Ludwig Anzengruber
Gedichte
Ludwig Anzengruber

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Mondnacht im Gebirge.

So stumm und reglos ruhen Berg und Thal
In vollem Mondenlicht,
Fern in den Lüften webet leiser Hall;
Die Stille unterbricht
Nur hurtiges Wassergerinne,
Silbern schäumend;
Es ist als ob die Welt
Auf etwas sich besinne,
Das ihr entfällt,
Das unterdess'
Sie wieder vergess',
Weiter träumend.

Doch nie und nimmer kommt die eine Nacht
Im hellen Vollmondlicht,
Wo sie, den Traum abschüttelnd, auferwacht,
Wo sie ihr Schweigen bricht.
Es mögen die Wasser versanden
Und versiegen,
Es mag der Menschen Herz
In weher Sehnsucht Banden
Vergehn vor Schmerz; –
So vor wie nach,
Sie bleibet gemach
Und verschwiegen.

So strecke dich denn auf das weiche Moos,
Blick auf zum Himmelsraum
Und wähne dich wie auf der Mutter Schoß
Und träum ihn mit den Traum.
Dann wird, was das dämmernde Weben
Rings verklärte, –
Die selbstvergessne Ruh, –
Auch froh die Brust dir heben:
»Wie schön bist du,
Monderhellt,
Herrliche Welt!
Mutter Erde!«


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