Ben Jonson
Epicoene oder Das stille Frauenzimmer
Ben Jonson

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Fünfter Akt.

(In Morose's Hause.)


Erste Scene.

Sir Amorous La Foole, Clerimont, Dohle.

Amor. La Foole. Wo habt Ihr unsre Degen herbekommen, Herr Clerimont?

Clerimont. Dauphine nahm sie dem Tollen weg.

Amor. La Foole. Und der nahm sie ganz gewiß unsern Burschen weg.

Clerimont. Das ist wohl möglich.

Amor. La Foole. Ich danke Euch, werther Herr Clerimont. Sir John Dohle und ich wir sind Euch beide verbunden.

Clerimont. Ich wünschte, meine Herren, daß ich es so weit bringen könnte.

Dohle. Sir Amorous und ich, wir sind beide Eure Diener.

Amsel kommt herein.

Amsel. Meine Herren, hat einer von Euch Feder und Tinte? Ich möchte gern ein Italiänisches Räthsel aufschreiben, das mir Sir Dauphine übersetzen soll.

Clerimont. Ich nicht, Lady, ich bin kein Schreiber.

Dohle. Ich kann Euch damit aushelfen, Lady.

Dohle und Amsel gehn ab.

Clerimont. So hat er es wohl in den Schaft eines Messers.

Amor. La Foole. Nein, er hat immer sein Kästchen mit Instrumenten.

Clerimont. Wie ein Feldscheer.

Amor. La Foole. Der Mathematik wegen, sein Quadrat, seinen Kompaß, seine Reißfedern und Bleistift, um Karten von jedem Platz und jeder Person aufzunehmen, wo er nur hinkömmt.

Clerimont. Wie, Karten von den Personen!

Amor. La Foole. Ja, Sir, so zum Beispiel als der Indische Prinz und Fürst von der Moldau hier war, und dann von seiner Gebieterin, Mistreß Epicoene.

Dohle kommt zurück.

Clerimont. Ei, ich hoffe doch nicht, daß er ihre Breite ausgefunden hat.

Amor. La Foole. Ihr seid sehr scherzhaft, Sir.

Clerimont. Nun wir einmal unter uns sind, so laßt uns ohne Umstände und leichtfertig sprechen. Sir John, ich sage so eben dem Sir Amorous hier, daß Ihr beide die Damen beherrscht, wo Ihr nur hinkommt, daß Ihr das weibliche Geschlecht vor Euch hertragt.

Dohle. Sie sollen uns lieber vor sich hertragen, Sir, wenn sie wollen.

Clerimont. Ich glaube auch, daß sie es thun. – Ich meine nur, Ihr seid die vorzüglichsten in ihrer Liebe und regiert alle ihre Handlungen –

Dohle. Ich nicht, das ist Sir Amorous.

Amor. La Foole. Ich protestire, Sir John ist es.

Dohle. So gewiß ich im Staate etwas zu werden hoffe, Sir Amorous, Ihr habt die Person dazu.

Amor. La Foole. Sir John, Ihr habt die Person, und dazu die Kunst der Ueberredung.

Dohle. Ich nicht, Sir, ich besitze keine Kunst – dazu kommt dann noch Eure körperliche Geschicklichkeit.

Amor. La Foole. Ich protestire, Sir John, wenn Ihr nur wollt, so könnt Ihr über so viele Stühle wegspringen –

Clerimont. Nun gut, vereinigt Euch darüber, Ritter; Ihr beiden unter Euch theilt also den Staat oder das Königreich der Damen-Gunst, ich sehe es wohl, und kann noch so viel unterscheiden, wie sie Euch beobachten und in der That fürchten. Ihr könntet seltsame Geschichten erzählen, wenn Ihr nur wolltet, meine Herren.

Dohle. Nun, wir haben allerdings einiges gesehn, Sir.

Amor. La Foole. Das haben wir – Atlassene Unterröcke, und Hemden von Musselin und dergleichen.

Dohle. Ja und –

Clerimont. Heraus damit, Sir John, beneidet Eurem Freunde nicht das Vergnügen zu hören, wenn Ihr die Annehmlichkeiten des Genusses geschmeckt habt.

Dohle. Nun, – ja, – sprecht Ihr, Sir Amorous.

Amor. La Foole. Nein, sprecht Ihr, Sir John Dohle.

Dohle. Warlich, Ihr müßt.

Amor. La Foole. Warlich, Ihr müßt.

Dohle. Nun wir waren wohl –

Amor. La Foole. Beide zu unsrer Zeit im Reich der Freuden. Weiter, Sir John.

Dohle. Fahrt Ihr fort, Sir Amorous.

Clerimont. Und mit diesen Lady's?

Amor. La Foole. Entschuldigt uns, Sir.

Dohle. Wir müssen keinen Namen verletzen.

Amor. La Foole. Einerlei, ob diese, ob andre.

Clerimont. Hört, Sir John, Ihr sollt mir nur ein Ding aufrichtig beantworten, wenn Ihr mich lieb habt.

Dohle. Wenn es mir möglich ist, ja, Sir. Unser Bad kostete uns funfzehn Pfund, als wir zurück kamen.

Clerimont. Aber hört, Sir John, nur ein Ding sollt Ihr mir ganz nach der Wahrheit sagen, so gewiß Ihr mich liebt.

Dohle. Wenn ich kann, ja.

Clerimont. Ihr habt mit der Braut in einem Hause gewohnt?

Dohle. Ja, und habe stündlich mit ihr gesprochen, Sir.

Clerimont. Und wie ist Ihr Humor? Ist sie freundlich, offen und frei?

Dohle. O außerordentlich offen, Sir. Ich war ihr Diener und Sir Amorous sollte es auch werden.

Clerimont. Nun, Ihr habt beide ihre Gunst genossen, das weiß ich und habe es schon von andern gehört.

Dohle. O nein, Sir.

Amor. La Foole. Ihr müßt uns entschuldigen, Sir; wir dürfen keinen Namen verletzen.

Clerimont. Ei, sie ist nun verheirathet und Ihr könnt ihr doch nichts Schaden thun, deswegen sprecht offen: wie oft? wer lag zuerst bei ihr? Nun?

Amor. La Foole. Sir John hat ihre Blume erhalten, warlich.

Dohle. O, es gefällt ihm nur so zu sagen, Sir; aber Sir Amorous weiß eben so gut, was –

Clerimont. Wirklich, Sir Amorous.

Amor. La Foole. Gewissermaaßen, Sir.

Clerimont. Ihr seid ja vortreffliche Herren. Der Bräutigam weiß davon nichts und soll auch durch mich nichts erfahren.

Dohle. An den Galgen mit dem tollen Ochsen!

Clerimont. Sprecht leiser, hier kommt sein Neffe mit der Lady Hochmuth. Der wird Euch die Lady's entführen, wenn Ihr nicht bei Zeiten auf ihn achtet.

Amor. La Foole. Thut er's, so wollen wir sie schon zurück führen, darauf verlaßt Euch.

Geht mit Dohle ab; Clerimont tritt beiseit.



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