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Die Stadt des Goldes

In derselben Nacht, als Tarzan Häuptling der Waziri wurde, lag das Mädchen, das er liebte, zweihundert Meilen westlich von ihm sterbend in einem kleinen Boote, das auf dem Atlantischen Ozean umherschaukelte. Während er im Feuerschein unter den nackten wilden Kameraden tanzte, lag das Mädchen, das er liebte, mager und abgezehrt, im letzten Schlaf, der dem Durst- und Hungertode vorhergeht.

In der Woche nach der Einsetzung Tarzans in die Königswürde der Waziri galt es, die Manyuema der arabischen Räuber an die Nordgrenze der Waziri zu geleiten, da Tarzan ihnen versprochen, für ihre sichere Rückkehr Sorge zu tragen. Ehe er sie verließ, forderte er von ihnen eine Bürgschaft dafür, daß sie in Zukunft seinen Raubzug mehr gegen die Waziri unternehmen würden. Es war ihm nicht schwer, dieses Versprechen zu erhalten, denn sie hatten genügend Bekanntschaft mit der Kampfesweise des neuen Wazirihäuptlings gemacht, so daß sie keinerlei Lust hatten, je wieder einen Räubertrupp in sein Gebiet zu begleiten.

Alsbald nach seiner Rückkehr in das Dorf begann Tarzan mit den Vorbereitungen zu einer Forschungsreise nach den Ruinen der Goldstadt, die der alte Waziri ihm beschrieben hatte. Er wählte fünfzig der stärksten Krieger seines Stammes aus, und zwar nur solche, die gern bereit waren, mit ihm den mühsamen Marsch zu unternehmen und die Gefahren einer unbekannten feindlichen Gegend mit ihm zu teilen.

Die märchenhaften Reichtümer der fabelhaften Stadt beschäftigten ihn beständig, seitdem Waziri die seltsamen Abenteuer der früheren Expedition, die zufällig auf die gewaltigen Ruinen gestoßen war, erzählt hatte. Die Lust nach Abenteuern mag Tarzan ebensosehr zu der Reise angetrieben haben, wie die Sehnsucht nach Gold, aber diese war sicher mindestens ebenso stark, denn er hatte bei den zivilisierten Menschen gesehen, welche Wunder der Besitzer des zauberhaften gelben Metalls vollbringen kann. Was er aber mit einem Vermögen in Gold im Herzen des wilden Afrika eigentlich anfangen sollte, daran dachte er nicht. Es genügte ihm, die Macht zu besitzen, Wunder zu wirken, selbst wenn er keine Gelegenheit hätte, sie auszuüben.

So zog Waziri, König der Waziri, an einem herrlichen Tropenmorgen an der Spitze von fünfzig wohlgebauten, ebenholzschwarzen Kriegern auf Abenteuer und die Suche nach Reichtümern aus. Sie folgten dem Weg, den der alte Waziri Tarzan beschrieben hatte. Tagelang marschierten sie flußaufwärts, dann über eine Wasserscheide, hierauf an einem andern Flusse abwärts und an einem dritten wieder aufwärts, bis sie am Ende des fünfundzwanzigsten Tages am Abhang eines Berges lagerten, von dessen Gipfel sie zum erstenmal auf die wunderbare Stadt der Schätze hinunterblicken sollten.

Früh am nächsten Morgen erkletterten sie die fast senkrechten Felsen, die das letzte, aber größte natürliche Hindernis bis zu ihrem Ziele bildeten. Es war beinahe Mittag, als Tarzan an der Spitze der dünnen Linie von kletternden Kriegern den Gipfel der letzten Klippe erklommen und auf der kleinen flachen Kuppe der Bergspitze stand.

