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Zweiundzwanzigstes Kapitel

. Nach drei Tagen wich das Fieber von Kobe Snipzel, und er konnte wieder essen und trinken; aber er war noch ganz unfähig irgendeine Bewegung zu vollführen, und sein Bein war wie gelähmt. Lamm kam jeden Tag zweimal herüber, Nachricht zu holen, und jedesmal schlug er dabei vor, ihn in den Pachthof hinüberschaffen zu lassen.

»Ach! Lamm,« antwortete ihm dann die Juffrouw, »laßt ihn mir noch ein paar Tage hier.«

Er bot sich darauf an, ihn zu pflegen, aber sie wollte das ganz allein tun. Sie hätte selbst am liebsten die Tür vor allen Menschen verschlossen gehalten. Sie war glücklich, ihn bei sich zu haben, und diesen Besitz zahlte ihr Herz mit vielen Sorgen. Während dreier Nächte hatte sie über ihn gewacht ohne ein Auge zu schließen, besorgt und unermüdlich und ihm zärtliche Dinge mit einer weichen und liebevollen Stimme sagend; ihre verliebten Hände streichelten ihn mit der Zärtlichkeit, die eine Mutter hat, und mit der heißen Hingabe des Weibes. Manchmal stieß er sie von sich in seinem Fieberwahn, sie dabei mit Namen nennend, die nicht ihr Name waren; sie legte die Hand auf seine Augen oder auf seine Stirn, um ihn zu beruhigen, und wiederholte ihm ihren eigenen Namen unaufhörlich. Es kam auch vor, daß er viele Bewegungen in die Luft machte und zu gleicher Zeit den Namen des Mauermanns rief, als riefe er ihm etwas Verächtliches zu. Katharinas Herz schlug wild, wenn sie ihm zuhörte. Sie war dann froh und voller Hoffnungen, denn sie entsann sich des eifersüchtigen Zornes des Pachters, als der Maurer sie angefaßt hatte. Andere Male rief er aber wieder Roose: dunkle Gedanken wie Raben mit scharfen Schnäbeln stürmten dann auf sie ein und zernagten ihren Verstand. Sie näherte sich ihm, sah ihn verzehrend an und streckte die Hand aus, um seinen Mund zu schließen, und mit einem Male hatte sie dann zu weinen begonnen.

Jetzt, da das Fieber nachgelassen hatte, sprach er wieder zu ihr.

»Ach! Katharina,« sagte er ihr bei einer Unterhaltung, »was ist das für ein Unglück, daß ich gerade so dicht vor Eurem Hause vom Pferd fallen mußte, Ihr hättet nicht all diese Umstände gehabt.«

»Redet nicht so was, Kobe; ich hab' nur das getan, was ein jeder an meiner Stelle getan hätte.«

»Engel Gottes! Oh, ich sehe es gut an Euren Augen, an Euren Wangen, an Eurer Blässe: das sind jetzt schon gerade sechs Tage, daß Ihr kaum eßt und schlaft.«

Sie legte einen Finger auf den Mund des Pachters und sagte ihm:

»Seid nur still. Ich fühl mich nicht müde, wenn ich um Euch bin.«

Er sorgte sich auch um seinen Hof, um die Geschäfte, um seine Pferde, seine Kühe und um seinen ganzen Bestand. Es war ja gut, daß Lamm da war; aber Lamm hatte noch nicht so recht das Auge des Hausherrn; er zog es noch vor, den Krähen nachzugaffen. Ach! wenn er doch nur wieder weg könnte!

»Ich seh' es gut,« sagte sie ihm vorwurfsvoll, »Ihr habt es eilig, mein Haus zu verlassen.«

Er sah sie an; eine Helligkeit zitterte in seinen Augen auf. Er war nahe daran sich gehen zu lassen.

»Glaubt das nicht, Katharina; ich möchte Euer Haus nur auf einen Augenblick verlassen, um zu sehen, was auf meinem Hof vor sich geht.«

Als der Wunsch eines Tages in ihm wieder mächtig wurde, nahm sie ihren Mantel von der Wand, zog ihre Kapuze über und lief zum Pachterhof hinüber.

