Ludwig Anzengruber
Gedichte
Ludwig Anzengruber

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Zeit und Welt.

Neujahrsgruß.

(Dezember 1883.)

Siehst du in steter Eil' verrauschen
Im Zeitenstrome Jahr für Jahr,
Nicht neig dein Ohr, um bang' zu lauschen
Der Zukunft, die nie offenbar;
Das Aergste, was dir bleibt zu tauschen,
Es birgt nicht Schrecken noch Gefahr, –
Wenn weit vom Ziel dein Hoffen traf,
So gibst du Traum für tiefen Schlaf.

Die fromme Hoffnung unbestritten,
Doch wär' dies Aergste nicht so arg.
Was einer hier auf Erd' gelitten,
Was ihm das Leben Arges barg,
Das lag des Wegs, den er durchschritten,
Von seiner Wiege bis zum Sarg
Und wenn auch nichts verklärt' sein Leid,
Es starb mit ihm für alle Zeit.

Mit frohem, freiem Herzensschlage
Verlebe deines Daseins Frist,
Bedenk, daß du nach alter Sage,
Die hohe Weisheit in sich schließt,
Schon seit dem letzten Schöpfungstage
Der Herr dahier auf Erden bist,
Und was geschieht, wirkst du allein,
Verdienst, wie Schuld, o Mensch, sind dein!


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