen nur heilig sein kann. Aber wie Ihr denken könnt, habe ich mich dadurch nicht fangen lassen.

Wenn Ihr diesen Willen habt, habe ich ihm eingeworfen, weshalb thut Ihr denn nicht bei Don Luis den gewöhnlichen Schritt?

Ach, meine theure Marcella, hat er mir geantwortet ohne durch diese Frage in Verlegenheit gebracht zu scheinen, würdet Ihr denn billigen, daß ich, ohne zu wissen, mit welchem Auge Leonore mich betrachtet und im bloßen Drange einer blinden Leidenschaft, sie von ihrem Vater zu erhalten suchte? Nein, ihre Ruhe ist mir theurer als mein Verlangen, und ich bin ein zu ehrlicher Mann, um mich der Gefahr auszusetzen, sie unglücklich zu machen.

Während er so sprach, fuhr die Duegna fort, beobachtete ich ihn mit der größten Aufmerksamkeit und wandte alle meine Erfahrung auf, um in seinen Augen zu lesen, ob er in Wirklichkeit von so viel Liebe, wie er auf der Zunge trug, entbrannt sei. Was soll ich Euch sagen? Er schien mir von einer wahren Leidenschaft erfaßt; ich habe darüber eine Freude gehabt, die ich große Mühe hatte, ihm zu verbergen; nichts desto weniger habe ich, als ich von seiner Aufrichtigkeit überzeugt war, geglaubt, daß es wohlgethan sei, ihm eure Gefühle anzudeuten, um Euch einen Geliebten von solchem Werth zu sichern. Senhor, habe ich ihm gesagt, Leonore fühlt keinen Widerwillen gegen Euch; ich weiß, daß sie Euch schätzt und so viel ich darüber urtheilen kann, wird ihr Herz durch eure Bewerbung nicht in Kummer versinken. Großer Gott, rief er nun ganz entzückt vor Freude aus, was höre ich? Ist es möglich, daß die reizende Leonore so günstig für mich gestimmt sei? Welchen Dank schulde ich Euch, gütige Marcella, daß Ihr mich einer so qualvollen Ungewißheit entrissen. Ich bin durch diese Nachricht um so mehr entzückt, weil Ihr es seid, die sie mir verkündet. Ihr, die, meinen Gefühlen feindselig, mir immer so viel Pein verursacht hat; aber vollendet mein Glück, theure Marcella, verstattet mir, mit der göttlichen Leonore zu reden; ich will ihr mein Gelübde der Treue ablegen, ich will ihr in eurer Gegenwart schwören, daß ich ewig nur ihr gehören werde.

Diesen Worten, fuhr die Gouvernante fort, fügte er noch andre rührendere hinzu, und endlich, meine Tochter, hat er mich so dringend gebeten, ihm eine geheime Unterredung mit Euch zu verschaffen, daß ich nicht unterlassen konnte, sie ihm zu versprechen. – Ach, weshalb habt Ihr ihm dies Versprechen gemacht? rief Leonore aufgeregt aus. Ein vernünftiges Mädchen, habt Ihr mir hundert Mal gesagt, müsse durchaus solche Unterredungen vermeiden, die nur gefährlich sein könnten, – Allerdings habe ich Euch das gesagt, versetzte die Duegna, und es ist das ein vortrefflicher Grundsatz; aber Ihr braucht ihn bei dieser Gelegenheit nicht zu befolgen, weil Ihr Belflor als euren zukünftigen Gatten betrachten könnt. – Er ist es aber noch nicht, fiel Leonore ein, und ich darf ihn nicht eher sehn, als bis mein Vater seine Bewerbung genehmigt hat.