Da Lamm sie hereinkommen sah, nahm er sie bei der Hand und führte sie würdig und feierlich zuerst in den Pferdestall; vom Pferdestall begleitete er sie in den Kuhstall, von da auf den Kornboden, dann in die Backstube, in die Scheunen und Schuppen und in den Gemüsegarten, ohne sie auch nur zu fragen, was sie hergeführt hatte, und als sie alles gesehen hatte, geleitete er sie in die gute Stube zu ebener Erde, wo jedes Ding an seinem Platze glänzte.

»Juffrouw, ich hab' Euch weder die Felder und Schober, noch allerhand andere Dinge gezeigt, die man nicht mit den Händen und nicht mit den Augen herantragen kann, aber alles ist in guter Ordnung.«

»Das werde ich Eurem Onkel sagen, Lamm.«

»Aber das ist nicht der Grund, weswegen ich Euch durch den ganzen Hof geführt habe. Ich habe Euch zeigen wollen, wo alles zu finden ist, damit Ihr es den Tag wißt, an dem Ihr hier als Herrin einzieht.«

»Lamm, was redet Ihr da?«

»Ich sag das, was mir nach dem Herzen geht.«

»Nach Eurem Herzen? Ach, habt Dank, Lamm, aber was man wünscht, trifft nicht immer ein.«

»Hm … Lamm hat die Augen nicht unter der Mütze sitzen, er hat manches gemerkt. Darum sagt er sich eben, daß alles, was hier ist. Euch eines Tages gehören wird.«

»Das rührt aber alles nicht an mein Herz, Lamm.«

»Das kommt wohl daher, Juffrouw, weil Ihr den Pachter mehr liebt als den Pachterhof.«

»Sicherlich,« sagte Katharina mit Nachdruck.

»Also schön, und es müßte schon in mir und meinem Onkel nicht dasselbe Blut sein, wenn es nicht kommen würde, wie ich es Euch sage. Mein Onkel wird Euch von Euch wegholen und Euch in seinen Hof führen, und er wird Euch mit seinen eigenen Worten wohl so sagen: Juffrouw, auf daß hier hinfort ein Mann und eine Frau wohnen, die zu gleicher Zeit zwei sind und Eines.«

»Nein, Lamm, das kann nicht sein, wenn Euer Onkel auf mich Absicht gehabt hätte, dann hätte er nicht Jan Slims Tochter den Hof gemacht.«

»Wem kommt das nicht einmal vor, daß er die Linke mit der Rechten verwechselt?«

»Er ist in das Garn dieser Leute gegangen,« sagte sie zornig.

Aber Lamm rief:

»Wenn einer zu sagen wagt, daß Roose List gebraucht hat, um meinen Onkel an sich zu ziehen, dann hat er gelogen!«

Sie sah ihn erstaunt an, ob dieses Eifers, mit dem er das Mädchen verteidigte.

Auch er sah sie an und sagte:

»Da, seht her, das ist die Wahrheit: wir haben uns einander angelobt, dieses Mädchen und ich.«

Er erzählte ihr von der Art, in der sich Boer Jan unterfangen hatte, die Heirat zwischen Roose und dem Pachter zuwegezubringen, von seinen Listen und dem unerwarteten Wandel, der sich in seinen Plänen vollzogen hatte.

»Ich seh' jetzt alles klar,« sagte Katharina, »die arme Roose!«

»Ach, Juffrouw, Ihr werdet sie lieb gewinnen, denn sie ist sanft und gut. Aber mein Onkel hat einen Groll nachbehalten gegen sie. Er wird es mir nie erlauben, daß sie als die Frau seines Neffen in sein Haus kommt, wenn Ihr uns da nicht zu Hilfe kommt.«

»Lamm, ich werde alles tun, was Ihr nur wollt!« rief sie aus.

»Das ist gut, seht her.«

Und er teilte ihr einen Plan mit, der sich am Tag der drei Könige verwirklichen sollte.