Auf beiden Seiten des Engpasses, durch den sie in das verbotene Tal einziehen sollten, erhoben sich mächtige Bergspitzen bis zu tausend Meter und höher. Hinter ihm dehnte sich das bewaldete Tal, durch das sie viele Tage marschiert waren, und weit im Hintergrund verschwamm die niedere Bergkette, die die Grenze ihres eigenen Landes kennzeichnete. Aber es war vor allem die Landschaft vor ihm, deren Anblick seine Aufmerksamkeit fesselte. Hier lag ein trostloses und flaches, enges Tal mit verkümmerten Bäumen und vielen großen Felsblöcken, und an dessen Ausgang ragte eine mächtige Stadt mit hohen Mauern, himmelanstrebenden Turmspitzen, Türmchen, Minaretts und Kuppeln, die rot und gelb im Sonnenlicht glänzten, empor.

Tarzan war noch zu weit entfernt, um zu erkennen, daß die Stadt verfallen war. Ihm schien sie eine Stadt von wunderbarer Schönheit zu sein, und er stellte sich ihre breiten Straßen und riesigen Tempel mit einer Menge glücklicher, fleißiger Menschen angefüllt vor.

Die kleine Expedition ruhte eine Stunde auf dem Bergkegel, dann führte Tarzan sie ins Tal hinunter. Es war kein Pfad vorhanden, aber der Weg hinunter war weniger mühsam als der Aufstieg. Sobald sie unten angelangt waren, kamen sie schneller voran, so daß es noch hell war, als sie vor der gewaltigen Mauer der alten Stadt Halt machten.

Die äußere Mauer war an den Stellen, wo sie nicht verfallen war, noch fünfzehn Meter hoch, und soweit man sehen konnte, waren von der Krone nirgends mehr als drei bis fünf Meter abgebröckelt. Es war immer noch eine starke Wehr.

Verschiedene Male hatte Tarzan geglaubt, hinter den Mauerlucken etwas zu bemerken, was sich bewegte. Vielleicht waren es lebende Wesen, die seine Annäherung beobachteten. Manchmal kam es ihm vor, als ob unsichtbare Augen auf ihm ruhten, aber er konnte nicht entscheiden, ob es nicht etwa nur eine Einbildung war.

Die Nacht brachte Tarzan mit den Schwarzen lagernd vor der Stadt zu. Um Mitternacht wurden sie durch einen gellenden Schrei, der über der großen Mauer klang, geweckt. Zuerst war der Schrei sehr laut, dann wurde er allmählich dumpfer, bis er mit einem gräßlichen Stöhnen endete. Der Schrei übte eine eigentümliche Wirkung auf die Schwarzen aus, die vor Schrecken fast gelähmt waren. Eine Stunde verging, bis die Leute sich wieder zum Schlafe hinlegten.

Am nächsten Morgen waren die Wirkungen des Schreies noch sichtbar, denn die Waziri warfen noch immer ängstliche Blicke auf das massive, unfreundliche Bauwerk, das über ihnen emporragte.

Es kostete Tarzan viel Mühe, die Schwarzen zurückzuhalten, da sie alles im Stiche lassen und durch das Tal auf die Felsen zurück wollten, von denen sie tags zuvor herabgestiegen waren. Als er ihnen aber zuletzt befahl, auszuharren, und drohte, er werde allein in die Stadt einziehen, willigten sie ein, ihn zu begleiten.

Eine Viertelstunde marschierten sie an der Mauer entlang, bis sie eine Stelle fanden, wo sie hineingelangen konnten. Sie kamen nämlich zu einer Spalte von kaum einem halben Meter Breite. Dort sahen sie eine Reihe zerbröckelter Stufen, die im Laufe der Jahrhunderte ausgetreten worden waren und nach einer scharfen Biegung einige Meter höher aufhörten.

Tarzan strebte durch die enge Gasse hinan, aber das war bei seinen breiten Schultern nicht leicht, denn er mußte sich schräg hindurchwinden. Hinter ihm folgten die schwarzen Krieger. An der Ecke, wo die Stufen aufhörten, war der Pfad eben, aber er wand und drehte sich schlängelnd, bis er plötzlich an einer scharfen Biegung auf einen engen Hof mündete. Dort erblickte man eine innere Mauer, die ebenso hoch war wie die äußere. Diese Mauer war mit kleinen runden Türmen besetzt, die mit spitzen Obelisken abwechselten. Stellenweise waren die Türme und die Mauer verfallen, aber im ganzen war dieser innere Wall doch besser erhalten als der äußere.