Die Dame Marcella bereute in diesem Augenblicke, das junge Mädchen so gut erzogen zu haben, daß es ihr jetzt schwer wurde, die Zurückhaltung desselben zu besiegen. Aber sie wollte um jeden Preis damit zu Ende kommen und deshalb sagte sie: Meine theure Leonore, ich wünsche mir Glück dazu, daß ich Euch so sittenstreng sehe. Es ist das ein schönes Ergebniß meiner Bemühungen. Ihr habt alle Lehren, die Ihr von mir erhieltet, wohl beherzigt. Ich bin entzückt über mein Werk. Aber, meine Tochter, Ihr geht in dem, was ich Euch gelehrt, weiter als ich selbst; Ihr übertreibt meine Moral, und eure Tugend finde ich ein wenig zu zurückstoßend. Wie viel ich mir auch auf meine Strenge zu gute thue, eine menschenscheue Tugendhaftigkeit, welche sich ohne Unterschied gegen das Laster wie gegen die Redlichkeit in den Harnisch wirft, kann ich nicht billigen. Ein Mädchen hört darum nicht auf, tugendhaft zu sein, wenn sie einen Geliebten anhört, dessen reine Absichten sie kennt; und dann ist es auch kein größeres Verbrechen, eine Leidenschaft zu erwiedern, als dadurch gerührt zu sein. Verlasset Euch auf mich, Leonore, ich habe zu viel Erfahrung und nehme zu viel Antheil an Euch, um Euch einen Schritt thun zu lassen, der Euch nachtheilig werden könnte.

Und an welchem Orte, sagte Leonore, wollt Ihr denn, daß ich den Grafen sprechen soll? In eurem Zimmer, antwortete die Duegna, das ist der sicherste Ort. Ich werde ihn morgen während der Nacht einführen. – Denkt daran nicht, meine Gute, versetzte Leonore; was, ich sollte dulden, daß ein Mann . . . Ja, ja, Ihr werdet es dulden, unterbrach die Gouvernante sie; es ist das nichts so Besonderes, wie Ihr Euch einbildet. Das kommt alle Tage vor, und wollte der Himmel, daß alle jungen Mädchen solche Besuche mit eben so reinen Absichten empfingen, wie die euren sind. Uebrigens, was hättet Ihr denn zu befürchten? Werde ich nicht bei Euch sein? – Wenn mein Vater käme und uns überraschte, antwortete Leonore. – Seid darüber ruhig, entgegnete die Dame Marcella, euer Vater beunruhigt sich wegen eurer Aufführung nicht; er kennt meine Treue, er setzt sein ganzes Vertrauen auf mich.

So lebhaft von der Duegna und im Geheimen von ihrer Liebe gedrängt, konnte Leonore nicht länger widerstehen; sie gab ihre Einwilligung zu dem, was man von ihr verlangte.

Der Graf war bald davon unterrichtet. Er gerieth darüber so in Entzücken, daß er auf der Stelle seiner Zwischenträgerin fünfhundert Pistolen mit einem Ringe von dem gleichen Werthe schenkte. Als die Dame Marcella sah, wie gut er sein Wort hielt, wollte sie nicht weniger gut das ihre halten. Schon in der folgenden Nacht, sobald sie alles im Hause zur Ruhe gegangen wußte, befestigte sie eine seidene Strickleiter, die der Graf ihr gegeben, an einen Balkon und ließ auf diese Weise den Senhor in das Zimmer seiner Geliebten eindringen.

Unterdeß gab sich das junge Mädchen Ueberlegungen hin, die sie in die größte Aufregung versetzten. Welche Neigung sie auch für Belflor haben mochte und trotz allem, was ihre Gouvernante ihr sagen konnte, machte sie sich Vorwürfe, so leicht in einen Schritt eingewilligt zu haben, der ihre Pflicht verletzte; die Reinheit ihrer Absichten beruhigte sie dabei nicht. In der Nacht einen Mann in ihrem Zimmer zu empfangen, der die Zustimmung ihres Vaters nicht hatte, und dessen wahre Gesinnung ihr doch unbekannt war, schien ihr nicht allein ein sündhaftes Beginnen, sondern sie auch der Verachtung ihres Geliebten auszusetzen. Dieser letztere Gedanke beängstigte sie am meisten und sie war ganz erfüllt davon, als der Graf bei ihr eintrat.

