Ludwig Anzengruber
Gedichte
Ludwig Anzengruber

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Weisung.

(November 1887.)

Ich stand vor manchem schon betroffen,
Der Pinsel und Palette führt,
Und dessen steifes, festes Hoffen
Mich oft beinahe hätt' gerührt.
Er zog ins Land, studierte immer
Und wies mit freud'gem Hoffnungsschimmer
Den Skizzen-Wust, den er erzielt,
Und schien ihm etwas recht zu taugen,
Da rief er mit verzückten Augen:
»Das gäb' ein Bild!«

Es mußte doch nicht sein das Wahre,
Wie er die Sache nahm zur Hand,
Er trieb es so durch viele Jahre,
Nichts halfen Leute ihm und Land,
Denn was er malte, konnte Laien
Und Kenner nimmermehr entzweien,
Weil keiner etwas darauf hielt;
Und was er eifervollen Strebens
Auch schuf die Tage seines Lebens,
Gab nie ein Bild.

Der soll sich nicht mit Kunst belasten,
Der die Natur wie jeder sieht,
Er schleppt 'nen Photographenkasten,
Der nur die Schulter schief ihm zieht:
Wem irgend Großes noch gelungen,
Der hat sich's selber abgerungen,
Ob zart und mild, ob stark und wild!
Hast du nur deinem Werke eben
Aus eignem Ich was zugegeben.


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