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Der Kampf in der Wüste

Als die drei auf dem Dache hockten, hörten sie das wütende Fluchen der Araber, die noch immer in den Zimmern nach ihnen suchten. Durch Abdul erfuhr Tarzan, was sie sagten.

Sie schimpfen auf die da unten auf der Straße, weil sie uns so leicht hätten entfliehen lassen. Die in der Straße aber behaupten, wir seien gar nicht entflohen, sondern müßten noch im Gebäude sein; die hier oben seien zu feige, uns anzugreifen und deshalb sagten sie, wir wären über die Straße entkommen. Wenn sie so weiter fortfahren, sich zu zanken, so kommen sie noch zu einer Schlägerei.

Endlich gaben die Araber im Gebäude das Suchen auf und kehrten ins Kaffee zurück. Auf der Straße standen aber noch einige herum, die sich schwatzend und rauchend die Zeit vertrieben.

Tarzan dankte der Tänzerin für die Dienste, die sie ihm, einem Fremden, geleistet hatte.

Ich mochte Sie gut leiden, antwortete sie einfach. Sie waren nicht wie die andern, die ins Kaffee kamen. Sie waren anständig gegen mich, und Sie gaben mir ein Geschenk, ohne mich zu beleidigen.

Was werden Sie nach dieser Nacht tun? Sie können doch nicht ins Kaffee zurückkehren. Können Sie überhaupt noch in Sidi Aissa bleiben, ohne sich einer Gefahr auszusetzen?

Morgen wird man den Vorfall vergessen haben, erwiderte sie. Aber ich wäre froh, wenn ich nie wieder in dieses oder ein anderes Kaffee zu gehen brauchte. Ich blieb nicht aus eigenem Antrieb dort, denn ich war eine Gefangene.

Eine Gefangene? fragte Tarzan.

Eine Sklavin müßte ich eigentlich sagen. Ich wurde von einer Räuberbande in der Nacht aus meines Vaters Zeltdorf gestohlen. Man brachte mich hierher und verkaufte mich an den Araber, der dieses Kaffee hält. Jetzt sind es fast zwei Jahre her, seitdem ich meine Angehörigen nicht mehr gesehen habe. Sie wohnen weit im Süden. Sie kommen nie nach Sidi Aissa.

Möchten Sie zu Ihrer Familie zurückkehren? fragte Tarzan. Dann verspreche ich Ihnen, Sie wenigstens bis nach Bu Saada zu bringen. Dort können wir uns sicher mit dem Militärkommandanten verständigen, daß er Sie den Rest des Weges begleiten läßt.

Oh, Herr! rief sie aus, wie könnte ich Ihnen das je vergelten? Es kann doch nicht Ihre Absicht sein, so viel für eine Uled-Nail zu tun. Aber mein Vater kann Sie belohnen, und das wird er sicher tun, denn er ist ein großer Scheik. Er ist Kadur ben Saden.

Kadur ben Saden! rief Tarzan erstaunt aus. Dann ist Ihr Vater diese Nacht in Sidi Aissa, denn vor ein paar Stunden habe ich mit ihm zusammen gegessen.

Mein Vater in Sidi Aissa! Dann sei Allah gepriesen! Jetzt bin ich wirklich gerettet!

Pst! sagte Tarzan. Vorsicht!

Von unten hörte man nämlich Stimmen, die in der Stille der Nacht deutlich vernehmbar waren. Tarzan konnte die Worte nicht verstehen, aber Abdul und das Mädchen übersetzten sie ihm.

Sie sind jetzt fort, sagte das Mädchen. Man sucht nach Ihnen, Herr. Der eine von ihnen sagte, der Fremde, der die Geldprämie für Ihre Festnahme aussetzte, liege jetzt mit gebrochenem Handgelenk in dem Hause von Achmed din Sulef. Jetzt habe er eine noch größere Summe geboten, wenn man Ihnen auf der Straße nach Bu Saada auflauern und Sie töten wollte.

Es ist derselbe, der uns heute auf dem Markt folgte, fuhr Abdul fort. Ich sah ihn im Kaffee wieder, ihn und noch einen andern. Die beiden gingen in den inneren Hof, als sie mit diesem Mädchen gesprochen hatten. Diese beiden waren es, die uns angriffen und auf uns schossen, als wir aus dem Kaffee herauskamen. Weshalb will man Sie töten?

