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Zwölftes Kapitel. Wie Käthi in Ehren und ohne jemand zu plagen mit Beten und Arbeiten sich durchzuschlagen sucht

Darauf trieb Käthi alsbald ihre Hauptangelegenheit ab und verkaufte Erdäpfel, bis sie die sieben und einen halben Taler beisammen hatte. Es hielt sie sehr hart. Man wisse nie, was es gebe, sagte sie, aber die Hauptsache sei, daß sie dableiben könne; ein paarmal mehr oder weniger hungrig ins Bett, darauf komme es nicht an. Als es einmal geschehen war, Käthi das Geld beisammen hatte, da waren die Erdäpfel auch verschmerzt. Frohgemut wanderte Käthi dem Bauer zu und zahlte.

Der Bauer nahm das Geld sehr gerne und schmunzelnd. Er habe es wohl gewußt, daß die Alte zahlen könne, wenn sie wolle. Es komme nur darauf an, daß man ihnen den Verstand zu machen wisse und daß sie wüßten, wen sie an der Hand hätten. Er wisse die Flausen zu vertreiben, und es werde sich nicht leicht jemand einfallen lassen, den Grotzenbauer zum Besten haben zu wollen, so rühmte er sich. Er tat sich viel zu gut auf seine gute Manier; wie hart sie in die Herzen schnitt, davon hatte er keinen Begriff. Er hatte trotz seiner Freisinnigkeit keinen Begriff von einem Herzen, sondern nur vom Gelde. Seine Frau hatte das äußerst ungern, doch hielt sie an sich und sagte Käthi nur im Vorbeigehen kurz: »Das hätte nicht halb so pressiert. Es mag geben, was es will, so vergiß nicht, daß ich auch noch da bin.« Ganz glücklich ging Käthi heim. »Gottlob«, sagte sie, »dableiben kann ich, und das ist die Hauptsache, das andere alles wird sich schon machen.«

Für viele tausend Haushaltungen begann eine sehr bange Zeit; unter diese gehörten aber alle die nicht, welche sich darauf freuten wie Käthi auf das Ährenlesen, um ungestraft und gleichsam von Gott- und Rechtswegen betteln zu können. Die, welche wir meinen, hatten beim Beginn des Winters wohl alle noch zu essen. Aber wie lange noch, und was dann? Das lag so schwer auf ihren Herzen. Es waren Hausväter und Hausmütter, welche sich vorgesetzt hatten, mit Ehren durch die Welt zu kommen und ohne jemand zu plagen. Mit Ehren durch die Welt kommen und niemand plagen, das ist ein gar schöner Spruch, und der hat einen goldenen Klang. Allerdings ists eine Ehrensache, und zwar nicht bloß für diesen oder jenen Stand, sondern eine allgemeine, rein menschliche, mit eigenen Kräften und ohne Beihülfe und ohne Krücke sich so durch die Welt zu helfen, daß man vor Gott und Menschen bestehen mag mit Ehren.

Es ist schön, einen Helden zu sehen in der Schlacht, wie er durch die Reihen bricht, nach den Kronen der Ehre ringt, schön, das Schiff zu sehen, welches dem Sturme trotzt und durch die Wellen schneidet; aber unendlich schöner ists, ringen zu sehen einen treuen Vater, eine treue Mutter mit des Lebens Nöten, mit den Drangsalen der Armut, welche Jahre dauern, alle Morgen neu werden, oft nicht enden bis zum letzten Morgen, welcher ihnen anbricht auf Erden. Nur beim treuen Ringen ist die rechte Demut, welche zu empfangen weiß, nicht plagt, das Almosen zu Ehren bringt und trotz dem Almosen nicht bloß mit Ehren durch die Welt, sondern mit Ehren in den Himmel kommt. Wie dem Helden, der in der Schlacht Glieder verloren hat oder gelähmt worden ist, die Gaben des Vaterlandes verdiente Ehrenzeichen sind, so sollen auch dem treuen Krieger mit dem Leben, dem die Kräfte ausgegangen sind im Kampfe, der an erhaltenen Wunden darniederliegt, die Gaben der Liebe Ehrenzeichen sein; in Ehren hat er sie verdient, mit Ehren darf er sich ihrer rühmen. Dieses Sinnes sind wirklich noch Tausende, sie kämpften treu einen harten Kampf, Mancher siegreich, Mancher erliegend.