»Der Lamm hat einen Kopf, der wie eine Mühle ist, die Gedanken mahlt,« sagte Katharina lachend, nachdem sie ihn angehört hatte; »aber es ist auch gutes Mengkorn, und eines Tages wird mit Hilfe des Bäckers ein Brot daraus gebacken, wie man nicht jeden Tag eins zu sehen bekommt.«

»Recht so, Juffrouw, aber Ihr werdet der Bäcker sein,« gab ihr Lamm zur Antwort.

»Das will ich herzlich gern.«

Katharina kam dann zu Kobe Snipzel zurück und sagte:

»Der Hof ist in guter Ordnung, Ihr könnt Euch in Frieden ausruhen.«

Er sagte ihr nur:

»Euresgleichen gibt es unter den Pachterinnen des Dorfes nicht wieder, Katharina Wild.«

Und wirklich verlor sie auch nicht einen Augenblick. Indem sie ihn so gut pflegte, leitete sie auch noch die ganze Wirtschaft. Sie hatte immer etwas zu machen; sie half der Magd die Kupferbeschläge der Truhe putzen, die Schweine zu waschen und die Streu für die Pferde und Kühe auszuwechseln. Man sah sie nie ohne Arbeit. So kam es, daß die Bewunderung des Pachters für diese regsame Frau immer größer wurde.

Einmal wurde er nachts unerwartet durch den Lärm von Stimmen, der aus dem Inneren des Hauses kam, aus dem Schlaf gerissen, er hörte deutlich die Magd schreien: Diebe! Diebe!

Sogleich sprang er aus dem Bett, und mit geradegerecktem steifen Bein sich vorwärtsschiebend, kam er bis an die Tür des Zimmers und öffnete sie.

Katharina kam gerade die Treppe herunter mit einer kleinen Lampe in der Hand und schrie ihm, als sie ihn auf der Türschwelle erblickte, zu:

»Kobe, geht wieder herein, um Gottes willen! Ich werde schon fertig ohne Euch.«

Und so schnell, wie ihr der Gedanke gekommen war, drängte sie ihn ins Zimmer zurück und schloß die Stube mit dem Schlüssel ab. Danach lief sie nach der Hausseite hin, wo die Magd die Diebe gehört hatte.

»Ihr hundsverdammten Memmen,« schrie sie, »ich werd' Euch Zeichen aufbrennen, daß ich Euch besser wiederkenne!«

Im selben Augenblick krachte ein Flintenschuß, dem gleich ein zweiter folgte.

Kobe stemmte sich mit ganzer Wucht mit der Schulter gegen die Türe mit der Absicht, sie einzudrücken, aber er fühlte plötzlich in seinen Gliedern eine große Schwäche. Er wäre umgefallen, wenn nicht ein Stuhl in seinem Bereich gestanden hätte, gegen den sich stützend er sein Bett wieder erreichte.

Nach Verlauf von einigen Minuten hörte er auf den Fliesen das Ausstoßen eines Gewehrkolbens. Da wurde ihm ganz plötzlich freudig ums Herz, und er rief:

»Sie hat sie in die Flucht gejagt! Das war sie, die geschossen hatte.«

Sie öffnete die Tür; ihre Augen leuchteten: sie lachte. Und vergnügt rief sie ihm zu:

»Das waren mal Spatzen, die nicht wiederkommen werden.«

Als am folgenden Morgen die alte Magd auf den Hof kam, fand sie Blutspuren auf dem Pflaster.

Drei Tage vergingen, ohne daß Kobe davon sprach, in seinen Hof zurückkehren zu müssen, und Katharina war glücklich, ihn die Zeit bei ihr vergessen zu sehen.

Eines Morgens jedoch schien er ihr sorgenvoll.

Er denkt daran, mich zu verlassen, sagte sie sich sogleich.

Und wirklich fing er an, ihr von seinem Hof zu sprechen.