Das weiß ich nicht, antwortete Tarzan, und dann nach einer Pause: Es sei denn, daß –

Aber er sprach seinen Gedanken nicht weiter aus, denn seine Vermutung schien ihm doch zu unwahrscheinlich zu sein, obschon sie die vernünftigste Erklärung des Rätsels gewesen wäre.

Jetzt gingen die Männer unten weiter. Der Hof und das Kaffee waren leer. Vorsichtig kletterte Tarzan in das Fenster des Mädchenzimmers herunter. Es war niemand im Raum. Er kehrte auf das Dach zurück und half Abdul heruntersteigen. Dann ließ er auch das Mädchen herunter, das Abdul auffing.

Da das Fenster nicht hoch über der Straße war, sprang Abdul hinunter. Dann nahm Tarzan das Mädchen in seine Arme und sprang ebenfalls hinunter, wie er es im Urwald oft mit einer Last auf den Armen getan hatte. Ein kleiner Angstschrei entrang sich den Lippen des Mädchens, im nächsten Augenblick stellte Tarzan es in aller Ruhe auf den Boden.

Sie klammerte sich einen Augenblick an ihn.

Wie stark sind Sie und wie kühn! sagte sie. El adrea, der grimmige Löwe, übertrifft Sie nicht einmal!

Ich möchte einmal mit Ihrem El adrea zusammentreffen, sagte er. Ich habe schon von ihm gehört.

Wenn Sie in die Gebiete meines Vaters kommen, so werden Sie ihn sehen, antwortete das Mädchen. Er lebt in einem Ausläufer der Berge nördlich von uns, und kommt nachts aus seinem Lager zum Raub herunter. Mit einem einzigen Schlag seiner mächtigen Tatze schlägt er einem Stier den Schädel ein, und wehe dem verspäteten Wanderer, dem El adrea nachts begegnet!

Ohne weiteren Zwischenfall gelangten sie ins Hotel. Der schläfrige Wirt weigerte sich entschieden, in der Nacht eine Nachforschung nach Kadur ben Saden anstellen zu lassen, aber ein Goldstück erleichterte ihm seine Sinnesänderung. Schon wenige Minuten später befand sich ein Hausknecht auf der Suche nach dem Scheik in den verschiedenen kleinen Herbergen der Stadt. Tarzan hatte darauf gehalten, den Vater des Mädchens noch in der Nacht ausfindig zu machen, da dieser vielleicht so früh seinen Heimweg antreten würde, daß man ihn morgens nicht mehr antreffen könnte.

Sie hatten etwa eine halbe Stunde gewartet, als der Knecht mit Kadur ben Saden zurückkehrte.

Mit fragenden Augen trat der alte Scheik in das Zimmer.

Der Herr hat mir die Ehre erwiesen, fing er an, aber da erblickte er das Mädchen. Mit ausgestreckten Armen eilte er zu ihm.

Meine Tochter, rief er. Allah sei Dank!

Und Tränen schimmerten in den Augen des alten Kriegers. Als seine Tochter ihm die Geschichte ihrer Entführung und ihrer heutigen Flucht erzählt hatte, streckte Kadur ben Saden Tarzan seine Hand entgegen.

Alles, was Kadur ben Saden gehört, soll Ihnen, mein Freund, für Ihr ganzes Leben gehören, sagte er schlicht, und Tarzan wußte, daß das keine leeren Worte seien.

Es wurde nun beschlossen, daß sie alle drei, obschon ihnen wenig Zeit zum Schlafen blieb, früh am Morgen zu Pferde aufbrechen sollten, um zu versuchen, Bu Saada in einem Tage zu erreichen. Für die Männer war das verhältnismäßig leicht, aber für das Mädchen würde die Reise sehr ermüdend sein. Dennoch bestand es darauf, denn es glaubte, nicht schnell genug zu seiner Familie und seinen Freunden, von denen es seit zwei Jahren getrennt war, zurückkehren zu können.

Als Tarzan am frühen Morgen aufwachte, kam es ihm vor, als hätte er die Augen kaum geschlossen gehabt. Eine Stunde später war die Reisegesellschaft bereits auf dem Wege nach Bu Saada.

