Ludwig Anzengruber
Gedichte
Ludwig Anzengruber

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Sprüche.

Aus dem Nichts erwachen wir,
Tauchen wundernd aus der Erde,
Wie aus Moorgrund nicht'ge Blasen,
Und vergehen rasch wie sie.
Wie Gewürm so winden wir
Uns in einem wirren Knäuel,
Vergewaltigt durch uns selber,
Für ein andres ohne Sinn,
Und die kargbemessne Zeit
Nützen wir, um wenig Gutes,
Vieles Böse zuzufügen
Unserm eigenen Geschlecht!

Was du im Leben dir auch magst erringen,
Darüber bist gar bald du aufgeklärt,
Nur in dem Streben lag der ganze Wert
Von all den heißersehnten Dingen
Und in dem bißchen Freude am Gelingen.
Wer dieses Sein zu loben ist gewillt,
Der mag es,
Und wem es dünkt, ein übel Spiel gespielt,
Der klag' es,
Doch der, der gerne für vernünftig gilt,
Der trag' es.

Worin sich alle weisen Männer einen,
Aus grauer Zeit, aus jüngsten Tagen,
Wenn wir sie um den Wert des Lebens fragen,
Daß sie mit düstrer Stirne meinen:
Nicht eine Thräne sei es wert zu weinen,
Noch eine Lache aufzuschlagen.

Das Tragische im Leben, auf der Bühne,
Ihr stempelt es zu einer eignen Sorte,
Ihr sucht nach Schuld, ihr fordert eine Sühne
Und Schuld und Sühne sind nur Menschenworte,
Sind klein nur gegen des Geschickes Walten,
Und wollt ihr euch an selbe ängstlich halten,
So könnt ihr auch nur Kleinliches gestalten.


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