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Moderne Welt, – moderne Leute.

Fastnachtstragödie in verschiedenen Aufzügen und Verwandlungen.

Aktus I.
Vierte Scene.
(Wüste Sara.)

Rochus Pumpernickel von Hamlet verfolgt.

Hamlet. Rochus! Rochus! Du siehst aus, als hätte irgend einer von den Taglöhnern der Natur einen Menschen gemacht, und er wäre ihm nicht geraten. Dein Rockaufschlag geht über die Grenze des Natürlichen, und dein Blumenstrauß kann nur den Unverständigen zum Lachen reizen: aber dem Vernünftigen muß er um so anstößiger sein, da er weiß, daß es gar keine Blumen mehr giebt, seitdem Ophelia mir im Erebus den Hintern gewiesen!

Rochus. He! He! gestrenger Herr! Mit Verlaub, wer sein Sie?

Hamlet. Hamlet, der Däne bin ich. Meinen Untergang hat Shakespeare der Welt verkündigt, und darum leb' ich ewig! Es war eine Zeit, wo Schröder mich zwang, eine gestickte Weste, Chapeaubashut und Degen zu tragen, doch Schlegel gab mir das Schwert und die Halskrause wieder, und so schreite ich stolz einher, wie du mich hier siehst, o schlechter Rochus!

Rochus. Ihnen da mag aber eben deswegen kein Mensch mehr sehen! Sie seind aus dem Altertum und gefallen längst den Leuten nicht mehr!

Hamlet. (Entrüstet.) Vermaledeites Fastnachtsgesicht!

Rochus. Was stichelt der schwarze Herr? Sieht er die Faust hier, die wird ihm gleich eine Papa Stegmaiersche Melodie um die Ohren spielen, daß ihm Hören und Sehen vergehen soll!

Hamlet. Ha! Junge du! Komm zeig mir was du thun willst! Willst du fechten, willst du fasten, willst du dich selbst zerreißen, willst du Essig trinken, ein Krokodil verschlingen? Ich thue es auch! Laertes! Laertes! Kampf! Tod! Pumpernickel! – – Du schweigst? – ich bitte dich, geh' in ein Nonnenkloster, und das bald!

Fünfte Scene.

(Verwandlung in ein Nonnenkloster.)

Choral der Nonnen.

Dies irae Dies illa Solvet Saeclum in favilla!

(Rochus unter den Nonnen intoniert den Baßton.)

Iudex ille cum sedebit Nil inultum remanebit.

Hamlet (in der Kirche) zieht eine Dose aus der Westentasche, nimmt eine Prise Schneeberger, niest, – eine Säule platzt – Pulverdampf – Gestank.

Magister Dyk (aus der Säule). Nun bitt' ich aber eine vernünftige Christenseele, – möchte man hier wirklich nicht an Spukereien glauben! Komm' ich ganz friedlich daher, um des jungen Hamlets Hitze mit des guten Kammachers Pumpernickel friedlichem Sinn auszugleichen, – muß der böse Geist mir auf einmal eine Säule über das Haupt bereiten. Was bin ich? Magister! Keine Säule! Nun, wir wollen's für dies Mal gut sein lassen!

(Er holt ein Tabakspaket aus der Tasche, stopft aus: »Blühe Sachsen« eine Pfeife, die er an der ewigen Lampe anzündet und spricht:)

Ecce quam bonum – oder was ich eigentlich sagen wollte – Herr Pumpernickel hatte so unrecht nicht – denn eigentlich habe ich einen solchen Prinzen noch gar nicht gesehen, dagegen erinnere ich mich, daß es Pumpernickel wirklich giebt, indem ich etwelchen in Westfalen genossen. Da nun das Theater das Natürliche repräsentieren soll, gleichsam die Natur selbst oder eigentlich die Moral – –

(Zacharias Werner vom Chor herab, schleudert einen Schwärmer in Dyks bockslederne Hosen. Es knallt, – Dyk fliegt auf.)

Sechste Scene.

Verwandlung des Klosters in ein Schreibpult.

(Die drei Genien aus der Zauberflöte – Kotzebue und die Gefahren der Jugend kommen aus dem Schreibpult hervor.)

Drei Genien (singen): Bald prangt die Morgenröte u. s. w.

(Der Zauber verschwindet, die Flöte verwandelt sich in eine Knute, womit Kotzebue in die)

Siebente Scene,

Siberien,

gepeitscht wird. – Vieles Eis. – Die Gefahren der Jugend gleiten aus. Die Tugend erhascht sie beim Zopfbande. und alles verwandelt sich in ein Osterei.

Achte Scene.

Operntheater in München. – Garderobe. – Osterei, obligat auf dem Tische. – Signor Brizzi, als Achilles, im Streit mit dem Theaterdiener.

Brizzi. Briccone maledetto – datemi un ove – ove – Ein Ei – schaffen ein Ei – ick heiser sei – a che vedo was ick, was ick sieh' – ein Ei – Kom ßu mir du Ei – (Ergreift das Ei, will es ausschlürfen – Ei verwandelt sich in Amerika, und wird von Kolumbus entdeckt.)

Neunte Scene.

Amerika. Kartoffelfeld u. s. w.

*


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