Ludwig Anzengruber
Gedichte
Ludwig Anzengruber

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»Lichter.«

I.

Jedem, der sich zu den Malern zählt,
Dem birgt der Farbenkasten eine Welt,
Eine große, eine kleine,
Aber immerdar die – seine!

II.

Wer uns enthebt, erst nachzufragen,
Des Kunst uns alles weiß zu sagen
Und uns den Katalog erspart,
Der schafft ein Bild von guter Art!
Doch treffe den Apollos Strafe,
Der ganze Spalten lang erklärt,
So daß dem unwillkomm'nen Schlafe
Man nur mit Not und Mühe wehrt.

III

Wer nackter Schönheit gibt die volle Ehre,
Sie hinzustellen weis; in aller Hehre,
Die sie geziert seit Weltenanbeginn,
Den klagt nicht an, wenn wider seinen Sinn
Manch Satyrhaupt mit breiten Nüstern
Sich auch nach solchem Bildnis lauschend reckt;
Der Tiermensch selbst, er wird nicht lüstern,
Wenn ihn ein Schauer höhern Schauns durchschreckt.
Doch mögt die Bilder ihr getrost verhängen,
Vor denen Männer weichen, Satyr'n drängen,
Denn solltet ihr dort keine Näht'rin sehn
In seifenschaumgeborner Schönheit stehn,
Dann droht euch schlimm're Augenweide;
Es wirft sich Lüsternheit in vollen Staat
Und bietet in zerknülltem Kleide
Den Ekel euch in Sammet und Brokat!

IV.

Gegossen wird nun und gehauen,
Was sich im »Brockhaus« finden will,
Es ist heuttags das Denkmalbauen
Ein sehr beliebt' Gesellschaftsspiel,
Just was man so ins Haus bedürfe,
's langt nicht für höhere Entwürfe;
Es scheint, man will nur eben
Das Kleingewerbe heben.


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