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Erstes Kapitel.
Peter Most und Fritz

A An einem stillen Sommerabend im Monat Juni lag eine kleine geteerte Jolle auf der Flensburger Förde und trieb mit dem Strom gemächlich seewärts. Zwei Jungen saßen in der Jolle und pilkten Dorsche.

Der, der vorn am Steven saß, war ein kräftiger, fünfzehnjähriger Bursche, mit einem gesunden, sommersprossigen, sonnverbrannten Gesicht und struppigem, rotem Haar, das in einem dicken Schopf unter der vertragenen Seemannsmütze hervorquoll und ebenso zerzaust aussah, wie die Mähne eines kleinen Ponys. Peter Most, denn er war es, schien von dem Begriff »Frisur« keine klare Vorstellung zu haben, denn er pflegte mit seinen großen, sonnverbrannten Händen in dem roten Haar herumzuwühlen, so daß es ihm wie eine Glorie um den Kopf stand.

Peter Most war alles andere als eine gepflegte Erscheinung. Sein blaugestreiftes Baumwollhemd war alt und gestopft, und die dicken, graumelierten Beiderwandhosen hatten auf jedem Knie einen Flicken von höchst verschiedener Farbe. Hemd und Hose waren übrigens seine einzige Bekleidung, die Mütze nicht zu vergessen. Peter Most aber besaß etwas, um was mancher feingekleidete Junge ihn beneiden konnte: Gesundheit und Kraft und eine unzerstörbare gute Laune, die ihm aus seinen treuherzigen, blauen Augen leuchtete, sich wie ein breites, gutmütiges Lächeln um seinen großen, roten Mund legte und zwei Reihen starker Zähne zeigte, die vom Hineinbeißen in das grobe Schwarzbrot – seine tägliche Kost – ganz milchweiß waren, denn eine Zahnbürste hatte Peter Most gewiß noch nie gesehen.

Achtern in der Jolle saß Fritz. Er war ein Jahr jünger als Peter, und äußerst verschieden von diesem.

Fritz war klein und zart. Sein Haar war braun und lockig, die Augen dunkel; ein hübscher, lebhafter Junge, in einem hellgrauen Sommeranzug und mit einem Strohhut auf dem Kopf.

Ebenso verschieden wie das Aeußere war auch die Lebenslage der beiden Jungen. Fritz war der Sohn des wohlhabenden Zollkontrolleurs Klenow in Flensburg, während Peters Mutter, eine arme Witwe, bei ebendemselben Beamten als Köchin diente. Peter war »Leichtmatrose« auf der Flensburger Brigg »Anne-Marie,« die kalfatert werden sollte, bevor sie wieder in See ging, und bis es so weit war, durfte Peter in einem kleinen Dachkämmerchen im Hause Klenows wohnen, wofür er Holz hacken und sich auf diese und jene Weise nützlich machen mußte.

Die Jolle trieb nach Glücksburg zu, und Peter griff hin und wieder zum Riemen, damit das Boot nicht in den starken Strom geriete, wo es tief war; denn auf dem seichteren Grund halten sich die Dorsche auf, und auf diese hatten die beiden Knaben es abgesehen.

Es war ganz still auf der Förde an diesem warmen Sommerabend. Vor dem Badehotel »Glücksburg« lagen zwei Jachten mit schlaffen, weißen Segeln und spiegelten sich im Wasser; ein kleiner Vergnügungsdampfer hastete auf die Anlegebrücke zu, sein Kielwasser setzte die Jolle in schaukelnde Bewegung.

Der Fang war bis jetzt mager gewesen. Peter meinte, daß Dorsche in der Wärme träge würden. Er hatte drei gekriegt und Fritz nur einen.

Peter hantierte die Schnur mit langen, ausdauernden Griffen. So regelmäßig wie eine Uhr bewegte sich seine Hand an der Leine, erst ein kleines Senken, dann ein langes Ausholen. Fritz dagegen saß unruhig auf der Ruderbank und nahm häufig die Schnur aus der einen in die andere Hand; die Schnur schnitt ihm nämlich in die Finger, die nicht so dickhäutig waren wie die seines Freundes.

