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3. Das erste Gold

Inzwischen setzte die königliche Mail ihren Weg den Berg hinunter fort. Der Kutscher schien Lust zu haben, das wie üblich im scharfen Trab zu tun, um von der versäumten Zeit so viel wie möglich aufzuholen. Was kümmerte er sich um den verwundeten Passagier! Der alte Herr war aber nicht gewillt, seine Hilfe nur halb zu tun. Er griff die Schulter des Kutschers mit einer Hand, während er im anderen Arm den Verwundeten hielt. Dabei schwor er, daß er ihn in Sydney sofort wegen absichtlicher Tötung verklagen werde, wenn er nicht sofort langsamen Schritt bis zum nächsten Haus fahren würde. »Der Angeschossene hat einen der Räuber erkannt«, sagte er, »und das ist die Gelegenheit, der Bande auf die Spur zu kommen, wenn er am Leben bleibt. Bei dieser Fahrweise ist das aber nicht möglich, und der Kutscher macht sich verdächtig, gemeinsame Sache mit den Mördern zu machen, wenn er nicht sofort meinem Befehl nachkommt.«

Das half. Der Bursche fluchte zwar grimmig in seinen Bart hinein, wagte aber doch nicht, sich dem Befehl zu widersetzen. Nach etwa anderthalb Stunden erreichten sie die erste menschliche Wohnung. Es war ein kleines Haus dicht am unteren Berghang, wo der Verwundete vom Wagen genommen werden mußte, denn einen weiteren Transport hätte er nicht ertragen.

Selbst hier würde er nur schlechte und ungenügende Pflege erhalten, denn der Platz war nichts weiter als einer der zahlreichen, am Wege verstreuten Grogshops oder Trinkhäuser, eine Art Wirtschaft, wo die Reisenden jedoch nur Alkohol der schlechtesten Sorte erhielten. Heute war das Haus auch nur mit einer Gruppe halbtrunkener Irländer gefüllt, die nach Bathurst hinauf wollten, um Arbeit zu suchen. Nicht weit davon entfernt lag aber die Station eines sehr wohlhabenden Herdenbesitzers in einem kleinen, freundlichen Tal. Eben war von dort der Stockkeeper herübergekommen, um von Bathurst erwartete Briefe des Eigentümers in Empfang zu nehmen und andere nach Sydney aufzugeben. Er stand mit den aus der Trinkstube herausgeströmten Iren am Wagen, als der Kutscher einen mehr aus Flüchen als Worten bestehenden kurzen Abriß des Überfalls gab. Kaum erfuhr er, daß einer der Passagiere schwer verwundet, aber noch am Leben sei, als er auch sofort beschloß, ihn zur Station schaffen zu lassen. Vier der Leute fanden sich auch bereit, den armen Teufel für ein gutes Trinkgeld hinüberzutragen. Einen anderen schickte der Stockkeeper voraus, um die Ankunft des Verwundeten zu melden. Der alte Herr versprach, von Pendrith einen Arzt herüberzuschicken. Damit war für den Augenblick alles getan, was nur geschehen konnte, um den Funken Leben zu erhalten und wieder zu wecken.

Hier hatte man auch die beiden Pferde eingefangen, die sich am Berg losgerissen hatten, und schon einen Überfall vermutet. Solche Überfälle kamen aber zu oft vor, und da sie nur sehr selten blutig abliefen, hatte man sich nicht ernsthaft darum gekümmert. Kutscher und Passagiere wußten sich bei solchen Vorfällen schon selbst zu helfen. Die Bushranger im Walde zu verfolgen wäre eine undankbare und wahrscheinlich auch völlig nutzlose Anstrengung gewesen, von der Gefahr ganz abgesehen, der man sich dabei unnötig aussetzte.

Etwa eine halbe Stunde später rasselte die Post durch nichts mehr behindert in wilder Eile ins Tal. Die Passagiere wurden unbarmherzig durcheinandergeschüttelt. Auf einer rasch zusammengezimmerten Bahre trugen vier Männer den Schwerverwundeten durch die Nacht zur Station hinüber, wo schon Frauenhände arbeiteten, um ihm ein bequemes und weiches Lager herzurichten.

