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Dreiundzwanzigstes Kapitel

. Am Tage der drei Könige, zur Vesperzeit, kamen bei der Juffrouw Wild Leute aus Woluwe, de Perck und selbst aus Kortenberg zusammen. Sie waren alle irgendwie miteinander verwandt, und als die Uhr sieben schlug, waren sie zehn an der Zahl.

Dann kamen noch der Lehrer, der Gemeindeschreiber, der Pachter Snipzel und sein Neffe Lamm, und alle diese Menschen hatten sich, wie es schien, in diesem Hause versammelt, um zu lachen und Spaß zu treiben.

Als die gesamten Leute beisammen waren, zog der Lehrer ein Dutzend sauber zusammengefalteter Papierstücke aus seiner Tasche und warf sie in einen alten Korb.

Er gab darauf den Korb der Magd und sagte:

»Daß mir jeder jetzt einen Zettel zieht!«

Und einer nach dem anderen steckten die Männer die Hand in den Korb, und jeder eilte sich seinen Zettel zu entfalten, um zu sehen, ob er nicht König sei, Narr, Kanzler oder nur ganz einfach Mundschenk. Aber noch niemand hatte den Zettel zu fassen bekommen, der ihn zum König oder Narren machen würde.

»Der Narr!« ruft mit einemmal die ganze Gesellschaft. »Da haben wir den Narren!«

Lamm ist es, der seinen Zettel hoch in der Luft hin und her schwenkt. Und gleich beginnt er Fratzen zu schneiden, die eine noch spaßhafter als die andere, um zu zeigen, daß er einer ist, der seiner Lage etwas abzugewinnen weiß.

Jetzt kommt Kobe Snipzel näher, aber Katharina stößt lachend seine Hand zurück, die er schon in den Korb stecken wollte, dann zieht sie für ihn einen Zettel, der sich in nichts von den anderen unterscheiden würde, wenn nicht ein kleiner Tintenfleck wäre, der sich an einer Ecke befindet; niemand außer Katharina, Lamm und dem Schulmeister weiß um das Geheimnis.

»Der König! Snipzel ist König.«

Man schreit. Ein Vivat für Snipzel! Lang lebe der König Snipzel! Und einige machen schon Anstalten ihn zu begrüßen und beugen ihre Rücken bis tief zur Erde. Ein Geiger, den sie sich für das Fest bestellt haben, kratzt wie verrückt auf seiner Geige herum. Hi–han–an–an! hüpft der Bogen. Und Kobe grüßt.

Da sind nur noch drei Zettel zu ziehen. Der Schullehrer nimmt einen, er ist Beichtvater geworden; der Schreiber nimmt einen anderen, er ist Arzt, und Puffers, der lustige Puffers, ist durch das Los zum Kanzler bestimmt worden.

Ein jeder nimmt sich darauf vor, seine Rolle gut zu spielen, und überlegt sich die feinsten Späße, die er machen wird.

Rim-Tschimtschim! Der Musikant hebt seine Geige hoch unters Kinn, und die ganzen Leute begeben sich nach dem großen, mit einem blau und weiß gewürfelten Tischtuch bedeckten Tisch, springend und den Takt markierend zum kreischenden Kräng-Kräng der Geige.

»Großer Napoleon,« sagt darauf der Schulmeister zu Snipzel, »es kommt Euch zu, eine Frau zu suchen, damit eine Königin da ist.«

»Schön,« sagt Kobe heiter, »wir haben sie schon gefunden. Hier, das ist meine Frau, die Königin.«

Und seine beiden mächtigen Hände um Katharinas Taille legend, drückt er sie mit einem verliebten Blick auf einen Stuhl neben sich nieder.

»Alles ist aufs beste eingerichtet,« sagt der Schulmeister. »Der König und die Königin sind gefunden. Tut ihr anderen nun was eures Amtes ist.«

Und alsogleich beginnt die Versammlung zu schreien:

»Der Mundschenk, wer ist denn der bösartige Mundschenk, der den König und die Königin verdursten läßt? Sicher ist er dabei, den Krug selbst zu leeren, anstatt ihn die Runde machen zu lassen.«

Aber Flip steigt schon die Kellertreppe herauf mit zwei riesigen Krügen Bier und ruft:

»Teufelsrachen! Habt ihr die Hölle verschluckt, daß ihr so giftig seid?«

Er nähert sich Kobe und schenkt ihm die erste volle Maß ein.

