Sagen aus Schlesien
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Die Zwergenhochzeit auf Schloß Bünau

Die Schloßherrin auf Bünau lag einst ganz allein in ihrem Schlafgemach. Da sprang plötzlich die Tür auf, und ein kleines Männchen trat zu der Frau ans Bett und fragte bescheiden, ob sie erlauben wolle, daß die Zwerge hier in der Stube Hochzeit hielten; sie würden nicht viel Lärm machen und wenig Raum in Anspruch nehmen; sie wollten zufrieden sein, wenn sie sich nur unter dem Ofen aufhalten dürften. Die Öfen standen nämlich auf geschnitzten Reinen, so daß unter jedem ein hohler Raum war.

»Ja, ja, kommt nur und haltet eure Feier!« erwiderte die Frau. Darauf zog das kleine Völklein mit Musikanten, mit dem Brautpaar und den Hochzeitsgästen in das Gemach, und alle aßen, tranken und tanzten unter dem Ofen. Als sie damit zu Ende waren, schritt das kleine Männchen wieder zur Schloßfrau ans Bett, bedankte sich höflich, gab ihr drei Brötchen und sagte:

»Solange die Brötchen im Besitz deiner Familie bleiben, wird es dir und allen deinen Nachkommen gut gehen.«

Die Frau ließ die Brötchen im großen Turm des Schlosses einmauern, und es ist der Familie mehrere Jahrhunderte gut gegangen. Als der Turm aber bei einer Feuersbrunst zerstört wurde und die Brötchen mit verbrannten, änderte sich alles. Es ging der Familie immer schlechter, das Schloß verfiel und öde blickt es heute in die Lande.

 


 


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