Der vom Stockkeeper abgesandte Bote hatte schon seine Meldung gemacht. In keinem Land der Welt herrschte wohl, besonders noch vor der Entdeckung des Goldes, das dann allerdings alles veränderte, eine größere Gastfreundschaft als in Australien.

Jeder Reisende, der nicht gerade mit der Post fuhr und dann auf die Gasthäuser angewiesen blieb, wo die Pferde gewechselt wurden, wurde freundlich und herzlich aufgenommen. Gehörte er nicht zu den besseren Schichten, so daß man ihm ein Zimmer im Herrenhaus anweisen konnte, so durfte er doch fest damit rechnen, in der Küche oder beim Stock- oder Hutkeeper sein Nachtquartier zu bekommen. Dazu gab es so viel Tee, Hammelrippen und das australische Brot, Damper genannt, wie er nur essen konnte.

Auch die Familie Sutton auf dieser Station machte von dieser Regel keine Ausnahme. Kaum hörten sie beim Tee von dem Überfall, als auch sofort ein kleines Fremdenzimmer für den Verwundeten hergerichtet wurde. Daß der Stockkeeper den Mann, ohne vorher anzufragen, hierher brachte, sah jeder als ebenso selbstverständlich an. Eine Stunde später lag der noch immer Bewußtlose mit einem notdürftigen Verband, wie ihn Mr. Sutton anlegen konnte, auf seinem Lager ausgestreckt. Jede Bequemlichkeit und Sorgfalt, die unter diesen Umständen möglich war, brachte man ihm entgegen.

Ob die Wunde tödlich war, mußte erst eine ärztliche Untersuchung bestimmen. Es ließ sich jetzt nur feststellen, daß die Kugel in die rechte Brust gedrungen und schräg unter dem rechten Schulterblatt wieder ausgetreten war. Hatte sie dabei wichtige Organe stark verletzt, so war der Tod unvermeidlich.

Weiter und weiter rasselte inzwischen die Post bis zur nächsten Station, wo die Pferde gewechselt wurden. Von hier aus konnte der alte Herr, der sich so liebevoll um den Verletzten gekümmert hatte, einen Arzt absenden. Dann ging es weiter der Haupt- und Residenzstadt Sydney entgegen, die die Kutsche am nächsten Tag erreichte. Sie brachte aber nicht nur die Nachricht von dem Überfall mit. Ein solches »Abenteuer« wäre ziemlich spurlos an den Bewohnern Sydneys vorübergegangen. Sooft auch tatsächlich Überfälle geschahen, soviel zirkulierten auch erdichtete Geschichten von Überfällen. Eine solche Tatsache bestätigte dann nur die anderen. Nein, die Reisenden von Bathurst brachten ganz andere, viel wichtigere Nachrichten mit, und zwar die Bestätigung eines anderen Gerüchts, das schon einige Tage in der Stadt verbreitet wurde. Jetzt kam es plötzlich mit voller Kraft zum Ausbruch, ohne daß jemand die Tragweite übersehen konnte, die es für diese und alle anderen Kolonien Australiens haben sollte: die Entdeckung des Goldes.

»Gold! – Oben in den Bergen liegt Gold – Minen liegen dort, viel reicher, als sie je in Kalifornien gefunden wurden – Schätze, von denen das Land in seinen kühnsten Träumen keine Ahnung gehabt hatte – Gold! Reisende von oben haben schon ganze Klumpen mitgebracht, und in den Bergen liegt's, man braucht nur hinzugehen und es aufzuheben.«

Gewöhnlich ist an jedem Gerücht etwas Wahres, wenn es die Phantasie der Weiterträger auch nach eigenem Gefallen ausschmückt und entstellt. Einer der Reisenden der Bathurst Mail hatte allerdings Proben körnigen Goldes von dort oben mitgebracht und sie vor den gierigen Blicken der Bushranger verbergen können. Das war die Bestätigung der Meldung, die dem Gouverneur schon vor einiger Zeit von anderer Seite gemacht worden war.