Er warf sich ihr sofort zu Füßen, um ihr für die Gunst, die sie ihm gewährte, zu danken. Er schien durchdrungen von Liebe und Dankbarkeit und er versicherte sie, daß er entschlossen sei, sie zu heirathen. Da er sich über diesen Punkt aber nicht so klar ausdrückte, wie sie es wohl gewünscht hätte, sprach sie nichtsdestoweniger zu ihm: Ich will gern annehmen, daß Ihr keine andren Absichten als diese hegt, Graf; aber welche Zusicherungen Ihr mir auch geben mögt, sie werden immer einen Argwohn in mir zurücklassen, bis sie von der Einwilligung meines Vaters bekräftigt sein werden. – Senhora, antwortete Belflor, diese würde ich schon lange erbeten haben, wenn ich nicht gefürchtet hätte, sie zu erhalten auf Kosten eurer Ruhe. – Ich werfe Euch nicht vor, daß Ihr diesen Schritt noch nicht machtet, versetzte Leonore, ich lobe sogar euer Zartgefühl in diesem Punkte; aber jetzt hält Euch nichts mehr zurück und jetzt müßt Ihr aufs baldigste mit Don Luis reden oder Euch entschließen, mich niemals wieder zu sehn.

Und warum, fiel er ein, sollte ich Euch nie wieder sehn, schöne Leonore? Wie wenig Gefühl zeigt Ihr für die Seligkeit der Liebe. Wenn Ihr so gut zu lieben verständet wie ich, so würde es euer Glück sein, heimlich mein Werben anzunehmen und euren Vater, für einige Zeit wenigstens, nichts davon ahnen zu lassen. Welchen Zauber hat solch ein heimlicher Verkehr für zwei engverbundene Herzen! – Für Euch mag er ihn haben, sagte Leonore, für mich würde er aber nur peinlich sein. Ein solches Versüßen der Zärtlichkeit schickt sich nicht für ein tugendhaftes Mädchen. Rühmet mir nicht mehr die Reize eines solchen schuldvollen Verkehrs. Wenn Ihr mich achtetet, hättet Ihr ihn mir nicht zugemuthet; und wenn eure Absichten so sind, wie Ihr es mich glauben machen wollt, so müßt Ihr im Grunde eurer Seele mir Vorwürfe machen, daß ich nicht dabei in Zorn gerathen bin. Aber, ach, meiner Schwäche allein kann ich ja diese Beleidigung zuschreiben, ich habe sie verdient, indem ich that, was ich jetzt für Euch thue!

Anbetungswürdige Leonore, rief der Graf, Ihr seid es, die mir eine tödtliche Beleidigung zufügt. Eure zu strenge Gewissenhaftigkeit ängstigt sich ohne Grund. Wie? Weil ich so glücklich war, Euch durch meine Liebe zu erweichen, fürchtet Ihr, ich könne aufhören, Euch zu achten? Welche Ungerechtigkeit! Nein, Senhora! ich kenne den ganzen Werth eurer Güte, sie kann Euch meine Achtung nicht rauben, und ich bin bereit zu thun, was Ihr von mir verlangt. Schon morgen werde ich mit Don Luis reden; ich werde Alles aufbieten, was in meiner Macht ist, um ihn mein Glück besiegeln zu lassen; aber, um Euch nichts zu verbergen, ich habe wenig Hoffnung dazu. – Was sagt Ihr, versetzte Leonore mit dem äußersten Erstaunen, wie könnte mein Vater die Bewerbung eines Mannes von eurem Range bei Hofe verwerfen? – Es ist eben dieser Rang, entgegnete Belflor, der mich sein Nein fürchten läßt.

Diese Worte überraschen Euch; Ihr werdet aufhören, darüber erstaunt zu sein!

Vor einigen Tagen, fuhr er fort, erklärte mir der König, daß er mir eine Frau geben wolle. Er hat mir die Dame, die er mir bestimmt, nicht genannt; er hat mir nur angedeutet, daß es eine der ersten Partien am Hofe ist und daß ihm diese Heirath sehr am Herzen liegt. Da ich nicht wußte, wie Ihr gegen mich gesinnt sein könntet, denn Ihr wißt wohl, daß eure Härte gegen mich mir bis jetzt nicht verstattet hat, darüber ins Klare zu kommen, so habe ich ihm kein Widerstreben, seinen Willen zu thun, gezeigt. Sagt Euch nun selbst, Senhora, ob Don Luis sich in die Gefahr begeben wird, den Zorn des Königs auf sich zu ziehn, indem er mich zum Schwiegersohn annimmt.