Das ist der große Augenblick: jeder sieht auf Kobe und dieser sieht sein Glas an. Er hebt es hoch, senkt es wieder, streicht drüber hin, lächelt ihm zu und trinkt es in einem Auge leer.

Ein Ruf geht durch die Stube:

»Der König trinkt!«

Weh aber dem Tone! Er hat zu spät gerufen. Zur Strafe für diese Verfehlung streicht ihm Lamm mit einem großen Stück Steinkohle über sein Gesicht, so daß er wie der Mohrenkönig aussieht.

»Gut gemacht! Der Narr hat nach seinem Recht gehandelt!« sagen die anderen.

Und es ist wirklich üblich, daß der Narr mit schwarzer Kohle alle bestreicht, die zu rufen vergessen, wenn der König trinkt.

Eine schöne Krone aus Goldpapier mit einem ausgeschnittenen Blumenmuster windet sich um das Haupt von Kobe Snipzel, und er sieht wahrhaftig wie ein rechter König aus, so dick und kräftig und zufrieden ist er. In der rechten Hand hat er ein großes Messer mit einer leuchtenden Klinge, und wenn er sich verständlich machen will, klopft er damit auf den Tisch.

»Meine Seligkeit! Ach, meine Katharina, ich sitze wahrhaftig auf einem Thron, weil ich so neben Euch sitzen darf. Jetzt kann uns nichts mehr auseinanderbringen!«

»Seht mich mal an, Kobe,« antwortet die Pachterin, »daß ich doch einmal nachsehe, wie mein Herz vor Freude hüpft, wenn es sich in Euren Augen spiegelt.«

Und die Leute schreien:

»Trinken! Nichtsnutziger Mundschenk! Trinken! Wir sind noch mehr aufgebracht, als ein Teich, den die Sonne ausgedörrt hat, und der nur noch Kröten anstatt Wasser hat.«

Und Flip taucht wieder mit seinen Krügen auf, die er eben zum zweiten Male gefüllt hat. Er ruft:

»Meinen Segen habt ihr. Das ganze Faß geht drauf, das ist nun mal sicher.«

In diesem Augenblick beginnt sich ein Duft von bratender Butter durch das ganze Haus zu verbreiten, und manch einer, in der Vorahnung, daß irgend etwas Gutes kommen wird, lockert heimlich den Hosengurt.

Bald darauf stößt der Koch die Tür auf, in seinen Händen hält er eine große Schüssel Pfannkuchen, »dampfende Koekebakken«, wie man sie in Brabant zu nennen pflegt; er trägt eine Frauenhaube auf dem Kopf, und um die Hüften hat er sich als Schürze ein Bettuch umgebunden.

Die Rufe werden lauter.

»Essen wir,« sagt der König und klopft mit dem Messer auf den Tisch …

Und sofort hört man ein lautes Klappern von Messern und Gabeln. Die einen schneiden ihre Koekebakken in zwei Teile, die anderen in vier, es gibt auch welche, die wetten, daß sie auf einmal einen ganzen verschlingen. Aber der kühnste war unstreitbar ein gewisser Ochsenhändler, der seinen Koekebakken auf die Zunge legte und eine Wette einging, daß er ihn verschlingen würde, ohne auch nur einmal seine Kinnlade zu bewegen, was er denn auch tat unter großem Jubel der Zuschauer.

»Der König trinkt!«

Und durch die glucksenden Kehlen fließt das schaumige frische Bier.

»Wo ist der Narr? Lamm, wo ist der Narr Lamm hingekommen?« Endlich kommt er, hält seinen Bauch mit beiden Händen und seufzt in einem fort.

»Nanu, Lamm? Was fehlt Euch denn? Habt Ihr den Koekebakken schief geschluckt?« fragt Kobe Snipzel.

