Ben Jonson
Epicoene oder Das stille Frauenzimmer
Ben Jonson

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Dritte Scene.

Dauphine, Clerimont, Knabe.

Dauphine. Das ist eine seltsame Aufrichtigkeit an Euch, ihm alles so zu erzählen.

Clerimont. Glaube mir, Dauphine, Gutwitz ist ehrlich.

Dauphine. Ich zweifle nicht daran, aber sein offnes Wesen paßt nicht für Geheimnisse.

Clerimont. Darin irrst Du, Dauphine, ich weiß Fälle, wo man ihm vertraut hat, und wo er dieses Zutrauens vollkommen würdig gewesen ist.

Dauphine. Ich will nicht streiten, Edward, aber je Wenigere eine Sache ausführen, um so gewisser gelingt sie. Nun wir allein sind, bin ich zu Euren Diensten, wenn Ihr dorthin gehn wollt.

Clerimont. Wenn wart Ihr dort?

Dauphine. Gestern Abend, und es gab einen solchen Decameron von Spaß, wie ihn Boccaz niemals ersonnen hat. Dohle macht ihr unaufhörlich den Hof, und immer verkehrt. Er will sie gewinnen, und preist ihre Ehrbarkeit, er wünscht, daß sie spricht und frei sei, und lobt ihr Schweigen in Versen, die er liest, und schwört, es wären die besten, die jemals ein Mensch gemacht habe. Dann schimpft er auf sein Schicksal, stampft und ärgert sich, daß man ihn nicht zum geheimen Rath gemacht, und ihm Staatssachen vertraut hat.

Clerimont. Ich bitte Dich, laß uns gehn, ich möchte dies gern mit ansehn. Junge, ein Glas Wasser. Page ab.

Dauphine. Wir sind beide, er und ich, zum Essen eingeladen von einem, der dorthin kam, von dem La Foole.

Clerimont. Das ist ein herrliches Männchen.

Dauphine. Kennst Du ihn?

Clerimont. Ja, und er wird Dich auch kennen, wenn er Dich auch nur einmal gesehn hat, und solltest Du ihm in der Kirche, mitten unter dem Gebete begegnen. Er ist einer von den Geputzten, den Beau's, ob er gleich nicht zu den Witzigen gehört. Er grüßt den Richter auf der Bank und den Bischoff auf der Kanzel, den Advokaten, wenn er vor Gericht spricht, und die Dame, die in einem Ballette tanzt, und bringt sie so aus dem Takte. Er giebt Schauspiele und Soupees und bittet seine Gäste dazu laut aus dem Fenster, wenn sie in Kutschen vorbeifahren. Er hat bloß dazu eine Wohnung am Strande, oder daß er Acht giebt, wenn die Damen nach dem China-Hause gehn, oder nach der Börse, daß er ihnen zufällig begegnen kann, und ihnen Geschenke geben; zwei oder dreihundert Pfund giebt er so aus, um ausgelacht zu werden. Er hat beständig seine Gerichte und Konfitüren auf seinem Zimmer, wonach die Kammermädchen sich bemühen und wie zu einer Lockspeise kommen.

Dauphine. Herrlich! Er war gestern Abend ein trefflicher Mann, aber nun ist er noch viel trefflicher. Wie ist denn sein Christenname? Ich habe ihn vergessen.

Clerimont. Amorous La Foole.

Knabe, der wieder hereinkömmt. Der Herr ist da, dem dieser Name gehört.

Clerimont. Ich setze mein Leben, er kommt, mich zum Essen zu bitten.

Dauphine. Wohl möglich; o laß ihn herauf kommen.

Clerimont. Junge, kommandir' ihn herauf.

Knabe. Mit einem Kommando-Stabe?

Clerimont. Fort, sag' ich. Der Page ab. Jetzt will ich ihn seinen Stammbaum hersagen lassen und was er zum Mittagsessen hat, und wer seine Gäste sind, und den Zustand seines Vermögens, alles in einem Athem.



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