Nein, sicherlich nicht, sagte Leonore, ich kenne darin meinen Vater. Wie vortheilhaft für ihn auch die Verbindung mit Euch sein mag, er wird lieber darauf verzichten, als sich der Ungnade des Königs aussetzen. Aber wenn mein Vater sich unserer Verbindung nicht widersetzen würde, so würden wir darum nicht glücklicher sein; denn wie überhaupt, Graf, könntet Ihr mir eine Hand geben, über die der König anders verfügen will? – Senhora, antwortete Belflor, ich gestehe Euch ganz aufrichtig, daß ich in dieser Beziehung in einer ziemlich großen Verlegenheit bin; aber ich hoffe nichts destoweniger, daß, wenn ich mich dem König gegenüber vorsichtig betrage, ich mir sein Wohlwollen und die Freundschaft, die er für mich hat, erhalten und doch dabei ein Mittel finden werde, dem Unglück zu entgehen, das mich bedroht. Ihr, schöne Leonore, könntet mir sogar dabei helfen, wenn Ihr mich für würdig erachtetet, mich an Euch zu fesseln. – Und auf welche Weise, sagte sie, kann ich dazu beitragen, die Heirath, welche der König für Euch beschlossen hat, zu hintertreiben? – Oh, Senhora, erwiederte er mit leidenschaftlichem Tone, wenn Ihr meine Gelübde erhören wolltet, so würde ich mich Euch schon zu erhalten wissen, ohne daß jener Monarch mir darum zürnen könnte.

Gestattet mir, reizende Leonore, fuhr er fort, indem er sich ihr zu Füßen warf, gestattet mir, daß ich mich Euch vermähle in Gegenwart der Dame Marcella; sie ist eine Zeugin, die bürgen wird für die Heiligkeit unserer Verbindung. Dadurch werde ich mich ohne Mühe den drückenden Banden, mit denen man mich fesseln will, entziehen; denn wenn nachher der König mich drängt, die Dame, welche er mir bestimmt, anzunehmen, so werde ich mich zu den Füßen dieses Monarchen werfen; ich werde ihm sagen, daß ich Euch seit langer Zeit liebte und Euch im Geheim geheirathet habe. Wie sehr er dann auch wünschen mag, mich mit einer andern zu verheirathen – er ist zu gütig, um mich dem entreißen zu wollen, was ich anbete, und zu gerecht, um eurer Familie eine solche Schmach anzuthun.

Was denkt Ihr, kluge Marcella, fügte er hinzu, sich an die Gouvernante wendend, was denkt Ihr von diesem Plane, den mir die Liebe soeben eingiebt? – Ich bin entzückt darüber, sagte die Dame Marcella, man muß gestehen, daß die Liebe sehr erfinderisch ist! – Und Ihr, anbetungswürdige Leonore, fuhr der Graf fort, was sagt Ihr dazu? Wird euer immer mit Mißtrauen gewappneter Geist sich weigern, ihn zu billigen? – Nein, antwortete Leonore, vorausgesetzt, daß es nicht hinter dem Rücken meines Vaters geschieht; ich zweifle nicht, daß er ihn billigt, sobald Ihr ihn davon unterrichtet haben werdet.

Man muß sich wohl hüten, es ihm anzuvertrauen, unterbrach sie in diesem Augenblick die abscheuliche Gouvernante; Ihr kennt den Senhor Luis nicht; er ist in Ehrensachen zu kitzlich, um mit heimlichen Liebesgeschichten zu thun haben zu wollen. Der Vorschlag einer geheimen Ehe wird ihn beleidigen und nebenbei wird seine Vorsicht nicht unterlassen, ihn die Folgen einer Verbindung fürchten zu machen, welche die Absichten des Königs durchkreuzen wird. Durch einen solchen unbesonnenen Schritt werdet Ihr ihn argwöhnisch machen; seine Augen werden ohne Unterlaß alle unsre Handlungen bewachen; und er wird Euch alle Gelegenheiten nehmen, Euch zu sehen!