Die königliche Mail war in den blauen Bergen von Bushrangern überfallen, die Briefe geraubt und ein oder ein halbes Dutzend Passagiere dabei getötet worden – wen kümmert das jetzt? Wer dachte noch daran? Oben in den Bergen lag Gold! Als ob ein Telegrafendraht die Wohnungen Sydneys verbunden hätte, sprach an diesem Abend kein Mensch in der Stadt von etwas anderem als Gold, Gold, Gold!

Und wie sah es in Sydney am anderen Morgen aus?

Sonst begann das Geschäftsleben des immer lebhaften Ortes gewöhnlich um acht oder halb neun Uhr morgens und beschränkte sich dann immer auf den Detailverkauf der kleinen Läden, da größere Geschäfte selten vor zehn oder elf Uhr begonnen wurden. Heute dämmerte kaum das Licht des jungen Tages, als sich schon hier und da Haustüren öffneten und Leute, fertig zur Reise gerüstet, herauskamen, um ihre bestellten Fuhrwerke oder Pferde aufzusuchen. Packkarren, sogenannte Drays, mit Proviant und Handwerkszeug beladen, rasselten schon über das Pflaster der Stadt. Sie mußten noch in der Nacht beladen worden sein. Neidische Blicke der anderen folgten ihnen überall. Einige Arbeiter waren schon für bestimmte Beschäftigungen im Haus gar nicht mehr zu bekommen. Wer wollte jetzt noch für zwei oder drei Schillinge pro Tag arbeiten, wenn er oben in den Bergen vielleicht in einer Stunde genausoviel Pfund Sterling aufsammeln konnte? Viele kleine Läden blieben geschlossen, weil sich die Eigentümer entweder selbst zum Marsch in die Minen rüsteten oder doch wenigstens mit der Frage beschäftigt waren, ob sie gehen sollten oder nicht. –

Aber selbst das schien nur die nutzlose Verzögerung eines doch nicht vermeidbaren Schrittes. Denn wer überhaupt schon so weit war, daß er mit sich zu Rate ging, blieb auch in fast allen Fällen nicht untätig zu Hause sitzen, auch wenn er seinen Marsch vorerst noch aufschob. Denn marschieren mußte er, darauf konnte er sich verlassen.

Gold! Was für ein Zauber in diesem Wort liegt, und wie leicht die kleine Silbe selbst die festesten Familienbande durchtrennen kann. Gold! Wie das durch alle Gesellschaftsschichten zuckte, vom reichen Schiffsreeder hinunter bis zu dem halb ausgestoßenen »Ticket of leave man« Ticket of leave man = In England Verurteilter, der zur Bewährung nach Australien in die (Straf)-Kolonie geschickt wurde. hinab, wie das im Nu Luftschlösser baute und für einen Augenblick fast alle Rangunterschiede aufzuheben schien – Gold! Hatte doch auch jeder jetzt gleiche Anrechte an den Schätzen, die der australische Boden barg, und gleicher Anspruch war allen gegönnt. Wer nur seine Zeit nutzen und sie nicht mit Trödeln versäumte, hatte die gleichen Chancen!

Die meisten Menschen kamen aber an diesem ersten Tage noch nicht richtig zur Besinnung, denn zu rasch war die betäubende Nachricht über sie hereingebrochen, um sich gleich zu einem entscheidenden Schritt entschließen zu können. Die weniger Zaghaften aber, die fast jede Stunde mit Sack und Pack zu den Bergen strömten, ließen sie nicht zur Ruhe kommen und trieben sie schließlich zu dem verzweifelten Schritt. Jeder wollte der erste sein, der das Gold in den Bergen einsammelte – denn an wirkliche Arbeit dachten nur wenige. Jeder Trupp, der jetzt die Straßen von Sydney auf seinem Weg in die Berge passierte, nahm ihnen einen »Platz« da oben weg und konnte gleich die am reichsten geträumten Stellen entdecken. Jeder Wanderer trug in seiner Spitzhacke und Schaufel die Schlüssel zu ungezählten, märchenhaften Schätzen, und es blieb zuletzt nichts weiter übrig, als ihnen so schnell wie möglich nachzuziehen, denn zurückbleiben konnte man doch nicht.