Peter war mitten in einer Erzählung von seiner letzten Reise mit der Brigg nach Schottland, und Fritz hörte mit großem Interesse zu. Peter sprach langsam und mit einer gewissen bedächtigen Würde, die gut zu seinem breiten, holsteinischen Dialekt paßte.

»Es war in Leith, als wir Klaus Döse an Bord kriegten. Du weißt, den langen Menschen, der zum Sommer Steuermann auf der »Anne-Marie« werden soll – wenn er nicht vorher auskneift. Ich kann Dir sagen, dieser Klaus ist ein toller Kerl, ein mörderlicher Draufgänger.«

Peter spuckte ins Wasser und wischte sich den Mund mit dem Rücken seiner Hand. »Uebrigens hat er's mir zu verdanken, daß er bei uns an Bord kam.« Und als er Fritz' fragendem und vielleicht etwas zweifelndem Blick begegnete, fügte er mit würdevollem Nachdruck hinzu: »Du kannst ihn selbst fragen, wenn Du glaubst, daß ich Dir was weismachen will, – mir hat er's zu verdanken, so wahr ich Peter Most heiße.«

In diesem Augenblick zog Peter einen zappelnden Dorsch in die Höhe. »Das ist mein vierter, Fritz, und das ist der beste, den wir heute gekriegt haben – der wiegt sicher seine anderthalb Pfund, oder sagen wir, ein und ein Viertel!« Peter hielt den Dorsch in der Angelschnur hoch und betrachtete ihn prüfend.

»Erzähl mir, wie Ihr Klaus Döse an Bord bekamt, Peter,« bat Fritz.

»Meinetwegen, aber dann mußt Du den sechsten pilken, denn ich kann nicht erzählen und fischen zu gleicher Zeit. Erst aber muß ich mir einen Bissen Kautabak zu Gemüte führen, sonst wird mir die Kehle trocken.«

Peter war der Ansicht, daß es zu der Würde eines Leichtmatrosen gehörte, Tabak zu kauen, und deshalb hatte er immer ein Stück feuchten, schwarzen Kautabak in einer alten Zinndose bei sich – eines der wenigen Erbstücke von seinem Vater – die er auf dem Boden seiner geräumigen Hosentasche zwischen anderen Dingen aufbewahrte, als da sind: Korken für Angelhaken, der Schlüssel zur Küchentür, Bindfaden und einen übelriechenden Tabaksbeutel, der Peters ganze bewegliche Habe enthielt: ein Fünfzigpfennigstück und achtzehn Pfennige. Wenn Peter erzählen sollte, biß er als Einleitung immer erst ein Stück Kautabak ab, denn wie er zu sagen pflegte: »Das schmiert einem den Mund und außerdem hält man seine Gedanken dabei sozusagen besser zusammen.«

Peter schob den Kautabak im Munde zurecht, fuhr sich durch seine rote Perücke und begann:

»Es war in Leith, und wir lagen mit der Brigg im Hafen. Eine fürchterliche Schweinerei war an Bord, denn wir hatten Kohlen geladen. Aber an dem Abend, von dem ich erzählen will, sah die »Anne-Marie« ganz anständig aus, denn wir hatten den ganzen Nachmittag gespült, und außerdem hatte es geregnet, was uns ja bei der Arbeit zustatten kam.

Es war der letzte Abend, denn am nächsten Morgen sollten wir mit der Kohlenladung nach Flensburg zurück. Der Kapitän mußte in die Stadt, um das Schiff auszuklarieren, und ich ruderte ihn in der Jolle an Land – derselben Jolle, in der wir hier liegen und Dorsche pilken.

So 'ne Klarierung brauchte immer ihre Zeit, denn der Agent traktierte mit Getränken und so, und er und unser Kapitän pflegten immer einige Stunden zusammen zu verbringen. Bisweilen fuhren sie auch nach Edinburgh. Du mußt nämlich wissen, daß Leith die Hafenstadt ist, Edinburgh liegt mehr landeinwärts, ungefähr 'ne halbe Stunde mit der Straßenbahn zu fahren.