»Ach, Kobe,« sagte sie ganz traurig, »ich wußte gut, daß dieser Augenblick kommen würde, und ich hätte mich darauf vorbereiten sollen, aber man hat eben keine Kräfte, sich auf das Schlechte vorzubereiten.«

»Ich fühl' das an mir selbst,« antwortete der Pachter, »aber es ist doch kein Grund länger da, daß ich hier noch unter Eurem Dach bleibe, Katharina: meine Füße fangen an mich wieder zu tragen.«

Sie schwiegen beide und gingen jeder seinen eigenen Gedanken nach. Er war es schließlich, der das Schweigen brach.

»Wißt Ihr, welche Erinnerung mir jetzt durch den Kopf gegangen ist, Katharina? Das ist lange her, Ihr wart damals zwölf Jahre alt und ich vierundzwanzig. Ihr wart ein hübsches kleines Mädchen, aber etwas wild, und Ihr mischtet Euch gern unter die Jungen, wenn sie sich im Sommer auf den Feldern herumtummelten oder im Winter auf dem Eis schlitterten. Heute sind es jetzt gerade fünfundzwanzig Jahre her seit damals, Ihr wart gerade mit anderen Dorfkindern durch die Hecke des Parkes von dem Herrn Baron gekrochen und hattet angefangen auf dem zugefrorenen Teich herumzulaufen. Ihr wart die Dreisteste von allen, und obgleich die anderen das Eis vorher mit Stöcken untersuchten und nicht einen Schritt weiter taten, ohne vorher den Grund unter sich abgeklopft zu haben, stürmtet Ihr vorwärts, ohne auf irgend etwas zu achten. Das Eis war nicht fest genug: mit einem Male brach es unter Euch ein. Darauf retteten sich die anderen Kinder und ließen Euch allein. Ich kam gerade an der Stelle vorüber, als ihr Geschrei laut wurde. Ein Junge, der etwas dreister war, schrie mir zu, daß Ihr in den Teich gefallen wäret. Ich sprang aufs Eis, aber es begann gleich unter meiner Last zu krachen. Wie sollte ich nur bis an das schwarze Loch kommen, wo ich Euren Kopf auftauchen sah und wo Eure kleinen Arme wie um Hilfe zu rufen schienen. Ich warf mich platt auf den Bauch, und mich mit den Händen und Füßen vorwärts helfend, schob ich mich bis an die Stelle, von wo Ihr vergebliche Anstrengungen machtet. Euch aus dem Wasser zu retten. Ich habe mich mächtig gefreut, Katharina, als ich Euch aus der Gefahr gerettet hatte, aber Ihr wart eher tot als lebendig, und man mußte Euch wohl eine gute Stunde am Feuer abreiben, bis das Blut in Eure Backen zurückkehrte.«

»Wahrhaftig, Kobe, und nachher kam das so: man wollte mich zwingen, Euch zu danken, als ich wieder zu mir gekommen war, aber kein Mensch konnte mich dazu bringen. Ich flüchtete vor Euch, wenn ich Euch nur kommen sah. Ja, ich entsinne mich dessen gut.«

»Und eines Tages, ein gutes Jahr darauf, begegnete ich Euch an der Biegung eines Fußpfades. Die Hecken waren hoch, Ihr hattet mich nicht näher kommen sehen, so daß ich Euch beim Arm fassen konnte und fragte:

›Katharina, kennt Ihr mich denn nicht wieder?‹ –«

»Und ich antwortete Euch darauf, ich erinnere mich dessen als ob es gestern erst gewesen wäre: ›Ja, Kobe Snipzel!‹ Und indem ich das sagte, habe ich Euch die Arme um den Hals geschlungen und habe Euch auf beide Backen geküßt.«