Ich würde aus Schmerz darüber sterben, rief unser Höfling aus. Aber, Senhora Marcella, fuhr er fort, die Miene des Verdrusses annehmend, glaubt Ihr, daß Don Luis wirklich den Vorschlag einer heimlichen Ehe verwerfen wird? – Zweifelt nicht im Mindesten daran, antwortete die Gouvernante; aber nähmen wir auch an, er willigte darein, dann würde er, gesetzmäßig und gewissenhaft wie er ist, doch nicht zugeben, daß man die kirchlichen Ceremonien wegließe; und wenn man sich ihnen bei eurer Vermählung unterzöge, dann wäre die Sache auch bald stadtkundig!

Ach, meine theure Leonore, sagte nun der Graf, die Hand seiner Geliebten zärtlich in seinen beiden drückend, müssen wir, um einem leeren Vorurtheil der Schicklichkeit zu genügen, uns der fürchterlichen Gefahr, für immer getrennt zu werden, aussetzen? Bedürft Ihr eines Andren noch, um Euch mir zu geben? Die Einwilligung eines Vaters erspart Euch vielleicht einige innere Unruhe; aber da die Dame Marcella uns die Unmöglichkeit auseinandergesetzt hat, sie zu erhalten, so ergebt Euch meinem unschuldigen Verlangen. Nehmt mein Herz und meine Hand an, und wenn es an der Zeit sein wird, Don Luis von unserm Bunde zu sagen, werden wir ihm die Gründe klar machen, die wir hatten, ihm denselben zu verbergen. – Gut denn, Graf, sagte Leonore, ich willige ein, daß Ihr nicht so bald mit meinem Vater redet. Erkundet vorher den Willen des Königs, bevor ich im Geheimen eure Hand erhalte, sprecht mit diesem Fürsten, sagt ihm, wenn es sein muß, daß Ihr mir heimlich vermählt seid. Suchen wir durch diese Vorspiegelung . . . Oh, nein, das nicht, Senhora, entgegnete Belflor; ich bin ein zu großer Feind der Lüge, um eine solche Erdichtung zu wagen; ich kann nicht in solchem Maße mir selber untreu werden. Ueberdies ist der Charakter des Königs so, daß er es mir nie in seinem Leben verzeihen würde, wenn er zu der Entdeckung gelangen sollte, daß ich ihn betrogen hätte.

Ich würde kein Ende finden, Senhor Don Cleophas, fuhr der Teufel fort, wenn ich Wort für Wort wiederholte, was Belflor sprach, um das junge Mädchen zu verführen; ich sage Euch nur, daß er ihm alle die leidenschaftlichen Reden hielt, die ich den Männern bei solcher Gelegenheit einblase; aber er mochte noch so eifrig schwören, daß er sobald wie es ihm nur möglich sein würde öffentlich das Gelübde bekräftigen wolle, welches er ihr im Geheim ablege; er mochte noch so oft den Himmel zum Zeugen seiner Schwüre anrufen – die Tugend Leonorens zu besiegen gelang ihm nicht, und der Tag, der zu erscheinen begann, zwang ihn wider Willen, sich zu entfernen.

Die Duegna aber glaubte, daß sie es ihrer Ehre oder besser gesagt ihrem Interesse schuldig sei, was sie begonnen, durchzusetzen, und so sagte sie am andern Morgen zu der Tochter des Don Luis: Leonore, ich weiß nicht mehr, wie ich zu Euch sprechen soll; ich sehe Euch gegen die Leidenschaft des Grafen empört, als ob er nichts wie einen gewöhnlichen Liebeshandel beabsichtige. Habt Ihr an seiner Person vielleicht irgend etwas bemerkt, was ihn Euch zuwider gemacht hätte? – Nein, meine Gute, antwortete Leonore ihr, er ist mir nie liebenswürdiger erschienen; was er sprach, hat mir neue Vorzüge in ihm gezeigt. – Wenn das ist, erwiederte die Gouvernante, so begreife ich Euch nicht. Ihr seid für ihn eingenommen durch eine warme Neigung und Ihr weigert Euch, in etwas zu willigen, dessen Nothwendigkeit man Euch klar gemacht hat!

