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47.

Wie? Soll das Bild von Gottes Majestät,
Sein Hauptmann, Stellvertreter, Abgesandter,
Gesalbt, gekrönt, gepflanzt seit so viel Jahren,
Durch Unterthanen Wort gerichtet werden.
Und er nicht gegenwärtig?

Shakspeare.

Die erzbischöfliche Residenzstadt Mainz war in der letzten Hälfte des Monats Juni ungewöhnlich belebt. Viele fremde Rittersleute mit ihrem Troß von Junkern, Knappen und Knechten durchzogen gaffend die Straßen und musterten mit wohlgefälligen Blicken die schönen Bewohnerinnen, die sich mitunter auf Söllern und an Fenstern sehen ließen. Die Anwesenheit der Gäste hatte fahrende Leute aller Art herbeigezogen. Hier führten Bettelmönche geistliche Mysterien auf, dort schwang sich ein Furioso jener Zeit hoch in den Lüften auf schlaffem Seil, an einer andern Stelle wurde das Volk durch die Comödie von den Wundern des Zauberers Vergilius ergötzt. Spielleute, Sänger und lustige Personen durchschwärmten die Menge und suchten, wo sie konnten, ihr Stückchen, ihr Lied oder ihren Spaß anzubringen.

Auf dem freien Platze zunächst dem Dome stand an der Seite eines großen stämmigen Mannes, der einen gewaltigen Knüttel trug, ein junges Mädchen von keckem und freundlichem Aussehn. Die fremdartige Tracht des Mädchens, die ihr aber recht wohl anstand, war von feinem Zeuge verfertigt und mit allerlei künstlichen Stickereien besetzt. Viele Leute blieben stehen, um sich das liebliche Kind, das in den lebendigen Augen des frischblühenden Antlitzes, in einer immer heitern Miene, in der steten Beweglichkeit seines ganzen Wesens und in dem fremden Dialekte etwas Wunderliches und Anziehendes besaß, genauer zu betrachten. Ihr Begleiter erregte dagegen auf eine andere Art das Erstaunen der Vorübergehenden, denn, so sauber und zierlich auch das Mädchen angethan war, so schmutzig und zerlumpt war er. Manche Bemerkungen wurden darüber laut, aber er schien sie nicht zu verstehen oder sich wenig darum zu bekümmern.

»Schau, Michel!« sagte sie jetzt zu ihm, indem sie ihn stark am Arm zupfte, »was das für eine Pracht ist und wie Alles glitzert und glänzt umher. Ist hier zu Lande erst jetzt etwa das liebe Pfingstfest, das wir schon vor drei Wochen begangen? Oder wird Frohnleichnam schon gehalten, den wir bei uns um Vieles später haben?«

» Par ma foi!« sprach in diesem Augenblicke ein Mann, der in der Nähe des Mädchens stand und eine leichte ritterliche Morgenkleidung trug. »Woher kommst Du, mein Kind, daß Du nicht weißt, welche hohe Fürsten, Herrn und Ritter sich hier rencontriren zu wichtiger Resolution?«

Seine Blicke ruheten mit besonderm Wohlgefallen bei diesen Worten auf der Gestalt des Mädchens. Sie war, als er sich umwandte, bei seinem Anblicke leicht erschreckend zusammengefahren, hatte sich aber sogleich wieder gefaßt, so daß er ihre Ueberraschung nicht bemerkte.

»Sieh, Kind!« fuhr der Mann sehr freundlich fort, indem er mit der linken Hand des Mädchens Arm ergriff und mit der rechten nach den Gegenständen deutete, auf die er sie aufmerksam machen wollte. »Sieh: der Herr von ansehnlicher Korpulenz, mit dem goldgestickten Sammetkleide und dem glänzenden Hute auf dem Kopfe, ist der mächtige Kurfürst von Sachsen. Er hält sich am Sattelknopfe seines Schimmels fest, denn das Reiten gewährt ihm keine große Satisfaktion, und in Werken der Chevalerie hat er nie viel gethan.«

»Und er ist doch so mächtig, wie Ihr sagt?« fragte schalkhaft das Mädchen. »Ich habe immer gemeint, ein mächtiger Fürst müßte auch zugleich ein gewaltiger Rittersmann sein;« fügte sie mit scheinbarer Einfalt hinzu.

»Dafür hat er seine Champions, Kind!« erwiederte der Ritter und schlang traulich den Arm um ihren Leib. »Die fechten für ihn und er sieht ruhig zu vom Balcon.«

Der Begleiter des Mädchens sah mit Blicken des Unwillens auf den Fremden, der eine so unziemliche Zudringlichkeit gegen seinen Schützling an den Tag legte. Er stieß das Mädchen an, und eine fragende Geberde zeigte dieser, daß er nicht übel Lust hege, seinen Knüttel gegen den Ueberlästigen in Bewegung zu setzen. Ein Augenwink seiner Gefährtin aber brachte ihn sogleich zur Ruhe und er blickte nun wieder mit dem Ausdrucke gedankenloser Gleichgültigkeit in das Gewühl der Menge.

