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Mit welcher Sehnsucht hatte ich gewünscht, daß mein Mann bei der Besetzung der Pastorenstelle in Rendsburg gewählt werden möchte, und wie heiß war mein Dank, als mein Wunsch tatsächlich erfüllt wurde.
Mit welchem Glücksgefühl durchschritt ich die Straßen der Stadt, die von nun an meine Heimat war, aus der ich nie wieder weg wollte.
Als ich das alte Rathaustor durchschritt, war mir, als öffne sich hinter dem altertümlichen Bogen eine neue, schöne Welt. Mein Fuß war wie beschwingt, wenn ich durch die Straßen ging und überall freundlichen Blicken begegnete. Man brachte uns Liebe und Vertrauen entgegen, ohne daß wir noch Zeit und Gelegenheit gehabt hatten, uns diese kostbaren Güter zu erwerben. Ich war tief bewegt. Wie weit plante ich voraus! Dies war erfüllte Sehnsucht. Konnte ich dies Leben festhalten, lange, lange!
Meine Mutter besuchte uns mit der Absicht, recht lange bei uns zu bleiben. Sie war mit uns so glücklich über den Wechsel. Schon nach acht Tagen wurde sie krank, und nach weiteren acht Tagen wurde sie heimgerufen.
Ihr Tod warf den ersten Schatten auf unser Glück.
»Wenn der Geist soll auferstehn,
Muß die Form in Stücke gehn.«
Groß und frei wuchs ihr Bild in meiner Seele.
Nur drei Jahre durften wir uns über unser neues Heim freuen, da traf uns ein Schlag, der plötzlich unser ganzes Leben dunkel und kalt machte.
Mein Mann hatte eine Beerdigung auf dem Lande, jenseits des Kaiser Wilhelm-Kanals.
Der sechste Januar war ein ungewöhnlich kalter Tag. Als der Wagen auf die Fähre kam, wurden die Pferde, wahrscheinlich durch die Glätte, scheu, sie durchbrachen die dünne Absperrkette und rissen den Wagen in die Tiefe.
Auf dem Schreibtisch lag der Text zur Leichenpredigt, die mein Mann hatte halten wollen, er hielt sie jetzt uns, – mir und meinen Kindern und seiner Gemeinde. Der Text aber lautete: »Kommt, wir wollen wieder zum Herrn: denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden.«