Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Gorilla

»Im Gebüsche vor uns bewegte es sich, und mit einem Male stand ein ungeheurer männlicher Gorilla vor mir. Er war auf allen vieren durch das Dickicht gekrochen. Als er uns aber entdeckte, erhob er sich und sah uns kühn und mutig in die Augen. So stand er etwa zwölf Schritt vor uns – ein Anblick, den ich nie vergessen werde! Der König des afrikanischen Urwalds kam mir wie eine gespenstige Erscheinung vor. Der ungeheure, fast zwei Meter hohe Körper war aufgerichtet. Frei zeigten sich die mächtige Brust, die großen, muskelstarken Arme, das wildblitzende, dunkle Auge und das Gesicht mit seinem wahrhaft höllischen Ausdruck. Er verriet keine Furcht. Da stand er und schlug seine Brust mit den gewaltigen Fäusten, daß es schallte, wie wenn man eine große, metallene Trommel schlägt. Das ist die Art des Trotzbietens, das ist das Kampfsignal des Gorillas. Und dazwischen stieß er ein Mal übers andre sein furchtbares Gebrüll aus – ein Gebrüll, so grauenerregend, daß man es den eigenartigsten und fürchterlichsten Laut des afrikanischen Urwalds nennen muß. Es beginnt mit scharfem Bellen, wie es ein großer Hund wohl hören läßt, und geht dann in tiefes Dröhnen über, das täuschend dem fernen Rollen des Donners gleicht. Wir blieben bewegungslos im Verteidigungszustand. Die Augen des Unholds blitzten grimmiger; der Kamm des kurzen Stirnhaars legte sich auf und nieder; er zeigte die mächtigen Eckzähne und wiederholte sein donnerndes Brüllen. Jetzt glich er gänzlich einem höllischen Spuk, einem Wesen jener widerlichen Art, halb Mensch, halb Tier, wie es die alten Maler erfanden, wenn sie die Hölle bevölkerten. Wiederum kam er ein paar Schritte näher, blieb nochmals stehen und stieß von neuem sein entsetzliches Gebrüll aus. Und noch einmal näherte er sich, noch einmal stand er still und schlug brüllend und wütend die Brust. So war er bis auf sechs Schritte herangekommen: da feuerte ich und tötete ihn. Mit einem Stöhnen, das etwas erschreckend Menschliches hatte und doch durch und durch tierisch war, fiel er vorwärts auf das Gesicht. Der Körper zuckte krampfhaft noch mehrere Minuten; dann wurde alles ruhig: der Tod hatte seine Arbeit getan.«

Man hat die Schilderungen des berühmten französischen Afrikajägers Du Chaillu für phantastische Märchen erklären wollen: heut wissen wir aus den Berichten zahlreicher andrer Forscher, daß sie durchaus wahrheitsgetreu sind, mögen sie nun eigene Erlebnisse Du Chaillus sein oder nur dem Hörensagen von Negerjägern nacherzählt. Der erwachsene männliche Gorilla ist unter den Tieren ein wahrer Riese – war doch ein 1900 von Paschen in Kamerun geschossenes, jetzt in Haeckels »Phyletischem Museum« zu Jena stehendes Exemplar 2,70 Meter groß und 250 Kilogramm schwer; dazu hatten seine Arme eine Spannweite von 2,80 Meter! So ist der Gorilla denn auch im Kampf ein höchst gefährlicher Gegner. »Es ist Grundsatz eines geschulten Gorillajägers,« führt Du Chaillu weiter aus, »sein Feuer bis zum letzten Augenblick zu bewahren. Die Erfahrung hat gelehrt, daß, wenn der Jäger feuert und fehlt, der Gorilla augenblicklich auf ihn stürzt. Und seinem Anpralle kann kein Mann widerstehen. Ein einziger Schlag der gewaltigen, mit mächtigen Nägeln bewehrten Faust, und die Brust des Jägers ist zertrümmert, der Schädel zerschmettert.