Meine Gute, antwortete die Tochter des Don Luis, Ihr habt mehr Klugheit und mehr Erfahrung als ich; aber habt Ihr wohl nachgedacht über die Folgen, die eine ohne die Einwilligung meines Vaters geschlossene Ehe haben kann? – Ja, ja, entgegnete die Duegna, ich habe darüber alle nöthigen Betrachtungen angestellt und ich ärgere mich, daß Ihr mit so viel Eigensinn dem glänzenden Schicksal widerstrebt, welches sich Euch darbietet. Nehmt Euch in Acht, daß eure Hartnäckigkeit euren Geliebten nicht ermüde und nicht zurückstoße; es steht zu befürchten, daß ihm die Augen über seinen eigenen Vortheil aufgehen, den die Heftigkeit seiner Leidenschaft ihn hat hintansetzen lassen. Da er Euch seine Hand reichen will, nehmt sie ohne langes Zögern an. Sein Wort bindet ihn, für einen Mann von Ehre giebt es nichts Heiligeres; überdem bin ich Zeugin, daß er Euch als seine Frau anerkennt; wißt Ihr nicht, daß ein solches Zeugniß wie das meine hinreicht, um einen Liebhaber, der treulos zu werden wagte, gerichtlich verurtheilen zu lassen?

Durch solche Reden bewirkte die falsche Marcella, daß Leonore erschüttert wurde. Sie ließ sich über die Gefahr, von welcher sie bedroht war, täuschen und in gutem Glauben überließ sie sich einige Tage nachher den bösen Absichten des Grafen. Diesen führte die Duegna alle Nächte über den Balkon in das Zimmer ihrer Gebieterin, und ließ ihn vor Tagesanbruch entschlüpfen.

In einer Nacht, als sie ihn ein wenig später wie gewöhnlich gemahnt hatte, sich zu entfernen und die Morgenröthe bereits die Dunkelheit zu scheuchen begann, machte er hastig Anstalt, auf die Straße niederzukommen. Aber zum Unglück benahm er sich so unvorsichtig dabei, daß er ziemlich schwer zu Boden fiel.

Don Luis de Cespedes, der in dem Zimmer über dem seiner Tochter schlief und der an diesem Tage sehr früh aufgestanden war, um mit einigen dringlichen Angelegenheiten fertig zu werden, hörte das Geräusch dieses Falles. Er öffnete sein Fenster, um zu sehen, was es sei. Er gewahrte einen Mann, der sich mühsam wieder aufrichtete, und die Dame Marcella auf dem Balkon, beflissen, die Strickleiter, deren der Graf sich geschickter beim Heraufsteigen als beim Hinabsteigen bedient hatte, abzulösen. Er rieb sich die Augen, er hielt im ersten Moment dies Schauspiel für einen Traum – aber nachdem er es noch einmal überblickt, sah er, daß nichts in der Welt mehr Wirklichkeit hatte, und die Helle des Tages, so schwach sie auch noch war, enthüllte ihm nur zu sehr seine Schmach.

Bestürzt von diesem verhängnißvollen Anblick und von gerechtem Zorn entbrannt, eilt er in seinem Schlafrock, seinen Degen in der einen, ein Licht in der andern Hand, in Leonorens Zimmer. Er ist entschlossen, sie und ihre Gouvernante seiner Rache zu opfern. Er pocht an die Thüre ihres Zimmers und befiehlt zu öffnen; sie erkennen seine Stimme; sie gehorchen zitternd. Er stürmt mit wuthentstelltem Gesichte herein und seinen bloßen Degen ihren erschrockenen Augen zeigend, ruft er aus: Ich will im Blute einer Schamlosen die Schmach abwaschen, welche sie ihrem Vater angethan hat und zu gleicher Zeit die schurkische Gouvernante züchtigen, welche mein Vertrauen verräth!

