Friedrich Hölderlin
Gedichte
Friedrich Hölderlin

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Vulkan

        Jetzt komm und hülle, freundlicher Feuergeist,
    Den zarten Sinn der Frauen in Wolken ein,
        In goldne Träum' und schütze sie, die
            Blühende Ruhe der Immerguten.

Dem Manne laß sein Sinnen, und sein Geschäft,
    Und seiner Kerze Schein, und den künftgen Tag
        Gefallen, laß des Unmuts ihm, der
            Häßlichen Sorge zu viel nicht werden,

Wenn jetzt der immerzürnende Boreas,
    Mein Erbfeind, über Nacht mit dem Frost das Land
        Befällt, und spät, zur Schlummerstunde,
            Spottend der Menschen, sein schröcklich Lied singt,

Und unsrer Städte Mauren und unsern Zaun,
    Den fleißig wir gesetzt, und den stillen Hain
        Zerreißt, und selber im Gesang die
            Seele mir störet, der Allverderber,

Und rastlos tobend über den sanften Strom
    Sein schwarz Gewölk ausschüttet, daß weit umher
        Das Tal gärt, und, wie fallend Laub, vom
            Berstenden Hügel herab der Fels fällt.

Wohl frömmer ist, denn andre Lebendige,
    Der Mensch; doch zürnt es draußen, gehöret der
        Auch eigner sich, und sinnt und ruht in
            Sicherer Hütte, der Freigeborne.

Und immer wohnt der freundlichen Genien
    Noch Einer gerne segnend mit ihm, und wenn
        Sie zürnten all', die ungelehrgen
            Geniuskräfte, doch liebt die Liebe.

 


 


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