Nun ist Leith ja 'ne ganz hübsche, große Stadt, aber unten am Hafen sieht es schlimm aus. Da liegen wohl an hundert Dampfer und mehr, von Segelschiffen gar nicht zu reden – alte, morsche Holzfrachtschiffe, mit drei Masten und einer Windmühle, und Engländer und Amerikaner, mit vier und auch wohl fünf Masten – ganz aus Eisen, Rumpf und Masten und alles.

Es ist dort mörderlich schmutzig, denn überall werden Kohlen geladen. Den ganzen Tag, vom frühen Morgen an, ist da ein Lärmen von all den Arbeitswagen und Dampfkränen, und ein Kohlenstaub und Rauch, daß man manchmal glauben sollte, es sei am Abend statt mitten am Tage.

Sonnabend nachmittag aber wird nicht gearbeitet. Diese Schotten machen gleich nach Mittag Feierabend, und dann trinken sie und amüsieren sich den Rest des Tages. Das kommt daher, weil sie so gottesfürchtig sind; den ganzen Sonntag gehen sie zur Kirche, na, und darum müssen sie sich ja ihre Portion Vergnügungen am Sonnabend vorwegnehmen.

Längs der Kais, unten bei den Schiffen, liegt eine Wirtschaft neben der anderen, und Sonnabend abend sind sie krachvoll von Seeleuten und Kohlentrimmern, die alle total betrunken sind, so wahr ich Peter Most heiße.

Unser Kapitän gehört nicht zu denen, die einer Kneiperei aus dem Wege gehen, aber er verkehrt in den feineren Wirtschaften oben in der Stadt; nachdem ich ihn darum an Land gerudert und die Jolle an der langen Eisentreppe vertäut hatte, hatte ich Zeit genug, mich umzusehen.

Ueberall war ein mörderliches Gedränge und Gejohle. In einigen Häusern sangen sie, in anderen hauten sie sich. Ein Schutzmann kam mit einer Schubkarre vorbei, darin lag ein betrunkener Mann und schlief, während seine Arme über die Schubkarre herabhingen und die Beine längs der Pflastersteine hinterherschleppten. Pfui, sah das häßlich aus.

Ich bummelte 'n bißchen herum und sah mir den ganzen Rummel an, aber ich hielt mich auf der Seite, wo die Schiffe lagen, denn man muß vor Betrunkenen auf der Hut sein, sonst kann man unversehens eine Ohrfeige und ein blaues Auge davontragen. Na, aber ich war trocken im Halse und in meiner Tasche lag ein halber Schilling, darum fand ich es schließlich nicht mehr als billig, daß ich mir auch 'ne kleine Stärkung zu Gemüte führte, da alles so quietschfidel war.

Ich suchte eine Wirtschaft, wo es etwas ruhiger zuging, denn ich wollte mir eine Flasche Gingbeer kaufen, das ist so'n schönes Bier mit Ingwer drin, wie man es in Schottland macht.

Inzwischen war es dunkel geworden, die Laternen brannten, und in der Wirtschaft gab es sowohl Lampen wie Gasflammen, so daß man alles von draußen sehen konnte.

Die Tür stand offen; ich ging schnurstracks hinein und bestellte mir eine halbe Flasche an der Tonbank. Es war krachvoll drinnen, und kaum hatte ich mich in der Nähe der Tür auf einen Stuhl gesetzt, da fingen sie an, sich zu schimpfen. Ich trank mein schönes Bier schnell aus, denn man muß klar zum Auskneifen sein, wenn eine Prügelei losgeht.

Richtig dauerte es auch gar nicht lange, da entstand ein große Prügelei zwischen den schottischen Matrosen und einem Seemann, der mit einer roten Bluse bekleidet war und allein an einem Tische saß. Wahrscheinlich hatten sie ihn gehänselt, weil er wirklich auch ein bißchen toll aussah. Er ließ sich aber nichts gefallen und teilte nach allen Seiten Hiebe aus. Nun wollten sie alle den Roten verhauen und bald lagen sie in einem Knäuel übereinander und wälzten sich durchs Lokal. Der Rote aber kam immer wieder obenauf, obgleich das Blut ihm über Hals und Backen lief.

