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Dreizehntes Kapitel.

Von den heiligen Wundmalen.


1) Der engelgleiche Mann Franziskus hatte die Gewohnheit, niemals im Guten läßig zu sein; ja vielmehr gleich jenen himmlischen Geistern auf der [Jakobsleiter] stieg er entweder hinauf zu Gott oder hernieder zu dem Nächsten. Denn er wußte die Zeit, die ihm von Gott zum Verdienen gegeben war, so gut einzutheilen, daß er einen Theil derselben auf die mit vieler Mühe verbundene Rettung des Nächsten verwendete, den andern der ruhigen Beschauung widmete. Wenn er sich, wie Zeit und Ort es forderten, zur Besorgung fremden Heils herabgelassen hatte, so verließ er das Getöse der Menge und zog sich in die Einsamkeit an einen für die Ruhe des Geistes geeigneten Ort zurück, um dort freier mit Gott zu verkehren und den Staub zu entfernen, der sich vielleicht durch den Verkehr mit Menschen an seine Füße gesetzt hatte. So wurde er nun auch zwei Jahre vor seinem seligen Hinscheiden, nach Vollbringung vielfältiger Arbeiten, vom Geiste Gottes getrieben, beiseits auf einen hohen Berg geführt, der Alverna heißt. Als er nun hier zu Ehren des heiligen Erzengels Michael seiner Gewohnheit gemäß die [vierzigtägige] Fasten angefangen hatte, ward er überschwänglicher als sonst mit der Süßigkeit himmlischer Beschauung übergossen, und von der Hochgluth heiliger Begierden entflammt, fühlte er die Gaben des heiligen Geistes in größerer Fülle seiner Seele mitgetheilt. Er hatte sich ja zu dieser Höhe nicht erhoben, um vorwitzig die Majestät Gottes zu ergründen, und dann von ihrer Herrlichkeit erdrückt zu werden; sondern um als getreuer und kluger Knecht seines Herrn Willen zu erforschen, dem er mit heißestem Verlangen in Allem sich vollkommen gleichförmig machen wollte. Daher ward ihm auch durch innere göttliche Erleuchtung geoffenbart, Christus wolle ihm bei Eröffnung des Evangelienbuches kund thun, was Gott an ihm und in Bezug auf ihn am angenehmsten sei. Nachdem er nun ein recht andächtiges Gebet verrichtet hatte, läßt er seinen Gefährten, der ein wahrer Freund Gottes und ein heiliger Mann war, das Evangelienbuch vom Altare nehmen und im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit öffnen. Dreimal läßt er das Buch aufschlagen und jedesmal trifft er »die Leidensgeschichte des Herrn«. Hieraus erkannte der von Gott erfüllte Mann, daß er, wie er Christus nachgeahmt habe in den Werken seines Lebens, nun auch vor seinem Hinscheiden aus dieser Welt ihm ähnlich werden solle in den Schmerzen seines Leidens. Und wiewohl er schwach war am Leibe, weil er bisher ein sehr strenges Leben geführt und Christi Kreuz stets getragen hatte; so ward er doch nicht erschreckt durch Ankündigung neuer Leiden, sondern vielmehr um so mächtiger entflammt zur Erduldung des Marterthums. Denn die unüberwindliche Liebesgluth zu Jesus war in ihm zu Feuer und Flammen ausgebrochen, so daß selbst viele Wasser seine starke Liebe nicht auszulöschen vermochten.