Aber Lamm macht mit dem Kopf ein verneinendes Zeichen. Er steckt die Zunge heraus, reißt die Augen ganz weit auf, beklopft seinen Bauch und fährt fort zu stöhnen. Schon beginnen sich die Anwesenden zu beunruhigen, aber er schmunzelt schon, um zu zeigen, daß das nur eine seiner Possen ist; alle lachen mit.

»Narr,« sagt der König, »ich sehe ohne Brille, daß bei Euch etwas nicht in Ordnung ist.«

Lamm nickt sehr hastig mehrmals mit dem Kopf.

»Es bleibt also dabei,« redet der König weiter, »Ihr seid in Unordnung gekommen; ich werde den Arzt rufen und Euch einen Aderlaß machen lassen.«

Der schlaue kleine Schreiber nähert sich Lamm und sagt ihm:

»Das bin ich, der Arzt. Eure Zunge! … Grün ist sie. – Eure Handflächen! … Blau! – Eure Augen! … Rot! – Gut, jetzt sagt mir aber den Namen Eurer Krankheit. Wenn es die Galle ist, werd' ich Euch purgieren. Wenn Ihr an Hitzen leidet, muß ich Euch zur Ader lassen, und wenn es vom Fasten kommt, werdet Ihr essen und trinken.«

»Ein Vivat für den Arzt!« schrie die Versammlung.

»Hat sich was,« sagt Lamm. »Ich habe getrunken und gegessen und habe doch Durst und Hunger. Mein Herz ist geschwellt, und doch ist es gepreßt. Es ist mir, als wäre ich zur einen Hälfte des Körpers zu Eis gefroren, und die andere Hälfte ist heiß wie auf glühenden Kohlen. Ich bin also zwei, obgleich ich nur eins bin.«

Und jeder, der ihn sprechen hörte, sagte sich:

»Wo will er damit hinaus?«

»Ich sehe,« sagt der Arzt, »daß Ihr krank seid, kommt wieder, wenn Ihr wieder gesund seid.«

Lamm begann seine Verrenkungen aufs neue und brüllte wie eine Kuh in ihren Wehen.

»Beichtvater,« sagte jetzt der König, »unser Narr hat den Teufel im Leib. Laßt ihn beichten.«

»So soll es sein!« sagte der Schulmeister.

Und er führte Lamm in eine Ecke.

»Schulmeister,« sagte ihm da Lamm im Flüsterton, »schleppen wir die Sache nicht länger hin. Roose ist draußen vor der Tür, und ihr armes kleines Herz wartet mit Ungeduld, daß ich sie bei der Hand fasse und zu meinem Onkel führe.«

»Mein Sohn, die List hast du dir gut ausgesonnen,« sagte der Schullehrer, »wenn der Pachter die schöne junge Dirn ihn anflehen sieht, wird er nicht imstande sein zu widerstehen.«

Dann änderte er seine Stimme und sagte laut:

»Das ist die Verrücktheit, die sich in dem Narren festgesetzt hat.«

»Auch gut,« sagte der König, »die Sache wäre etwas Besonderes, wenn er aus Weisheit krank geworden wäre.«

»Aber seine Verrücktheit kommt aus Einsamkeit und Melancholie.«

»Wieso denn soll sie einsam sein, wo er doch selber seiner Verrücktheit Gesellschaft leistet und wo sie doch wie Mann und Frau miteinander gehen?«

Die Seufzer Lamms verdoppelten sich während dieser Rede.

»Ach, großer Napoleon!« sagte der Beichtvater, »Ihr legt den Finger auf die Wunde. Sie passen zusammen, wie Mann und Frau, aber das ist immerhin kein Mann und keine Frau, das ärgert ihn: der Narr hat die Liebeskrankheit.«

»Hol er sich doch eine Frau,« sagte der König.

»Der König hat gesagt, daß der Narr sich jetzt eine Frau suchen geht.«

Da legte Lamm mit einer ganz komischen Eilfertigkeit seine Hand aufs Herz, und alsogleich fing er an durch die Stube zu hopsen, zu kreischen und zu tanzen.

»Er will Euch damit sagen, daß sein Leiden eine Linderung gefunden hat,« sagte der Beichtiger.