Mitten im Allertollsten höre ich ihn sagen – auf gut Holsteinisch, verstehst Du – »nu wird mir die Geschichte aber zu heiter.« Im selben Augenblick versetzte er einem großen, schwarzen Kohlentrimmer einen Faustschlag ins Gesicht, daß er hintenüber fiel, einem anderen stieß er mit dem Kopf, so daß er durch 'ne Fensterscheibe rasselte. Da wurde draußen gepfiffen und jemand schrie nach der Polizei. Der Rote riß sich los und stürzte zur Tür hinaus; ich hinterher.

»Kommen Sie mit mir, kommen Sie mit mir,« rief ich ihm zu, und wir rannten, was wir konnten, auf die Landungstreppe zu und sprangen in die Jolle. Ich ruderte mit aller Kraft, denn eine Menge Menschen folgten uns auf den Fersen, und Schutzleute standen oben auf dem Bollwerk und suchten nach uns mit ihren Laternen.«

»Na, und was da?« fragte Fritz in atemloser Spannung.

Peter Most spuckte bedächtig ins Wasser und schob mit der Zunge den Kautabak von der einen Seite des Mundes in die andere.

»Wir zogen uns fein aus der Bredulje, so wahr ich Peter Most heiße, denn ich ruderte in einem großen Umweg durch den Hafen, und hinterher versteckte ich die Jolle unter dem Achtersteven eines großen Dampfers – denn die Polizei war mit Booten hinter uns her. Schließlich kamen wir glücklich an Bord der »Anne-Marie,« und die Nacht über lag der Rote in meiner Koje.

Ich bekam mörderliche Ausschelte vom Kapitän, der auf die Jolle warten mußte, aber das war mir ganz wurst, denn den Roten hatte ich gerettet, und erst am nächsten Vormittag, als wir schon auf hoher See waren, kam er zum Vorschein und stellte sich dem Kapitän vor; von da ab blieb er bei uns. – Das ist Klaus Döse.«

Die Sonne war jetzt hinter den Dächern von Flensburg untergegangen, und die ganze Förde lag in goldenroter Abenddämmerung da. Das Wasser war so blank, daß jeder Zweig, jedes Blatt an den Bäumen längs des Ufers sich scharf und deutlich darin spiegelte, und die Stadt lag wie eine Fata Morgana in violetten Farbennebeln da, durch die Kirchtürme und Windmühlenflügel, von der untergehenden Sonne beschienen, goldig hervorleuchteten.

Auf der Terrasse vor dem Badehotel wimmelte es von Herren und Damen in leichten, hellen Sommertoiletten – Badegästen und Flensburger Bürgern – während die Töne der Badekapelle zu den beiden Jungen in der Jolle hinausklangen.

»Ob ich Klaus Döse leiden mag? Er ist der großartigste Mensch, den es überhaupt gibt – er hat mehr Kräfte, als der Kapitän. Er hat mal einen Menschen totgeschlagen.« Peter senkte die Stimme, »so wahr ich Peter Most heiße, aber verstehst Du, es war in der Notwehr, und das darf man.«

»Das muß aber doch schrecklich sein,« meinte Fritz, »besonders des Nachts – ob er nicht immer davon träumt? Hu, das würde ich sicher tun.«

»Ach was! Im Krieg schlägt man doch auch Leute tot, das soll man ja gerade. Und Klaus hat jemanden drüben in Amerika erschlagen, also das kann man überhaupt gar nicht rechnen. Der Kapitän weiß es und sagt, daß Klaus ihm darum nicht weniger wert ist. Zum Sommer soll er Steuermann auf der »Anne-Marie« werden, Gott sei Dank.«

»Ach, wenn ich doch mit könnte,« seufzte Fritz.