Dieses Sinnes war auch Käthi; war sie auf der einen Seite der Schuld los, so war sie auf der andern auch geldlos; vor ihr war der Winter, Ernte hatte sie keine in demselben, und wie groß der Verdienst einer alten Frau ist, ist bekannt.

Ihr Hauptverdienst war das Spinnen. Seit Baumwollenzeug dadurch, daß die Baumwolle mit Maschinen gesponnen werden konnte, das Leinenzeug im Preise hinunterdrückt, nahm der Verdienst der Spinnerinnen von Flachs und Hanf ab. Mit dem Verdienst nahmen auch die Spinnerinnen ab und der Spinnerinnen Geschicklichkeit, die Aufmunterung begann zu fehlen. Nach vielen Proben und fehlgeschlagenen Versuchen gelang es endlich, auch den Flachs mit Maschinen zu spinnen; englisches Garn überflutete die Schweiz, und der Verdienst durch das Spinnen schmolz fast auf nichts zusammen. Im Handel ward fast nur Maschinengarn benutzt, für den Hausgebrauch allein ward Handgespinst gebraucht. Nun bewährte sich auch hier der alte Grundsatz, daß, wer sich Mühe gegeben hat, sich in einer Arbeit auszuzeichnen, Verdienst hat, solange noch irgend etwas von dieser Arbeit zu machen ist, während erst alle schlechten, dann alle mittelmäßigen Arbeiter brotlos werden. Und wenn endlich alle Arbeit aufhört, so hat der geschickte, treue Arbeiter gute Leute oder aber, ist er noch in rüstigen Jahren, Gewandtheit und Willen, welche ihn leicht was anderes ergreifen lassen. Es gibt keine Tugend, welche nicht in gegebenen Fällen den Lohn in sich trägt. Käthi war eine der treuen, fleißigen Spinnerinnnen, denen nie das Gewicht fehlt, welche aus einem Pfunde schönen Flachses fünfzehn, zwanzig und mehr Tausend spinnen konnte, das Tausend zu zweiundzwanzig Ellen, wenn man es so haben wollte, und trotz der Feinheit doch so fest, daß die Weber nie über dieses Garn klagten, was doch von einem Weber viel sagen will. Ihr fehlte es selten an Arbeit, aber klein blieb der Verdienst dabei.

Nun aber war es nicht mehr jene Zeit, wo der Baumeister, welcher den Münster in Bern baute, seinem Weibe das Mittagessen hinter die Türe schmiß (wird doch Augen gemacht haben, die Frau Baumeisterin), dieweil ein Mann, welcher täglich seinen Batzen verdiene, nicht bloß mit Bohnen und Speck vorlieb nehme über Mittag. Indessen, Käthi murrte nicht, sondern dankte Gott, wenn sie zu spinnen hatte, und das hatte sie auch, dieweil sie eben bewährt war in diesem Fache. Es gibt noch immer viele Leute, welche mit dem Baumwollenzeug nichts zu tun haben wollen, nicht Maschinengarn mögen und schönes Leinenzeug für eine Zierde des Haushalts halten. Die Frau Pfarrerin gab Käthi gerne, und noch manche Frau im Dorfe sagte zu ihr im Vorübergehen: »Käthi, wenn du einmal nichts zu spinnen hast, so komm, habe schon lange was da für dich.« Und Käthi war dankbar für den Batzen, hörte sie doch, daß mancher Händler kaum einen Batzen zahle.