« Neuerdings berichtet Arnold Schultze ganz Ähnliches von der Gefährlichkeit alter, einzeln lebender Gorillamännchen. »Der Gorilla, der den Schwarzen eräugt hat, wiegt sich von einem Bein aufs andre; dabei stößt er ein furchtbares Gebrüll aus und sucht den Jäger auch dadurch einzuschüchtern, daß er mit seinen langen Armen in das Laub des Unterholzes schlägt. In diesem Moment darf man nicht schießen, da die Bewegungen so schnell und heftig sind, daß ein richtiges Zielen unmöglich ist. Dann geht der Gorilla auf den Jäger los; wenn er fast bis auf Reichweite heran ist, soll man auf die Brust schießen. Ich glaube allerdings nicht, daß der Schwarze soviel Ruhe behält, den Gorilla bis auf nächste Nähe herankommen zu lassen; denn meiner Meinung nach gehören wirklich Nerven von Stahl dazu, um diesen Augenblick abzupassen. Undene, ein Gabunneger, der mich schon vor Jahren am Tschadsee begleitet hatte, erzählte mir ein sehr charakteristisches Abenteuer. Mit der Wartung eines kleinen Verpflegungspostens in dem unbewohnten Urwaldgebiete nordwestlich von Molundu betraut, war Undene an der dort entlang führenden Karawanenstraße auf einen großen Gorilla zu Schuß gekommen. Er hatte das Tier, mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt, schlafend angetroffen und hatte es angeschossen, ohne es zu töten. Der Gorilla kommt mit Gedankenschnelle auf den Schützen zu und packt dessen Gewehr mit der einen Hand, um es zum Munde zu führen und zu zerbeißen. Mit der andern Hand sucht er seinen Gegner am Bein zu fassen und ihn so zu Fall zu bringen. Das Wiederladen des Gewehres macht die größten Schwierigkeiten, weil der Affe das Ende des Laufs nicht losläßt; Undene gibt in seiner Todesangst einen Schuß ab und fehlt. Trotzdem gelang es ihm das Gewehr nochmals zu laden und den Lauf so zu richten, daß er den Gorilla, der unablässig sein markerschütterndes Gebrüll ausstieß, in die Brust traf und damit zu Fall brachte.«

Um erwachsene Gorillas lebendig zu fangen, bedurfte Major Dominik im Jaundeland (Kamerun) eines Aufgebots von rund 1000 Negern. Der von den Tieren bewohnte Bezirk wurde mit starken Netzen umstellt, nachdem die Gorillas durch Schreien, Schießen, Klappern und Schlagen an hohle Bäume in Schrecken versetzt und auf eine Lichtung im Urwald getrieben waren. Das Einkreisen dauerte zwei Tage. Nachts lagerten die Leute an Feuern rund um den abgestellten Fangplatz, und sobald sich ein Tier den Feuern näherte, wurde es durch lautes Geschrei und entgegengeschleuderte Brände zurückgejagt. Am Abend des zweiten Tages versuchten die hungrigen Tiere trotzdem die Jagdnetze zu überklettern und durch die Eingeborenen durchzubrechen, die bei der Abwehr zwei Gorillas erschossen und die Herde dann wieder zurücktrieben. Da Mondschein war, entschloß sich Dominik mit zwanzig beherzten Jaundenegern und mehreren Koppeln von Hunden in das Jagen einzudringen. Mehrere Gorillas wurden getötet, zwei starke Männchen brachen aus, aber drei fast erwachsene Tiere, denen beherzte Jäger unter Dominiks Führung Netze überwarfen, während die Tiere mit der Abwehr der sehr scharfen Eingeborenenhunde beschäftigt waren, wurden in der Weise gefangen, daß ihnen lange und starke Holzgabeln um den Hals gedrückt wurden, indes sie am Boden liegend sich von den Netzen zu befreien suchten. Diese Holzgabeln, denen ähnlich, die die Araber früher zum Transporte der Sklaven brauchten, wurden an der offenen Seite mit Stricken zugebunden und verhinderten die Tiere sowohl am Beißen wie am Gebrauch ihrer gewaltigen Arme.