Die natürliche Folge blieb nicht aus. Mehl und alle anderen Lebensmittel stiegen im Preis – nicht von Tag zu Tag, sondern von Stunde zu Stunde bis zu einer kaum geahnten, kaum zu erschwingenden Höhe. Drays oder andere Fuhrwerke waren kaum noch zu bekommen, und wenn, dann nur zu einem Preis, für den man früher Karren und Pferd bezahlt hätte. Wo sich sonst jemand einen Spazierstock oder Regenschirm gekauft hätte, handelte er jetzt in einer Eisenwarenhandlung ernsthaft um eine Spitzhacke und Schaufel. Große Blechpfannen schienen ein rasender Modeartikel geworden zu sein, und Glanzstiefel wurden verächtlich in die Ecke geschleudert, um gewöhnlichen, derbgearbeiteten Buschschuhen ehrfurchtsvoll Platz zu machen.

Selbst die Modegeschäfte änderten in kaum zweimal vierundzwanzig Stunden ihren ganzen Charakter. Wer kaufte jetzt noch Kleider aus Mull, Seide oder Damenputz? Kein Mensch mehr – rote Wollhemden und schokoladenfarbige Minerhüte waren auf einemmal Mode geworden, lange Wasserstiefel und wasserdichte Mäntel. Wo sonst hinter den Spiegelglasscheiben zarte rosafarbene Bänder und künstliche Blumen geflattert hatten, hingen jetzt Tabakbeutel aus roter oder blauer Wolle, kurze Holz- und Tonpfeifen, kleine Ledersäcke, um die gewonnenen Schätze sicher aufzubewahren, und bedrohliche Revolver und Buschmesser, um sich damit zu verteidigen.

Kein Mensch grüßte den anderen auf der Straße noch auf normale Weise. »Noch hier?« oder »Wann geht's los?« schienen die einzigen Anreden geworden zu sein. Unbestimmte Gerüchte durchliefen dabei ständig die Stadt und reizten die Bevölkerung zur Wut gegenüber der Regierung. Es hieß nämlich, daß der Gouverneur die Absicht habe, sämtliches Staatsland als Eigentum der Krone zu erklären, und das Graben nach edlen Metallen darauf nicht nur verboten werde, sondern sogar als Diebstahl angesehen werden sollte.

Niemand überlegte sich, daß eine solche Bestimmung niemals ausführbar gewesen wäre, hätte man wirklich daran gedacht. Schon hielt sich jeder in seinen Rechten gekränkt, das Gold aufzusammeln, wo es ihm im Weg lag. Drohende Äußerungen, man werde Gewalt mit Gewalt beantworten, mischten sich wild mit neuen, meist erfundenen oder doch übertriebenen Berichten frisch entdeckter goldhaltiger Stellen.

Kurz gesagt, die Bewohner Sydneys hatte ein Rausch gepackt, der bei jedem einzelnen nur auf eine Art geheilt werden konnte: durch einen langen, mühseligen Marsch in die Berge und wochenlange und meistens nutzlose Arbeit in dem harten Boden. Überredung oder vernünftige Vorhaltungen nutzten bei einem Goldfieberkranken genausoviel, als hätte man den untergehenden Mond durch eine interessante Vorlesung dazu bringen wollen, seine Zeit zu versäumen.

Selbst die reichsten Leute der Stadt hatte der Taumel gepackt. Alte, würdige Herren waren dabei, die nie im Leben daran denken konnten, noch eine Schaufel oder eine andere Waffe des Proletariats in die Hand zu nehmen. Aber ihre Hand wollten sie in dem Auffinden des Goldes haben. Wo sie deshalb nicht selbst gehen konnten, mieteten sie Leute für viel Geld und rüsteten kleine Gesellschaften mit Mehl und Speck tonnenweise, mit Werkzeugen, Quecksilbermaschinen, Zelten und anderen Buschutensilien aus. Sie waren dabei in dem guten Glauben, daß diese »Goldgräber« auch noch weiter für sie arbeiten würden, wenn sie wirklich nutzbare Vorkommen entdeckten – obwohl sie dann doch besser auf eigene Faust arbeiteten als für andere.