Mit Gottes Segen und guten Frauen schlug Käthi sich durch, doch nichts vor; der Hochzeitstrumpf blieb leer, kein Silberstück wanderte in denselben. Zu diesen beiden gab Gott noch ein drittes, aber nicht bloß Käthi und allen denen, welche mit Ehren und ohne jemand zu plagen durchkommen wollten, sondern auch denen, welche um Ehre und Plage sich nicht kümmerten, sondern bloß ums Guthaben, sei es nun, auf welche Weise es wolle: er ließ über Gute und Böse, Gerechte und Ungerechte seine Sonne scheinen. Der liebe Gott erbarmte sich sicherlich so viel tausend armer Kinder, die bitterlich hätten frieren müssen bei der teuren Speise, wenn es noch so recht kalt geworden wäre und der Vater nicht Geld gehabt hätte für Holz und warme Kleider und gute Schuhe. Und wenn es so recht kalt geworden wäre, so wäre man auch, wie bekannt, viel hungeriger geworden, hätte um so mehr entweder von Kälte oder Hunger leiden müssen. Absonderlich der guten, armen Kinder wird er sich erbarmet haben, welche die Sünden solcher Väter hätten büßen müssen, welche ihr Geld verschmauseten, für Branntwein gaben, unbekümmert darum, daß kein Brot zu Hause war, keine Erdäpfel im Keller, kein Holz in der Küche, keine warmen Kleidchen an den Gliedern ihrer Kinder.

Dem Reichen, besonders dem Städter, sind liebliche Wintertage ein Labsal, schönen Damen die warme Wintersonne eine Wonne. Was müssen sie erst alten Mütterchen, armen, übelbeschuhten Kindern sein! Gar manchen Nachmittag spann Käthi draußen auf dem Bänklein an der Sonne, ward dabei wie verjüngt, sagte, das hätte sie nie erlebt um diese Zeit; da könne man sehen, daß der alte Gott noch lebe und wie gut er es meine mit den armen Leuten. An andern warmen Nachmittagen ging Käthi mit dem Bübchen in den Wald, vornehmlich in den Schachen (so heißt Busch und Wald der Emme nach), sammelte Reiser, obgleich sie dieselben jetzt noch nicht nötig hatte. Aber sammelt man in der Zeit, so hat mans in der Not, so kalkulierte die alte Käthi; junge Gelehrte kalkulieren anders. Unangefochten wanderte sie durch Wald und Busch, Johannesli ging schon treulich an die Hand, und die Großmutter freute sich mehr über dessen Emsigkeit und Anstelligkeit als über das gefundene Holz, obgleich noch manch ansehnlich Stück ertappt wurde, welches, hergeschwemmt, erst nach abgefallenem Laube sichtbar wurde. Da, wo Käthi wohnte, war es nämlich noch Sitte, daß man alte Weiber und Kinder unangefochten Holz lesen ließ, Holzschelme aber, welche Tannen und Buchen fällten, solche, die mit Rossen sie aus dem Walde führen, zuweilen sogar zur Säge, ja vielleicht sogar an öffentliche Steigerung bringen, die strafte man als Diebe.