2) Wie nun Franziskus durch die seraphische Gluth heiliger Begierden aufwärts zu Gott erhoben und im süßen Mitgefühle in den umgestaltet ward, der aus übergroßer Liebe für uns wollte gekreuzigt werden, sah er eines Morgens gegen das Fest der Kreuzerhöhung, während er am Abhange des Berges betete, einen Seraph mit sechs feurigen und strahlenden Flügeln von des Himmels Höhe zu ihm herniedersteigen. Und da der Seraph im schnellsten Fluge in die Nähe des Mannes Gottes gekommen war, erblickte der Heilige zwischen den Flügeln desselben die Gestalt eines gekreuzigten Menschen, Hände und Füße in Kreuzesform ausgestreckt und an ein Kreuz geheftet. Zwei Flügel erhoben sich über das Haupt, zwei waren ausgestreckt zum Fliegen, und zwei bedeckten den ganzen Leib. Bei dieser Erscheinung ergriff ihn heftiges Staunen, und Freude mit Kummer vermischt kam in seine Seele. Er freute sich nämlich über den gnadenvollen Blick, mit dem er sich von Christus unter der Gestalt des Seraphs angeschaut sah; aber der Anblick des gekreuzigten Jesus durchbohrte seine Seele mit dem Schwerte innigsten Mitleides. Was ihm jedoch bei diesem so unerforschlichen Gesichte die größte Verwunderung einflößte, war dieses, daß er wußte, es lasse sich die Schwachheit des Leidens mit der Unsterblichkeit eines Seraphs nicht vereinigen. Indeß erkannte der Freund Christi bald durch höhere Offenbarung, dieses Gesicht sei ihm von der göttlichen Vorsehung deshalb gezeigt, um ihn zu belehren, daß er nicht durch das Martyrium des Leibes, sondern durch das Liebesfeuer der Seele gänzlich in das Bild des gekreuzigten Heilandes solle umgestaltet werden.

3) Als nun die Erscheinung verschwand, ließ sie in dem Herzen des Heiligen einen wunderbaren Brand zurück; aber auch seinem Leibe drückte sie ebenso wunderbare Zeichen ein. Denn alsbald erschienen an seinen Händen und Füßen die Malzeichen der Nägel, wie er sie kurz vorher an dem Gekreuzigten gesehen hatte, der ihm erschienen war. Hände und Füße waren nämlich in der Mitte mit Nägeln durchbohrt, deren Köpfe in der Mitte der Hand und am obern Theile der Füße sichtbar waren, deren Spitzen aber am entgegengesetzten Theile hervortraten. Die Köpfe der Nägel an Händen und Füßen waren rund und schwarz, während die Spitzen derselben länglich gekrümmt und wie umgeschlagen aus dem Fleische selbst hervortraten. Die rechte Seite war wie von einer Lanze durchstochen und mit einer röthlichen Narbe umzogen; heiliges Blut floß häufig aus dieser Seitenwunde und benetzte Ober- und Unterkleider.

4) Da aber der Diener Christi die Wundmale seinem Leibe so eingedrückt sah, daß er sie vor seinen vertrauten Freunden nicht geheim halten konnte, und dabei das Geheimniß des Herrn bekannt zu machen fürchtete, gerieth er in einen heftigen Kampf mit sich selbst, ob er ihnen die Erscheinung offenbaren oder verschweigen sollte. Um sich von dieser Seelenangst zu befreien, rief er einige Mitbrüder herbei, stellte ihnen in allgemeinen Worten seine Zweifel vor und bat um ihren Rath. Ein gewisser Mitbruder, Illuminatus (der Erleuchtete) genannt und durch die Gnade wahrhaft erleuchtet, erkannte aus dieser Mittheilung und der großen Bestürzung des heil. Mannes daß er wunderbare Dinge müsse geschaut haben. Darum sprach er zu ihm: Wisse mein Bruder! nicht blos um deinet-, sondern auch um anderer willen werden dir zuweilen göttliche Geheimnisse geoffenbart. Wenn du also das verheimlichest, was du zum Nutzen für viele empfangen hast, so mußt du mit Recht fürchten, daß du strafbar erfunden werdest wegen des vergrabenen Talentes. Durch diese Worte wurde der Heilige bewogen, wenn auch mit vieler Furcht, den Hergang der gedachten Erscheinung zu erzählen, wiewohl er sonst zu sagen pflegte: Mein Geheimnis; ist für mich. Nach dieser Mittheilung fügte er noch die Bemerkung hinzu: Derjenige, der ihm erschienen sei, habe ihm Einiges gesagt, was er bei Lebzeiten niemals einem Menschen eröffnen könne. Man darf wohl glauben, daß die Worte jenes Seraphs, der ihm wunderbar am Kreuze erschien, so geheimnißvoll waren, daß es Menschen vielleicht nicht erlaubt ist, sie auszusprechen.