Seemann zu werden, war sein höchster Wunsch gewesen, solange er zurückdenken konnte; jedesmal wenn Peter zurückkam und von seinen Erlebnissen erzählte, brannte er geradezu vor unbändigem Verlangen, auf ein Schiff zu kommen, über das schäumende Meer zu fahren, ferne Länder und fremde Völkerschaften zu sehen, in den seltsam bunten Trachten, von denen er in Büchern gelesen hatte; er brannte vor Verlangen dorthin zu kommen, wo Palmen ihre federnden Blattkronen längs der weißen Ufer schaukeln, wo viele seltsame Muscheln und Korallen im Sand verstreut liegen, wo Apfelsinen schwer und gelb an den Bäumen hängen, so daß man nur die Hand danach auszustrecken braucht, wo der Himmel immer klar und blau und die Sonne glühend heiß ist.

Fritz hatte seinen Vater hundertmal um die Erlaubnis gebeten, nur eine einzige kleine Seereise machen zu dürfen, aber jedesmal wenn er drauf und dran gewesen war, die Erlaubnis zu erlangen, dann war Tante Minchen mit erschrecktem Gesicht und angstvoll erhobenen Händen dazwischengekommen.

Diese Tante! Fritz haßte sie beinah, wenn er daran dachte, daß sie die Klippe war, an der sein höchster Wunsch immer und immer wieder scheiterte. Und Tante Minchen war doch sonst so lieb und gut.

»Peter, ich krieg nie und nimmer Erlaubnis!«

»Quäl man tüchtig, fang immer wieder an, Du sollst sehen, schließlich wird der Alte mürbe,« ermunterte Peter. »Morgen ist Dein Geburtstag, da kannst Du Dir ja was wünschen. Hast Du einen Wunschzettel geschrieben?«

»Ja, schon gestern.«

»Was hast Du geschrieben – Du hast doch nicht das Segel für die Jolle vergessen?«

»Nein, das steht obenan, aber ich krieg es sicher nicht, dafür wird schon Tante Minchen, dies Angsthuhn, sorgen. Und dann hab ich ein Buch aufgeschrieben, ein Seemannsbuch natürlich, und ein Krokettspiel und ein Fahrrad, aber das krieg ich nicht in diesem Jahr, das ist zu teuer.«

»Was kann so'n Ding kosten?«

»Och, bei Schmidt kann man eines für hundertundfünfzig Mark bekommen, aber das ist auch ein feines.«

»Junge, Junge, das ist viel Geld; hundertundfünfzig Mark, Heiliger –!«

»Ich mach mir aus dem ganzen Kram nichts,« meinte Fritz, »wenn ich nur zur See kommen könnte.«

Peter dachte nach. Er nahm den Kautabak aus dem Munde und untersuchte den Zustand desselben sorgfältig, während er ihn zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Aber er taugte augenscheinlich nicht mehr, denn er warf ihn ins Wasser und begann in seinem roten Haar herumzuwühlen.

Peters breites, sommersprossiges Gesicht veränderte nach und nach den Ausdruck, der von tiefer Nachdenklichkeit zu höchster Pfiffigkeit überging.

»Ich hab's Fritz,« rief er schließlich, »auf einen Versuch käme es jedenfalls an. Kannst Du den Wunschzettel nicht heimlich wegnehmen und statt dessen einen anderen hinlegen?«

»Ja,« meinte Fritz, »das ließe sich machen.«

»Dann nimmst Du ein anderes Stück Papier und schreibst darauf, aber mit deutlicher Schrift, verstehst Du: »Eine Segelfahrt diesen Sommer mit der »Anne-Marie.« Wenn das nichts nützt! Was, Fritz?«

Fritz sah etwas zweifelhaft aus, dann aber sagte er mit großem Nachdruck: »Ich tu's, alle Wetter, ich tu's.«

Der Himmel stand jetzt in Purpurglut, und leichte, tanzende Nebel erhoben sich von den seichten Uferstellen. Die Uhr war neun, es war schon viel zu spät, und die Knaben wickelten eiligst die Schnüre auf.

Die Musik vom Badehotel gab den Takt zu ihren Ruderschlägen und rasch flog die kleine Jolle dem Hafen zu.

Beim Bollwerk, westlich von der großen Hafenmole, vertäuten sie das Boot, und dann rannten sie nach Hause, Peter hatte die Ruder auf dem Nacken und Fritz trug die sechs Dorsche, die an der Schnur baumelten.


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