Und Katharina sagte ihrerseits:

»Jetzt geht, da Ihr die Erlaubnis des Königs habt, närrischer Lamm, und holt Euch diese, die Ihr lieb habt und die Ihr Euch zur Frau ausgesucht habt.«

Er lief zwei, dreimal durch die Stube und tat, als suche er unter den Tischen und in allen Ecken.

»Der sucht seine Hälfte und findet sie nicht,« sagten die anderen lachend.

Und es waren welche, die sagten:

»Der wird uns sicher irgendeine Bucklichte bringen, damit wir was zu lachen haben.«

»Nee, gewiß irgendeinen alten Kerl, den er in Weibskleider gesteckt hat,« redeten andere gegen an.

»Ach was, die alte Hopsassa!«

»Oder eine Bohnenstange mit einer Kappe drauf, und einem Strohhut, so wie man sie im Feld zum Scheuchen der Vögel braucht.«

»Hallo! Lamm, Lamm!«

Lamm zieht die Schultern hoch und hält die Augen auf den Boden geheftet, wie ein ganz Verzweifelter, doch plötzlich sieht man ihn sich vor den Kopf schlagen, er bricht in ein lautes Gelächter aus und geht geräuschvoll hinaus.

»Der Narr hat einen Gedanken!« schreien die Versammelten.

»Ach, Kobe, mein einziger Mann,« flüstert in diesem Augenblick Katharina dem König ins Ohr. »Man soll nicht gegen einen was haben, wegen der Richtung, die sein Herz genommen hat. Nichts gibt es, das einen Mann und eine Frau verhindern kann, sich zu lieben. Und dann, Kobe, Kobe, ich bitt' Euch, seid nicht überrascht von dem, was Ihr sehen sollt.«

»Das ist doch alles nur Spiel,« sagte er lachend. »Man weiß doch, was eine Narrenhochzeit sein kann. Nein, wirklich, überrascht werd' ich nicht sein.«

Lamm trat gerade wieder ein. Er hielt ein Mädchen an der Hand. Eine Maske aus Pappe, die ihr das Aussehen gab, als wären ihre Backen sehr aufgeblasen und als lachte sie immerzu, versteckte ihr Gesicht. Man sah überhaupt auch ihr Haar nicht, denn sie hatte ihr Tuch bis in die Stirn gezogen. Weder Lamm noch dem Mädchen schien es recht wohl zumut zu sein: ihre Hände zitterten und sie sahen wie zwei Schuldige aus, die man dem Richter vorführt. Aber die Heiterkeit wurde um so größer, als man sie hereinkommen sah, und man merkte nichts von ihrer Verwirrung.

»Vorwärts,« sagte der König, und er sah neugierig Lamm und seine Gefährtin an.

»Narr,« sagte er, nachdem er einen Augenblick verstreichen ließ, »hat Euch der große Sultan seine Tochter zur Ehegattin gegeben? Ihr macht ein verneinendes Zeichen. Also, sagt uns dann, wer diese da ist, denn niemand vermag ihr Gesicht zu erkennen, das sie hinter der Maske versteckt hält, und doch ist sie jung und schön, das läßt sich leicht erraten.«

»Nein, König, ich werde Euch nichts sagen, ehe Ihr sie mir als Frau zugewilligt habt.«

»Soll gut sein!« bewilligte Kobe und lachte. »Wenn es geschrieben sein muß, soll der Kanzler es schreiben.«

Und Puffers, der Kanzler war, ging darauf ein und schickte sich an, an die Wand zu schreiben, was zu schreiben war.

»Ihr habt das Versprechen von Eurem Onkel, Ihr könnt reden; er ist kein Mann, der sein Wort zurücknimmt,« mischte sich Katharina Wild ein.