5) Nachdem also die wahre Liebe Christi ihren Liebhaber in dasselbe Bild umgestaltet hatte, stieg der evangelische Mann nach Vollendung der vierzigtägigen Fasten, die er zu halten sich vorgenommen hatte, kurz vor dem Feste des Erzengels Michael vom Berge herab, das Bild des Gekreuzigten mit sich tragend, nicht auf steinernen oder hölzernen Tafeln gezeichnet von des Künstlers Hand, sondern den Gliedern seines Leibes eingepragt von der Hand des lebendigen Gottes. Und weil es gut ist, das Geheimniß des Königs zu verbergen, so suchte der Mann Gottes die heiligen Male nach Kräften zu verheimlichen. Da es aber Gottes Sache ist, zu seiner Verherrlichung das Große bekannt zu machen, das er wirkt: so hat der Herr selbst, der jene Male im Geheimen eingedrückt hatte, durch dieselben vor aller Welt gewisse Wunder gewirkt, damit die geheime und wunderbare Kraft der Wundmale durch die augenscheinliche Klarheit der Wunderzeichen offenbar wurde. Hier nur einige Wunder.

6) In der Landschaft Rieti wüthete eine verheerende Seuche an Rindern und Schafen, und die erkrankten Thiere konnten durch kein Mittel gerettet werden. Aber ein gewisser gottesfürchtiger Mann wurde des Nachts durch ein Gesicht ermahnt, sich eiligst zu der Einsiedelei der Minderbrüder zu begeben und das Wasser, womit der Diener Gottes Franziskus, der zu dieser Zeit dort verweilte, Hände und Füße gewaschen hatte, zu holen und damit alle Thiere zu besprengen. Am folgenden Morgen begab sich der Mann an den gedachten Ort, erhielt von den Genossen des heil. Mannes im Geheimen das Wasser und besprengte damit alle erkrankten Rinder und Schafe. Nun siehe, Wunder! Kaum hatte nur ein Tropfen von diesem Wasser die kranken, auf dem Boden dahingestreckten Thiere berührt, so erhielten dieselben plötzlich ihre frühere Frische wieder, und eilten auf die Weide, als ob sie kein Uebel gehabt hätten. So wich durch die wunderbare Kraft jenes Wassers, das die heiligen Wunden berührt hatte, die ganze Plage vollständig, und die tödtliche Seuche ward von den Heerden vertrieben.

7) Bevor der heilige Mann auf dem Berge Alverna verweilte, bildete sich auf demselben fast alljährlich eine Hagelwolke, und ein heftiges Gewitter zerstörte die Feldfrüchte ringsumher; aber nach jener glücklichen Erscheinung hörte der Hagel zur Bewunderung der Bewohner auf, und so verkündigte selbst der außergewöhnlich heitere Himmel die Erhabenheit jener Erscheinung und die Kraft der dort eingedrückten Wundmale.