»Der neben dem Sachsen ist ein ganzer Sire:« sprach der Ritter indessen weiter und drängte sich näher an das liebliche Mädchen. »Wie er den ungeheueren Rappen zügelt mit mächtiger Faust! Wie dieser, die Gewalt des Chevaliers anerkennend, unter ihm zittert und die riesigen Glieder forcirt zu einem leichten Tänzerschritte! Foi de gentilhomme! Ich sage Dir, mein Kind, es gibt wenig Sires in den europäischen Reichen, die es diesem Manne gleich thun, was die noble Reitkunst anbetrifft. Und welcher éclât in seinem Anzug? Der prächtige Hermelinmantel mit der schweren Goldstickerei, die Kette von Edelsteinen auf der Brust und am Seidenbarett die kostbaren Perlen, die kein Fürstenthum bezahlt. Dergleichen hast Du noch nie gesehen, Kind! Das ist auch der Kurfürst von Brandenburg, ein Herr von großen Meriten. Die ihm folgen, sind kleinere Reichsherren, auch Gesandte des Königs von Böhmen und des Herzogs von Baiern. Tonerre de Dieu! Ein stattlicher Zug. Ob dem Gräflein nicht ahnt, was ihm bevorsteht?« sprach er halblaut und sich vergessend für sich hin.

»Sind denn nun,« begann treuherzig das Mädchen, »alle diese vornehmen Fürsten und Herren hierher nach Mainz gekommen, um Messe zu hören oder zur Beichte zu gehen bei dem Erzbischofe?«

»Zum Frühstück gehen sie, thörichtes Kind!« lachte der Ritter laut auf. Er wollte noch mehr hinzufügen, als ein stämmiger Kriegsknecht von rohem Aeußern schnell auf ihn zukam und schon aus der Ferne rief:

» Post nubila Phöbus, edler Ritter! Alles ist wohl gethan und vollbracht. Der Sprung vom tarpejischen Felsen war freilich kein Spaß und das Binger-Loch liegt hart am Acheron. Aber Ihr kennt den gestrengen Herrn! Für ihn gibt es kein Hinderniß, und eben hält er froh und guter Dinge seinen Einzug ins erzbischöfliche Schloß.«

»Die Nachricht ist seinen Goldgülden werth, Ralph!« sprach mit sehr vergnügter Miene der Ritter. » En avant, und richte mein bestes Hofkleid zu: das mit dem Tigerpelz und den Goldschnüren! Ich folge Dir auf dem Fuße.«

Das Mädchen hatte, während der Kriegsmann, der uns sogleich als Ralph Strichauer kenntlich geworden, sich in der Nähe befand, ihr Antlitz abgewendet. Sie sah mit neugieriger Miene nach dem künstlichen Bau des Domthurmes, sie hütete sich, ihr Angesicht den Blicken jenes Mannes preiszugeben, ohne daß es jedoch das Ansehen hatte, als geschehe dieses absichtlich. Nachdem das Gebot des Ritters ihn entfernt hatte, nahm sie wieder auf die gleichgültigste Weise ihre frühere Stellung ein.

»Kind!« begann noch einmal der Ritter, indem er ihr die Hand sanft drückte und sich zum Fortgehen rüstete: »willst Du Mirakel sehen, so komm Abends vier Uhr zum großen Saal in der Burg! Da erscheinen die hohen Herren alle in ihrer magnificence und selbst der Erzbischof in pontificalibus. Weigert man Dir den Einlaß, so frage nur nach dem Ritter von Nollingen, das bin ich; dort sehen wir uns wieder. Adieu, mignonne!«

Das Mädchen verbeugte sich zierlich, als der Ritter sie mit freundlichem Lächeln verließ. Er ging mit eiligen Schritten über den Platz und verschwand bald in einer der nächsten Straßen. Da veränderte sich die heitere Miene des Mädchens plötzlich in strengen Ernst und finstern Trotz. Sie ballte ihre kleine Hand drohend nach der Gegend hin, in welche Günther seine Schritte gerichtet hatte. Ohne weiter Etwas zu reden, begab sie sich dann in Gesellschaft ihres Begleiters nach einer jener kleinen Straßen, in welchen die für Reisende mittlern und niedern Standes bestimmte Fußherbergen gelegen waren.