Beide warfen sich ihm zu Füßen und die Gouvernante nahm das Wort: Senhor, sagte sie, hört mich, bevor Ihr uns straft, nur einen Augenblick an. – Elende, schrie der Greis, so sprich, ich will meine Rache für einen Augenblick aufschieben, sag mir alle Umstände meines Unglücks . . . aber, was sag ich, alle Umstände – ich sehe sie ja, nur den Namen des Unglücklichen, der mein Haus entehrt, habe ich noch zu erfahren! – Senhor, versetzte die Dame Marcella, der Graf von Belflor ist der Cavalier, um den es sich handelt. – Der Graf von Belflor? rief Don Luis. Wo hat er meine Tochter gesehen, durch welche Mittel hat er sie verführt? Verbirg mir nichts. – Senhor, erwiederte die Gouvernante, ich will es Euch berichten mit aller Aufrichtigkeit, deren ich fähig bin.

Nun schwätzte sie mit unendlicher Verstellungskunst alle die Reden daher, welche sie schon Leonoren vorgespiegelt, als ob der Graf sie ihr gehalten hätte. Sie schilderte ihn mit den schönsten Farben; er war ein zärtlicher, aufrichtiger, zartfühlender Liebhaber. Da sie sich bei der Entwickelung der Geschichte nicht von der Wahrheit entfernen konnte, so war sie gezwungen, sie einzugestehen; aber sie verbreitete sich über die Gründe, welche man gehabt, hinter dem Rücken des Vaters diese heimliche Ehe zu schließen und sie stellte sie in einem so guten Lichte dar, daß Don Luis Wuth beschwichtigt wurde. Sie gewahrte dies sehr wohl und um den Greis völlig zu erweichen, sagte sie ihm: Senhor, das ist, was Ihr wissen wolltet. Jetzt straft uns! Stoßt den Degen in Leonorens Brust. Aber was sag ich, Leonore ist unschuldig, sie that nichts als dem Rathe einer Person folgen, welche Ihr mit ihrer Leitung beauftragt habt; gegen mich allein müssen eure Schläge sich richten; ich bin's, die den Grafen in das Zimmer eurer Tochter eingeführt hat, ich bin es, welche die Bande, die sie vereinen, schmiedete. Ich habe die Augen geschlossen über das, was wider die Regel in einer Verbindung war, die Ihr nicht genehmigt hattet – um Euch einen Schwiegersohn zu sichern, dessen Gunst, wie Ihr selber wißt, der Kanal ist, durch den alle Gnaden des Hofes heute fließen; ich habe nichts im Auge gehabt, als das Glück Leonorens und den Vortheil, den eure Familie aus einer so glänzenden Verbindung ziehen könnte; das Uebermaß meines Eifers hat mich meine Pflicht vergessen lassen!

Während die durchtriebene Marcella so sprach, sparte ihre Gebieterin ihre Thränen nicht; sie legte einen so großen Schmerz an den Tag, daß der gutmüthige Greis nicht widerstehen konnte. Er wurde dadurch gerührt, sein Zorn verwandelte sich in Mitleid; er ließ seinen Degen fallen, und, die Mienen eines gereizten Vaters ablegend, rief er, Thränen in den Augen, aus: Oh, meine Tochter, welch eine entsetzliche Leidenschaft ist die Liebe! Ach, du kennst nicht alle Gründe, die du hast, dich dem Schmerze hinzugeben. Die Beschämung vor einem Vater, der dich überraschte, entlockt dir in diesem Augenblick allein deine Thränen. Du ahnst nichts von dem Schmerze, den dein Geliebter dir vielleicht bereiten wird! Und Ihr, thörichte Marcella, was habt Ihr gethan? In welchen Abgrund stürzt uns euer unberathener Eifer für meine Familie! Ich räume ein, daß die Verbindung mit einem Manne, wie der Graf, Euch hat verblenden können und das ist, was Euch vor mir rettet; aber, Unglückliche, die Ihr seid, mußtet Ihr denn nicht auf der Hut sein vor einem Liebhaber von diesem Charakter? Je mehr Ansehen er hat, je höher er in Gunst steht, desto mehr Vorsicht mußtet Ihr bei ihm anwenden. Wenn er sich kein Gewissen daraus machen wird, Leonore sein Wort zu brechen, was soll ich dann beginnen? Soll ich den Schutz der Gesetze anrufen? Eine Person von seinem Rang wird es schon verstehen, ihrer Strenge zu entschlüpfen. Ich will zugeben, daß er seinen Schwüren treu bleiben und meiner Tochter sein Wort halten möchte; wenn aber der König, wie er Euch gesagt hat, die Absicht hegt, ihn eine andere Dame heirathen zu lassen, so ist zu fürchten, daß dieser Monarch ihn durch seine Macht dazu zwingt!