Aber wer dachte jetzt Wochen oder Monate voraus? Jetzt mußte man das Glück packen! Wie viele griffen dabei in die Luft, ohne es jetzt aber zu ahnen, und der Taumel, der alle gepackt hatte, riß auch sie mit fort.

Am allerschlimmsten traf diese Lockerung aller gesellschaftlichen und geschäftlichen Bande die gerade zufällig mit ihren Schiffen in der Bai ankernden Kapitäne, noch dazu, wenn sie gerade im Begriff standen, wieder auszulaufen. Zu den Matrosen drang das Gerücht der reichen Minen genauso rasch wie zu allen anderen. Wenn sie ihren geringen Monatslohn gegen das, was sie da oben finden konnten, in die Waage warfen, schnellte ihre Schale hoch empor. Natürlich liefen sie fort, und ob List oder Gewalt angewandt wurde, um sie an Bord zu halten, sie brachen mit List oder Gewalt aus. Es dauerte keine drei Tage, und kein einziges Schiff hatte noch genügend Mannschaft an Bord, um seine Reise in irgendeine Richtung fortzusetzen oder nur in See zu stechen.

Und was für bunte Züge bildeten sich jetzt! Junge Kaufleute und Beamte, Tagelöhner, weggelaufene Matrosen, Handwerker, Künstler – alles mischte sich durcheinander. Die roten Hemden, Wasserstiefel und braunen Hüte machten alle gleich. Eine gewisse Verbrüderung schien alle wie ein Taumel erfaßt zu haben.

Selbst das Theater mußte später in Sydney geschlossen werden, weil die Schauspieler keine Lust mehr hatten, ihre kostbare Zeit mit Komödienspielen vor leeren Bänken zu vergeuden. Wer dachte denn in diesem Augenblick daran, ein Theater zu besuchen, wo man alle Hände voll zu tun hatte, um sich für den nächsten Marsch zu rüsten.

Nie hatte die Polizei mehr zu tun gehabt als jetzt. Sie sollte vertragsbrüchige Arbeiter aufspüren und flüchtige Seeleute zurückbringen. Trotz ihres Eifers hatte sie jedoch nur geringen Erfolg. Draußen im Land war es sehr schwer, einen bestimmten Menschen unter den vielen roten Hemden herauszufinden, und die in die Minen strömende Schar nahm sofort Partei für die, die von der Polizei gesucht wurden. Was hatten die jetzt verfolgten armen Teufel anderes getan als andere – nämlich alles abgeschüttelt, was sie hielt, um nur so rasch wie möglich in die goldgespickten Berge zu kommen? Das war aber kein Verbrechen, und wo sie deshalb einem Gesuchten helfen konnten, taten sie es mit allen Mitteln.

Noch waren keine acht Tage vergangen, da sah man schon nicht mehr einzelne Gruppen in das Landesinnere ziehen, sondern der Zug der Goldgräber bildete eine feste, kaum noch durch Lücken unterbrochene Kette. Jetzt bekam die Polizei eine ganz andere Arbeit. Sie sollte nicht mehr nach einzelnen, weggelaufenen Matrosen suchen, sondern oben in den Minen die Arbeiten überwachen. Damit sollte das von der Krone beanspruchte und recht einträgliche Recht gewahrt werden. Dieses Recht bestand nämlich darin, daß jeder Arbeiter eine monatliche Prämie von dreißig Schilling zahlen mußte. Zu diesem Preis wurde es jedem gestattet, in den Bergen nach edlen Metallen zu graben und das Gefundene als sein rechtmäßiges Eigentum zu behalten.

Daß sie der großen Menge das Goldsuchen nicht mehr gewaltsam verbieten konnte, hatte die Regierung bald herausgefühlt. Eine Revolution, die alles über den Haufen geworfen hätte, wäre das Resultat einer solchen Anordnung gewesen, denn die Gier nach Gold ließ sich nicht mehr dämmen.


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