Einige Meilen weit war die Straße gut, und sie machten schnelle Fortschritte, aber bald war das Land, das sie durchzogen, nur noch eine Wüste, in der die Pferde bei jedem Schritt bis an die Fesseln einsanken. Außer Tarzan, Abdul, dem Scheik und seiner Tochter bestand die Reisegesellschaft aus vier wilden Wüstensöhnen desselben Stamms, die ihren Scheik nach Sidi Aissa begleitet hatten. Es waren also sieben bewaffnete Männer, und deshalb fürchteten sie einen etwaigen Angriff wenig. Wenn alles gut ging, konnten sie vor Einbruch der Nacht Bu Saada erreichen.

Ein scharfer Wind blies den Sand der Wüste auf, und Tarzans Lippen wurden davon so ausgetrocknet, daß sie Risse bekamen. Das Wenige, was er von der Umgebung sehen konnte, war nicht sonderlich verlockend: es war eine rauhe Gegend, in der sich wellenförmige Hügel erhoben. Nur hie und da war ein magerer Strauch zu sehen. Weit im Süden konnte man undeutlich die Linie des Sahara-Atlas erkennen. Wie anders ist es doch in dem reizenden Teil Afrikas, in dem ich aufgewachsen bin, dachte Tarzan.

Abdul paßte scharf auf und schaute oft rückwärts. Auf der Kuppe jedes Hügels wandte er sich um und durchsuchte die Gegend.

Endlich rief er: Schauen Sie! Da sind sechs Reiter hinter uns.

Das sind wohl Ihre Feinde von gestern abend, sagte Kadur ben Saden trocken zu Tarzan.

Kein Zweifel, antwortete der Affenmensch. Es tut mir leid, daß Sie jetzt auf Ihrer Reise noch belästigt werden sollen. Aber im nächsten Dorf will ich zurückbleiben und die Herren fragen, was sie eigentlich wollen. Sie können inzwischen weiter reiten, denn ich brauche nicht vor Einbruch der Nacht in Bu Saada zu sein.

Wenn Sie warten, so warten wir auch, sagte der Scheik. Wir bleiben bei Ihnen, bis Sie bei Ihren Freunden eingekehrt sind oder der Feind Ihre Verfolgung aufgegeben hat. Da gibt es keine Widerrede.

Tarzan nickte bloß mit dem Kopf. Er war ein Mann, der kein Wort verschwendete, und vielleicht war es dies, was Kadur ben Saden zu ihm hingezogen hatte, denn nichts hassen die Araber mehr als einen geschwätzigen Menschen.

Den ganzen Tag über schaute Abdul oft zurück nach den Reitern im Hintergrund der Landschaft. Sie hielten sich immer in derselben Entfernung. Auch bei den Ruhepausen und bei der längeren Rast am Mittag kamen sie nicht näher.

Sie warten, bis es dunkel wird, sagte Kadur ben Saden.

Und die Dunkelheit kam, bevor sie Bu Saada erreichten. Als Abdul noch ein letztes Mal nach den weißgekleideten Gestalten, die ihnen folgten, Umschau hielt, bemerkte er, daß sie jetzt offenbar schneller herankamen.

Er flüsterte dies Tarzan zu, denn er wollte das Mädchen nicht erschrecken. Der Affenmensch blieb nun etwas mit ihm zurück.

Reiten Sie voraus mit den andern, Abdul, sagte er. Ich habe die Sache mit den Kerlen zu regeln. An der nächsten passenden Stelle warte ich und will sehen, was man von mir will.

Abdul wartet an Ihrer Seite, antwortete der junge Araber, kein Befehl und keine Drohung vermochte ihn davon abzubringen.

Gut, sagte Tarzan. Hier ist ein günstiger Platz. Da sind Felsen auf der Spitze des Hügels. Wir wollen hier warten und uns den Herren vorstellen.

Sie hielten ihre Pferde an und stiegen ab. Die andern, die voraus ritten, waren in der Dunkelheit schon außer Sicht gekommen. Vor ihnen blitzten bereits die Lichter von Bu Saada auf. Tarzan nahm sein Gewehr zur Hand und den Revolver aus seiner Tasche. Er wies Abdul an, mit den Pferden hinter den Felsen zu warten, damit sie vor den feindlichen Kugeln geschützt waren. Der Araber band die beiden Tiere an einen Strauch an, dann schlich er sich bis auf wenige Schritte an Tarzan heran.

