Sagen aus Schlesien
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Toter verteidigt seine Grabstätte

Dem Bauer X. in einem Dorfe bei Glatz war, wie es schien, das Glück durchaus feindlich gesinnt. Was er angriff, um seine Lage zu verbessern, das mißglückte, und was er fürchtete, das traf sicher ein. Schließlich starb er auch noch eines jähen Todes. Kaum war er begraben, da tauchte das Gerücht auf, er habe sich das Leben genommen. Da dieses Gerede immer allgemeiner wurde, so beschloß der Pfarrer auf Fordern der Gemeinde trotz des Protestes der Witwe, daß die Leiche aus dem geweihten Acker herausgenommen und an die Stelle der Selbstmörder gelegt würde. Der Totengräber, mit der Ausführung dieses Beschlusses betraut, begann seine Arbeit, ließ jedoch bald wieder davon ab; denn eine unerklärliche Angst befiel ihn, er machte sich neuen Mut und stieß den Spaten nochmals in die Erde – aber nie wieder, denn eine unsichtbare Gewalt schleuderte ihn samt seinem Werkzeuge ein großes Stück fort. jetzt hatte der Begrabene lange Zeit Ruhe. Erst nach Jahren, als jener alte Totengräber längst die letzte Ruhestatt erhalten hatte, und ein neuer an seine Stelle getreten war, da versuchte es dieser, das unheimliche Grab zu öffnen. Indessen kam auch er nicht tief hinein. Denn kaum hatte er einige Schaufeln vom Hügel abgestochen, da erhielt er von unten aus einen Stoß, daß er betäubt niedersank und mehrere Stunden ohne Besinnung liegenblieb. Seitdem hat niemand den Schlummer des unglücklichen Verleumdeten gestört.

 


 


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