Friedrich Hölderlin
Gedichte
Friedrich Hölderlin

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An Diotima

        Komm und siehe die Freude um uns; in kühlenden Lüften
            Fliegen die Zweige des Hains,
Wie die Locken im Tanz': und wie auf tönender Leier
            Ein erfreulicher Geist
Spielt mit Regen und Sonnenschein auf der Erde der Himmel
            Wie in liebendem Streit
Über dem Saitenspiel' ein tausendfältig Gewimmel
            Flüchtiger Töne sich regt,
Wandelt Schatten und Licht in süßmelodischem Wechsel
            Über die Berge dahin.
Leise berührte der Himmel zuvor mit der silbernen Tropfe
            Seinen Bruder den Strom
Nah ist er nun, nun schüttet er ganz, die köstliche Fülle
            Die er am Herzen trug
Über den Hain und den Strom, und

Und das Grünen des Hains, und des Himmels Bild in dem Strome
            Dämmert und schwindet vor uns
Und des einsamen Berges Haupt mit den Hütten und Felsen
            Die er im Schoße verbirgt,
Und die Hügel, die um ihn her, wie Lämmer, gelagert
            Und in blühend Gesträuch
Wie in zarte Wolle gehüllt, sich nähren von klaren
            Kühlenden Quellen des Bergs,
Und das dampfende Tal mit seinen Saaten und Blumen,
            Und der Garten vor uns
Nah und Fernes entweicht, verliert sich in froher Verwirrung
            Und die Sonne verlischt.
Aber vorübergerauscht sind nun die Fluten des Himmels
            Und geläutert, verjüngt
Geht mit den seligen Kindern hervor die Erd' aus dem Bade.
            Froher lebendiger
Glänzt im Haine das Grün, und goldner funkeln die Blumen,

Weiß, wie die Herde, die in den Strom der Schäfer geworfen,

 


 


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