Sagen aus Schlesien
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Der Mann ohne Kopf

Bei der elezchen Fichte, am Spitzbergsattel, führt der Ober-Tannwald und Brand verbindende Weg vorbei. An dieser Stelle traf einst der alte Glöckltöppr einen Mann ohne Kopf, er zog einen Handschlitten hinter sich her. Der furchtlose Bauer folgte dem Mann und als er beinahe ihn fassen konnte, erhob sich ein Sturzwind, die Finsternis brach plötzlich ein und Mann und Schlitten waren verschwunden. Der Bauer kam ab vom Wege und erst nach stundenlangem Herumirren in den Spitzbergwäldern fand er den Weg.

Ein Mann, der mal vom Hauen kam, hörte, es hatte eben geregnet, ein Tratschen hinter sich. Er glaubt, es sei ein zweiter Mäher und fragt: Nu, Anton, kimmst de schunt? Da steht auch schon einer hinter ihm, der keinen Kopf hat und mit den Händen seltsame Bewegungen macht. Er erschrickt und läuft mehrere Schritte, bis er mit seiner Sense niederfällt. Als er im Weitergehen sich umblickt, sieht er, wie der Mann ohne Kopf auf dem Zinnasteg nur immer hin- und hergeht, ohne ihn weiter zu verfolgen.

An der Kapelle in Oberöls stellte ein Mann ohne Kopf einen Soldaten. Als sich des Reiters Roß nicht von der Stelle rührte, glaubte er, jemand halte es fest und rief: Laß los! Die zweite und dritte Aufforderung blieb ebenso erfolglos wie die erste. Da hieb der Reiter zu. Der Säbel klang und sprang mitten entzwei. Jetzt sah er auch den Mann ohne Kopf neben dem Pferde stehen. Ihm graute, aber es dauerte eine volle Stunde, ehe das Pferd sich rührte.

Um Schnaumrich, einer Bergkuppe neben dem Kitzelberg bei Kauffung, hat vor Jahrhunderten ein Bergmann im Streit den Vater über die Felsen hinuntergestoßen. Aber dann fand er keine Ruhe mehr und stürzte sich schließlich selbst hinab. Nun geht er um, und zwar erscheint er als flüchtig forteilender Mensch, den Kopf unter dem rechten Arm. Man nennt den Spuk das Schnaumrichmännchen. Es muß so lange alljährlich wiederkommen, bis jemand an den Felssturz ein Sühnekreuz setzen und sieben Messen wird lesen lassen.

 


 


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