Ludwig Anzengruber
Gedichte
Ludwig Anzengruber

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Vorbericht der Herausgeber

Ludwig Anzengruber hat seine Gedichte weder für eine besondere Buch-, noch für diese Gesamtausgabe durchgesehen und geordnet. Wir waren deshalb bemüßigt, die vorliegende Auswahl nach unserem eigenen Ermessen zu treffen.

Von den ungedruckten Gedichten der ersten Periode (1859–1863) haben wir außer den in der Einleitung mitgeteilten, biographisch bedeutsamen, nur zwei aufgenommen, welche Anzengruber selbst, wie er uns gelegentlich sagte, bemerkenswert erschienen. Dem »Lied vom Leiden« hat er 1867 wohl noch die erste Stelle in den »Gedichten« zugedacht; späterhin, 1884, nannte er es jedoch ein »gutgemeintes, aber minder gelungenes Opus«, aus welchem deshalb nur die folgenden zwei bezeichnenden Strophen herausgehoben sein mögen:

O Leid, so allgewaltig du,
Das in Palast und Hütte wohnt
Und jeden trifft und keinen schont,
Du nahest dich und trittst herzu.
Ob überrascht, ob schon bereit,
Du bist doch Leid und bleibst doch Leid,
Bleibst doch Leid!

Ja, Leid, du allgewalt'ge Macht,
Der Mensch bleibt stets von dir bedroht
Von Schmerz, von Neid, von Sorg', von Not.
Das Menschenherz aus seiner Nacht
Erweckst du, machst es groß und weit,
So hat sein Gutes auch das Leid,
Ja, das Leid!

Dagegen glaubten wir die Gedichte, welche Anzengruber seit dem Jahr 1870 in Zeitschriften, Kalendern, teilweise auch in dem Sammelbande »Kleiner Markt. Novellen, Skizzen und Gedichte (Breslau, Schottländer, 1883)« veröffentlichte, fast ohne Ausnahme in die gesammelten Werke einreihen zu sollen.

Die »Einfälle und Schlagsätze« endlich geben wir als Proben aus Hunderten, von Anzengruber nur teilweise gesichteten Aphorismen, in welchen sich der Dichter »über Welträtsel und Verwandtes«, »über Litteratur und Verwandtes«, »Politisches«, »über Liebe und Ehe und Mädchen und Frauen« sehr unumwunden und kernig, nur in seltenen Fällen aber zensurfähig äußerte.

Wien, im Mai 1890.

A. Bettelheim. V. Chiavacci. V. K. Schembera.



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