Der bislang nur im äquatorialen Westafrika beobachtete Gorilla ( Gorilla engena) ist der größte und stärkste unter den Menschenaffen. Im Durchschnitt wohl zwei Meter hoch, bei einer Schulterbreite von fast ein Meter und ebensolcher Armlänge – die Oberarmknochen erreichen an Massigkeit das Doppelte der des Menschen –, macht das Tier mit seinem durch die an Raubtierfänge erinnernden Eckzähne besonders furchtbaren Gebiß ganz gewiß nicht den Eindruck eines »armen Teufels von Affen«, wie Brehm urteilt; selbst die kräftigsten Menschen erscheinen in ihrer ganzen Statur und namentlich bezüglich des Brustkorbs gegen den ausgewachsenen Gorilla geradezu schwächlich. Die bestialische Schnauzenbildung mit dem breiten, dicklippigen Maule, der derbe Knochenkamm auf dem Scheitel, durch die kolossalen Kiefermuskeln erzeugt und bedingt, die vorspringenden Augenbrauenknochen, die, wallartig wie das hochgeschlagene Visier eines Ritterhelms, die verhältnismäßig kleinen, rundlich erscheinenden Augen überschatten, die flachgedrückte, inmitten eingebuchtete, aber sehr breitnüstrige Nase geben dem eckig wirkenden Kopfe des erwachsenen Tieres etwas ausgeprägt Häßliches. All das erscheint bei den Weibchen und den Jungen gemildert; ja, die jugendlichen Tiere haben rundliche, »erschreckend menschliche« Schädel wie übrigens alle sogenannten Menschenaffen oder Anthropoiden (Gorilla, Schimpanse, Orang, Gibbon). Das Ohr, das ein deutliches Ohrläppchen besitzt, ist dem des Menschen ähnlicher als das irgendeines andern Affen. Der Hals, namentlich hinten außerordentlich massig und breit, ein wahrer »Stiernacken«, scheint dem mächtigen Rumpfe unmittelbar aufzusitzen, was den Eindruck des Plumpen erhöht. Die riesigen Arme enden in eine Hand, die die menschenähnlichste von allen der Anthropoiden ist; der Daumen ist freilich beträchtlich kleiner als beim Menschen. Die Beine sind um etwa ein Viertel kürzer als die Arme; der kurze, breite Fuß zeigt eine weit abstehende Großzehe, die, daumenartig beweglich, auch zum Greifen geschickt ist. Das zottige, lange Haar, das im allgemeinen dunkel rotbraun bis schwarz ist, läßt nur das schiefergrauschwarze Gesicht, Hand- und Fußteller unbedeckt. Der Gorilla vom Tanganjikasee hat einen starken Vollbart und ein langhaariges, bis auf eine weiße, breite Rückenbinde glänzend schwarzes Fell; eine Kameruner Gorillaform zeichnet sich durch Bartlosigkeit, weißgrauen Rücken und ebensolche Oberschenkel aus.