Auch durch diese Mauer führte ein enger Gang hindurch. An dessen Ende traf Tarzan mit seinen Kriegern auf eine breite Straße, doch waren auch hier noch keine Menschen zu finden. Auf der gegenüberliegenden Seite sah man dunkle unheimliche Gebäude aus behauenem Granit, die aber offenbar schon verfallen waren. Aus dem Schutt an den Vorderseiten der Häuser waren Bäume emporgewachsen und in den leeren Fenstern wucherte das Gerank wilder Pflanzen. Gegenüber stand aber ein Gebäude, das viel besser erhalten zu sein schien. Es war ein massiver, von einem ungeheuren Dom gekrönter Bau. Auf beiden Seiten des Haupteingangs standen Reihen hoher Säulen, von denen jede mit einem mächtigen sonderbaren Vogel gekrönt war, der aus dem soliden Stein der Säulen ausgehauen war.

Als der Affenmensch und seine Begleiter mit wachsendem Erstaunen diese alte Stadt inmitten des wilden Afrikas betrachteten, kam es einigen von ihnen vor, als ob sie im Innern der Gebäude eine Bewegung bemerkt hätten. Dunkle Schatten schienen sich im Halbdunkel zu bewegen, aber es war nichts Wirkliches festzustellen, und man konnte ja auch nicht gut annehmen, daß in dieser geisterhaften toten Stadt, die einer längst untergegangenen Welt angehörte, noch irgend ein lebendes Wesen sein könnte.

Tarzan erinnerte sich an das, was er in einer Pariser Bibliothek über eine ausgestorbene weiße Rasse gelesen hatte, die nach den Überlieferungen der Eingeborenen im Herzen Afrikas gelebt haben sollte. Er fragte sich, ob das nicht die letzten Wahrzeichen der Zivilisation wären, die das merkwürdige Volk in die wilde Umwelt getragen hatte. War es möglich, daß jetzt noch Überbleibsel der untergegangenen Rasse die Ruinen ihrer Vorfahren bewohnten? Wieder glaubte er eine heimliche Bewegung in dem großen Tempel zu bemerken.

Kommt! sagte er zu seinen Waziri. Wir wollen sehen, was hinter diesen verfallenen Mauern liegt!

Die Leute verspürten keine Lust, ihm zu folgen, aber als sie sahen, daß er kühn durch das düstere Portal schritt, folgten sie einige Schritte hinter ihm, zu einer dichten Gruppe zusammengedrängt und vor Schrecken zitternd. Wenn jetzt ein solcher Schrei erschollen wäre, wie sie ihn in der vergangenen Nacht gehört hatten, so wären sie alle davongelaufen und schleunigst durch den engen Gang in der äußeren Mauer zurückgeflutet.

Als Tarzan in das Gebäude eintrat, hatte er das Gefühl, es seien Augen auf ihn gerichtet. Es war ein Rascheln im Dunkel eines nahen Ganges, und er hätte darauf schwören mögen, daß er eine menschliche Hand am Fenster gesehen, das sich nach der Rotunde öffnete, in der er sich befand.

Der Boden des Raumes war zementiert, die Mauern aus glattem Granit, in den als Borde seltsame Menschen- und Tiergestalten ausgehauen waren. An einzelnen Stellen waren Tafeln aus gelbem Metall in den Mauern eingelassen. Als Tarzan sie näher betrachtete, sah er, daß sie aus Gold waren und mancherlei wunderbare Schriftzeichen aufwiesen.

Auf diesen Raum folgten noch andere Zimmer und hinter diesen weitete sich der Bau zu gewaltigen Flügelbauten aus.

Tarzan schritt durch mehrere Zimmer und fand überall Beweise von dem fabelhaften Reichtum der Erbauer dieser Stadt. In einem Raume befanden sich sieben Pfeiler aus purem Gold und in einem andern bestand sogar der Fußboden aus diesem kostbaren Metall.

Der Affenmensch ging prüfend umher und die Schwarzen folgten ihm, während sonderbare Gestalten über, vor und hinter ihnen umherschwebten, aber nicht nahe genug, um von ihnen bemerkt zu werden.