Der Affenmensch stand gerade mitten auf dem Weg. Er brauchte nicht lange zu warten, man hörte in der finstern Nacht schon den Galopp der herannahenden Reiter. Einen Augenblick später bemerkte er die weißen Gestalten, die sich von dem dunklen Hintergrund abhoben.

Halt! rief er, oder wir feuern!

Die weißen Gestalten hielten plötzlich an, und einen Augenblick war alles still. Dann hörte man ein Geflüster. Offenbar beratschlagten die Männer unter sich, was sie tun sollten, und im Nu stoben die Reiter auseinander.

Wieder lag die Wüste still da, aber diese Ruhe bedeutete nichts Gutes.

Abdul, der auf dem Bauch gelegen hatte, richtete sich mit einem Knie auf. Tarzan spitzte seine Ohren, die an die Dschungelgeräusche gewöhnt waren. Jetzt hörte er gedämpftes Pferdegetrappel, das sich ihm von allen Seiten näherte. Man hatte ihn umzingelt! Aus der Richtung, in die er eben ausgeschaut hatte, kam ein Schuß und die Kugel sauste ihm am Kopf vorbei.

Tarzan schoß nach der Stelle, wo der feindliche Blitz aufgeleuchtet war. Und nun ging ein Gewehrfeuer los, das die Stille der Wüste schrill unterbrach. Tarzan und Abdul konnten ihre Feinde nicht sehen, deshalb feuerten sie immer nur dorthin, wo sie einen Schuß hatten aufleuchten sehen. Es war jetzt klar, daß sie immer mehr eingeschlossen wurden und daß die Feinde wußten, es nur mit wenigen Gegnern zu tun zu haben.

Einer aber kam zu nahe heran, und Tarzan bemerkte diesen sofort, denn er war gewohnt, in der Dunkelheit zu sehen. Ein Schuß, und der Feind sank mit einem Schrei aus dem Sattel.

Die andern werden ihm folgen! sagte Tarzan leise lachend.

Als aber die fünf übrig gebliebenen Reiter auf ein Zeichen von neuem zum Angriff vorgingen, schien es, als ob sie ebenso plötzlich den Kampf abbrechen wollten. Tarzan und Abdul aber ließen sich nicht täuschen, sondern sprangen hinter die schützenden Felsen. Man hörte das Klappern der Hufe und ein Salve von Schüssen von beiden Seiten. Die Araber zogen sich zurück, um das Manöver zu wiederholen, aber schon wieder war einer von ihnen gefallen, und so waren sie nur mehr vier gegen zwei.

Eine Weile war es wieder still. Tarzan wußte aber nicht, ob die Araber sich mit ihren Verlusten begnügen wollten und den Kampf aufgaben, oder ob sie vorauseilten, um ihnen auf dem weiten Wege nach Bu Saada aufzulauern. Aber er blieb nicht lange im Zweifel, denn auf einmal erfolgte ein neuer Angriff.

Kaum war jedoch der erste Schuß gefallen, als hinter den Arabern ein Dutzend Schüsse fielen. Zugleich hörte man von dort ein wildes Geschrei und das Getrampel einer Anzahl Pferde, die die Straße von Bu Saada heraneilten.

Die Araber hatten keine Lust, abzuwarten, was das für eine Verstärkung sei, die ihre Gegner dort bekamen. Mit einer letzten Salve, die sie gegen die Stellung Tarzans und Abduls richteten, verschwanden sie in der Dunkelheit und zwar in der Richtung auf Sidi Aissa zurück.

Einen Augenblick später tauchte Kadur ben Saden mit seiner Begleitung auf. Der alte Scheik war sehr erfreut, daß Tarzan und Abdul nichts geschehen und daß nicht einmal die Pferde verwundet worden waren.

Man suchte nach den beiden Feinden, die Tarzan heruntergeschossen hatte, und als man fand, daß sie tot waren, ließ man sie einfach liegen.

Weshalb haben Sie mir nichts davon gesagt, daß Sie den Kerlen hier auflauern wollten? fragte der Scheik ärgerlich. Wir hätten sie alle erschossen, wenn wir zu sieben gewesen wären.

Der Angriff galt nur mir, erwiderte Tarzan, und ich wünschte nicht, daß Sie hineingezogen würden. Und dann hätte ich doch auch Ihre Tochter nicht der Gefahr aussetzen mögen.