Das schöne Wetter schlug aber niemand besser an als den Hühnern, den beiden, dem schwarzen und dem weißen. Hühner sind bekanntlich etwas kuriose und sehr kapriziöse Personen, akkurat wie man sie in Serails zumeist finden soll. Und je üppiger ein Serail ist, um so kurioser und kapriziöser sollen dem Vernehmen nach die Personen werden, bald rapplicht, bald brütig, bald mit dem Pips behaftet, bald wassersüchtig, bald geschwollen an der Leber, bald sturm im Kopfe oder gar kaputt an den Nerven, was gar bös sein soll, und akkurat auch so gehts den Hühnern. Man hat Beispiele, daß Hühner grundschlecht Eier legen und nichts als üppig sind, den Hafer verschmähen, den Hähnen nachstreichen, an der Sonne liegen, dreimal im Jahre sich mausen und alles, was sie fressen und fordern, mit der größten Unverschämtheit an die Federn wenden und immer schöner werden möchten, als sie von Natur werden können. Arme Hühner, das heißt Hühner von armen Personen, die haben es ganz anders; ach, die wissen nicht einmal, was Hafer ist, leben glücklich bei den armütigen Brosamen von des Herrn Tische, sind von Herzen glücklich, wenn unser Herrgott die Sonne scheinen läßt, die Erde offen erhält, sie Futter suchen können; sie denken nicht an die Federn, aber sie legen prächtig. Ach, und bei Hühnern, was kömmts doch auf die Federn an, sind nicht die Eier die Hauptsache alleweil? Hühnerfedern – pfui! Käthis Hühner waren traute Hühner, teilten genügsam die Armut, benutzten die Sonne draußen, waren zufrieden mit wenigem, legten Eier, ließen nicht bloß Federn fallen. Sie legten nicht alle Tage, sondern über den andern Tag, wenigstens solange sie an die Sonne konnten; ja, und sieben Eier in einer Woche, wenn das Ei einen Kreuzer wert ist oder gar fünf Eier zwei Batzen oder acht Kreuzer gelten, sind für eine arme Haushaltung keine Kleinigkeit. Wenn am Samstag Käthi ins Dorf ging mit fünf Eiern, konnte sie vom Bäcker ein Brötchen dafür bringen oder fast ein halb Pfund Butter und hatte doch noch zwei Eier übrig, am Sonntag einen Eierkuchen zu machen als Festtagsspeise, ob welcher sie gar herrlich satt wurden, halb am Kuchen, halb an der Freude über die treuen Hühner, welche legten im Winter, und den guten Herrgott, welcher die Sonne dazu gab.

Freilich gab es auch trübe Tage, und Schneeflocken wimmelten vom Himmel, aber auch diese Tage gingen ihnen heiter und kurz vorbei, und das ist doch die Hauptsache an den Tagen. Doch machte Käthi den Tag so lang sie konnte. Selten war es viel über fünf Uhr, wenn sie aufstand, Licht machte und ans Rad saß, bis es tagte oder das Büebli sich rührte. Dann stellte sie das Rad beiseite, ging in die Küche, machte Feuer, wärmte Wasser, Milch, machte Kaffee. Zwischendurch kleidete sie das Bübchen an, rührte Erdäpfelstücklein in etwas Butter und Wasser um über dem Feuer, und wenn alles fertig war, frühstückten sie. Nun kamen auch die Hühner, welche im Winter unter dem warmen Ofen ihre Herberge hatten, schüttelten sich frisch, machten sich bemerklich und schauten begierig nach ihrem Anteil am Mahle. Hatte alles abgegessen, dann ward das gebrauchte Geräte gewaschen, das Bett gemacht, das Stübchen gelüftet und gekehrt; Käthi saß wieder am Rade, und neben ihr spielte Johannesli mit Stäbchen oder Steinchen, klaubte Bohnen aus, versuchte sich am Buchstabenlernen, oder die Großmutter mußte ihm erzählen vom Teufel und dem Bölimann, von Gott und den Engeln und vom Heiland, kurz alles, was sie wußte. Käthis Wissen mehrte sich begreiflich nicht, das schadete aber ihrem Erzählen durchaus nichts, denn Johanneslis Geschmack war noch nicht so verdorben, daß er alle Tage was Neues hören wollte, sondern das alte genügte ihm vollständig. Er hatte seine Lieblingserzählungen, welche ihm die Großmutter nicht oft genug wiederholen konnte, und allemal, wenn er sie hörte, dünkten sie ihn schöner und ergreifender.