Die Waziris waren so aufgeregt, daß sie Tarzan baten, in das Sonnenlicht zurückzukehren. Sie meinten, es könne aus einer solchen Expedition nichts Gutes entstehen, denn die Ruinen würden sicher von den Geistern der Toten, die einst dort gelebt, bewohnt.

Sie lauern auf uns, o König, flüsterte Busuli. Sie warten, bis wir in das Innerste ihres Bollwerks eingedrungen sind, und dann fallen sie über uns her und zermalmen uns mit ihren Zähnen. Das ist die Gewohnheit der Geister. Der Onkel meiner Mutter, der ein großer Zauberer ist, hat mir all das schon vor langer Zeit erzählt.

Tarzan lachte. Geht hinaus in das Sonnenlicht, meine Kinder! sagte er. Ich komme wieder zu euch, wenn ich diese alte Ruine von oben bis unten untersucht, das Gold gefunden habe oder überzeugt bin, daß keins weiter da ist. Auf alle Fälle können wir diese Tafeln von den Wänden nehmen, denn die Säulen sind zu schwer zum Mitnehmen, aber vielleicht finden sich noch ganze Kammern mit Gold gefüllt, und das können wir leicht auf unserem Rücken mit fortnehmen. Lauft jetzt hinaus in die frische Luft, wo es euch besser gefällt!

Einige Krieger beeilten sich, dieser Aufforderung zu folgen, aber Busuli und andere zögerten, ihren König zu verlassen, denn sie schwankten zwischen der Anhänglichkeit an ihr Oberhaupt und der abergläubischen Furcht vor dem Unbekannten. Dann aber geschah ganz plötzlich etwas, was sie jeder weiteren Überlegung enthob: aus der düsteren Stille der Tempelruine erscholl ganz in ihrer Nähe derselbe häßliche Schrei, den sie in der vorigen Nacht gehört hatten, und mit furchtbarem Geschrei wandten sich die Krieger um und flüchteten aus den Hallen.

Tarzan aber blieb auf dem Platze stehen und wartete mit grimmigem Lächeln auf den Lippen auf den Feind, der da kommen sollte. Aber es war wieder Stille eingetreten, und das einzige, was er zu vernehmen glaubte, war das leise Geräusch nackter Füße, die sich in der Nähe zu bewegen schienen.

Nun wandte Tarzan sich und ging weiter in den Tempel hinein. Er schritt aus einem Raum in den andern, bis er zu einem Zimmer kam, das durch eine Tür verschlossen war. Er versuchte sie zu öffnen und stieß mit den Schultern dagegen, um sie einzustoßen, als abermals der Schrei dicht hinter ihm erscholl. Offenbar wollte man ihn warnen, diesen Raum nicht zu entweihen. Oder lag vielleicht gerade hier das Geheimnis der verborgenen Schätze?

Auf alle Fälle genügte Tarzan die Tatsache, daß die unsichtbaren Wärter dieser verwunschenen merkwürdigen Stadt ihn nicht dort eintreten lassen wollten, um in ihm den Wunsch zu bestärken, und während das Alarmgeschrei noch immer weiter ertönte, drückte er mit seinen Schultern so stark auf die Tür, bis sie schließlich krachend nachgab.

Drinnen war es dunkel wie in einem Grabe. Es war kein Fenster darin, das auch nur den schwächsten Lichtschein hineingelassen hätte, und da auch der Gang, der zu dem Zimmer führte, im Halbdunkel lag, so drang auch durch die offene Türe kaum ein Licht hinein. Tarzan tastete mit seinem Speer den Boden ab und betrat dann das finstere Gemach. Plötzlich wurde die Tür hinter ihm versperrt und zu gleicher Zeit wurde er von allen Seiten in der Dunkelheit gepackt.

Der Affenmensch wehrte sich mit seiner Bärenstärke und der wilden Wut der Selbsterhaltung, aber so viel er auch um sich schlug, es schienen jedesmal zwei neue Hände da zu sein, wenn er eine abgewehrt hatte. Zuletzt drückte man ihn zu Boden und überwand ihn durch die Überzahl. Schließlich wurde er an Händen und Füßen gefesselt.