Vor der erzbischöflichen Burg herrschte indessen lauter Jubel. So eben war der stolze Kirchenfürst, von dem ein dunkles Gerücht gesagt hatte, er werde von kaiserlichen Kriegsvölkern in einem seiner Rheinschlösser gefangen gehalten, glücklich wieder eingetroffen. Seine vertrautesten Räthe und Diener, welche recht wohl die nähern Umstände dieser Gefangenschaft kannten, waren bemüht gewesen, sie vor dem Volke zu verheimlichen, um dessen Vertrauen auf den mächtigen Gerhard nicht zu vermindern. Die vergangene stürmische Nacht war die seiner Befreiung gewesen. Jetzt wurde er in seinem eigenen Schloße von den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, von den Gesandten Baierns und Böhmens, von vielen andern fürstlichen und adeligen Herren, die sämmtlich nach Abrede am Abende vorher in Mainz angelangt waren, willkommen geheißen. Die dunkle Gluth in seinen Blicken strahlte mit erhöhetem Feuer, als er sich in der Mitte dieser glänzenden Versammlung sah, als der Kurfürst von Brandenburg keinen Anstand nahm, ihm, als Primaten unter den deutschen Kirchenfürsten, den Steigbügel zu halten und vom Pferde zu helfen. Diesem Zusammentreffen folgte eine geheime Berathung zwischen den Reichsfürsten, dann ein stattliches Bankett, bei dem die Pracht jener Zeit mit aller Feinheit der damaligen Kochkunst wetteiferte.

Um die vierte Abendstunde fand sich unter der tobenden und drängenden Menge, welche den Eingang in das Schloß zu erzwingen suchte, auch jenes uns bekannte Mädchen mit seinem gigantischen Begleiter ein. Dieser trieb mit unwiderstehlicher Gewalt Alles, was ihm im Wege stand, zur Seite, während er in einem Arm seine Gefährtin hielt und mit mächtigen Schritten dem Schloße zueilte. Hier starrten ihm die Spieße der Trabanten entgegen, und niemand, hieß es, werde eingelassen, der nicht als Bürger und Einwohner von Mainz bekannt, oder den fremden Herrschaften zugehörig sei. Da nannte das Mädchen den Namen Herrn Günthers von Nollingen. Die graubärtigen Kriegsmänner sahen mit bedeutungsvollem Lächeln einander an und öffneten dann langsam die Wand, welche ihre Hellebarden bildeten, nur so weit, daß gerade zwei Menschen Durchgang finden konnten. Ein Marschalk mit einem weißen Stabe in der Hand, wieß die Eintretenden eine breite Treppe hinauf, die auf eine Gallerie führte, von der sie den freien Blick auf die ganze hochgewölbte Halle hatten.

Diese war an allen Wänden mit purpurfarbnen Tüchern behangen, auf welchen das erzbischöfliche Wappen mit Hirtenstab und Inful prangte. Eine große Tafel stand in der Mitte. Man hatte sie mit einem schwarzen Teppiche bedeckt, und ihr düsteres Aussehen machte einen widrigen Eindruck auf den Zuschauer. Oben an dem einen Ende der Tafel befanden sich auf Erhöhungen drei große Sessel mit Sammet überzogen und goldenen Stickereien auf der Rücklehne, welche die Wappen der drei anwesenden Kurfürsten zeigten. Dann folgten zu beiden Seiten niedrigere Sitze, die sich bis an das untere Ende zogen. Es war noch niemand von Bedeutung in der Halle zu sehen. Eine Trabanten-Wache stand an der Thüre, und zunächst dieser waren einige Ehrenholde, die man an ihrer bezeichnenden Kleidung erkannte, in ein, wie es schien, sehr wichtiges Gespräch vertieft.

Die Schützlingin des Ritters von Nollingen sah mit neugierigen Blicken auf diese ihr fremden Dinge. Ueber die Ehrenholde, die in ihren scharlachrothen Kleidungen ihr wie gesottene Krebse vorkamen, mußte sie sehr lachen. Sie hielt sie in ihrer Einfalt für nichts besseres als Schalksnarren. Das Rad, das sich in gelber Stickerei auf Brust und Rücken zeigte, gab ihnen in der That ein sonderbares Ansehen, und mit ihren vergoldeten Stäben handthierten sie auch nicht viel schicklicher als Narren mit der Pritsche.

»Schau der Herr,« sagte das Mädchen, dem der Zweck aller dieser Vorbereitungen unbekannt war, zu einem neben ihm stehenden ehrsamen Mainzer Bürgersmann: »das wird sicherlich ein Mummenschanz hier geben, oder sonst eine verspätete Fastnachtsfreude? Wir sind weit her aus dem Reiche herauf. Bei uns ist die Fasten viel früher, aber es könnte doch sein, daß sie erst jetzt hierher gekommen wäre, der weiten Reise wegen.«

Der ehrenhafte Bürger sah mit einem ernsten Kopfschütteln das Kind lange an. Als er aber überzeigt zu sein glaubte, daß sie nicht die Absicht habe, ihren Scherz mit ihm zu treiben, erwiederte er:

»Mummenschanz und Fastnachtslust ist still worden hier seit lange. Wir treiben nur ernste Dinge und keine Possen. Wir sind zusammen gekommen, zu richten und zu küren. Wir wollen dem Adolphus die Krone vom Haupte nehmen und sie einem Andern, der uns wohlgefällig, aufsetzen.«

Das Angesicht des Mädchens wurde plötzlich sehr nachdenklich. Erst nach einem kurzen Stillschweigen versetzte sie:

»Ich habe immer gehört, da hätte der heilige Vater in Rom das Hauptwort zu sprechen. Auch sagt man, Kaiser Adolph befinde sich an der Spitze vieler Kriegsvölker, und er möchte dann wohl so leicht nicht die Krone hergeben. Deshalb kann ich Euer Wesen hiernach nicht anders wie einen Mummenschanz und Fastnachtsspiel betrachten.«

Sie hatte die letzten Worte sehr schnippisch vorgebracht, und der Bürger, erstaunt über des Mädchens Verwegenheit, an diesem Orte eine solche Rede laut werden zu lassen, sah sie mit zweifelhaften Blicken an. Da schmetterten die Trompeten von unten herauf, da wirbelten die Pauken und einer der Ehrenholde rief, während die Trabantenwache sich ordnungsmäßig aufstellte, mit lautschallender, eintöniger Stimme:

»Der hochwürdige Herr, Gerhard von Epstein, geweiheter Erzbischof von Mainz und heiligen römischen Reiches erster Kurfürst.«

Er trat ein, gefolgt von hohen Geistlichen und weltlichen Hofherren, umgeben von allem Glanze, der seinem Range gebührte. Der weite Purpurmantel, dessen Ende mehrere Edeljunker trugen, war mit Edelsteinen und massivem Golde so reichlich besetzt, daß ein Anderer vielleicht unter seiner Schwere erlegen wäre; allein Gerhards hohe Gestalt blieb ungebeugt und in seinem Antlitze lag der Ausdruck jener unzähmbaren Herrschsucht und jenes angemessenen Stolzes, welche die Hebel aller seiner Handlungen waren. Mit festen, widerhallenden Schritten begab er sich an das Ende der Tafel und nahm die hier befindliche Oberstelle ein. Nachlässig lehnte er sich auf den Sitz zurück, aber in seinen Augen brannte eine Gluth, welche diejenigen, die ihn näher kannten, wohl zu deuten wußten.

Wie sein Eintritt, so wurde auch derjenige der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg angemeldet. Diese nahmen die Sitze neben dem Erzbischofe ein, und ihnen folgten, dem Range nach, die Abgesandten von Böhmen und von Baiern, die kleineren Reichsfürsten, die Grafen und Ritter. Das zahlreiche und glänzende Gefolge füllte die Gänge der weiten Halle an und hielt sich, obgleich durch aufgestellte Schranken von den Gebietern getrennt, immer in deren Nähe.

Wir wollen die Langmuth des Lesers, die uns ohnehin schon Viel zu verzeihen hat, nicht durch Aufzählung aller bei dieser Gelegenheit vorgenommenen Ceremonien ermüden, sondern uns darauf beschränken, die Absicht, welche diese Versammlung zusammenführte, und den merkwürdigen Beschluß, welchen sie faßte, mitzutheilen. Es war ein altes Herkommen im Reiche, daß der Erzbischof von Mainz bei den Kaiserwahlen präsidirte und, nach Absprache mit einigen andern geistlichen und weltlichen Kurfürsten, den Thronkandidaten in Vorschlag brachte, der ihnen der Tüchtigste schien. Jetzt dehnte Gerhard dieses Herkommen auf die entgegengesetzte Handlung aus. Er hatte die Gegner Adolphs versammelt, um diesen der Kaiserwürde zu entsetzen, er trug diesen die heftigsten Anklagen gegen ihn vor, in welche sie natürlich ohne Weiteres einstimmten, er berichtete, daß er den Angeklagten dreimal vorladen lassen, und wie dieser die Vorladung keiner Aufmerksamkeit gewürdigt, er beschloß, daß er durch dieses Nichterscheinen sich aller Anklagepunkte eingeständig erkläre und deshalb als überwiesener Verbrecher an Krone und Reich zu verurtheilen sei. Die hauptsächlichsten Vorwürfe, die Gerhard gegen seinen Verwandten theils ganz erdichtete, theils in lügenhafter Uebertreibung vorbrachte, waren folgende: er habe die Kirchen verwüstet, Frauen und Jungfrauen nicht beschützt, von England Sold genommen, das Reich nicht vermehrt, sondern vermindert, seine schriftlichen Versprechungen gebrochen, sich in der Gerechtigkeitspflege bestechen lassen, den Landfrieden nicht gehandhabt und für die Sicherheit der Straßen nicht gesorgt.

