Friedrich Hölderlin
Gedichte
Friedrich Hölderlin

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Kepler

1789

            Unter den Sternen ergehet sich
    Mein Geist, die Gefilde des Uranus
        Überhin schwebt er und sinnt; einsam ist
            Und gewagt, ehernen Tritt heischet die Bahn.

Wandle mit Kraft, wie der Held, einher!
    Erhebe die Miene! doch nicht zu stolz,
        Denn es naht, siehe es naht, hoch herab
            Vom Gefild, wo der Triumph jubelt, der Mann,

Welcher den Denker in Albion,
    Den Späher des Himmels um Mitternacht
        Ins Gefild tiefern Beschauns leitete,
            Und voran leuchtend sich wagt' ins Labyrinth,

Daß der erhabenen Themse Stolz
    Im Geiste sich beugend vor seinem Grab,
        Ins Gefild würdigern Lohns nach ihm rief:
            »Du begannst, Suevias Sohn! wo es dem Blick

Aller Jahrtausende schwindelte;
    Und ha! ich vollende, was du begannst,
        Denn voran leuchtetest du, Herrlicher!
            Im Labyrinth, Strahlen beschwurst du in die Nacht.

Möge verzehren des Lebens Mark
    Die Flamm' in der Brust – ich ereile dich,
        Ich vollends! denn sie ist groß, ernst und groß,
            Deine Bahn, höhnet des Golds, lohnet sich selbst.«

Wonne Walhallas! und ihn gebar
    Mein Vaterland? ihn, den die Themse pries?
        Der zuerst ins Labyrinth Strahlen schuf,
            Und den Pfad, hin an dem Pol, wies dem Gestirn.

Heklas Gedonner vergäß' ich so,
    Und, ging' ich auf Ottern, ich bebte nicht
        In dem Stolz, daß er aus dir, Suevia!
            Sich erhub, unser der Dank Albions ist.

Mutter der Redlichen! Suevia!
    Du stille! dir jauchzen Äonen zu,
        Du erzogst Männer des Lichts ohne Zahl,
            Des Geschlechts Mund, das da kommt, huldiget dir.

 


 


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