8) Einmal mußte er zur Winterszeit wegen Leibesschwäche und der Rauheit des Weges auf dem Esel eines armen Mannes reiten; und da er durch den Schnee und die hereinbrechende Nacht gehindert wurde, die Herberge zu erreichen, so ward er, um irgendwie den Unannehmlichkeiten des Wetters zu entgehen, genöthigt, unter dem Abhange eines hervorragenden Felsen zu übernachten. Da nun der Heilige bemerkte, daß jener arme Mann sich beklagte, seufzte und murrte, sich hin und her warf, weil er mit dünnen Kleidern bedeckt, vor großer Kälte nicht schlafen konnte; so berührte er, von dem Brande göttlicher Liebe entzündet, denselben mit seiner ausgestreckten Hand. Und in der That wunderbar! Bei der Berührung jener heiligen Hand, die da glühete, wie jener Stein, womit der Engel des Isaias Lippen berührte, verschwand plötzlich bei dem Manne alle Kälte, und eine solche Hitze kam von innen und außen über ihn, als wäre aus der Röhre eines glühenden Ofens eine gewaltige Gluth auf ihn ausgeströmt. Gleich nach dieser Berührung ward er gekräftigt an Leib und Seele und schlief unter Felsen und Schnee bis zum Morgen so sanft, wie er noch niemals zuvor im eigenen Bette geruht hatte; diese Aussage hat der Mann später selbst gemacht. Es steht also durch offenkundige Zeichen fest, daß ihm jene heiligen Siegel durch die Kraft dessen eingedrückt sind, der durch seraphische Wirkung reinigt, erleuchtet und entflammt; sie befreiten ja von der Pest und brachten den Körpern durch eine wunderbare Wirksamkeit Gesundheit, Heiterkeit und Wärme. Dieses wird bestätigt durch die noch augenscheinlicheren Wunder nach seinem Tode, die später mitgetheilt werden.

9) Wiewohl aber der heilige Mann selbst den im Acker gefundenen Schatz mit aller Sorgfalt zu verbergen suchte, und deshalb die Hände fast immer bedeckt hielt und seit jener Zeit beschuhet einherging; so konnte er doch nicht verhüten, daß einige die Male seiner Hände und Füße sahen: denn gesehen haben sie bei seinen Lebzeiten viele Mitbrüder. Und obgleich jene Männer wegen ihrer vorzüglichen Heiligkeit in Allem glaubwürdig sind, so haben sie doch, um jeden Zweifel zu entfernen, eidlich versichert, daß der Mann Gottes die Wundmale gehabt und sie dieselben gesehen haben. Gesehen haben sie einige dem heiligen Manne sehr befreundete Kardinäle, und diese haben in Prosa, in Liedern und Antiphonen, die sie zu Ehren desselben verfaßten, die Wundmale verherrlicht und durch Wort und Schrift der Wahrheit Zeugniß gegeben. Selbst der Papst Alexander versicherte in einer Predigt, die er vor vielen Brüdern in meiner Gegenwart hielt, er habe bei Lebzeiten des Heiligen jene heiligen Zeichen mit eigenen Augen geschaut. Gesehen haben sie nach dem Tode desselben mehr als fünfzig Brüder; gesehen hat sie die gottgeweihte Jungfrau Klara mit allen ihren Schwestern; gesehen haben sie endlich unzählige Weltleute, und sehr viele aus ihnen haben dieselben aus Andacht geküßt und zur größeren Glaubwürdigkeit ihres Zeugnisses mit den Händen berührt. Hierüber soll an seinem Orte Näheres mitgetheilt werden.

10) Die Seitenwunde verbarg er so sorgfältig, daß Niemand dieselbe bei seinen Lebzeiten anders als verstohlener Weise sehen konnte. Ein Bruder, der ihn sorgfältig zu bedienen pflegte, brachte ihn mit frommer Vorsicht dahin, daß er sein Kleid ablegte, damit es ausgestäubt würde. Beim Auskleiden gab er nun genau Acht und sah wirklich die Seitenwunde; auch berührte er durch eine schnelle Bewegung dieselbe mit drei Fingern, um durch Sehen und Tasten die Größe der Wunde zu erkennen. Unter einer ähnlichen Vorsicht sah dieselbe auch jener Bruder, der damals sein Vikarius war. Auch der Begleiter des Heiligen, ein Bruder von bewunderungswürdiger Einfalt, berührte zufällig, indem er die Hand durch die Kaputze steckte, um den kranken Rücken desselben zu behandeln, die heilige Wunde und verursachte ihm heftige Schmerzen. Seit dieser Zeit trug er Beinkleider, welche bis zur Achselhöhle hinaufreichten und die Seitenwunde bedeckten. Auch die Brüder, welche seine Unterkleider wuschen und das Oberkleid zu Zeiten ausstäubten, fanden dieselben mit Blut geröthet und gelangten durch dieses offenbare Zeichen unzweifelhaft zur Kenntniß der heiligen Wunde, die sie nebst vielen Andern nach seinem Tode betrachtet und verehrt haben.