Niemand widersprach dieser Anklage. Das Ganze war eine abgeredete Gaukelei, die ihren vorher entworfenen Gang nahm. Adolph wurde wegen jener Vergehungen der Kaiserwürde verlustig erklärt und gleich darauf, nach Gerhards Vorschlag, Albrecht von Oesterreich zum deutschen Kaiser erwählt. So widerrechtlich dieses Verfahren im Allgemeinen und so lächerlich es jetzt im Besondern, da die Heere Adolphs und Albrechts einander entgegenstanden und eine baldige Entscheidung durch die Waffen vorauszusehen war, erscheinen mußte, so hatte doch der schlaue Gerhard von Mainz seinen guten Grund zu dieser Handlungsweise. Durch Adolphs Entsetzung und Albrechts Wahl wurde das Verhältniß zwischen beiden umgekehrt: jener konnte nun für den Empörer gegen den rechtmäßigen Oberherrn des Reichs ausgegeben werden, während Albrecht und sein Anhang bisher dafür gegolten hatten.

Das Mädchen auf der Gallerie hatte während dieser feierlichen Handlung zum Befremden ihrer Nachbarn, nichts gethan, als gelacht, und oft so laut, daß die fürstlichen Herren unten es bemerkt und Blicke der Verwunderung und des Unwillens hinaufgesandt hatten. Sie war darüber in einen kleinen Wettstreit mit jenem Mainzer Bürgersmanne, dessen wir schon gedachten, gerathen. Sie neckte ihn durch die Behauptung, das Alles sei nur ein kurzweiliges Spiel, zur Belustigung der Zuschauer aufgeführt, und der Narr werde gleich zum Einsammeln mit der Schellenkappe herumgehen. Der Bürgersmann aber verfocht sehr ernst die Wahrheit und Wichtigkeit des Ganzen und wandte angestrengte, doch vergebliche Bemühungen an, das, wie er glaubte, unwissende Kind zu belehren.

Plötzlich aber zeigte auch sie ein sehr ernstes Angesicht und hörte mit großer Aufmerksamkeit nach Dem hin, was unten vorging. Des Erzbischofs Donnerworte schallten durch die weite Halle. Er hatte den Kurhut abgelegt und die Inful aufgesetzt, in seiner Hand hielt er weit ausgestreckt über die Tafel hin den geistlichen Hirtenstab. Aus seinen dunkel flammenden Augen leuchtete eine grausame Schadenfreude, sein beredter Mund sprach in harten und strengen Ausdrücken das schreckliche Interdict über das Land Nassau und über die Länder aller Fürsten, welche dem entsetzten Kaiser anhingen. Während der mächtige Ton seiner Rede erklang, war kein anderer, selbst nicht der leiseste Laut in der übrigen Versammlung zu vernehmen. Das Interdict war eine der fürchterlichsten Strafen der damaligen Zeit, zu deren Verhängung die Erzbischöfe und selbst die Bischöfe ein Recht hatten. In dem Lande, das damit belegt war, durfte kein öffentlicher Gottesdienst gehalten, keine Glocke geläutet, kein Sakrament gereicht werden, sogar die Todten mußten unbeerdigt liegen bleiben.

Es war augenscheinlich, daß der Erzbischof bei dieser Handlung nur von persönlicher Feindschaft und Rachsucht geleitet wurde. Nachdem er die Formel der Excommunication und des Interdicts gesprochen und sich wiederum schweigend in seinen Sessel niedergelassen hatte, wurden unter den Zuschauern oben und selbst unter den Rittern, welche mit zu Gericht gesessen hatten, vielfache und heftige Aeußerungen des Unwillens laut. Manche von den Anwesenden besaßen Freunde und Verwandte in dem angrenzenden Nassauerlande, die nun auch unschuldig leiden sollten unter der Geisel, welche der unerbittliche Gerhard schwang. Dieser aber schien den übeln Eindruck, den sein Benehmen gemacht hatte, nicht zu bemerken. Er gab den Herolden einen Wink, und mit den gebräuchlichen Ceremonien ward das Fürstengericht für geschlossen erklärt. In der nämlichen Ordnung, wie die Fürsten und Herren gekommen waren, entfernten sie sich wieder. Das Volk verlief sich und bald herrschte Dunkelheit und Schweigen in der Halle, wo noch so eben ein ungerechtes Urtheil über den ersten Monarchen Europa's gefällt worden war, wo die Tücke eines Einzelnen auf Tausende Unheil und Verderben herabgerufen hatte. Das Mädchen, dem der Name des Ritters von Nollingen Zutritt zu der Feierlichkeit bewirkt, wurde von dem Drange der Menge, die sie umgab, die Treppe hinabgeführt. Ihr Begleiter wußte sich aber immer nahe bei ihr zu erhalten, und verlor sie nicht aus den Augen. Als sie die erzbischöfliche Burg verließen, war es Abend. Die Pechkränze, welche auf dem Platze vor der Burg brannten, erhellten nur diesen Raum; in den Straßen herrschte tiefe Dunkelheit. Das Mädchen schien absichtlich mit dem Weitergehen zu zögern und blieb, indem sie sich oft aufmerksam umblickte, lange innerhalb der beleuchteten Stelle. In einer ansehnlichen Entfernung, als gehöre er gar nicht zu ihr, stand ihr Gefährte halb von ihr abgewandt; wer ihn aber genau angesehen, würde bemerkt haben, daß seine Blicke sie fortwährend hüteten.