Kadur ben Saden zuckte mit den Schultern. Es paßte ihm nicht, daß er von dem Kampfe ausgeschlossen worden war.

Das Gefecht, das sich so nahe bei Bu Saada abgespielt hatte, war im Ort gehört worden. Eine Kompagnie Soldaten rückte aus und stieß bald auf Tarzan und seine Begleiter. Der Offizier fragte sie, was die Schüsse zu bedeuten gehabt hätten.

Es war eine Handvoll Räuber, antwortete Kadur ben Saden. Sie hatten zwei der Unserigen, die etwas zurückgeblieben waren, angegriffen, aber als wir zurückkamen, zerstreuten sich die Kerle. Sie ließen zwei Tote zurück. Von uns wurde keiner verletzt.

Der Offizier schien sich damit zufrieden zu geben, und nachdem er die Namen der Reisenden festgestellt hatte, führte er seine Leute nach dem Ort des Gefechtes, um die Leichen der beiden Gefallenen aufzuheben und womöglich ihre Persönlichkeiten festzustellen.

*

Der Scheik hatte Tarzan die Gastfreundschaft angeboten, aber dieser sagte, er müsse seiner Geschäfte halber in einem Gasthof wohnen. Er werde aber nicht verfehlen, ihm einen Besuch abzustatten.

Zwei Tage später ritt Kadur ben Saden mit seiner Tochter und seinen Begleitern nach Süden. Der Scheik hatte Tarzan gebeten, ihn zu begleiten und auch seine Tochter hatte sich dieser Bitte angeschlossen, aber Tarzan entschuldigte sich: er sei durch seine Pflicht zurückgehalten; er wollte aber später, wenn möglich, nachfolgen. Sie hatten sich mit dieser Versicherung begnügen müssen.

Tarzan hatte diese zwei Tage fast ganz bei Kadur ben Saden und seiner Tochter zugebracht. Er fand ein lebhaftes Interesse an dieser Rasse kühner, würdiger Krieger, und benützte gern die Gelegenheit, um das Leben und die Gebräuche dieser Leute kennen zu lernen. Schon fing er an, unter der freundlichen Anleitung des dunkeläugigen Mädchens einige Worte ihrer Sprache zu sprechen.

Mit wirklichem Bedauern sah er seine Freunde fortreiten, und entschloß sich, ebenfalls auszureiten. Seine Blicke folgten ihnen, solange er sie sehen konnte.

Diese Leute gehörten zu einem Volke, das ganz nach seinem Herzen war. Ihr wildes, rauhes Leben voll mühsamer Arbeit und voll Gefahren sagte seiner halbwilden Natur ganz anders zu, als die verweichlichte Kultur in den großen Städten, die er bisher besucht hatte. Das war ein Leben, das noch das in der Dschungel übertraf, denn hier hatte er auch die Gesellschaft von Menschen, wirklichen Menschen, die Achtung verdienten, und doch war man nahe bei der wilden Natur, die er so sehr liebte. So kam er auf den Gedanken, wenn er seinen Auftrag ausgeführt hätte, seine Stellung aufzugeben und für den Rest seines Lebens zu dem Stamme des Kadur ben Saden zurückzukehren.

Als die Freunde seinen Blicken entschwunden waren, kehrte er um und ritt langsam nach Bu Saada zurück.

Die Vorderseite des Gasthofs »Zur kleinen Sahara«, in dem Tarzan wohnte, wird von der Gaststube, zwei Speisezimmern und der Küche eingenommen. Die Wirtsstube ist mit den beiden Speiseräumen verbunden, von denen der eine den Offizieren der Garnison vorbehalten ist.

Als Tarzan zurückkam, ging er in die Gaststube. Da es noch früh am Morgen war, waren die Gäste noch beim Frühstück. Als er zufällig in das Offizierzimmer hineinsah, bemerkte er dort den Leutnant Gernois. Dieser saß am Tisch, und eben kam ein weißgekleideter Araber zu ihm und flüsterte ihm einige Worte ins Ohr. Dann entfernten sich beide durch eine andere Tür.

Das wäre an und für sich nichts Auffälliges gewesen, aber während der Araber sich zu dem Leutnant herunterbeugte, fiel es Tarzan auf, daß er seinen linken Arm in einer Schlinge trug.


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