Oft, wenn die Großmutter am besten im Erzählen war, unterbrach sie ein Huhn mit fröhlichem Gegackel, die Nachricht verkündend, daß es glücklich ein Ei geboren. Wenn dann bald darauf ein zweites Gegackel ein zweites Ei verkündigte, dann war die Freude groß in der Hütte, denn zwei Eier in einem Tage von zwei Hühnern im Winter, selb ist ein rar Ding. Läutete es endlich von der Kirche her Mittag, was um elf Uhr zu geschehen pflegte, damit die Mütter Zeit hätten, bis zum wirklichen Mittage ihren Kindern zu kochen in Gottes Namen, so stellte Käthi ihr Rad wieder beiseite und ging zu kochen, wusch Erdäpfel im Bache, kranke, solange sie deren noch hatte, kochte sie dann im Wasser, ein Süpplein dazu und als Dessert, doch meistens nur für Johannesli, ein Schnefelchen Brot; das war ihr Mittagessen, auf welches sie sich allemal freuten, Gott lobten, daß er es ihnen gab, Gott dankten, daß es ihnen schmeckte, denn der Hunger würzte es ihnen, der Neid vergiftete es nicht. War abgegessen, so ward abgewaschen, und wie der Morgen verging der Nachmittag mit Spinnen und Spielen, Erzählen und Fragen, nur fehlte das Gackeln der Hühner. Ehe man es sich versah, dunkelte es, die Hühner suchten ihre Sitze unter dem Ofen, Käthi mußte das Spinnen lassen und ging nun an die Hausgeschäfte, trug Wasser und Holz, wobei Johannesli schon wacker half und die Großmutter häufig sagte: »E aber nein, wie ein Großer du doch bist und wie du mir schon helfen kannst!« Die notwendigen Gänge wurden gemacht, Milch geholt zum Beispiel, auch Brot oder Kaffee. Dann kochte Käthi wieder das Abendbrot, Kaffee und Kartoffeln, und wieder lebten sie zum dritten Male herrlich an Gottes Gaben. Nachher wurde das Nötige für den folgenden Tag besorgt, namentlich mit den kranken Kartoffeln gefochten und das Dörren besorgt, schließlich Johannesli ins Bett gebracht, mit ihm gebetet, und wenn alles stille war, um die sieben herum ungefähr, setzte Käthi sich wieder ans Rad und spann bis gegen zehne und manchmal weit darüber, wenn sie einmal wieder versuchen wollte, zwei tausend zu spinnen, weil drei Batzen ihr besonders wünschenswert waren. Stille Stunden waren dies, aber kurze für Käthi; da ging die Vergangenheit an ihr vorüber, ein Stück heute, ein Stück morgen, bald ein Kindbette, bald eine Kindtaufe, manchmal der Hochzeitstag, manchmal ein Todestag, und manchmal suchte das Auge in die Zukunft zu dringen, stellte sich Johannesli vor in erwachsener Gestalt, dachte an Johannes oder an die nächsten Tage und was ihr wohl noch beschert sei in selbigen, gutes oder schlimmes. Wenn dann das Öl zu Ende ging in der Lampe, der Docht sprenzelte, stellte Käthi das Rad wiederum beiseite, goß neues Öl auf, damit der Morgen keine leere Lampe finde, legte das Feuerzeug zurecht, ging zu Bette, empfahl dann ihre Seele Gott und harrte des Schlafes.

Und so ging ein Tag fast wie der andere vorüber, und in dieser Einförmigkeit war sie glücklich, und von Langerweile wußte sie nichts, nichts von Lebensmüde. An jedem neuen Morgen erwachte sie frisch gestärkt an Leib und Seele zum neuen Tagewerk. Während des Winters gab es wohl auch einige Abende, an welchen diese Einförmigkeit unterbrochen wurde, dies waren Ereignisse im Leben. Es kamen junge Mädchen, Andrese Anne Bäbi und noch eins oder zwei zu Käthi mit ihren Rädern, bei ihr zu spinnen. Junge Mädchen machen sich gar gerne an alte Mütterchen, hören sie erzählen, von Gespenstern sowohl als von des Mütterchens Vergangenheit, ihrem Hochzeitstage, ihren Kindbetttagen oder sonstigen Erlebnissen. Käthi erzählte dann, und die Mädchen hatten es wie Johannesli: jedes hatte seine Lieblingsgeschichte, welche es hören wollte, mit welcher Käthi hervorrücken mußte, sie mochte wollen oder nicht. Die Mädchen ihrerseits rückten auch mit etwas hervor, die eine mit Brot, die andere mit Nüssen oder Äpfeln; manchmal brachte eine sogar ein klein Fläschchen mit süß angemachtem Schnaps. Spät gingen sie heim, sich schrecklich fürchtend, legten sich zu Bette und freuten sich der Träume, die da kommen würden, denn süßere hatten sie nie.


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