Über das Leben des Gorillas wissen wir leider noch nicht allzuviel. Laut Zenker hat er keinen festen Standort, sondern befindet sich auf steter Wanderschaft und hält sich mit Vorliebe in den dichtesten Wäldern der Flußniederungen auf. Stets wird der männliche Gorilla von einigen weiblichen Tieren und Jungen begleitet. Bei der Nahrungssuche gehen die Jungen vorauf, ihnen folgen die Weibchen, den Beschluß bildet das Männchen. Es geht sehr bedächtig, richtet sich häufig auf und sichert, ob es etwas Verdächtiges bemerke. Es sieht sehr gut, hört noch besser und wittert ausgezeichnet. Merkt es keine Gefahr, so setzt es sich, sobald es Hunger spürt, an einen Baumstamm. Die Weibchen bringen ihm nun Früchte und legen sie ihm vor. Dann und wann nehmen auch ein paar Weibchen neben ihm Platz. Zenker sah einmal, wie sich so zwei Weibchen an den männlichen Gorilla schmiegten, während er seine langen Arme um ihren Nacken legte und unter Ausstoßen von knurrenden, kreischenden und quietschenden, zuweilen wie ein Lachen klingenden Lauten mit ihnen scherzte. Wittert er Gefahr, so trommelt er zunächst leise auf den Wangen, indem er den Mund öffnet und mit der Hand dagegen schlägt. Auf diese Weise gibt er seiner Familie das Zeichen zur Flucht. Erblickt er ein größeres Tier oder einen Menschen, so trommelt er stärker, indem er, tief Atem holend, gegen die aufgeblähte Brust schlägt, und wendet sich dann gegen den Feind. Hüpfend nähert er sich diesem, wobei er zugleich ein fürchterliches Gebrüll ausstößt. Hat er den Feind erreicht, so bemüht er sich, ihm den Brustkasten einzudrücken, macht aber dabei auch von seinem furchtbaren Gebiß Gebrauch. Sieht der Gorilla jedoch, daß der Gegner stärker ist als er selber, so versteckt er sich im Gebüsch, um hinterrücks den Angriff zu wagen. Der Gorilla lebt vorwiegend von pflanzlicher Kost, verschmäht aber tierische keineswegs. Dominik berichtet, daß ein Gorilla einmal einem Neger einen Schenkel ausriß und diesen verzehrte. Des großen Verbrauchs an Nahrung wegen treibt sich die Gorillafamilie nomadisierend, von Baum zu Baum geschickt kletternd, doch auch am Boden hausend, umher und nächtigt dort, wo sie sich bei Anbruch der Dunkelheit gerade befindet. Hier werden von den Weibchen Nester gebaut. Man wählt nach Koppenfeld schlank gewachsene Stämme, die nicht zu stark sind, bricht und biegt in einer Höhe von fünf bis sechs Meter die Äste etwas gegeneinander, bedeckt sie mit abgerissenen Reisern und packt Laubmoos darauf. Der männliche Gorilla verbringt die Nacht zusammengekauert am Fuße des Baums und lehnt sich mit dem Rücken dagegen. So schützt er seine Familie gegen nächtliche Überfälle der nach allen Affenarten lüsternen Leoparden. Nach Oertsen baut das Weibchen mehrere Nester, von denen eines dann zur Nachtruhe ausgewählt wird; unser Gewährsmann fand so einmal 16 Schlafnester an einem Platze, neun davon befanden sich auf dem Boden, sieben in etwa drei bis fünf Meter Höhe in den Zweigen von Schirmbäumen; diese Nester waren durchsichtig und verhältnismäßig klein.

Über das Seelenleben des Gorillas wissen wir leider noch sehr wenig. Das erwachsene männliche Tier scheint nach den vorliegenden Berichten ein ausgesprochener Choleriker zu sein, außerordentlich leicht und tief erregbar, ungestüm, wild. Andrerseits mischen sich in dies Temperamentbild doch auch Züge von einem Melancholiker. Vor einiger Zeit beherbergte der Hagenbecksche Tierpark in Stellingen einmal mehrere etwa 6-8jährige Gorillas. Vom ersten Augenblick ihres Eintreffens, schildert Sokolowsky, verrieten sie vollkommene Teilnahmlosigkeit gegen ihre Umgebung. Sie benahmen sich stets zurückhaltend und scheu und wichen sofort zurück, wenn sich ein Mensch ihnen nahte. Dabei zeigte ihr Gesicht unverkennbar den Ausdruck von Melancholie und Trauer. Man sah es den Tieren sofort an, daß sie den Verlust der Freiheit nicht verschmerzen konnten. Die Gorillas saßen