Mit einer ungeduldigen Bewegung war das Mädchen schon im Begriff, diesem Aufenthalte ein Ende zu machen und den lang verzögerten Weg fortzusetzen, als klirrende Schritte plötzlich über den öde gewordenen Platz erklangen und ein Mann in einen Mantel gehüllt auf sie zuschritt. Ein Blick sagte ihr, daß es derjenige sei, den sie erwarte. Jetzt ging sie langsam und mit dem Anscheine, als habe sie in dieser Weise bisher ihren Weg gemacht, nach einer der dunkeln Straßen zu. In weiter Entfernung folgte der Begleiter.

Sie war noch nicht ganz aus dem Bereiche der erhellenden Pechkränze herausgetreten, als sie sich schon am Arm ergriffen fühlte und mit angenommenem Erstaunen in das Angesicht des Ritters von Nollingen blickte, der sie ereilt hatte und sich nun an sie anschloß.

» Mort de ma vie!« rief der Ritter. »Du hast Dich eilig fortgemacht, mignonne! Ich habe Dich gesucht und suchen lassen, aber Du warst disparûe, wie der Pfennig aus der Hand eines Gauklers. Du zitterst, Kind! hast Du Frost am milden Juniabende? Komm! hülle Dich mit in meinen Mantel. Es ist Platz für uns Beide.«

»Laßt mich, Herr!« erwiederte das Mädchen, indem sie sich von ihm loszumachen bemühete, dabei aber immer hastig vorwärts schritt durch dunkle und enge Straßen. »Es will sich nicht geziemen für ein ehrliches Mädchen, daß sie in dieser Stunde mit einem vornehmen Ritter hier wandle.«

» Ma foi!« sprach mit einschmeichelnder Stimme und ohne von ihr abzulassen Günther: »es ist doch besser, Du hast einen vornehmen Ritter zum Begleiter, als den Tölpel, der heute Morgen bei Dir war.«

Das Mädchen warf einen verstohlenen Blick hinter sich, der ihr die Versicherung gab, daß ihr alter treuer Gefährte in der Nähe sei und sie nicht aus den Augen verloren habe.

»Aber, mignonne!« begann, nach einem ziemlich langen Stillschweigen von beiden Seiten, der Ritter: »wo ist Dein Zünglein geblieben von heute Morgen? Da war es lose und rege zu heitern Scherzreden, jetzt ist es aber schwer und schweigsam geworden und bringt kein frohes Wort zu Kauf. Bist Du noch stupefaite, erstarrt über alle die Herrlichkeiten, die Du gesehen? Liegen Dir die hohen Herren, die grands princes in ihrer Staatskleidung, so schwer im Sinne, daß Du nichts anders zu denken vermagst? Das ist pardonnable, Kind, denn dergleichen hat gewißlich Dein Auge vorher nie erblickt.«

»Ihr irrt!« versetzte das Mädchen und schritt immer eiliger in enge, abwärts führende Gäßchen hinein. »Dergleichen habe ich genug gesehen mein Lebelang, auf Messen und auf-Märkten.«

» Mort de ma vie!« lachte der Ritter auf: »das ist ja etwas ganz Neues! Kaiserabsetzungen und Kaiserwahlen auf Messen und auf Märkten?«

»Nun,« sagte spitz seine Begleiterin, »das ganze Wesen gemahnte mich doch nicht anders, als wenn ich Bettelmönche irgend eine Mysterie aufführen sähe.«

»Was war das?« rief in diesem Augenblicke der Ritter und blieb stehen. Er hielt das Mädchen fest am Arme, er sah hinter sich in die Nacht, denn er glaubte ganz nahe Schritte und ein Räuspern vernommen zu haben.