Oh, daß er ihn zwinge, Senhor, unterbrach Leonore ihn, das ist nicht, was wir zu fürchten haben. Der Graf hat uns fest versichert, daß der König seinen Gefühlen nicht in solchem Grade Gewalt anthun würde. – Ich bin überzeugt davon, sagte die Dame Marcella; außerdem, daß der Monarch seinen Günstling zu sehr liebt, um solche Tyrannei über ihn auszuüben, ist er zu edelmüthig, um einen tödtlichen Kummer dem tapfern Don Luis de Cespedes zuzufügen, der seine besten Tage dem Dienst des Staats geopfert hat.

Gebe der Himmel, entgegnete seufzend der Greis, daß meine Sorgen eitle seien! Ich gehe zum Grafen, um darüber eine Aufklärung von ihm zu verlangen; die Augen eines Vaters sind scharf, ich werde bis auf den Grund seiner Seele sehn; wenn ich ihn in einer Gesinnung finde, wie ich sie wünsche, so werde ich euch das Vergangene verzeihen; aber, setzte er in festerem Tone hinzu, wenn ich in seinen Worten ein falsches Herz wahrnehme, so wandert ihr Beide in ein Kloster, um dort für den Rest eurer Tage eure Unbesonnenheit zu beweinen. Bei diesen Worten griff er seinen Degen auf, und während die Frauen sich von dem Schrecken, den er ihnen eingejagt, erholten, stieg er zu seiner Wohnung hinauf, um sich anzukleiden.

Bei dieser Stelle seiner Erzählung wurde Asmodeus von dem Studenten unterbrochen, der ihm sagte: Wie anziehend die Geschichte, welche Ihr mir erzählt, auch ist, etwas, das ich erblicke, hindert mich doch, Euch so aufmerksam zuzuhören, als ich es möchte. Ich entdecke in einem Hause eine Frau, die mir hübsch scheint, zwischen einem jungen Manne und einem Greise. Sie trinken, wie es scheint, alle drei etwas sehr Gutes; und während der alte Cavalier die Dame küßt, reicht die Schelmin hinter ihrem Rücken eine ihrer Hände dem jungen Manne zum Küssen hin, der ohne Zweifel ihr Liebhaber ist.

Ganz im Gegentheil, antwortete der Hinkende. Dieser ist ihr Mann und der andere ihr Liebhaber. Dieser Greis ist ein Mann von Einfluß, ein Comthur des militärischen Ordens von Calatrava. Er ruinirt sich für diese Frau, deren Mann eine kleine Anstellung bei Hofe hat; sie macht ihrem alten Seufzerer Liebkosungen aus Eigennutz, und Treulosigkeiten aus Neigung zu ihrem Mann!

Das Bild ist ergötzlich, versetzte Zambullo. Sollte dieser Ehemann nicht ein Franzose sein? – Nein, erwiederte der Teufel, es ist ein Spanier. Glaubt Ihr, die gute Stadt Madrid hätte nicht auch in ihren Mauern gutmüthige Ehemänner? Aber freilich, es wimmelt hier nicht so davon, wie in Paris, was ohne Widerspruch die an solchen Einwohnern reichste Stadt der Welt ist. – Verzeihung, Senhor Asmodeus, sagte Don Cleophas, wenn ich den Faden von Leonorens Geschichte durchschnitten habe; fahrt darin fort, ich bitte Euch; sie fesselt mich unbeschreiblich; ich finde darin Kunstgriffe der Verführung, die mich entzücken. Der Dämon nahm sie folgender Weise wieder auf:



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