still und ruhig in einer Ecke des Käfigs und schälten sich, wenn sie sich selbst überlassen waren, mit großer Umsicht und Geschicklichkeit eine Banane oder pflückten an einem Strohhalm herum. Fragend und scheu blickten sie jeden Beobachter an, erhoben sich, sobald er sich ihnen näherte und gingen langsam fort. Sie versuchten niemals einen Angriff, nahmen auch nie eine drohende Haltung an; sie ergaben sich als Gefangene resigniert in ihr Schicksal, wurden von Tag zu Tag teilnahmloser gegen ihre Umgebung und starben nach ganz kurzer Zeit. Wesentlich anders verhielten sich jugendliche Gorillas, die länger beobachtet werden konnten. Ein im Berliner Aquarium gehaltener junger Gorilla, den Falkenstein 1875 von der Loangoküste mitgebracht hatte, und der fast anderthalb Jahre im Aquarium ausdauerte, gab sich ganz als lustiger Naturbursche und derber Bengel. Wenn er besonders vergnügt war, klatschte er ganz nach Menschenart in die Hände und drehte sich tanzend im Kreise herum. Ein von Oberleutnant Heinicke kürzlich aus Kamerun nach Europa gebrachter junger Gorilla wurde von Sokolowsky eingehend beobachtet. Das Tier war etwa 5-6 jährig in den Besitz des Schutztruppenoffiziers gelangt, der ihm zwei Negerjungen zu Gespielen gab und ihn ganz wie ein Kind behandelte. Der junge Gorilla zeigte eine unverkennbare Anlage zum Humor, führte gern harmlose Späße aus und war nur traurig, wenn seine Spielgefährten nicht bei ihm waren. Auf der Station beschäftigte sich jedermann mit ihm. War die Truppe auf dem Marsche, so ritt der Gorilla auf dem Rücken eines Negers mit, wobei er seine Arme um den Hals des Trägers schlang und sich mit den Beinen an dessen Körper festklammerte. Suchte ein Soldat an ihm vorüber nach vorn zu gelangen, so hielt ihn der Gorilla an einem Zipfel seiner Uniform fest. »Mongomo« hatte im übrigen seine besondern Freunde unter den Soldaten, die er ganz genau kannte. Einmal standen die Soldaten bei einer Übung in Reih und Glied. Mongomo kam zufällig hinzu, ersah sich aus der Menge gleichgekleideter Menschen einen seiner Freunde und kletterte diesem, der an das militärische Kommando gebunden war, zu dessen Entsetzen flugs auf den Rücken. Strafen gegenüber war der Gorilla sehr empfindlich. Wurde er geschlagen, so zeigte er sich tief betrübt und beleidigt. Als Mongomo in Stellingen eintraf, legte er ein ganz verändertes Benehmen an den Tag. Er wurde ernst, still und in sich gekehrt. Hochinteressant war die Szene, als er die Bekanntschaft dreier andrer Menschenaffen, eines siebenjährigen Schimpansen und zweier achtjähriger Orangs, machte. Er zeigte nicht die geringste Erregung beim Anblick seiner Vettern, zu denen man ihn an der Hand geführt hatte, schaute sie vielmehr mit dem Ausdruck der Verwunderung, ernst und nachdenklich an. Als der sehr lebhafte Schimpanse den Gorilla sah, begann er alsbald laut zu rufen und seine Arme durch das Gitter zu strecken, um den Ankömmling in den Käfig zu ziehen. Der Gorilla wich bei der etwas unsanften Berührung zurück, und nun nahm der Schimpanse Sand vom Boden und warf ihn dem Gorilla ins Gesicht. Der männliche Orang tat es dem Schimpansen gleich, der weibliche aber machte Spuckbewegungen. Mongomo verwandte keinen Blick von den dreien; als sein Begleiter jedoch seine Hand losließ, machte er kehrt und ging langsam und bedächtig fort. Auch später und bei andern Gelegenheiten blieb der Gorilla in seinen Bewegungen gemessen, ruhig und würdevoll; man hatte aus seinem ganzen Benehmen den Eindruck, daß er genau überlege, was er wolle. Gab man ihm irgend etwas Unbekanntes in die Hand, so besah er das Ding von allen Seiten und probierte umher, wozu es ihm wohl taugen möchte. Obwohl er sonst jede Nahrung, bevor er sie zum Munde führte, mit dem Geruche prüfte, zeigte er so viel Vertrauen zu seinem Pfleger, daß er alles Eßbare und Trinkbare, was dieser ihm anbot, ohne weiteres zum Munde führte.


 << zurück weiter >>