»Onkel,« sagte darauf Lamm, »Ihr gebt sie mir zur Frau ohne sie zu kennen, aber es ist doch etwas anderes einen Sack Hafer zu kaufen, wenn man mit der Hand drin im Korn wühlen kann, als ihn verbunden zu kaufen. Der Narr von heute hat morgen aufgehört ein Narr zu sein, und man läßt manchmal so im Gerede Dinge fallen, die für immer verpflichtend sind.«

»Lamm,« sagte da der König, »was für ein Grund liegt unter all dem Treiben? Das ist zweifellos ein Streich, wie Ihr immer welche macht. Ich wußte bis jetzt nicht, daß Ihr auf Brautschau ins Land gegangen seid.«

»Roose, nimm die Maske vom Gesicht.«

Und als die Tochter von Jan Slim das getan hatte, was ihr Lamm geheißen, konnte nun ein jeder das liebliche, vor Erregung bleiche Gesicht sehen. Sie senkte die Augen tief und rollte ihre Maske ratlos zwischen ihren Händen.

»Roose!«

Kobe warf einen Blick voll Zorn auf Lamm, und seine Faust sauste auf den Tisch nieder.

»Was hat dieser Streich auf sich? Ein anderer als du hätte mir den teuer bezahlt!«

»Possen sind das nicht, Onkel Kobe. Roose wird meine Frau, wenn Ihr es zugebt.«

Kobe sah Roose an, und als er sie so erregt und bleich sah, schmolz sein Groll hin, dennoch antwortete er nicht gleich, und sein Auge ging zwischen Lamm und dem Mädchen hin und her.

Da drang die Stimme Katharinas an sein Ohr, und diese Stimme raunte ihm zu:

»Wenn doch ein Wort die beiden da glücklich macht, Kobe, wollt Ihr das denn nicht sagen?«

Diese rechten Worte gaben ihm die Lust zum Frohsinn wieder, er klopfte sich auf den Bauch und lachte los, und dann sagte er:

»Der Narr hat seinen Streich gut durchgeführt. Das Recht muß man ihm widerfahren lassen.«

Dennoch sagte er immer noch weder ja noch nein, und es schien ihm Spaß zu machen, die Ängste der beiden Verliebten in die Länge zu ziehen.

Dreimal leerte er sein Glas, und alle schrien:

»Der König trinkt!«

Zu guter Letzt überdrehte er sich doch nach ihnen um und sagte:

»Kommt einmal her, Kinder! Ich bin glücklich, hört ihr, und ihr sollt es mir auch werden! Morgen bring' ich die Sache mit Slim in Ordnung.«

Lamm tollt im Zimmer herum, und Katharina hat Roose neben sich gesetzt. Santje ist in der Küche geblieben. Man geht mit der Geige voraus sie zu holen und führt sie alsbald mit großem Pomp in die Stube. Während sie aber durch die Tür geht, muß sie sich gegen zwei Liebhaber wehren, die sich an sie von beiden Seiten dicht herandrängen.

Und es begann der Musikant zu singen, indem er sich dazu auf der Geige begleitete:

Der Hase hat sein Weibchen,
der Wolf das seine dazu,
was sollte da der Narr
nicht seine Närrin finden!
Im Eh'stand genügt es,
wenn einer ist weise:
und wer der Weiseste will sein,
der ist der Narr allein!

Ein Vivat für Roose und Lamm!«

»Koekebakken!« keuchte der Koch.

Und er setzte einen Berg heißer schön gebräunter Pfannkuchen auf den Tisch.

Und während draußen der Rauhreif den Bäumen ein Spitzenwerk um die Zweige spinnt und die oft geschneuzten Nasen, in denen es vor Kälte kribbelt, wie Posaunen schmettern, schreitet das abendliche Fest immer weiter vor, vom Lärm der Teilnehmer erfüllt und vom roten Geflacker des Kaminfeuers übergossen. Rim-Tschim-Tschim! quietscht ohne Ende die Geige unter den Streichen des Fiedelbogens, der sie schabt und schindet. Und die ganze Gesellschaft trinkt, schmaust, gröhlt und lärmt. Die Gesichter sind krebsrot, sie lachen alle tief aus dem Bauch heraus, wie echte Vlämen lachen.

Und die Stunde ist bald da, wo Lamm seine ihm zugelobte Braut nach Hause bringt; und mit feuchten warmen Lippen wird er ihr sagen:

»Meine süße Roose, mein bestes Gut, mein Herz ist schon in der Hochzeitsfeier!«


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