Außer dem schweren Atem seiner Feinde und dem durch den Kampf verursachten Geräusch hatte Tarzan keinen Laut vernommen. Er wußte nicht, was für Geschöpfe ihn gefangen genommen hatten, aber daß es Menschen waren, ersah er daraus, daß sie ihn gefesselt hatten.

Jetzt hoben sie ihn vom Boden auf und brachten ihn halb schleppend, halb stoßend aus der schwarzen Kammer durch eine andere Tür in den Binnenhof des Tempels.

Hier sah er seine Überwinder. Es mußten ihrer wohl an die hundert sein, kurze, stämmige Männer mit langen Bärten, die über ihre haarige Brust fielen. Ihr dickes, verworrenes Haar hing weit über ihre fliehende Stirn, über Schultern und Rücken. Ihre krummen Beine waren kurz und schwer, ihre Arme lang und muskulös. Um die Lenden trugen sie Felle von Leoparden und Löwen. Ihre Arme und Beine waren mit massiven Goldbändern verziert. Bewaffnet waren sie mit schweren Knütteln, und in ihren Gürteln staken lange Messer.

Was aber Tarzan am meisten auffiel, das war ihre weiße Haut. In ihrer Farbe wie in ihrem sonstigen Aussehen erinnerte nichts an die Schwarzen. Aber mit ihrer zurückweichenden Stirn, ihren kleinen, halbgeschlossenen, bösartigen Augen und ihren gelben Zähnen hatten sie durchaus kein einnehmendes Äußere.

Während des Kampfes im dunklen Zimmer und während des Transportes nach dem Binnenhofe war kein Wort gesprochen worden, aber jetzt tauschten einige von ihnen grunzende, einsilbige Töne in einer unbekannten Sprache aus. Jetzt hoben sie ihn wieder vom Boden auf und brachten ihn nach einem andern Teile des Tempels hinter dem Hofe.

Als Tarzan hier auf dem Rücken lag, sah er, daß der Tempel den ganzen Hof umgab und auf allen Seiten hohe Mauern emporstiegen. Ganz oben erblickte er ein kleines Stück blauen Himmels, und durch eine Fensteröffnung wurden grüne Blätter sichtbar.

Um den Hof stiegen offene Galerien empor und hin und wieder schaute ein Kopf mit struppigem Haar und breiten Augen von dort auf ihn herunter.

Vorsichtig prüfte der Affenmensch die Stärke der Fesseln, mit denen man ihn geknebelt hatte, und es schien ihm, daß sie wohl kaum seinen gewaltigen Muskeln widerstehen würden, wenn die Zeit gekommen war, wo er sich befreien konnte. Er durfte es aber nicht wagen, einen Versuch zu unternehmen, bevor die Dunkelheit hereingebrochen und spähende Augen ihn nicht mehr beobachten konnten.

So lag er mehrere Stunden da, bis die ersten Sonnenstrahlen direkt in den Hof hereindrangen. Gleichzeitig hörte er ringsum in den Gängen das Trippeln nackter Füße, und einen Augenblick später sah er die Galerien in der Höhe mit Gesichtern gefüllt. Gleichzeitig traten etwa zwanzig Mann in den Hof ein.

Einen Augenblick lang waren aller Augen auf die Mittagssonne gerichtet, dann stimmte das Volk auf den Galerien und im Hofe einen leisen geisterhaften Gesang an. Hierauf fingen die Leute um Tarzan an zu tanzen. Sie umringten ihn langsam, und die Art ihres Tanzes ähnelte dem der schwerfällig wackelnden Bären. Sie schauten aber nicht auf ihn, sondern richteten ihre kleinen Augen zur Sonne.

Zehn Minuten lang dauerte ihr Gesang und Tanz, dann wandten sie sich mit einem Male gegen ihr Opfer, indem sie die Keulen erhoben und ein Geheul anstimmten.

In demselben Augenblicke tauchte inmitten der tollen Menge eine weibliche Gestalt auf und trieb mit einer goldenen Keule die wütenden Männer auseinander.


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