Friedrich Hölderlin
Gedichte
Friedrich Hölderlin

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Der Prinzessin Auguste von Homburg

Den 28ten Nov. 1799

              Noch freundlichzögernd scheidet vom Auge dir
    Das Jahr, und in hesperischer Milde glänzt
        Der Winterhimmel über deinen
            Gärten, den dichtrischen, immergrünen.

Und da ich deines Festes gedacht' und sann,
    Was ich dir dankend reichte, da weilten noch
        Am Pfade Blumen, daß sie dir zur
            Blühenden Krone, du Edle, würden.

Doch andres beut dir, Größeres, hoher Geist!
    Die festlichere Zeit, denn es hallt hinab
        Am Berge das Gewitter, sieh! und
            Klar, wie die ruhigen Sterne, gehen

Aus langem Zweifel reine Gestalten auf;
    So dünkt es mir; und einsam, o Fürstin! ist
        Das Herz der Freigebornen wohl nicht
            Länger im eigenen Glück; denn würdig

Gesellt im Lorbeer ihm der Heroe sich,
    Der schöngereifte, echte; die Weisen auch,
        Die Unsern sind es wert; sie blicken
            Still aus der Höhe des Lebens, die ernsten Alten.

Geringe dünkt der träumende Sänger sich,
    Und Kindern gleich am müßigen Saitenspiel,
        Wenn ihn der Edlen Glück, wenn ihn die
            Tat und der Ernst der Gewalt'gen aufweckt.

Doch herrlicht mir dein Name das Lied; dein Fest
    Augusta! durft' ich feiern; Beruf ist mirs,
        Zu rühmen Höhers, darum gab die
            Sprache der Gott und den Dank ins Herz mir.

O daß von diesem freudigen Tage mir
    Auch meine Zeit beginne, daß endlich auch
        Mir ein Gesang in deinen Hainen,
            Edle! gedeihe, der deiner wert sei.

 


 


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