»Setzt Euch dicht zu mir, Katharina, dichter noch … Und mit einem Male wart Ihr auch wieder weg, wie ein Reh, das man verfolgt … Später sind wir uns auch auf den Kirmessen begegnet, wir haben zusammen getanzt … Das war eine schöne Zeit. Erinnert Ihr Euch, daß wir eines Abends Arm in Arm von einem Fest heimkamen, wo wir bis Mitternacht getanzt hatten? Es war im Augustmonat, der Mond schien hell. Wir gingen voran und hinter uns kamen Eure Eltern, mein Bruder, der um diese Zeit schon verheiratet war, und einige Mädchen mit ihren Burschen. Sie unterhielten sich, lachten und schrien, und manchmal fingen sie an miteinander zu tanzen. Ich weiß nicht mehr, was wir redeten, aber wir sprachen nichts Besonderes, und dann sind wir in einen Hohlweg eingebogen, wo der Mondschein nur etwas eindringen konnte. Da glänzte im Schatten ein leuchtendes Stück Glas; wir wollten beide zu gleicher Zeit danach greifen, aber als ich mich so gegen Euch anlehnte, hat mein Mund dabei auf seinem Weg nach unten Euren Hals gefunden, und unsere Arme haben sich umschlungen. Das ging aber anders zu Ende. Ihr habt ganz plötzlich aufgelacht und Euch über mich lustig gemacht. Ich hab' Euch gar nicht mehr geküßt seitdem, Katharina.«

»Ihr nicht und kein anderer, Kobe.«

Sie schwiegen, in sich hineinhorchend.

Eine Welle von Jugend stieg in ihren Herzen empor. Ihre Pupillen weiteten sich vor lauter Zärtlichkeit.

»Wie kommt es nun,« begann er wieder, »daß wir uns nach so langer Zeit mit so viel Vergnügen wieder beieinander finden? Wir sind wie ein Mann und eine Frau, die nach einer Anzahl von Jahren sich wieder zusammentun, um eine unterbrochene Arbeit aufzunehmen und sich daranmachen, sie zu vollenden, ehe der Tod sie überrascht.«

»Was mich anbelangt, Kobe, so bin ich immer noch dieselbe Frau, stolz und rasch von Entschluß, und meinen Kopf habe ich immer noch durchgesetzt, und doch ist es mir, als wäre ich in Euren Händen wie Schilf im Winde.«

»Nein, Katharina, wir sind nicht mehr dieselben, und das ist gut, denn unsere Augen sehen das, was sie früher nicht sehen konnten. Die gute Saat ist von der schlechten ausgeschieden, und ein tüchtiger Baum ist emporgeschossen mit einem jungen Herzen unter der rauhen Rinde.«

»Ja, Kobe, und je rauher die Schale ist, um so besser hütet sie das Herz … Aber ich höre an Eurer Stimme, daß Ihr müde seid … Legt Euren Kopf aufs Kissen, ich schließe jetzt die Läden, und schlaft in Frieden.«

Aber der Pachter richtete sich wieder auf, ergriff ihre Hand und sagte:

»Wenn Euch meine Stimme aufgeregter klingt, als sonst, ist es, weil ich Euch etwas zu sagen habe, das man nicht zweimal im Leben sagt, Katharina! … Ich muß es sagen, ich will es sagen … zwanzig Jahre sind es schon her, daß ich es hätte tun müssen – Die, die sich spät gefunden haben, bedauern, daß sie sich nicht in der Jugend gekannt haben, aber wie wird das Bedauern derer sein, die sich auf demselben Weg begegnet sind, als sie jung waren, wenn sie erkennen, daß sie einer für den anderen geschaffen waren und sich doch nicht vereinigt haben? … Also, Katharina, ich frag' Euch, damit es nicht so bei uns kommt: Wollt Ihr die Pachterin auf meinem Pachterhof sein? Sagt mir das!«

Einen Augenblick blieb Katharina mit gesenktem Kopf sitzen, ihre Hand hatte sie in Kobes Hand ruhen, ohne auch nur ein Wort hervorzubringen, und der Pachter erbebte, als er sie so sitzen sah. Würde es ein Ja oder ein Nein sein? Aber sie schlug die Augen auf, und die Gewißheit kam über ihn. Diese Augen waren voll Tränen.

Auf einmal beugte sie sich schluchzend über den Bettrand:

»Ach, Kobe, mein lieber Kobe, ich lieb' Euch doch bis ins Mark meiner Knochen.«


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