11) Wohlan denn, entschlossener Krieger Christi! trage die Waffenrüstung deines unbesiegbaren Feldherrn; mit dieser herrlichen Rüstung wirst du alle deine Widersacher besiegen. Bei deinem Anblicke werden alle Streiter des Heeres Gottes ermuthigt. Trage auch das Siegel Christi, des höchsten Bischofs, damit hierdurch deine Worte und Thaten von Allen mit Recht als untadelhaft und ächt angenommen werden; denn wegen der Wundmale des Herrn Jesus, die du an deinem Leibe trägst, darf dich jetzt Niemand mehr belästigen, ja vielmehr soll jeder Diener Christi mit aller Liebe dir zugethan sein. Denn durch diese ganz gewissen Zeichen, die nicht etwa von zwei oder drei Zeugen, was hinreichend wäre, sondern zum Ueberfluße von sehr vielen bestätigt worden sind, werden die Zeugnisse Gottes an dir und durch dich überaus glaubwürdig gemacht und benehmen den Ungläubigen jeden Schein einer Entschuldigung; die Gläubigen aber werden durch sie gestärkt im Glauben, durch die Zuversicht der Hoffnung nach oben gezogen und vom Feuer der Liebe entzündet. Jetzt ist wahrhaft erfüllt das erste Gesicht, das du gesehen und das dir andeutete, daß du im Kriegsdienste Christi zum Führer erkoren und mit himmlischen Waffen, herrlich durch das Zeichen des Kreuzes, geschmückt werden solltest. Jetzt ist auch unzweifelhaft für wahr zu halten jenes Gesicht beim Anfange deiner Bekehrung, wo der Gekreuzigte dir erschien und deine Seele durchbohrte mit dem Schwerte des mitleidenden Schmerzes; aber auch für wahr zu halten ist jene Stimme, die ausging vom Kreuze, als dem erhabenen Throne Christi und dem geheimen Gnadenstuhle, wie du mit eigenen Worten bekräftigt hast. Jetzt beglaubigt und bestätigt sich wahrhaft, daß es nicht ein Phantasiegebilde, sondern himmlische Offenbarung war, als beim Fortgange deiner Bekehrung der Bruder Silvester ein Kreuz wunderbar aus deinem Munde hervorgehen, und der heilige Pacifikus gekreuzte Schwerter deinen Leib durchbohren sah, und der englische Mann Monaldus dich in Kreuzesform in die Luft gehoben erblickte, während der heilige Antonius über den Titel des Kreuzes predigte. Und daß dir endlich gegen Ende deines Lebens zugleich die erhabene Gestalt des Seraphs und das demüthige Bild des Gekreuzigten gezeigt wird, dich innerlich entzündend und äußerlich bezeichnend als einen andern Engel, der vom Aufgange der Sonne aufsteigt, auf daß du an dir habest das Siegel des lebendigen Gottes. Dieses alles bekräftigt das früher Gesagte, und erhält selbst von diesem das Zeugniß der Wahrheit. Siehe schon sieben Erscheinungen des Kreuzes Christi sind nach einer gewissen Zeitfolge an dir geschehen und in Bezug auf dich gezeigt, und wie auf sechs Stufen bist du gelangt zur siebenten Erscheinung, bei der du schließlich ruhest. Denn Christi Kreuz, das dir beim Anfange deiner Bekehrung dargereicht, das du auch angenommen und dann im Fortgange deiner Bekehrung durch das erprobteste Leben stets an dir getragen hast, auch Andern zum Beispiele: dieses Kreuz zeigt mit solcher Klarheit, daß du den Gipfel der evangelischen Vollkommenheit glücklich erreicht habest, daß diesen Beweis christlicher Weisheit, in den Staub deines Leibes geschrieben, kein wahrhaft Frommer verwerfen, kein wahrhaft Gläubiger bestreiten, kein wahrhaft Demüthiger geringachten kann, da er ja von Gott eingedrückt und aller Annahme würdig ist.


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