»Ich muß aber fort;« wandte ärgerlich das Mädchen ein und drängte vorwärts. »Man erwartet mich daheim und ich sage Euch nochmals, es wäre gut, wenn Ihr mich allein gehen ließet, denn wir alle Beide könnten leicht Verdruß davon haben.«

»Meinst Du?« entgegnete wiederum lachend der Herr von Nollingen, der nichts Verdächtiges weiter gehört hatte und sich nun überzeugt hielt, daß er geirrt habe. Er nahm zugleich den raschern Schritt seiner Gefährtin an und fuhr scherzend fort: »in welchem Palais wohnst Du denn, mignonne, und wie groß ist die Zahl der dragons oder der Riesen, die es bewachen.«

»Mein Weg führt in die Herberge zur Mausfalle;« antwortete unbefangen die Befragte. »Dort ist meine Reisegenossenschaft; denn, Ihr müßt wissen, ich ziehe nicht allein in der Welt umher, sondern mit einer stattlichen Begleitung und treibe in Band und andern Dingen ehrliche Handelschaft.«

» Par Dieu!« sprach Günther mit spöttischer Lebhaftigkeit: »nun erkläre ich mir Deine Weltkenntniß, die Du auf Messen und Märkten gesammelt hast. Erzähle mir doch noch Einiges von den Herrlichkeiten, die Du da gesehn, von den Gaukelspielen und Mysterien, von der schönen Susanna und den drei Richtern, von der Esther und dem Haman.«

Die abendlichen Wanderer durcheilten jetzt ein sehr enges Gäßchen. Es führte ziemlich steil abwärts und kalte, feuchte Lüfte weheten ihnen entgegen. Dem Ritter war diese Gegend gänzlich unbekannt, aber bald vernahm er ein Rauschen, das ihn die Nähe des Rheins vermuthen ließ.

»Ich habe auch noch ganz andere Dinge erlebt;« hob nun in einem sehr ernsten Tone das Mädchen an. »Ich war einmal am Kaiserhofe, bei einem großen und prachtvollen Bankett. Da war auch ein Rittersmann zugegen, so falsch und schlecht wie der Haman. Aber auch ihn ereilte der Sünden Lohn. Als er da saß in Sicherheit und Freude, neben seiner stolzen Braut, da ward plötzlich von einem rechtschaffenen Rittersmanne seine Büberei aufgedeckt, wie er seinen Kaiser und Herrn verrathen, wie er einen unschuldigen Ehrenjunker meuchlings vergiften wollen, und er ward ehrlos und vogelfrei erklärt und mußte sein Leben retten, durch einen Sprung aus dem Fenster und durch schleunige Flucht übers Wasser, wo ihm am Ufer ein bleiches Gespenst nachstarrte; seine Braut ward wahnsinnig über ihn« –

»Schweig, Dirne!« fiel mit Donnerstimme der Ritter von Nollingen ein. Er faßte den Arm des Mädchens gewaltiger, in seiner Rechten glänzte ein Dolch. »Du wagst es meiner zu spotten?« fuhr er ingrimmig fort. » Par tous les disables, das kommt nicht aus Deinem Kopfe, das hat Dir ein andrer eingelernt! Gestehe wer Dich gesandt hat, entdecke Alles, oder ich ermorde Dich.«

Ein lautes Gelächter war des Mädchens Antwort.

»So fahr' zur Hölle!« wüthete Günther und wollte zustoßen.

Da ergriff ihn eine Riesenfaust von hinten im Genicke und warf ihn mit einem einzigen Drucke zu Boden. Das Mädchen klatschte in die Hände. In wenigen Augenblicken sah sich der Ritter von Nollingen von mehrern dunkeln Gestalten umringt, ein Tuch wurde ihm in den Mund gestopft, man hob ihn von der Erde auf und trug ihn schnell und geräuschlos fort.

»Brav, Rösel!« sagte eine Stimme, die Günthern nicht unbekannt schien, zu dem Mädchen: »Du hast Deine Sache trefflich gemacht, auch wir haben das unsrige gethan. Die Wasserpforte ist gesprengt und der Nachen liegt bereit.«

Der Weg, den die Männer mit ihrem Gefangenen nahmen, führte durch eine enge Pforte an das Ufer des Rheins. Als diese hinter ihnen lag, verrammelten sie sie eilig so gut es gehen wollte, und schritten nun einer Stelle am Strande zu, von der ein einzelnes Licht matt herüberschimmerte.

Sie gingen hart am rauschenden Fluß hinauf. Es war hier still und einsam. Das Sternenlicht verbreitete einen Dämmerschein, der den Ritter in seiner unbequemen Lage die schnell vorangehende Verrätherin erkennen ließ, die ihn in ein drohendes Verhältniß, dessen Ausgang er nicht absehen konnte, verlockt hatte. Seine Wuth auf die Dirne, die unter dem Anscheine der Einfalt ihren Plan so listig zu verstecken gewußt, war unbeschreiblich. Allein, so sehr er auch seine Gedanken darauf richtete: wer die Anstifter dieses Unternehmens sein könnten und was man mit ihm im Sinne trage, so war er doch nicht im Stande, sich eine erklärende und genügende Antwort auf diese Frage zu geben.

Man erreichte jetzt die Stelle, wo das düstre Licht brannte. Es war die Leuchte eines anliegenden Nachens, in dem sich nur ein einzelner Mann befand, der die Kommenden zu erwarten schien.

»Ist Alles fertig, Thomas?« fragte dieselbe Stimme, die dem Ritter wie ein drohender Nachhall aus seiner Vergangenheit klang, dem er jedoch keine Deutung zu geben wußte. Auf die Bejahung des Mannes im Nachen, wurde Günther in das Fahrzeug gebracht, seine Begleiter, unter ihnen das Mädchen, das ihn überlistet, nahmen auf den Seitenbänken Platz und der Nachen stieß nun rasch vom Lande, den Fluß gleich bis in seine Mitte durchschneidend. Zwölf kräftige Arme kämpften den Wellen siegreich entgegen, so daß die Fahrt stromaufwärts fast so schnell von Statten ging, als führe man den Fluß hinab. Immer noch blieb die Lage, in der sich der Herr von Nollingen befand, höchst räthselhaft. Er saß aufrecht in der Mitte des Kahnes, allein die Leuchte war so gestellt, daß seine sämmtlichen Gefährten im Schatten saßen und er nur die Umrisse ihrer starkgliedrigen Gestalten aber ihre Gesichtszüge nicht erkennen konnte. Man hatte, nachdem der Nachen sich vom Lande entfernt, seinen Mund von dem lästigen Tuche befreit. Doch war ihm von jenem geheimnißvollen Manne, unter dessen Befehlen die Uebrigen zu stehen schienen, angedeutet worden, daß beim ersten Versuche zum Sprechen, den er unaufgefordert machen dürfte, ein sicherer und augenblicklicher Tod ihn erwarte.

Er sah fern herüber die Thürme von Mainz dunkel aufsteigen. Jetzt näherte sich das Fahrzeug einer vorspringenden Landzunge. Da ergriff jener Räthselhafte die Leuchte und hielt sie hoch empor nach dem Ufer hin. Er deutete auf ein weites gewölbtes Thor, das am Ende der Landzunge sichtbar wurde und sagte mit dumpfer, drohender Stimme zu dem Ritter, dessen Blicke seinen Bewegungen gefolgt waren:

»Kennt Ihr jenen unterirdischen Gang? Erinnert Ihr Euch der Leichengruft, zu der er führt, der Marterkammer, die über der Leichengruft liegt – kennt Ihr nun auch mich, den Italiener Antonio Bandini, der sich losriß von den Marterhaken Euerer Folter, den Ihr zum Tode quälen wolltet und den Gott wunderbar errettet?«

Jetzt übersah Günther die ganze Größe der Gefahr, in der er sich befand. Er war in der Gewalt eines Mannes, den er ohne Ursache auf das Schrecklichste verfolgt, dem er gerechten Grund zur entsetzlichen Wiedervergeltung gegeben hatte. Dennoch verließ ihn sein Trotz nicht. Den durchbohrenden Blicken, welche ihn aus dem blassen Angesichte des Lombarden anstarrten, suchte er mit dem Ausdrucke der Verachtung in Auge und Mienen zu begegnen.

»Ihr habt im Sinne mich zu ermorden,« sagte er drohend zu Bandini, »aber wagt das nicht. Ich stehe unter dem Schutze eines Mächtigen und par Dieu! wenn Ihr Euch nur im Geringsten gegen mich vergeht, so wird seine Rache Euch und Euere Genossen schwer treffen.«

Da erglüheten des Italieners Augen im wilden Grimme, eine dunkele Röthe stieg auf seine Wangen und eine heftig aufwallende Leidenschaft sprach aus seinem ganzen Wesen. Er bemühete sich aber bald wieder Herr seiner selbst zu werden und entgegnete mit erzwungener Kälte:

»Wäret Ihr gestern in meiner Hand gewesen, wie Ihr es heute seid, so hätte ich Euer Herzblut sehen müssen. Aber ich habe seitdem einen frommen Mann in Euerer Stadt gesprochen, den Meister Heinrich, und der hat mich auf andere Gedanken gebracht. Ich will meine Hand nicht mit Euerem Blute beflecken. Ich bringe Euch zu dem, der ein Recht hat Euch zu richten, zum Kaiser Adolph.«

Ein Schauer durchrann des Ritters Gebein. Das war das Aergste, was er erwarten konnte. Er verhüllte sich tief in seinen Mantel und überließ sich ganz den verzweiflungsvollen Gedanken, welche die Aussicht, als ein Verbrecher schmählich sein Leben zu verlieren, in ihm hervorbringen mußte.

Indessen zog der Kahn ruhig den Strom hinauf und das Pfeffer-Rösel, dessen Verschlagenheit der Italiener die gelungene Ausführung des Unternehmens zu danken hatte, summte im Vordertheile den Anfang eines damals beliebten Nürnberger Volksliedes:

»Dem Schelmen geht es nimmer wohl,«

für sich hin. Bandini saß nahe bei seinem Gefangenen und hatte scharfe Acht auf ihn, daß er nicht etwa einen Versuch mache, in den Fluß zu springen, um sich durch Schwimmen zu retten.



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